Pencils Down Means Pencils Down - Der Deal steht

Foto:

Der Streik ist vorbei.

97 Tage mussten wir warten, bis diese Worte ausgesprochen werden dürfen, doch jetzt wagen wir es: Der Streik ist tatsächlich so gut wie vorbei. Gestern wurde nicht nur ein Deal zwischen AMPTP und WGA festgemacht, er wurde auch den Mitgliedern der Autorengilde vorgestellt. In der E-Mail der beiden Präsidenten Michael Winship (WGAE) und Patric Verrone (WGAW), die am Freitag an die Mitglieder der WGA geschickt wurde, ist die Rede von einer "vorläufigen Abmachung [...], die eine Zukunft sichert, in der das Internet das Hauptmedium sowohl der Entwicklung von Formaten als auch deren Vermittlung ist [...] Der Vertrag setzt das Prinzip 'Wenn sie [die Produzenten] bezahlt werden, werden wir [die Autoren] bezahlt' in Kraft."

Reaktionen

Wie wir gestern berichteten, haben sich die Mitglieder der WGA gestern Abend im Shrine Auditorium in Los Angeles versammelt, um über den Deal zu reden und ihn zu besprechen. Laut E!Online waren insgesamt um die 3000 Leute anwesend, darunter hochrangige Autoren wie Tim Kring ("Heroes"), Chuck Lorre ("Two and a Half Men"), Josh Friedman ("Terminator: S.C.C."), Bill Lawrence ("Scrubs"), Marti Noxon ("Buffy", "Angel", "Prison Break") oder Carlton Cuse ("Lost"). Insgesamt scheint bei der Versammlung, die zweieinhalb Stunden dauerte, eine sehr positive Stimmung geherrscht zu haben. Die Rede ist auch von Standing Ovations und Jubelrufen der Autoren, die anscheinend im Großen und Ganzen zufrieden sind mit dem Deal, den ihre Vorsitzenden für sie aushandeln konnten.

Russel Friend, Autor bei "Dr. House", meinte gegenüber TV Guide beispielsweise, dass er erstaunt darüber war, wie positiv die Stimmung tatsächlich war. Gleicher Meinung waren Chip Dornell ("1 vs. 100"), Peter Murietta ("Wizards of Waverly Place"), Sarah Fain ("Women's Murder Club") und Paul Lieberstein ("The Office"). Letzterer meinte: "Bei dem Treffen waren 3000 begeisterte und gelangweilte Autoren. [Gelangweilt] weil sie jeden einzelnen Punkt des Deals besprochen haben. Alle waren begeistert, dass wir wieder zurück zur Arbeit können und stolz auf die Führung der WGA." Wichtige Bestandteile des Deals sind Minimalprämien bei der Ausstrahlung von Formaten, die Vergütung von Internet- und Handyinhalten sowie von DVD-Verkäufen und Downloads. Der Deal würde für die nächsten drei Jahre bis zum 1. Mai 2011 gelten.

Wie geht es nun weiter?

Anders als noch Anfang dieser Woche erwartet wurde, werden die Autoren noch nicht am Montag zur Arbeit zurückkehren. Die Autoren haben seit Samstagabend 48 Stunden Zeit, um dafür zu wählen, ob der Streik beendet werden soll, oder nicht - das heißt, die Wahl dauert bis Montag. Prinzipiell könnte der Vorstand der WGA entscheiden, den Streik einfach zu beenden, doch man sah es nicht unbedingt als vernünftige Option, die Sache einfach über die Köpfe von 10000 Streikenden hinweg zu entscheiden, die in den letzten Monaten viel dafür getan hatten, um diesen Vertrag zu erreichen.

Patric Verrone sagte zu den Mitgliedern im Shrine Auditorium, dass er persönlich dazu rät, "diesen Deal zu unterschreiben. Das ist der beste Vertrag, den die Gilde in den letzten 30 Jahren aushandeln konnte. Zugegebenermaßen hat der Vertrag einige Lücken... Die Entscheidung, diesen Streik zu beenden, liegt bei euch." Somit wird es am Montag endgültig feststehen, ob der Streik beendet und die Stifte wieder aufgenommen werden oder nicht. Doch die Chancen, dass wir das Wort "Autorenstreik" erstmal nicht mehr hören müssen, stehen sehr gut: "Ich denke, dass dem Vertrag definitiv zugestimmt werden wird", sagte beispielsweise "Greek"-Autor Jed Seidel.

Wann werden wir also neue Folgen sehen können? Eine Frage, deren Antwort noch nicht feststeht. Auch wenn die Autoren ihre Arbeit noch nächste Woche wieder aufnehmen dürften, benötigt das Entwickeln, Drehen und Post-Produzieren einer Folge Zeit - konkret heißt das zwischen vier und sechs Wochen, je nach Format. Hinzu kommt, dass einige Serien wahrscheinlich erstmal komplett still gelegt bleiben, da sich die Produktion für die TV Season einfach nicht mehr lohnt. Serien wie "Desperate Housewives", "Grey's Anatomy", "Private Practice", "Brothers & Sisters" und "Dr. House" können wieder in die Produktion zurückkehren und zwischen vier und fünf Folgen produzieren, welche dann im April und Mai dieses Jahres ausgestrahlt werden. Gleiches gilt für "Smallville" und "Supernatural" (wir berichteten).

Problematischer wird es da schon bei Serien, deren Handlung stark episodenübergreifend ist, also "24", "Heroes" und "Lost". Jack Bauer kann sich bis zum Herbst oder gar bis zum Frühjahr 2009 eine Pause gönnen (mehr dazu in unseren News), gleiches gilt für die Superhelden aus "Heroes", die mit großer Wahrscheinlichkeit erst im Herbst wieder auf der Mattscheibe zu sehen sein werden. "Lost"-Fans können noch hoffen: sechs Episoden, die vor dem Autorenstreik produziert werden konnten, verbleiben noch. Damit bleiben sechs Wochen, in denen der Dreh wieder aufgenommen und neue Episoden produziert werden können, sodass nahtlos weitere Folgen gesendet werden könnten.

Der Streik ist vorbei!

Weil's so schön klingt, noch einmal: Der Streik ist vorbei. Wir reden hier nicht von 100 Prozent, diese Gewissheit gibt es erst morgen, aber doch von guten 97 bis 98 Prozent. Endlich kehrt wieder Normalität ein im Fernsehgeschäft. Die Auswirkungen auf die nächste TV-Season 08/09 werden sich noch zeigen, doch jetzt freuen wir uns erst einmal, dass er überstanden ist, der Autorenstreik.

Maria Gruber - myFanbase
10.02.2008 19:11

Zurück zur Hauptübersicht