Das Serienjahr 2020 - Warum wir Maria Schrader feiern
Ein Rückblick von Simone Bauer
Die wundervolle, dunkle Lockenpracht musste für "Deutschland 89" (seit 25. September verfügbar bei Amazon Prime Video) leider dran glauben. Doch es gibt so viele Gründe mehr, Maria Schrader zu hypen. Zum Beispiel, wie sie sich trotz ihres 'Alters' in der Branche behauptet. Normalerweise sagt man ja, für Schauspielerinnen jenseits der 30 ist die Karriere vorbei – oder es gibt nur noch die Mutterrolle. Nun, die Hannoveranerin ist Jahrgang 1965 und spielt in der "Deutschland"-Reihe dennoch eine Spionin! Und dann wäre da noch ihr Emmy-Gewinn für "Unorthodox" – immerhin ist sie damit die erste Regisseurin überhaupt, die diesen wichtigen Serienpreis nach Deutschland holte. Damit wurde sie 2020 auch einem jüngeren Publikum ein Begriff. Es lohnt sich also, dieses Multitalent etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
Maria Schrader spielt gerne queere Rollen...
Bereits 1999 zog sie mit "Aimée und Jaguar" das lesbische Publikum in ihren Bann als Felice Schragenheim alias 'Jaguar'. Beruhend auf wahren Begebenheiten wird erzählt, wie sich die blonde Lilly Wust (Juliane Köhler) 1943 in eine Frau verliebte. Noch dazu eine Jüdin! Sinnliche erotische Szenen spicken das schwere Kriegsthema.
Für Amazon Prime zeigte sie in "Deutschland 86" erneut keine Berührungsängste mit demselben Geschlecht – ohne zu viel spoilern zu wollen.
... und leistet auch als Regisseurin ihren Beitrag für ausgegrenzte Communitys
Für "Unorthodox" setzt sie die Beziehung der lesbischen Mutter von Hauptfigur Esty (Shira Haas) herrlich unaufgeregt in Szene. Am Potsdamer Platz übernachten Mama Leah (Alex Reid) und ihre Partnerin in Leahs Wohnung, löffeln sich im Schlaf und existieren (fast) ohne größere Kommentierung. Für die Regie dieser Miniserie über eine Aussteigerin aus einer ultra-orthodoxen jüdischen Gemeinde in Brooklyn erhielt Schrader völlig zurecht den Emmy.
Hier leistet Schrader zudem einen Beitrag gegen Antisemitismus – und für starke Frauen hinter der Kamera. Denn zunächst einmal basiert "Unorthodox" auf der Biografie von Deborah Feldmann. Zusammen mit den Serienmacherinnen Anna Winger (die Schrader durch die "Deutschland"-Reihe kennt) und Alexa Karolinski wurde die Serie schließlich entwickelt. Mit ihrer brillanten Arbeit machten sie das unmögliche möglich: Plötzlich war eine Serie in aller Munde, deren Hauptsprache Jiddisch ist. Wer hätte sich das noch vor ein paar Jahren denken können?
Übrigens: Schrader ist keine Jüdin, spielt aber häufig eine in Zusammenarbeit mit Regisseur Dani Levy.
Maria Schrader ist Künstlerin aus Leidenschaft
Sie brach die Schule vor dem Abitur ab, um auf die Schauspielschule zu wechseln. Zur Drehbuchautorin (unter anderem über ein Beziehungsdreieck und deren "Stille Nacht") hat sie es trotzdem gebracht!
Maria Schrader sieht selbst in Achtziger-Jahre-Klamotte gut aus
Mehr noch, in Achtziger-Jahre-Klamotte aus der DDR. Klar, die Schrader hat bei "Deutschland 86" schon einmal in ihre eigene Hand aschen müssen – aber schlägt das nicht alles, was man Chuck Norris je nachsagte?
Maria Schrader ist dankbar
Ihre Tochter benannte sie nach Felice Schragenheim. Süüüß!
Maria Schrader ist eine starke Frau
Egal, ob DDR-Agentin oder Zylindertragende (Hallöchen!) Nachrichtenredakteurin während der NS-Zeit, die starken Frauen sind zumeist ihr Metier. Kein Wunder, dass Juliane Köhler neben ihr schauspielerisch verblasst! Speziell die unterschiedlichen Regiearbeiten verlangen ihr eine gewisse Autorität ab, wie Maria Schrader in einem Interview mit WELT Online verriet. Gelernt hat sie von den Besten: Sie hat mit unter anderem Doris Dörrie ("Keiner liebt mich") gedreht.
Die Serie "Deutschland 83" ansehen:
Simone Bauer - myFanbase
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