Good Sam - Review des Piloten

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Sophia Bush ist seit ihrem Durchbruch mit "One Tree Hill" aus dem TV- Geschäft eigentlich gar nicht mehr wegzudenken, doch seit ihrem Ausstieg bei "Chicago P.D." im Jahr 2017 war sie leider in keiner Hauptrolle mehr zu sehen. Zahlreiche Gastrollen hatte sie dafür in Serien wie "Jane the Virgin", "This Is Us" oder zuletzt "Love, Victor", was definitiv immer wieder Lust gemacht hat, sie längerfristig auf den TV-Bildschirmen zu erleben. Da Bush inzwischen auch als Produzentin tätig ist, gab es vor fast drei Jahren schon einmal Bemühungen mit dem Agententhriller "Surveillance" bei CBS, der nach der Pilot-Produzierung aber nicht fortgesetzt wurde. Nun hat es mit "Good Sam" endlich geklappt und da es auch noch eine Arztserie (Bush wollte früher immer Ärztin werden) geworden ist, habe ich für mich gedanklich direkt einen doppelten Haken hinter gesetzt. Wie hat mir der Auftakt zu "Good Sam" nun generell gefallen?

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Überraschenderweise muss ich sagen, dass mir die Pilotfolge von "Good Sam" ein wenig wie eine Soap Opera vorkam. Zwar ist es bekannt, dass Pilots eigene Regeln haben und gerade Vollstopfen ist auch völlig üblich und dennoch war ich doch sehr erschlagen von den ganzen Klischees, die uns in den etwa 40 Minuten präsentiert wurde. Am Anfang war es sogar noch augenscheinlicher, da im Schnelldurchlauf vieles abgehakt werden musste. Dr. Rob 'Griff' Griffith (Jason Isaacs) führt die Herzabteilung des Lakeshore Sentinel-Krankenhauses und auch seine Tochter Sam (Bush) gehört zu einem recht jungen Team, das er als selbstverliebter Gott in weiß ganz nach seinen Vorstellungen zu formen weiß. Sie denkt daher über ein anderweitiges Jobangebot nach, als der Vater durch einen Anschlag auf das Krankenhaus ins Koma fällt. Fortan führt Sam das Team, doch nach einem halben Jahr Koma will Griff sofort wieder zurück in den Sattel, doch er muss erst wieder eingegliedert werden und das unter der Aufsicht von Sam. Das ist die Ausgangslage der Serie, die uns in wenigen Minuten zu Gemüte geführt wird.

Drum herum lassen sich aber viele weitere Details noch wiederfinden. Denn auch Sams Mutter, Griffs Exfrau, Vivian Katz (Wendy Crewson), die in der Führungsetage des Krankenhauses beschäftigt ist. Sie steht ein wenig zwischen den Stühlen. Sie unterstützt ihre Tochter erbittert und glaubt an sie, aber auch mit Griff ist die Beziehung nach seiner Krankheit wieder enger geworden. Zudem hat Sam zu Beginn der Serie eine Beziehung mit Dr. Caleb Tucker (Michael Stahl-David), die sich nach dem sechsmonatigen Zeitsprung schon wieder erledigt hat. Dafür wird Edwin Hodge als Malcolm A. Kingsley neu angeführt, der als neuer Finanzchef tätig ist. Auch er arbeitet damit unter der Befehlskette seines Vaters (dieser ist Geldgeber des Krankenhauses), so dass er und Sam sich gleich ein Schicksal teilen. Aber nicht zu vergessen wäre, dass Sams beste Freundin, Dr. Lex Trulie (Skye P. Marshall), die ebenfalls im Ärzteteam tätig ist, mal eine Affäre mit Griff hatte. Ich bin sicher, dass ich in diesen Aufzählungen sogar noch weitere klischeehafte Ausgangspunkte vergessen habe, aber es war schon sehr auffällig, wie viele Geschichten hier angestoßen wurden, obwohl ich überzeugt bin, dass das gar nicht nötig gewesen wäre.

Wie ist ansonsten die Stilistik? "Good Sam" erfindet das Genre nicht neu, ist aber auch nicht einfach eine Kopie, sondern schon eher eine wilde Mischung aus vielen Arztserien. Die Beschränkung auf eine spezielle Abteilung des Krankenhauses, hier die Herzchirurgie, sowie das klein gehaltene medizinische Team erinnern stark an "Dr. House". Griff ist im Grunde auch eine Version von ihm, da das Selbstverliebte und Arrogante deutlich durchscheint. Während der von Hugh Laurie gespielte House aber vor allem unkonventionell praktiziert hat, wird zwischen Griff und Sam eher der Disput von alter und moderner Medizin aufgemacht. Während sie in den sechs Monaten alles auf den neusten digitalen Standard umgestellt hat, würde Griff am liebsten immer noch auf die weiße Tafel seine Vermutungen skizzieren. Hier ist augenscheinlich, dass sie Medizin völlig unterschiedlich verstehen, was aber auch wiederum das Team belastet, denn auf der einen Seite haben sie den erfahrenen, einschüchternden Ex-Chef und auf der anderen Seite die kumpelhafte, aber noch unerfahrene Sam, ja, für wen entscheidet man sich da? Auch die Strukturierung der Episode mit einer langgezogenen Diagnoseuntersuchung ist "Dr. House" wie aus dem Lehrbuch. Ein Infekt, der sich irgendwo in einem exotischen Land eingefangen wurde, ist dementsprechend auch schon altbekannt. Ich bin auch noch nicht sicher, ob diese Diagnosesuche weiterhin der Hauptaspekt der Serie bleiben wird, denn ich weiß nicht, wie lange das ausschließlich rund ums Herz wirklich spannend bleiben wird. Das wird sich also zeigen müssen.

