Serienentdeckungen 2021 - Teil 3
Wie jedes Jahr lassen unsere Autoren noch einmal Revue passieren, welche Serien sie 2021 nun endlich entdeckt haben. Denn schließlich kann auch der leidenschaftlichste Serienfan nicht alle Serien gleichzeitig schauen und es gibt immer wieder Lücken im Repertoire, die man versucht nach und nach zu schließen. Hier erzählen wir, wie wir auf manche alte Serien gestoßen sind und warum diese zu empfehlen sind.
Serienentdeckungen von Annika Leichner
Seit einigen Jahren ist es durch die Fülle an neuen Serien auf diversen Sendern und Streaming-Angeboten kaum noch möglich den Überblick zu behalten. Da gehen einem entsprechend durchaus einige – wenn nicht gar viele - Serien durch die Lappen, die man nicht sofort auf dem Schirm hatte, die einem nicht als 'das könnte dir auch gefallen' angeboten wurden oder die man immer wieder auf der To-See-Liste weiter nach unten gepackt hat, da wieder neue Serien kamen, die einem irgendwie spannender, interessanter etc. erschienen. Aber irgendwie kommt man dann auf Umwegen doch noch zu einigen Serienperlen, die man nicht von Anfang an auf dem Schirm hatte…
Good Trouble
"The Fosters" war eine Serie, der es immer wieder gelungen ist, mich emotional zu packen. Die Geschichte handelt ganz grob gesagt von einem lesbischen Paar, welche mehrere Pflegekinder aufnehmen, die so zum ersten Mal in ihrem Leben bedingungslose Liebe erfahren und was es bedeutet eine Familie zu sein, in der man immer auf die anderen zählen kann – egal welche Probleme der Alltag und das Leben allgemein bereithält. Nach fünf Staffeln wurde "The Fosters" dann beendet, aber gleichzeitig wurde das Spin-Off "Good Trouble" mit den beiden Adoptiv-Schwestern Callie (Maia Mitchell) und Mariana Adams-Foster (Cierra Ramirez) verkündet, die gemeinsam nach Los Angeles ziehen, um dort nach ihrem Studium ein neues (Arbeits-)Leben zu starten. Da kein anderer Hauptdarsteller aus "The Fosters" Teil des Spin-Offs sein sollte, obwohl mindestens zwei von ihnen ebenfalls in Los Angeles leben, war mein Interesse nicht wirklich groß an der neuen Serie, da ich irgendwie befürchtete, dass das familiäre Gefühl, welches mich fünf Jahre lang ergriffen hatte, nicht ins Spin-Off übertragbar war. Doch dann wurde mir vor einigen Monaten auf Disney+ unverhofft "Good Trouble" präsentiert und ich habe einfach mal in den Piloten reingeschaut. Und ich muss sagen: Es hat mich direkt gepackt. Lustigerweise liegt das keinesfalls an den beiden Hauptcharakteren Callie und Mariana, sondern vielmehr an den anderen Charakteren, allen voran Davia Moss (Emma Hunton) und Dennis Cooper (Josh Pence), sowie Jamie Hunter (Beau Mirchoff) und Alice Kwan (Sherry Cola). Auch das Setting von 'The Coterie', eine Etage über einem alten Theater, in dem der Großteil der Charaktere zusammen in einer etwas anderen Wohngemeinschaft lebt und entsprechend der Schauplatz für diverse Dramen, hat seinen ganz eigenen Charme und trägt zum Unterhaltungswert der Serie bei. "Good Trouble" ist in jedem Fall eine Serie, die sich vor allem mit aktuellen Themen auseinandersetzt – Black Lives Matter, Depressionen, Essstörungen, Diskriminierung, sexuelle Orientierung -, gleichzeitig auch leichte Töne anspielt und die gewohnten Liebesdramen bedient. In jedem Fall regen die Entscheidungen und die unterschiedlichen Sichtweisen der Charaktere zum Nachdenken und Hinterfragen der eigenen Einstellung ein. Ich bin froh, dass ich die Serie endlich für mich entdeckt habe und freue mich jetzt schon riesig auf die kommende vierte Staffel.
