Die besten Storylines 2009/2010
Platz 10: Der Renee-Skandal (One Tree Hill)
Wenn man nach sechs Staffeln den Fortgang zweier Hauptdarsteller und damit –charaktere verkraften und gleichzeitig zwei (bzw. im Verlauf der Staffel dann drei) neue integrieren muss, kann das für die Qualität der Serie entweder ein Dämpfer oder aber ein Katalysator sein. Im Fall von "One Tree Hill" war es glücklicherweise letzteres, denn die Autoren haben es geschafft, mit einer Storyline den Großteil des Casts über die erste Hälfte der siebten Staffel so überzeugend wie lange nicht mehr einzubinden und die Charaktere sowie die Beziehungen untereinander, gerade auch was die neuen Figuren angeht, zu entwickeln.
"But you didn't have sex with Nathan Scott. And you never had sex with Nathan Scott, did you?" – "No."
Nachdem Nathan am Ende der sechsten Staffel den Sprung in die NBA geschafft hat, war natürlich die Frage, wie man diese Entwicklung in der siebten umsetzen will, schließlich kann die Crew nicht alle zwei, drei Wochen das Stadion der Charlotte Bobcats für Dreharbeiten besetzen. Doch die Autoren ziehen sich geschickt aus der Affäre, indem sie die siebte Staffel zu Beginn der NBA-Off-season starten lassen und schaffen es trotzdem, Nathans beruflichen Erfolg zu thematisieren, allerdings mit Hilfe der weniger angenehmen Seiten seiner Berühmtheit: Nathan wird von einer fremden Frau mit der Anschuldigung konfrontiert, dass er während eines Auswärtsspiels mit ihr geschlafen und sie geschwängert habe.
Soweit die Ausgangssituation, die natürlich in erster Linie die Beziehung von Nathan und Haley betrifft, aber statt sich nur auf diese beiden zu konzentrieren, erschaffen die Autoren ein Flechtwerk von kleinen Nebenstorylines wie Dans Fernsehsendung, Mouths Tätigkeit als Reporter, die sich anbahnende Beziehung zwischen Quinn und Clay und Clays Vergangenheit mit Sara, die sich wunderbar in diese alles umfassende Storyline rund um Renees Anschuldigungen eingliedern. Ein Rädchen greift in das nächste und treibt die Gesamthandlung konsequent voran, ohne dass wie in früheren Staffeln Entwicklungen ohne anständigen Abschluss einfach fallen gelassen werden. Nathan und Haley ziehen ihre Entscheidung, Renee nicht einfach auszuzahlen und alles zu verschweigen, bis zum erlösenden Ende durch und dabei wird nicht nur ihre Beziehung beleuchtet, sondern auch die Freundschaft zwischen Clay und Nathan, von der man als Zuschauer zu Beginn der Staffel logischerweise noch nichts weiß. Doch gerade durch diese Krise, die sie gemeinsam durchstehen müssen, und die vielen emotionalen Situationen, die dadurch entstehen, gelingt es wunderbar, die Freundschaft der beiden, die während des Zeitsprungs zwischen den Staffeln immerhin schon seit einem Jahr besteht, absolut authentisch darzustellen.
Ein großer Reiz dieser Storyline besteht natürlich auch darin, dass man als Zuschauer sieben Folgen lang im Dunkeln gelassen wird, ob Renees Anschuldigungen nun tatsächlich wahr sind oder nicht. Obwohl Nathan von Anfang an seine Unschuld beteuert, wird durch die Tatsache, dass er an dem betreffenden Abend völlig betrunken war, immerhin eine Möglichkeit eröffnet, wie es zu der sonst völlig unglaubwürdigen Story kommen könnte, dass Nathan fremdgegangen ist. Und gerade wenn man bereit ist, die Zweifel an Nathan endgültig fallen zu lassen, kommt wieder ein kleines Indiz wie Renees Nummer auf seiner Telefonrechnung, die wieder alles ungewiss werden lassen. Selbst beim großen Showdown während Dans Sendung ist bis zu Renees Geständnis dank der Manipulation des Lügendetektortests alles komplett offen und zumindest storytechnisch jeder Ausgang möglich – charaktertechnisch war Nathans Unschuld allerdings die einzige Lösung, ohne sechs Staffeln Naley komplett ad absurdum zu führen.
Doch mit Renees Geständnis ist die Storyline noch nicht beendet. Nach einer Folge Verschnaufpause geht es direkt mit dem nächsten Drama weiter, das unmittelbar aus Renees Anschuldigungen resultiert – Nathans Vertrag wird aufgrund der Konsequenzen des Skandals und einer unglücklichen Entscheidung von Clay nicht verlängert. Das sorgt für einige wunderbar emotionale Szenen zwischen Nathan, Haley, Clay und Quinn, wobei deren Beziehungen untereinander, vor allem die Freundschaft zwischen Nathan und Clay, aber auch das enge Verhältnis der beiden Schwestern auf eine harte Probe gestellt werden.
Das Happy End in Form von Nathans verlängertem Vertrag, um den Clay mit Hilfe von Quinn gekämpft hat, bildet damit nicht nur den Schlusspunkt der gesamten Storyline, sondern auch der ersten Hälfte der siebten Staffel und rundet die Entwicklungen der neuen und alten Beziehungen wunderbar ab. Und es bildet außerdem einen tollen (und hoffentlich nur vorläufigen) Abschluss für Dan, der mit dieser Storyline und seiner Schlüsselrolle beim Aufdecken von Renees Lügen zu seiner alten Präsenz zurückgefunden hat, die in der sechsten Staffel oft schmerzlich vermisst wurde.
Lena Stadelmann - myFanbase
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