Der beliebteste Kunstgriff 2008/2009
Machmal könnte man denken, dass die jeweiligen Autoren der verschiedensten Serien mit einem Mal alle dieselbe Idee hatten, die sich nur in den Nuancen der Ausführung unterscheidet. So war es in der vergangenen Season anscheinend einigen Serienverantwortlichen ein Bedürfnis den Fans ihrer Paare, die man aus den unterschiedlichsten Gründen nicht zusammenkommen lassen kann oder auch will, zumindest einige gemeinsame Momente sozusagen als Appetithäppchen hinzuwerfen. Und wie durch Zauberhand kam man jeweils auf die Lösung, dass die lange vorher angekündigten und vielfach diskutierten Szenen der Zweisamkeit nicht unbedingt real sein müssen.
Halluzinationen, Gehirntumore, Träume
Begonnen hat alles mit Shonda Rhimes Liebe zu Jeffrey Dean Morgan. Dessen Part des Denny Duquette in "Grey's Anatomy" verstarb bekanntlich tragisch am Ende von Staffel 2. Da aber die Serienmacherin selbst ihn nicht gehen lassen konnte, ließ sie ihn als Halluzination Izzies in der fünften Staffel wiederauferstehen. In Folge dessen kam es zum mittlerweile schon berühmt berüchtigten Geistersex, über den ganz TV-Amerika diskutierte. Und obwohl die Reaktionen darauf sowohl von Zuschauer- als auch Kritikerseite fast durchgehend negativ waren, machte dieses Beispiel doch schnell Schule.
Auch der zynische Dr. House erträumte sich den Sex mit einer Frau. Schon lange gibt es ein mal mehr, mal weniger lautes Knistern zwischen dem Diagnostiker und seiner Chefin Lisa Cuddy, das bislang jedoch nicht über einen kleinen Kuss hinausging. Und dann, als House beschloss, sein Leben zu ändern, clean zu werden und dem Vicodin abzuschwören, geschah es. Er und Cuddy landeten zusammen im Bett. Aber halt... House und dem Vicodin abschwören? Irgendetwas stimmt da doch nicht. Und recht hatten die skeptischen Zuschauer. House litt seit dem tragischen und unerwarteten Freitod seines Mitarbeiters Kutner an unerklärlichen Halluzinationen, die ihn letztendlich auch das heiße Date mit Cuddy erleben ließen. Für Huddy-Fans ist diese Entwicklung sicherlich ärgerlich, für die Figur des Dr. House und die kommende Season verspricht die ganze Situation aber interessante Einblicke in das Gehirn des Genies Dr. House.
Und noch ein weiteres Pärchen, das schon seit mehreren Staffeln umeinander herum tänzelt, fand in dieser Season endlich zusammen - Booth und Brennan. Jedenfalls hatte "Bones"-Serienmacher Hart Hanson kräftig die Gerüchteküche angeheizt und behauptet, Brennan und Booth würden endlich das Hin und Her beenden und zusammen im Bett landen. Er hielt sein Versprechen, doch bereits mit den ersten Szenen der finalen Episode war klar, dass irgendwas nicht mit rechten Dingen zuging. Die beiden Ermittler waren plötzlich verheiratet und stolze Nachtclubbesitzer. Am Ende war die Auflösung des ganzen zwar konsequent, aber doch ein wenig enttäuschend. Im Laufe der Staffel hatte Booth mit ehemaligen Soldaten gesprochen und Diskussionen mit Zeichentrickfiguren gefürt. Am Ende war der "gute" alte Gehirntumor Schuld an der ganzen Misere und die Fans zuhause müssen weiterhin auf einen aufrichtigen, ernsthaften Brennan-Booth-Moment warten.
Aber nicht nur als Appetithäppchen wurde uns der Kunstgriff des Traumes präsentiert. In der ersten Regiearbeit Chad Michael Murrays bei "One Tree Hill" erlaubte man sich und uns den Spaß, das gesamte Geschehen in mafiöse Gefilde der stylischen 30er Jahre zu verlegen. Die Figurenkonstellationen waren neu durchgewürfelt und trotzdem benutzte man die Plattform nicht, um die Fangemeinde des Pärchens Brucas zu erfreuen, indem man ihnen ein paar heiße Szenen im Rahmen dieses Traumes gönnte. Überraschend war dies allerdings nicht so sehr, da es Lucas' Traum war, der hier dargestellt wurde, und es beim derzeitigen Stand der glücklichen Beziehung mit Peyton äußerst fragwürdig gewesen wäre, wenn er sich nach all den langen Jahren der Dreiecksbeziehung in seinen Träumen anders entschieden hätte. So sahen wir hier also nur eine Bestätigung der existierenden Liebesgeschichten, denn Leyton finden trotz des Mafiabosses Dan zueinder, der hier Peytons Vater gab, genauso wie sich auch Naley unter diesen veränderten Umständen trotzdem ineinander verlieben.
"Brothers & Sisters" wiederum nutzte Traumsequenzen, um Hauptcharakter Kevin klarzumachen, dass sein Unterbewusstsein sich mit der Möglichkeit, Vater zu sein, auseinandersetzt, seit er für seinen zeugungsunfähigen Bruder Tommy Sperma gespendet hat und die kleine Elizabeth auf der Welt ist. Er sieht sich in seinen Träumen selbst als Vater und erkennt dadurch, dass er entgegen seiner bisherigen Ansicht, nun doch bereit ist, mit Scotty Kinder großzuziehen. Hier ist es allerdings ein wenig fragwürdig, ob dazu wirklich slapstick-artige Traumsequenzen nötig waren, in denen Kevin sich selbst als schwanger sieht, da die Walker-Geschwister einen so engen Kontakt pflegen, dass es schöner gewesen wäre, man hätte Kevin einfach tatsächlich mehr Zeit mit seiner Nichte verbringen lassen, um ihm den Anstoß zu seiner Entscheidung zu geben.
In dieser Season nutzten die Serienmacher das Stilmittel der Alternativwelt, um altbewährten Serien ein wenig Pepp zu verleihen. Das eine Mal mit mehr, das andere Mal mit weniger Glück bei der Umsetzung.
Cindy Scholz, Melanie Wolff, Nicole Oebel - myFanbase
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