Die besten Momente 2010/2011
#3.09 Alles ist zerbrochen (True Blood)

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Millionen von Amerikaner sehen sich wie jeden Abend die Nachrichtensendung mit Sprecher Jerry McCafferty an, nehmen dabei vielleicht gerade ihr Abendessen ein, telefonieren nebenbei, surfen im Internet, falten Wäsche auf oder schreien die Kinder an. Plötzlich wird der Nachrichtensprecher hinterrücks angegriffen und bricht tot zusammen. Vor der Kamera steht nun der Vampir Russell Edgington, in den Händen das blutige Rückgrat, das er McCafferty gerade aus dem Leib gerissen hat, und spricht zur Nation. Seine Worte sind wenig erfreulich für Angehörige der Spezies Mensch.

Vampirkönig auf Sendung

Russell Edgingtons blutiger Live-Auftritt ist ein toller Moment der dritten "True Blood"-Staffel, der alles hat, was eine bemerkenswerte Szene ausmacht, zumindest für Zuschauer, die nicht allzu zart besaitet sind. Die gesamte Szene ist herrlich makaber und wird von Denis O'Hare fantastisch gespielt. Russells süffisante Art, seine Arroganz und seine Selbstgefälligkeit, machen ihn so unheimlich. Wenn er einfach nur wie ein Wilder herumschreien würde, könnte man sich einbilden, dass er nicht ernst zu nehmen ist, doch stattdessen strahlt er eine selbstverständliche Grausamkeit aus, die intensiv und beängstigend ist.

Die Szene steht jedoch nicht nur für sich alleine, sondern ist auch im Kontext der Serie sehr bedeutsam. Die Amerikanische Vampirliga kämpft offiziell darum, dass Vampire als Staatsbürger anerkannt werden und alle dazugehörigen Rechte erhalten. Die Liga versucht den Menschen glauben zu machen, dass seit der Einführung von True Blood keine Gefahr mehr von den Vampiren ausgeht. Viele Menschen haben daran allerdings ihre Zweifel und fürchten bzw. hassen die Vampire. Als Zuschauer wissen wir, dass die meisten Vampire, einschließlich der Sprecherin der Amerikanischen Vampirliga selbst, nur so tun, als würden sie sich von True Blood ernähren, und sich in Wahrheit als den Menschen überlegen betrachten. Andererseits gibt es durchaus Vampire, die gute Eigenschaften haben und die sich wirklich wünschen, ein so normales Leben wie möglich zu führen. Schließlich wurden viele Vampire nicht freiwillig zu dem, was sie nun sind. Die Vampir-Gegner wiederum mögen in so einigen Punkten Recht haben, doch gehen sie mitunter sehr fragwürdig vor und sind in ihrer Scheinheiligkeit und Skrupellosigkeit auch keine guten Vorbilder.

Durch Russells Auftritt eskaliert die Lage. Vielen Vampiren, die ähnlich wie Russell gestrickt sind, wird gewissermaßen die Maske vom Gesicht gerissen, während es andere Blutsauger, die eben nicht so sind, nun noch schwerer haben. Die fanatischen Vampir-Gegner erhalten vermutlich mehr Zulauf, als ihnen eine millionenschwere PR-Kampagne je bringen könnte, und all jene Menschen, die mit Vampiren sympathisieren, haben es nun deutlich schwerer, Argumente zu finden.

Die weiteren Auswirkungen von Russells bahnbrechendem, oder eher rückgratbrechendem Fernsehauftritt werden wir in der vierten Staffel erleben, die uns hoffentlich weitere Wahnsinnsmomente dieser Art beschert.

Maret Hosemann - myFanbase

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