Die enttäuschendsten Momente 2010/2011
#3.24 Knockout (Castle)

Eigentlich sollten Staffelfinals ja voller Highlights sein. Wünschenswert wäre es sicher, wenn diese mit Momenten gespickt wären, die dem Zuschauer über die lange Sommerpause noch weiterhin gut im Gedächtnis bleiben und an die man gerne zurückdenkt. Umso ärgerlicher ist es dann, wenn sich gerade diese als Höhepunkte konzipierten Momente als Rohrkrepierer herausstellen. Es hat sicher auch viel mit enttäuschten Erwartungen zu tun, wenn einige unserer Negativbeispiele hier gerade aus Finalfolgen stammen. Und auch "Castle" hat mich zumindest mit seinem diesjährigen Finale mehr enttäuscht als begeistert.
Verräter verzweifelt gesucht
Zum einen war sicher nicht alles schlecht in #3.24 Knockout, da hat man nach drei Staffeln schön die Beziehungsschraube zwischen dem obligatorisch verhinderten Traumpaar Castle und Beckett weitergedreht, in dem man die beiden ordentlich aneinander rasseln lassen hat, plus einem hochdramatischen Finalmoment, in dem Kate in Lebensgefahr schwebt und Rick ihr seine Liebe gesteht. Aber dies alles wird für mich davon überschattet, dass sich dieses Drama deshalb aufbaut, weil man den einfachsten Weg gewählt hat, frischen Wind in die Serie zu bringen.
Ich stelle mir das ungefähr so vor im "Castle"-Autorenraum: "Die Aufgabe unseres diesjährigen Finales sollte sein, den Fall um den Mord an Kates Mutter voranzutreiben, ohne dabei wirklich aufzulösen, dann möchten wir gerne die Dynamik auf unserem Revier etwas verändern und vielleicht noch den ein oder anderen Überraschungsmoment einbauen." - "Wie wäre es denn, wenn wir einen unserer Charaktere sterben lassen?" - "Oh ja, gute Idee, das wird den Zuschauer aus den Socken hauen" (schließlich hat der das ja noch nie in gefühlten 25467 anderen Finalen gesehen). "OK, soweit sind wir uns einig, wen können wir denn entbehren, wer hat denn bisher am wenigstens zur Serie beigetragen? Genau, Captain Montgomery!"
Und schon war der potentielle Verräter gefunden. Denn damit Captain Montgomery sterben durfte, musste er vorher mal schnell noch als Verbündeter im Mordfall Johanna Beckett herhalten, ob das nun Sinn macht oder nicht. Und ob der Zuschauer bei einem Charakter, der bisher nur als Stichwortgeber fungiert hat, überhaupt etwas empfindet, ist dann auch noch die andere Frage. Zumal der halbwegs seriengeübte Zuschauer die Sache ja auch schon kommen sehen hat, denn wenn man einen Mann, der bisher null Privatleben hatte, plötzlich mit Frau und Töchtern zeigt, ohne irgendwelche ersichtlichen Gründe, dann ahnt man doch, dass dessen Stündlein wohl demnächst geschlagen hat. Ob die ganze Verstrickung in den Mordfall Beckett am Ende irgendwelchen Sinn ergibt, ist dabei zweitrangig. Alles was zählt, ist Montgomery erst so richtig in den Dreck zu fahren, dann aber auch nicht den Schneid zu besitzen, ihn als Bösewicht stehen zu lassen, denn er opfert sich ja schließlich für seinen Schützling und wird von der und ihren Kollegen posthum gedeckt, so dass kein Schatten auf seinen Ruf fällt. Ich weiß nicht, wie es anderen Zuschauer mit dieser Entwicklung geht, aber ich kam mir dabei doch schon leicht an der Nase herumgeführt vor. Da werden Erinnerungen, an die ähnlich logikfrei inszenierte Pseudoauflösung des Gormogon-Falles in der 3. Staffel von "Bones - Die Knochenjägerin" wach, die den Charakter Zach Addy ebenso zum Sündenbock gemacht hat, wie man es hier mit Montgomery macht.
Zwar hat die Einführung der wechselnden Assistenten bei "Bones" durchaus für frischen Wind gesorgt und der Serie neues Leben eingehaucht, aber der fade Beigeschmack an die Art und Weise, wie man dazu kam, bleibt dennoch erhalten. Und auch bei "Castle" kann ich mir gut vorstellen, dass ein neuer Revierleiter, der dem ungewöhnlichen Ermittlerduo etwas kritischer gegenübersteht, für gute Unterhaltung sorgen kann. Aber mit diesem simpel konstruierten Finale, bei dem alle Spannungsmomente aus der Anfängerfibel der Krimiserienunterhaltung stammen, habe ich doch eine gehörige Portion Vertrauen in die Show verloren. Klar werde ich auch im Herbst wieder einschalten, um den Charme und die Präsenz von Nathan Fillion zu genießen, aber die wirkliche Lust, mit Elan dabei zu sein, ist doch irgendwie flöten gegangen.
Cindy Scholz - myFanbase
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