Die enttäuschendsten Beziehungen 2009/2010
Platz 1: Mark, Olivia und Lloyd (FlashForward)
Dreiecksgeschichten versprechen ja meist Dramatik pur. Es geht um Leidenschaft, innere Zerrissenheit, Wettkampf und ganz große Gefühle. Bei "FlashForward" fehlt jedes dieser Elemente gänzlich, obwohl die Ausgangslage im Piloten eigentlich ganz vielversprechend aussah: Olivia Benford, erfolgreiche Karrierefrau, Mutter einer perfekten, süßen Tochter und Ehefrau eines charmanten FBI-Agenten sieht sich während des globalen Blackouts glücklich in ihrem Bett. Sie sehnt sich nach ihrem Liebsten, der aber nicht neben ihr liegt, und begibt sich auf die Suche nach ihm. Im Wohnzimmer ihres Hauses findet sie ihn dann - einen ihr unbekannten Mann, den sie jedoch mit zärtlichen Worten bedenkt und den sie verliebt ansieht...
Drei sind einer zuviel
Das vermeintliche Vorzeigepärchen Olivia und Mark Benford wird durch die Flashforwards also auf eine interessante Probe gestellt. Ihr bislang recht ereignisloses Leben mit Haus im Grünen droht daran zu scheitern, dass Olivia eine Affäre mit einem Mann eingeht, den sie zwar noch nicht kennt, den sie aber anscheinend binnen sieben Monate in ihr Domizil ziehen lässt.
Wie Mann damit umgeht, ist eigentlich klar: Nach der anfänglichen Eifersucht sollte man doch meinen, der um seine Beziehung besorgte Mann von heute geht in sich, um herauszufinden, was seine fremdgehende Frau an dem Neuen eigentlich findet, was er selbst ihr nicht mehr bieten kann. Nicht so Mark Benford. Der nimmt die Erzählung seiner Frau zur Kenntnis und gut is. War ja auch nur eine Zukunftsvision. Nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste.
Während Olivia sich nach dem Blackout einzureden versucht, dass ihre Ehe nie und nimmer in Gefahr geraten kann, trifft sie unweigerlich nur Tage nach dem Blackout auf Mister Unbekannt, Lloyd Simcoe, der sich als liebenswürdiger, gutaussehender und fürsorglicher alleinerziehender Vater herausstellt, der zu allem Überfluss auch noch Engländer ist. Diese haben bei amerikanischen Frauen stets einen besonders großen Stein im Brett und brauchen sich nicht sonderlich anstrengen, um Frau zu erobern. Doch Eile mit Weile, wir sind ja erst bei Episode zwei...
Mark bemerkt dies zwar, doch scheint es ihn nicht recht zu stören. Oder er ist sich der Liebe seiner Frau sicher. Letztendlich geht er aufgrund seiner Ermittlungen immer mehr auf Distanz zu seiner Frau und Olivia nähert sich durch mehr oder minder zufällige Treffen immer mehr Lloyd an. Olivia erkennt irgendwann, was die Autoren mit ihr vor zu haben scheinen und will die Notbremse ziehen und ihre Ehe retten. Doch dann begeht sie den dümmsten Fehler, den eine Frau machen kann. Sie stellt ihren Mann vor die Wahl: Job oder Familie. Natürlich entscheidet sich der über-pflichtbewusste Mark Benford, der natürlich der einzige ist, der die Ermittlungen im Mosaic-Fall am Leben erhalten kann, für seine neu entdeckte Berufung und lässt Olivia desillusioniert im Regen stehen, ja zieht kurz darauf sogar aus dem eigenen Haus aus. Ohne viel Diskussion. Ohne Emotion. Tür zu und weg. Sicherlich könnte manch einer behaupten, dass durch seinen Flashforward die Last der Welt auf Marks Schultern zu liegen scheint, doch wenn ein liebender Ehemann nicht erkennt, dass es seiner Frau schlecht geht und daher Job vor Liebe stellt, so ist da in der Beziehung etwas gewaltig faul. Doch so dumm diese Abschiedsszene auch anmutet, die Entscheidung von Mark Benford könnte der Beginn einer emotionalen Achterbahnfahrt werden, in der Olivia, Mark oder beide in sich gehen und erkennen, dass sie kämpfen müssen. Doch soweit wird es nicht kommen.