Dennoch ist es eben keine Kopie von "Dr. House", weil die Serie alleine durch Sam ein echtes Herz hat, so dass auch die personale Ebene ganz anders gestaltet werden kann. Sicherlich werden die familiären Konflikte, die Beruf und Privatleben gleichermaßen tangieren werden, das Hauptaugenmerkt darstellen, aber ich hoffe doch auch sehr, dass das gesamte Team diese Serie mitgestalten wird. Dennoch ist es eine auf Sam zugeschnittene Serie, was man schon daran merkt, dass sie viele liebevolle Details verpasst bekommt. Mir ist speziell ihre Liebe für das Klavierspiel aufgefallen, was sie zunächst für die Fingerfertigkeit betreiben wollte, bis die Leidenschaft überhandgenommen hat. Dementsprechend ist die Hintergrundmusik oft von klassischen Stücken geprägt, was aber gut passt. Zudem wird angedeutet, dass sie nach einem Unfall mit ihrem Vater selbst schon am Herzen operiert worden ist. Was genau gemacht werden musste, das wurde noch nicht verraten, aber das werden wir sicher bald herausfinden. Ansonsten ist noch zu bemerken, dass die Serie einen sehr eigenwilligen humoristischen Stil hat. Während "Dr. House" von der Sprache des Sarkasmus geprägt war, ist es bei "Good Sam" eher Situationskomik. Das hätte mich eigentlich nicht verwundern dürfen, schließlich ist Jennie Snyder Urman eine der ausführenden Produzentinnen, die einen solchen Stil schon lange bei "Jane the Virgin" gepflegt hat. Aber es hat mich eben doch überrascht, weil ich mir im Vorfeld nicht vorgestellt hätte, dass Sam so auf dem Boden stehende charakterisiert werden würde. Sie ist zwar eine Respektsperson, aber sie erhebt sich über niemanden und auch als Chefin ist sie sich für nichts zu schade. Das macht sie direkt grundsympathisch und der spezielle Humor sorgt dann auch dafür, dass das Menschliche an ihr noch viel mehr in den Fokus rückt.

Da ich von dem Pilot gerade wegen der ganzen Klischees jetzt nicht so angetan bin, wie ich es mir gewünscht hätte, blicke ich gespannt auf die Zukunft der Serie. Ich habe Bushs Arbeit zwischen ihren TV-Engagements aufmerksam verfolgt. Sie ist politisch gerade während Trumps Präsidentschaft als überzeugte Demokratin sehr aktiv gewesen. Zudem hat sie seit 2019 den Podcast "Work in Progess", in dem sie immer wieder höchst unterschiedliche Gäste eingeladen hat, um mit denen persönliche, aber auch sehr brisante Themen zu besprechen. Mit ihren Ex-Kolleginnen Hilarie Burton Morgan und Bethany Joy Lenz führt sie zudem einen Podcast zu "One Tree Hill" mit dem Titel "Drama Queens". Dort geht es nach den damaligen schwierigen Setbedingungen darum, sich die Serie zurückzuerobern, weswegen es hier auch nicht immer lustig zur Sache geht, sondern auch um viel Schmerz. Damit will ich zeigen, dass Bush sehr breit interessiert ist und immer wieder auf wichtige Themen aufmerksam macht, eine Aktivistin durch und durch. Da sie bei "Good Sam" nicht nur vor der Kamera steht, sondern auch als Produzentin tätig ist, erhoffe ich mir, dass die Serie irgendwann auch mehr ihre Handschrift trägt, was für mich vor allem bedeutet, dass das Charakterliche einer Soap Opera weg muss. Der Humor, der darf wirklich sehr gerne bleiben, aber das heißt ja nicht, dass man nicht zig Klischees weglassen könnte, um dann auf herzerwärmende Geschichten mit Drama und Humor gleichermaßen zu verpacken. Das ist mein Wunsch an die Serie und ich werde weiterverfolgen, ob diese Richtung nicht doch noch eingeschlagen wird.

Fazit

"Good Sam" hat mich leider nicht wie erhofft begeistern können. Es war zwar ein typischer Pilot, wo von allem etwas zu viel war, aber gerade das Zurückgreifen auf viele Klischees hat mich doch sehr überrascht. Ich weiß nicht, ob das die Zukunft sein wird, aber ich hoffe es nicht. Ansonsten gibt es einen vielversprechenden humoristischen Unterton und einige Parallelen zu "Dr. House". Es ist deutlich moderner und hat durch den Vater-Tochter-Konflikt ein Alleinstellungsmerkmal. Zudem hat man mit Sam ein echtes Herz (wie doppeldeutig!) der Serie gefunden, die man auf Anhieb mag. Es ist also kein Grund, die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen, aber es wird dennoch spannend werden, wie sich die Zukunft von "Good Sam" gestalten wird.

Die Serie "Good Sam" ansehen:

Lena Donth – myFanbase

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