Was uns bewegt - Freundschaft in TV-Serien - Daniela
Wenn ich an das Thema Freundschaft denke, kommt mir das Lied "That's What Friends Are For" in den Sinn, was Vanessa Williams und Stevie Wonder im Jahr 2011 bei den Special Olympics in Athen als Duett gesungen haben. Warum es gerade das ist? Weil die Botschaft genau das aussagt, was ich mir auch unter Freundschaft vorstelle, da Freunde die Familie sind, die man sich aussuchen kann oder viel eher, die das Herz aussucht. In dem besagten Song heißt es auch: You can always count on me, for sure, that's what's friends are for. Freundschaft gibt es in unterschiedlichen Kombinationen und davon hat die Serienlandschaft etliche zu bieten. Freundschaften sind extrem wichtig. Wie einst schon Bree in "Desperate Housewives" gesagt hat, kann man alles überstehen, wenn man (die richtigen) Freunde an seiner Seite hat. Ich habe mal über einige dieser Freundschaften nachgedacht und schildere, was das Besondere an ihnen ist.
Freundschaftszone
Der Begriff Freundschaftszone steht für mich vor allem in Verbindung, wenn es eine Freundschaft zwischen Frau und Mann ist, aber einer der beiden definitiv mehr will. Leider wird dies in Serien ziemlich oft genutzt, was ich ziemlich schade finde, weil es quasi den Stempel aufdrückt, dass es eine platonische Freundschaft zwischen Frauen und Männern nicht geben kann und das ist einfach falsch. Eines der besten Beispiele liefern dafür Meredith und Alex aus "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte". Diese Freundschaft hat sich so schleichend aufgebaut, dass es mir erst recht spät aufgefallen ist, dass die beiden eine wirklich tolle Freundschaft haben, die sich meiner Meinung aber erst nach dem Weggang von Cristina und dem Tod von Derek richtig entfalten und richtig fest werden konnte, so dass man mit keiner Silbe daran denken wird: Könnte etwas zwischen den beiden laufen? Die Antwort ist ein klares Nein. Ein Nein gibt’s auch bei Severide und Shay aus "Chicago Fire", weil Shay lesbisch gewesen ist und somit auch hier keine Gefahr oder Vermutung bestand und das ist eine Freundschaft, die ich noch heute bei einem Rerun in vollen Züge genieße. Ein drittes Beispiel, wo eine solche Freundschaft funktioniert, gab es bei "Vampire Diaries". Damon und Bonnie galten nicht von Anfang an als Freunde, sondern erst Feinde und ganz langsam entwickelte sich eine Freundschaft zwischen den beiden, die zwar immer noch von Misstrauen und all sowas geprägt und teilweise auch bestimmt war, aber dennoch waren sie füreinander da, wenn es drauf ankam. Aber wie gesagt, die Serien haben leider die dumme Angewohnheit, einer potenziellen platonischen Freundschaft Steine in den Weg zu schmeißen. Ein aktuelles Beispiel bietet die zweite Staffel von "How I Met Your Father" und ich finde es besonders bitter, weil es in meinen Augen keinerlei Anzeichen gab, die dafür sprachen, dass es eine nicht-platonische Anziehungskraft zwischen Sid und Taylor gab, bis Jesse eine Andeutung gemacht und es damit irgendwie auch zu Ende ist.
