Die enttäuschendsten Charaktere 2010/2011
Adrianna Tate-Duncan (90210)

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In der ersten Staffel wurde Adrianna (Jessica Lowndes) als Biest und Sidekick von Naomi (AnnaLynne McCord) eingeführt, mauserte sich jedoch schnell durch ihre Schwangerschaft, ihr Drogenproblem und vor allem ihre süße Beziehung zu Navid (Michael Steger) zu einem absoluten Favoriten. Selbst in der zweiten Staffel behielt sie ihren Status bei, trotz ihres kurzen nicht ganz nachvollziehbaren Ausflugs in die Lesben-Szene und ihrer neu entdeckten Leidenschaft für die Musik. Es war wohl vor allem erneut ihre Beziehung zu Navid, die Ade sympathisch machte und bei der man gerne mitfieberte. In der dritten Staffel hat sich das Blatt jedoch schlagartig gewendet. Zuerst konnte man noch über einiges hinwegsehen, doch zum Ende hin, wurde Ade von den Autoren einfach nur noch 'misshandelt' und hat Seiten gezeigt, die man eigentlich nicht mehr schön reden kann.

"I just had the most horrible nightmare ever. I was at the Grammys and I was wearing the same dress as Miley Cyrus. I'm literally shaking."

Foto: Michael Steger & Jessica Lowndes, 90210 - Copyright: Paramount Pictures
Michael Steger & Jessica Lowndes, 90210
© Paramount Pictures

Adrianna hat in der dritten Staffel von "90210" quasi zwei große Haupthandlungen gehabt, die beide ihre Reize hatten, ihren Charakter aber letztlich vollkommen gegen die Wand gefahren und so ins Verderben getrieben haben. Zu Beginn der Staffel bekommt Adrianna von Javier (Diego González) auf die Nase gebunden, dass sie ihre Musikkarriere vergessen kann, woraufhin die beiden plötzlich in einen Autounfall geraten, der für Javier tödlich endet. Geschockt von diesem Erlebnis und schockiert von Javiers Aussage kurz vor seinem Tod, reagiert Adrianna nach dem Unfall schnell und steckt sich heimlich ein Buch von Javier ein, welches neue Kompositionen und Songtexte von ihm beinhaltet. Diesen 'Schatz' nutzt Adrianna um ihre Musikkarriere am Leben zu erhalten und feiert ihren größten Erfolg auf Javiers Beerdigung. Ein neuer Star ist geboren! Aber natürlich bleibt Adriannas Betrug nicht unentdeckt, und Javiers Onkel Victor (Nestor Serrano) will seinen Anteil an Adriannas Erfolg, setzt sich selbst als ihr Manager ein und Ade fühlt sich immer mehr durch seine Erpressungen unter Druck gesetzt. Letztlich hält sie es nicht mehr aus, beichtet ihren Freunden ihren Betrug und wird von diesen - zu ihrer eigenen Überraschung - unterstützt.

Bis zu diesem Zeitpunkt hat man die Story gut umgesetzt. Obwohl Adrianna eine schreckliche Diva wird, kann man über diese ekelhafte Überheblichkeit von ihr noch hinwegsehen, da sie immer Reue für ihre Tat zeigt und sich zumindest in Bezug auf Navid immer als die Adrianna zeigt, die die Zuschauer in den letzten zwei Jahren ins Herz geschlossen haben. Doch dann wendet sich das Blatt, als Adrianna ihre Karriere um jeden Preis halten will. Denn plötzlich wird Adrianna zu einer Person, die alles tut, um im Blitzlicht der Paparazzi bleiben zu können. Sie kauft die Reporter, die sie ständig begleiten, vergisst ihre Freunde und verbringt viel lieber ihre Zeit mit Leuten, die sie ständig mit Komplimenten überhaufen und geht schließlich sogar so weit im Fernsehen die Geschichte ihrer Schwangerschaft und der Adoption ihres Kindes zu erzählen. Jegliche Sympathie geht dabei für Adrianna verloren. Sie sieht nicht die Probleme, mit denen Navid zu kämpfen hat, obwohl dieser ihr doch in ihren schwersten Zeiten immer zur Seite stand. Und so findet man es noch nicht mal ansatzweise verwerflich, dass Navid plötzlich Gefühle für Silver (Jessica Stroup) entdeckt und Adrianna mit dieser betrügt.

