Die besten Beziehungen 2010/2011
Don & Peggy (Mad Men)

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In seinem Kern erzählt "Mad Men" die Geschichte der beiden Charaktere Don Draper und Peggy Olson. Ersterer steht von Beginn an und kontinuierlich im Fokus, während die Geschichte und Entwicklung von Peggy in einigen Staffeln immer mal wieder in den Hintergrund gerückt wird. Aber wenn man einmal genauer darüber nachdenkt, worum es in der Serie eigentlich geht, dann wird man darauf kommen, dass wir das Leben und möglicherweise den Abstieg des Werbegenies Don Draper und den parallelen Aufstieg der jungen ehemaligen Sekretärin Peggy Olson beobachten dürfen. Deren Ringen um ihren Platz in einer von Männern dominierten Welt ist dabei ebenso wichtig, wie Dons selbstverständliche gesellschaftliche Stellung in eben dieser. Und nicht nur durch den inhaltlichen Fokus sind gerade diese beiden Charaktere innerhalb der Serie etwas ganz besonders, sondern auch durch ihre außergewöhnliche Verbundenheit untereinander.

"I thought you didn't go in for those kinds of shenanigans."

Foto: Jon Hamm & Elisabeth Moss, Mad Men - Copyright: Mike Yarish/AMC
Jon Hamm & Elisabeth Moss, Mad Men
© Mike Yarish/AMC

Dabei ist diese nicht unbedingt durch deren gemeinsame Interaktion oder gemeinsam verbrachte Zeit zu spüren, sondern oftmals durch gewisse Ähnlichkeiten in ihrem Wesen, die immer wieder zum Vorschein kommen. Peggy ist Dons Nachfolgerin, in kreativer Hinsicht als auch darin, dass sie ihr Privatleben für sich komplett neu definiert, nachdem sie damals ihr Baby aufgeben musste. Don ist einer der wenigen, der von diesem Geheimnis Peggys weiß, sie verbindet seither eine Verbundenheit, die nicht einfach zu beschreiben ist. Geprägt ist diese vor allem davon, dass sie verwandte Seelen im Geiste sind, was ihre Kreativität, ihren Umgang mit anderen Menschen und ihre extreme Verschlossenheit angeht. Manches geht sicher darauf zurück, dass Peggy es sich bei ihrem beruflichen Vorbild abgeschaut hat, aber da sie durchaus in der Lage ist, hinter dessen Fassade zu blicken und die eklatanten Schwächen dieses Mannes zu erkennen, nimmt sie sich nur einige seiner Eigenschaften durchaus bewusst an, nämlich die nachahmenswerten. Zwischen Don und Peggy herrscht also schon sehr lange eine irgendwie schwer erklärbare Verbindung.

Ihre Kollegen glauben alle, Peggy hätte mit Don geschlafen, um im Job aufzusteigen, was natürlich noch dadurch verstärkt wird, dass Don gerade Peggy als seine kreative Mitarbeiterin mit zur neu gegründeten Agentur nimmt. Und auch wenn Don bei Sterling Cooper Draper Pryce nicht seine Eigenarten, sie manchmal wie den letzten Dreck zu behandeln vollkommen ablegt, weiß er ihr Urteil und ihre Arbeit doch sehr zu schätzen. Aber all dies hätte noch nicht gereicht, um Don und Peggy zu einer der besten Beziehungen der letzten TV-Season zu machen, gäbe es da nicht #4.07 The Suitcase. Wer meine Review zu dieser Folge gelesen hat, weiß wie sehr ich diese verehre. Sie ist meiner Meinung nach einer der besten TV-Episoden überhaupt und das liegt zu einem großen Teil daran, dass die Peggy-Don-Beziehung so in den Vordergrund gerückt wird. Dabei nutzt man die jahrelang Vorarbeit der Serie und kulminiert diese Beziehung in gemeinsam verbrachten Stunden, die ein für alle mal klarmachen, wie nahe sich diese beiden Menschen stehen. Und das nicht im üblichen, sexuellen Sinne, sondern als ebenbürtige Partner, die eine gemeinsame kreative Begabung und gegenseitige Achtung teilen. Ihre Gespräche über die Arbeit, das Leben, Dons offensichtlichen Absturz in die Alkoholsucht, Peggys Baby und vieles mehr, verändern die Dynamik zwischen ihnen und danach stehen die beiden wirklich auf einer Stufe.

"Mad Men" ist nicht die Serie, die diese Veränderung mit dem Holzhammer präsentiert, aber als aufmerksamer Zuschauer entgeht einem nicht, dass die gemeinsamen Szenen zwischen Don und Peggy danach anders sind als zuvor. Zwar war Peggy auch schon vorher eine der wenigen Personen, die Don auch mal offen kritisiert hat, aber nun legt der von sich aus Wert auf ihr Urteil. Gerade nach seinem riskanten Manöver in Bezug auf die Werbung für Tabakfirmen, ist Peggys Meinung dazu die, die für ihn wirklich zählt. Und auch wenn Peggy seine Entscheidung am Ende der Staffel, sich in ein Verlöbnis mit Megan zu stürzen, nicht nachvollziehen kann, ist ihre gemeinsame Zusammenarbeit doch seit den Ereignissen während des berühmten Boxkampfes im Februar 1965, als zeitgleich Anna Draper im Sterben lag und Peggy deren Platz in Dons Leben übernommen hat, doch auf einer neuen Ebene angelangt. Diese Entwicklung der Beziehung, die mit #4.07 The Suitcase zentral behandelt wurde und für den Rest der Staffel subtil nachklang, gehört für mich konkurrenzlos zu den absoluten Highlights des letzten TV-Jahres.

Cindy Scholz - myFanbase

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