Yo, Bro
Gerne möchte ich mit der Freundschaft zwischen zwei Männern weitermachen und es ist fast ein bisschen peinlich, da mir erst einmal keine Beispiele eingefallen sind, obwohl es mit "The Kominsky Method" ja gleich eine Serie gibt, die sich mit drei Staffeln dem Thema Männerfreundschaft im Alter widmet. Ich habe manchmal das Gefühl, Männer definieren Freundschaft völlig anders. Es gibt ein Bier, manchmal auch ein schlagendes Argument und die Dinge, die sie so belasten, sind aus der Welt. Bei Sandy und Norman ist es anders. Die beiden reden wirklich über die Dinge, die sie beschäftigen und nehmen sich dabei selbst auf die Schippe, wenn es passt und das ist eine Freundschaft, die ich einfach immer wieder gerne ansehe, weil sie auch das 'Tabuthema' bricht, dass es im Alter nicht mehr wichtig sei, über intime Themen zu sprechen. Es ist wirklich totaler Zufall, dass ich mit "Two and a Half Men" die zweite Serie aufführe, die von Chuck Lorre entwickelt wurde. Das spricht aber ehrlich gesagt auch für den Serienmacher, denn auch Alan und Walden haben eine Freundschaft, die schon außergewöhnlich ist und bei der selbst ich in der ein oder anderen Episode Zweifel hatte, ob diese Freundschaft überhaupt noch Bestand haben kann. Aber mal ehrlich: Welche Freunde, die nicht schwul sind, geben sich als Paar aus, um ein Kind adoptieren zu können? Die beiden schon und auch wenn Alan in seiner ganzen Art manchmal echt anstrengend gewesen ist, so hat er sich doch nur allzu oft als wahrer Freund erwiesen. Dann gibt es natürlich auch noch Männerfreundschaft, die vor allem aufgrund des Arbeitsverhältnisses entstanden ist und demnach mit der entsprechend respektvollen Anrede einher geht. Ich spreche natürlich von Broadway-Produzent Maxwell Sheffield und Butler Nils aus "Die Nanny". Dieses Gespann ist auch deshalb so besonders für mich, weil eben die respektvolle Anrede von Nils einen zwar immer daran erinnert hat, dass eine Barriere zwischen den beiden ist, wenn man aber die Dialoge zwischen den beiden mitbekommt, dann wird einem eigentlich klar, dass man nur miteinander so umgehen kann, wenn man sich schon lange kennt und ein freundschaftliches Verhältnis zueinander hat.
Schwesternschaft
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Frauenfreundschaften gibt es in Serien wie Sand am Meer und auch wenn mir Sookie und Lorelai von den "Gilmore Girls" dabei tatsächlich als erstes einfiel, möchte ich sie nicht hier benennen, weil es zu leicht wäre in meinen Augen. Eine tolle Frauenfreundschaft für mich führen Barbara und Melissa aus "Abbott Elementary". Die beiden sind schon solange Lehrerinnen an derselben Schule, dass es vollkommen logisch ist, dass sich zwischen ihnen auch eine Freundschaft entwickelt hat und für mich ist deshalb so besonders, weil sie so selbstverständlich ist, ohne selbstverständlich zu wirken. Die beiden stehen sich bei und stehen füreinander ein, können sich aber auch gegenseitig kritisieren, ohne dass die Freundschaft gleich zu Bruch geht. Ähnlich sind da auch Michaela und Dorothy aus "Dr. Quinn – Ärztin aus Leidenschaft". Das Besondere bei dieser Freundschaft ist wohl, dass beide aus unterschiedlichen Gesellschaften kommen und somit auch völlig unterschiedlich aufgewachsen sind. Michaela kommt aus Boston und somit aus der gehobenen Gesellschaft, dazu hat sie noch wenig Erfahrungen mit Männern, während Dorothy bereits drei erwachsene Kinder hat und sie ihrer Freundschaft mit Ratschlägen beistehen kann und Michaela ihr ebenfalls über verschiedene Werte andere Perspektiven geben kann, was für mich diese Freundschaft so besonders macht.
