Fantasy Island - Review des Piloten
Reboots sind seit einigen Jahren pro TV-Season in mindestens einer Serie zu finden. Ob sie erfolgreich sind oder nicht, hängt letztlich von verschiedenen Faktoren ab, wie beispielsweise, Drehbuch, Cast aber vor allem am Geschmack der Zuschauer*innen. Der US-Sender FOX hat mit "Fantasy Island" für die TV-Season 2021/2022 ein Reboot unterbracht, bei dem die Originalserie bereits ab 1977 bei ABC zu sehen war. Nun hat man mit Roselyn Sanchez ("Devious Maids") das Format neu aufgelegt und erzählt eine Geschichte, die begeistern soll. Ob sie bei mir Begeisterung ausgelöst hat, werdet ihr nun erfahren.
Fantasy not a Miracle
Ehrlich gesagt mag ich keine Reboots, weil man sie ja doch zu sehr mit dem Original vergleicht und somit vielleicht dem Neuen keine 'neutrale' Chance gibt. So gesehen habe ich bei diesem Reboot keine Befürchtungen, da ich das Original nicht kenne und es mir auch vorher nicht angesehen habe. Mich hat der Inhalt angesprochen, da es mystisch und spirituell klang und das fixt mich schon an, zudem habe ich Roselyn Sanchez in "Devious Maids" ganz gerne gesehen und die Gastdarsteller*innen, die für die acht Episoden, die diese erste Staffel haben wird, angekündigt worden sind, sind mir auch keine Unbekannten.
Sanchez spielt Elena Roarke, die Tochter des verstorbenen Resort-Besitzers (Ricardo Montalbán). Zugegeben wirkt sie nicht gerade empathisch oder zugänglich, wenn man sie in den ersten Szenen betrachtet und dieser Eindruck verschwindet auch nicht ganz in dieser Pilotfolge, aber ich gehe davon aus, dass man dazu einfach noch ein bisschen Hintergrundwissen braucht, um zu verstehen, warum sie so ist, wie sie ist. Denn sie erzählt hier, dass sie nicht besonders viel Kontakt zu ihrer Familie hat und eigentlich auch gar nicht das Resort übernehmen wollte. Allerdings stand Elena nicht im Mittelpunkt, sondern ihre drei Urlaubsgäste, die die Insel bereisen und voller Sehnsucht sind. Bei diesen handelt es sich um Moderatorin Christine Collins (Bellamy Young) sowie das ältere Ehepaar Mel (David Moses) und Ruby (Stephanie Berry).
Jetzt stand in der Inhaltsangabe, dass alle Besucher*innen verändert von der Insel zurückkehren. Tja, damit ist wohl kaum gemeint, dass sie einen netten Urlaub hatten, bei dem sie sich erholen, Kraft tanken und sich die Sonne auf den Bauch brutzeln lassen. Veränderungen heißt für mich, dass man sich geistig verändert (hat) und genau das thematisiert "Fantasy Island" praktisch. Moderatorin Christine wirkt anfangs total überarbeitet, urlaubsreif und es wird offensichtlich, dass sie eine Essstörung hat, weil sie nur ans Essen denkt und richtig bösartig wird, wenn sie Donuts und Ähnliches riecht. Sie ist praktisch wirklich reif für die Insel und Fantasy Island sieht wirklich traumhaft schön aus: Sonne, blauer Himmel, blaues Meer, weißer Strand. Genauso stelle ich mir Erholungsurlaub vor. Aber wie ich schon sagte, ist damit wohl nicht diese Veränderung gemeint. Da Christine nur ans Essen denkt, bekommt sie genau das vorgesetzt und zugegeben, mir hat es auch sehr großen Appetit gemacht. Aber ein Resort, das den Fantasien der Gäste nachkommt und das war's? Nee, das glaube ich nicht! So schön die Vorstellung auch sein mag. Denn gerade bei einer Essstörung liegt wohl ziemlich nahe, dass sich dahinter ein Trauma verbirgt und es wäre wohl auch saudumm, wenn man dieses nicht gleich auch noch mit unterbringt. Schuld an Christines Essstörung ist ihr Stiefvater, der gelinde gesagt echt ein Arsch ist und noch weniger sympathisch rüberkommt als Christine. Wobei diese in meiner Augen absolut überdreht ist. Aber sie ist eben der beste Beweis, dass man Dinge aus der Vergangenheit verarbeiten muss, um sie bewältigen zu können und da wir hier von "Fantasy Island" sprechen und Fantasien ja nicht gleich bedeuten, dass man diese auch in die Tat umsetzt, fand ich die Szene, wie Christines Vater wie ein Braten am Spieß gegrillt wurde, doch durchaus passend, denn seien wir mal ehrlich: Wer hatte nicht schon mal solche Fantasien von uns? Wenn man diese alle in die Tat umsetzen würde, wären die Gefängnisse weltweit überfüllt.
Die zweite Geschichte in dieser ersten Episode dreht sich um das ältere Ehepaar Ruby und Mel. Ich mag ältere Ehepaare, denen man ansehen und spüren kann, dass sie sich noch immer lieben wie zwei frisch Verliebte. Der Grund, weshalb sie auf der Insel sind, ist aber eher ein ziemlich trauriger Natur, denn Ruby hat Krebs und nur noch wenig Zeit zu leben. Logisch, dass sie dann noch einmal das Gefühl haben und ausleben möchten, noch einmal jung zu sein. Die jüngeren Versionen der beiden werden von Kiara Barnes und Adain Bradley gespielt. Es ist irgendwie sehr toll, die beiden so glücklich, jung und unbeschwert zu sehen, doch wie auch schon bei Christine gibt es auch bei den beiden eine Vergangenheit, der sie sich stellen müssen. Mel muss nämlich erkennen, dass seine Frau auf Frauen steht. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob sie ihn damit wirklich verraten hat, denn wie sie selbst sagt, hat sie sich damals für ihn entschieden, auch wenn es vielleicht zu dieser Zeit, in der sie geheiratet haben, gesellschaftlich 'besser' gewesen ist, aber es bedeutet in meinen Augen eben auch nicht, dass Ruby ihren Mann nie geliebt hat – es war nur eine andere Art von Liebe. Genauso wie Mel, der Ruby letztlich hat gehen lassen, damit sie gesund und jung auf Fantasy Island verweilen kann, ist auch eine Art von Liebe.
Was mir noch nicht ganz klar geworden ist, warum ausgerechnet Ruby für die Insel ausgewählt wurde und was das veränderte Tattoo auf ihrem Rücken für eine Bedeutung hat. Spannend finde ich auch, wie Javier (John Gabriel Rodriquez) in das ganze Konstrukt passt.
Die Serie "Fantasy Island" ansehen:
Fazit
"Fantasy Island" wurde von FOX als Sommerserie angepriesen und als solche kommt sie in der ersten Folge auch daher... Sommerfeeling und leichte Kost, bei der man eben nicht alles allzu ernst nehmen und hinterfragen sollte. Natürlich wirft man mit dem Verweilen Rubys auf der Insel die ein oder andere Frage auf und es sind vielleicht auch schnell abgehandelte Geschichten, aber solche Serien braucht es eben auch und gerade die Pandemie und die Lockdowns haben gezeigt, wie wichtig und wohltuend es sein kann, der Realität zu 'entfliehen'.
Daniela S. - myFanbase
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