In den folgenden Episoden kommt es zu verkrampften Begegnungen der beiden, die meist nicht einmal gewollt, sondern eher zufällig sind, doch viel Emotion kommt dabei nicht auf. Bald schon scheinen beide Parteien sogar völlig über die Trennung und das Aus der Ehe hinweg zu sein. Mark konzentriert sich weiterhin auf seine immer wieder im Sande verlaufenden Ermittlungen und denkt nur noch selten an seine Ehefrau. Olivia hingegen betreibt ein paar Sekunden lang Gewissenserforschung, die sie dann auch noch direkt in die Arme von Lloyd treibt, der keinen Hehl daraus macht, dass er längst an ihr interessiert ist. Zwar wehrt sich Noch-Mrs. Benford ein wenig, doch in einem selten-dämlichen Monolog darüber, wie gut Lloyd mit Kindern umgehen kann, wird ihr klar, dass sie sich wohl ihrem Schicksal nicht erwehren kann und küsst Lloyd. Vollkommen aus dem Nichts. Ohne Vorwarnung. Kurz nach der Trennung von ihrem Ehemann. Zu diesem Zeitpunkt ist ihre Liebe zu Mark quasi nicht mehr existent. Und das alles nur, weil Lloyd zuvor Charlie das aufgeschlagene Knie versorgt hat. Im Ernst?
Gut. Muss man als Zuschauer wohl hinnehmen. Nun, da Mann Nr. 2 etabliert ist, wird Mark Benford erkennen, was ihm entgangen ist und dann gibts Drama, Baby! Oder? Weit gefehlt. Mark bekommt von all dem nicht viel mit, obwohl einiges sogar direkt vor seiner Nase geschieht. Irgendwann kriegt dagegen Olivia Bammel vor der eigenen Entscheidung und stellt selbige nochmal in Frage, landet dann doch irgendwie wieder bei Lloyd in dessen Wohnung und wird dort sogar inflagranti von ihrem Mann erwischt. Kommt jetzt der große Clash? Im Gegenteil. Mark schluckt seinen Ärger hinunter, schließlich ermittelt sich der Grund des Blackouts nicht alleine. Nur einem Kollegen gesteht er irgendwann mal, dass er seine Frau vermisst, dass er aber ihrem Glück nicht im Wege stehen will. Ooooooh Mann! Erst am Ende gesteht Mark Olivia, kurz vor seinem vermeintlichen Tod, dass er sie liebt und in Sicherheit wissen will. Too little too late, wie der Engländer so schön sagt, denn zu diesem Zeitpunkt hat sich Olivia von Lloyd belabern lassen, ihn in ihr Haus zu lassen, obwohl sie ihn kurz zuvor in den Wind schießen wollte, weil sie doch erkannt hat, das sie eigentlich niemanden so liebt, wie ihre Tochter Charlie. Am Ende ist Lloyd also bei Olivia, die weiß allerdings nicht so recht, ob sie eigentlich überhaupt noch jemanden will und Mark, ja der geht zusammen mit der Serie wohl in einer gigantischen Materialschlacht unter.
Eine solch abstruse Beziehungsgeschichte, die ohne jegliche Emotion auskommt, von dämlichen Entscheidungen der Charaktere nur so strotzt und jegliche Hingabe der Charaktere erkennen lässt, hat den Platz an der Spitze der dämlichsten Paarungen mit großem Abstand verdient. Die Dreiecksgeschichte hatte weder Sinn, Dramatik oder Gefühl zu bieten. Und so stört es den Zuschauer am Ende auch nicht wirklich, wer eigentlich mit wem zusammen kommt. Und geht es nicht genau darum in eine Liebesgeschichte? Klar muss es nicht immer der übertriebene Schmalz mit großen Worten und unrealistischen romantischen Gesten sein, doch wenigstens nachvollziehbar sollten die Handlungen der Charaktere dann schon sein. Und ein wenig sollte auch klar werden, warum Protagonisten miteinander zusammen sein wollen. Ansonsten verliert der Zuschauer nicht nur die Leidenschaft für die Paare, sondern auch an den Charakteren und das kann für eine Serie seeehr gefährlich werden.
Melanie Wolff - myFanbase
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