Die Serie "Good Trouble" ansehen:
Externer Inhalt
An dieser Stelle ist Inhalt von einer anderen Website (z. B. YouTube, X...) eingebunden. Beim Anzeigen werden deine Daten zu der entsprechenden Website übertragen.
Die zwölf Geschworenen
Ende 2019 erschien die belgische Serie "De twaalf" – auf Deutsch: "Die zwölf Geschworenen" und hierzulande auf Netflix verfügbar. Die Serie handelt von einem bzw. vielmehr zwei Mordprozessen, bei der zwölf Geschworene das Urteil fällen sollen. Angeklagt ist Frie Palmers, die beschuldigt wird vor Jahren ihre beste Freundin Brechtje Vindervogel und vor kurzem ihre eigene Tochter Roos ermordet zu haben. Brechtjes Tod wurde in all den Jahren nie aufgeklärt, doch in einem Wutausbruch, soll Frie ihrem Ex-Mann gesagt haben, dass sie Brechtje damals ermordet hat, weshalb sie nun auch für beide Morde vor Gericht steht. In den insgesamt zehn Episoden werden alle Zeugen zu den beiden Mordfällen befragt und als Zuschauer kann man sich ein ähnliches Bild von den Tatsachen machen, wie es die Geschworenen tun. Denn wir bekommen als Zuschauer während des Prozesses immer nur jeweils am Ende der jeweiligen Episoden einen kurzen Einblick in Tatsachen, die vor Gericht verschwiegen wurden. Diese weisen meist darauf hin, dass der jeweilige Zeuge vor Gericht gelogen oder etwas verschwiegen hat und muten in den meisten Fällen an, dass Frie zu Unrecht vor Gericht stehen könnte. Gleichzeitig bekommen wir auch einen Einblick in das Leben der Geschworenen, die durch ihre eigenen Lebensumstände einen jeweils ganz individuellen und sehr subjektiven Blick auf den Prozess haben. Da gibt es Carl, der sich akribisch an die Beweislage hält, den gesamten Prozess bis ins Detail zu Hause durchgeht und immer mehr erkennt, dass er – wie seine jugendliche Tochter – eventuell autistische Züge haben könnte. Dann gibt es Delphine, die in einer Ehe steckt, in der sie von ihrem Mann psychisch und letztlich auch physisch misshandelt wird, und dadurch einen ganz eigenen Blick auf die Erzählungen von Fries Ex-Mann hat, der sie als manipulative und gewalttätige Frau beschreibt. Ebenfalls in der Jury sitzt Joeri, der sich mitten im Prozess in einer schier ausweglosen Lage sieht und Vergleiche zwischen seinem Leben und dem bevorstehenden Schicksal von Frie zieht. Oder Noel, dem der Prozess vollkommen egal ist, da er seine Position in der Jury nur nutzt, um heimlich etwas Geld durch Informationen an die Presse zu verdienen… Letztendlich zeigt die Serie uns, dass kein Urteil ohne Vorurteile von einem Geschworenengericht gefällt werden kann. Denn durch die eigenen Lebensumstände, die eigenen Erfahrungen, die eigenen Überzeugungen und die eigenen Wertvorstellungen kann man nicht mehr wirklich objektiv auf etwas schauen, so sehr man sich auch bemüht. Und genau das überträgt sich auch auf den Zuschauer. Man selber bekommt während der zehn Episoden so viele verschiedene Eindrücke von dem Fall und den beteiligten Personen. Man empfindet Sympathien und Antipathien für die einzelnen Zeugen bzw. für Frie selbst, dass es am Ende schwer fällt ein objektives Urteil zu fällen. Am Ende wird uns nicht nur das Urteil der Geschworenen in beiden Mordfällen präsentiert, sondern wir bekommen als Zuschauer auch die eindeutige Antwort darauf, ob Frie schuldig oder unschuldig in den beiden Fällen ist. Keine leichte Kost, aber sehr sehenswert!
Annika Leichner - myFanbase
Kommentare
Links
Meistgelesen
Aktuelle Kommentare
20.11.2024 15:18 von Catherine
Liebeskolumnen: Rory & Dean, Teil 3
Ich glaube, es wurde während des "Gilmore... mehr
22.11.2024 21:56 von Chili_vanilli
Cruel Intentions: Cruel Intentions
Hat schon jemand reingeschaut? Bin akutell bei Folge 1... mehr