Alter ist nur eine Zahl
Bei dieser Kategorie fiel es mir extrem leicht, Beispiele zu finden, obwohl der Altersunterschied in Freundschaften oder auch generell in Beziehungen immer wieder negativ dargestellt wird, dabei finde ich, dass das Geben und Nehmen stark zur Geltung kommt oder kommen sollte. In der Netflix-Serie "Anne with an E" haben wir eigentlich gleich zwei Beispiele. Anne und Miss Josephine Berry, aber auch Anne und Matthew und auf Letztere möchte ich mich diesmal konzentrieren. Anne und Matthew sind nicht nur aufgrund ihres Alters verschieden, sie sind es auch von den Charakteren. Während sie eigentlich nur redet, ist er der Schweigsame und trotzdem ist es eine Freundschaft, die angefangen hat und man von da an aber auch das Gefühl hatte, dass die beiden sich schon ewig kennen. Anne entführt Matthew durch ihre Sicht auf die noch so kleinen Dinge in eine völlig neue Welt und man hat bei ihm den Eindruck, dass er das genießt und dankbar ist, dass man ihn endlich aufgeweckt hat und er seine Seelenverwandte gefunden hat, von der er nicht mal wusste, vielleicht eine zu brauchen. Eine sehr außergewöhnliche Freundschaft und einen extremen Altersunterschied haben auch Sue und Becky in "Glee". In den ersten paar Folgen und überhaupt bei der ersten Begegnung zwischen den beiden kann man sich bei noch so viel Anstrengung nicht vorstellen, dass aus den beiden mal Freunde werden und es eine Freundschaft ist, die bei der sonst so harten Sue weiche Seiten zeigt, so dass ich in der finalen Staffel zeitweise sauer war, weil man die beiden getrennt hat. Aber auch diese Freundschaft ist stark, dass sie am Ende doch wieder zusammenfinden. Gerne möchte ich auch hier die Netflix-Serie "Süße Magnolien" aufführen, denn Helen ist sowohl Annie als auch Ty eine Freundin, obwohl sie die Kinder von Dana Sue und Maddie sind. In der dritten Staffel hatte ich ohnehin den Eindruck, dass die beiden Kids reifer geworden sind und dadurch die Dynamik und die Ernsthaftigkeit der Themen nochmal eine andere ist, was den Freundschaften aber keinen Abbruch tut, da Helen in beiden Fällen nur bei der Erkenntnisfindung hilft und das von den beiden aber auch zurückbekommt.
Together we are strong
Wenn ich doch schon mal bei den Magnolien war, bleibe ich doch gleich dabei, allerdings diesmal aus den drei Damen bestehend und in der dritten Staffel war für mich besonders zu merken, dass diese Freundschaft tatsächlich nur in dieser Dreierkombination funktioniert und anders als bei "Desperate Housewives" bleiben Helen, Maddie und Dana Sue in ihrem inneren eigenem Kreis, von dem die ganze Stadt aber weiß. Bei "Desperate Housewives" waren es bis zum Tod von Mary Alice fünf Freundinnen. Doch mit ihrem Tod hat sich ein innerer Kern aus Bree, Lynette, Gabrielle und Susan gebildet, der zwar um Hausfrauen wie Betty oder auch Renée in der ein oder anderen Staffel erweitert wird, dennoch wirkte es auf mich dann immer so, als wären die Neuhinzugekommenen wie 'Fremdkörper'. Und auch wenn sich mit dem Serienfinale die wöchentliche Pokerrunde der vier Frauen zerschlagen hat, habe ich doch immer das Gefühl behalten, dass die Entfernung nicht die Freundschaft kaputt macht. Ein Gespann aus drei Freundinnen bietet aber auch die Netflix-Fortsetzungsserie "Fuller House". Mit Stephanie und DJ hat man zwar zwei Schwestern, doch mit Kimmy als beste Freundin von DJ bildet sie sozusagen in der Fortsetzung das Bindeglied, auch wenn sie anfangs noch immer Probleme mit Stephanie hat, werden die zwei auch im Verlauf Freundinnen und man kann sich nicht mehr vorstellen, dass das selbsternannte Wölfinnenrudel etwas anhaben kann, denn dafür sind sie wirklich durch schwierige Zeit gegangen, die sie nur noch mehr zusammengeschweißt haben.
Daniela S. - myFanbase
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