Zu spät kommt Adriannas Einsicht, dass sie sich wie ein Miststück verhalten hat und ihre Karriere über alles gesetzt hat. Jegliche Sympathie für Adrianna ist bis zu diesem Zeitpunkt auf der Strecke geblieben und die Zuschauer wissen, dass sie einiges tun muss, damit man das Vertrauen zu ihr wieder aufbauen und sie wieder ins Herz schließen kann. Und damit beginnt die zweite Storyline, die Adrianna in der dritten Staffel hat: Sie will wieder in das Leben ihrer Freunde involviert werden und Navid zurück gewinnen - jedoch auch weiterhin an ihrer Karriere arbeiten. Der beste Weg, um dies zu erfüllen: Eine eigene Reality-Show. Dies führt schließlich dazu, dass Adrianna herausbekommt, dass Navid sie betrogen hat. Mehr noch: Sie findet heraus, dass Silver und Navid eine Affäre haben. Und mit dieser Erkenntnis haben die Autoren Adrianna dann vollkommen ins Aus geschossen, da sie eine rachsüchtige Person aus ihr gemacht haben, die sprichwörtlich über Leichen gehen würde.

Denn Adrianna, die lange Zeit mit ihrem Drogenproblem zu leben hatte und weiß, wie dies ihr Leben nahezu zerstört hat, schreckt nicht davor zurück ihrer ehemals besten Freundin vorzuspielen, dass alles in Ordnung zwischen ihnen sei, dann aber heimlich ihre Tabletten auszutauschen und damit Silvers Leben zu riskieren. Denn Silver ist manisch-depressiv, was sie in der ersten Staffel vollkommen ausrasten ließ und nur durch ihre Tabeletten reguliert werden konnte. Ohne ihre Tabletten ist Silver vollkommen unberechenbar, eine Gefahr für sich selbst und ein Mensch, der Silver nie mehr in ihrem Leben sein wollte.

Adrianna weiß dies, schreckt aber dennoch nicht davor zurück ihre einst so guten Freundin diesen Horror noch einmal erleben zu lassen. Und spätestens hier befinden wir uns an einem Punkt, bei dem es eigentlich kein Zurück mehr für mich gibt. Es handelt sich hier um keinen schlechten Scherz, über den man Jahre später gemeinsam lachen kann. Nein! Adrianna hat Silvers Leben aufs Spiel gesetzt und ihr dabei ins Gesicht gelächelt und wahre Freundschaft vorgespielt (und nebenbei versucht Navid einzureden, dass er ihr unter Alkoholeinfluss gestanden hätte, nicht Silver, sondern sie zu lieben). Natürlich fliegt Adriannas Spiel auf und am Ende ist sie ganz allein - verdientermaßen. Doch die Autoren haben Adrianna letztlich nicht in den Abgrund springen lassen, sondern sie um ihr Leben und ihre Freunde kämpfen lassen. Ich frage mich, wie man es auch nur ansatzweise hinbekommen will, dass einer der Freunde ihr dies verzeiht, aber "90210" ist ja bekannt dafür, dass schlimme Ereignisse einfach mal unter den Tisch gekehrt werden und alle sich dann irgendwie doch lieb haben.

Aus einer Fan-Favoritin der Serie, wurde in der dritten Staffel ein nerviger Charakter, der scheinbar seine eigene Vergangenheit vollkommen vergessen hat und mit einem starren Blick sogar nicht davor zurück schreckt, das Leben der eigenen Freunde in Gefahr zu bringen. Schade, dass gerade Adrianna dafür herhalten musste und jegliche Sympathien verloren hat, gerade weil man eigentlich auch Silver den schwarzen Peter hätte zuschieben können. Doch Adrianna ist leider einen Schritt zu weit gegangen und ich bin mir nicht sicher, ob ihr Charakter sich davon jemals wieder erholen wird.

Annika Leichner - myFanbase

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