Sonderkategorie TV-Season 2009/2010
Neue Serien

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Die vergangene TV-Season 2009/2010 war auf dem US-Markt eine der stärksten der letzten Jahre. Um dieser Tatsache Tribut zu zollen, wollen wir uns in einem Teil unserer Sonderkategorie mit diesem Phänomen beschäftigen, nachdem es in den letzten Jahren doch eher die Regel war, dass nur ein oder zwei Neulinge die Gunst der Zuschauer und Kritiker gewinnen konnte. In diesem Jahr gab es dabei sogar einige Kandidaten, denen das Kunststück gelang, beides zu vereinen. Die letzte ähnlich starke Season liegt nun auch schon einige Jahre zurück, so gingen in der Saison 2004/2005 Dauerbrenner wie "Lost", "Desperate Housewives", "Dr. House" und "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" aber auch der Kritikerliebling und Underdog "Veronica Mars" an den Start. Auf dem Spartensender SciFi begann die Neuauflage von "Battlestar Galactica" seinen Lauf, welche sich aufmachte, ein Genre nachhaltig zu verändern. Und auch wenn in der Qualität der einzelnen Serien der vergangenen TV-Season nicht an die vereinzelten Sternstunden dieser Vorzeigesaison von vor sechs Jahren heranreicht, kann man sich in der Breite mit diesem Anspruch durchaus messen.

Der aufsteigende Stern am Himmel: Die Comedy-Serien

Foto: Matthew Morrison & Jane Lynch, Glee - Copyright: 2010 Fox Broadcasting Co.; Chris Cuffaro/FOX
Matthew Morrison & Jane Lynch, Glee
© 2010 Fox Broadcasting Co.; Chris Cuffaro/FOX

Wenn man in einigen Jahren auf die Neustarts des Herbstes 2009 zurückblickt, wird wahrscheinlich der kometenhafte Aufstieg einer ganzen Handvoll Comedy-Serien die meiste Erwähnung finden. Es ist schon bemerkenswert, wie viele gute Sitcoms, ob nun Single-Camera oder Multi-Camera-Serien, das Licht der Welt erblickten. An der Spitze seien vor allem "Modern Family" und "Community" erwähnt. Ersteres hat bereits mit seinem Piloten eingeschlagen wie eine Bombe (der aber auch an Perfektion und Witzigkeit fast nicht zu überbieten ist) und dieses hohe Niveau über die gesamte erste Staffel halten können. Und glücklicherweise gelang es der Show, ein breites Publikum für sich einzunehmen und auch die Kritiker und die Emmy-Jury davon zu überzeugen. Es wäre auch eine Schande, wenn einer Serie, die das angestaubte Genre der Familiensitcom so erfrischend und modern neu erfunden hat, nicht die nötige Anerkennung zukommen würde. "Community" hat im Vergleich dazu wesentlich weniger Medienaufmerksamkeit, Zuschauer und leider auch Anerkennung durch Award-Nominierungen gewinnen können, ist qualitativ aber auf einer ähnlichen Ebene anzusiedeln. Der Humor ist nicht ganz so massenkompatibel, dafür aber hintersinnig und intelligent. Und die Zuschauer, die die ersten noch nicht ganz perfekten Folgen gesehen und bereits lieb gewonnen haben, wurden mit einer urkomischen, schrägen und äußerst charmanten ersten Staffel belohnt. Und was "Community" noch mit "Modern Family" gemeinsam hat, ist ein rundum ausgewogener, äußerst talentierter Cast an Vollblutkomikern, denen der Spaß an ihren Rollen in jeder Sekunde anzumerken ist.

Im Fahrwasser dieser beiden Ausnahme-Sitcoms erblickten auch Serien wie "Cougar Town" und "The Middle" das Licht der TV-Welt, die beide das Rad nicht neu erfinden, aber durchaus gute Unterhaltung liefern. Und dann gibt es da natürlich noch das TV-Phänomen des Jahres (nein, wir kommen hier noch nicht zum Allerweltsthema Vampire, später dann): "Glee". Man mag von der Serie halten was man will, ihren popkulturellen Einfluss auf die TV-Landschaft kann man nicht von der Hand weisen. So schuf Ryan Murphy mit seiner Musical-Comedy-Serie die sicherlich meistbeachtete neue Show und darf natürlich in diesem Resümee der Neustarts nicht fehlen. Da die Autoren dieses speziellen Textes aber doch eher zu den "Glee"-Zweiflern gehören, sind wir einmal gespannt, ob die Serie sich über ihr phänomenales erstes Jahr hinaus dauerhaft behaupten kann, oder eher den Weg ähnlich hochgehypter Serien wie "Heroes" und "Prison Break" gehen wird.

Unverhofft kommt oft – Die Überraschungen im Dramabereich

Foto: Julianna Margulies & Chris Noth, Good Wife - Copyright: Paramount Pictures
Julianna Margulies & Chris Noth, Good Wife
© Paramount Pictures

Im Vorfeld der Saison gab es durchaus einige Projekte, die für Aufmerksamkeit sorgten und die viel versprechend auf Zuschauer und auch Senderverantwortliche wirkten. Besonders der potentielle "Lost"-Nachfolger schien, pünktlich zum Ende des Originals, mit "FlashForward" in Sicht zu sein. Am Ende waren es dann aber ganz andere Serien, die positiv auf sich aufmerksam machten. Da ist zum einen das Anwaltsdrama "Good Wife" mit Julianna Margulies in der Hauptrolle, das sich für CBS still und heimlich zum Publikums- und Kritikerhit entwickelt hat. Abgesehen davon sieht die Bilanz der großen Networksender aber weniger gut aus, außer dem erwarteten Hit mit dem blutleeren Spinoff "Navy CIS: L.A." konnte man diesbezüglich nicht viel vorweisen. NBC hatte mit seinem Starensemble "Parenthood" ein wenig Pech, denn durch die Krankheit von Maura Tierney geriet man hier in Verzug und konnte erst zur Mid-Season an den Start gehen. Die Neubesetzung durch Lauren Graham erwies sich aber als Glücksfall und die kurze erste Staffel der Familienserie wußte durchaus zu überzeugen.

Dafür konnten die Kabelsender allerdings qualitativ und in der Publikumsgunst punkten. HBO ging mit "Treme", dem neuen David Simon-Projekt, an den Start und konnte vollkommen überzeugen, ebenso wie die FX-Serie "Justified" und das TNT-Projekt "Men of a Certain Age". Mit einem weiteren Hit kann allerdings noch das kleine, problemgebeutelte Network The CW aufwarten, womit wir auch endlich beim versprochenen Thema Vampire wären. Der noch recht junge Sender konnte mit "Vampire Diaries" einen ersten richtigen eigenproduzierten Erfolg vorweisen. Der ist nur zum Teil begründet im aktuellen Trend rund um die Blutsauger (auch wenn der sicherlich nicht geschadet hat), denn die Serie von Kevin Williamson überraschte mit einer gut gemachten und spannenden Unterhaltung, so dass nicht nur das angestrebte Teeniemädchenpublikum Gefallen an ihr fand, sondern auch eine ganze Reihe an gestandenen seriösen Kritikern. Und mit "Life Unexpected" startete eine weitere Serie, die zwar noch nicht vollkommen überzeugen konnte, aber das Potential hat, an alte Erfolge aus The WB-Tagen anzuknüpfen.

Alte Besen, Models und Hexen - Die großen Enttäuschungen

"Neue Besen kehren gut", sagt man. Das trifft auch sicher zu, zumindest wenn man keine billige Second-Hand-Ware kauft. Leider blieb es auch in dieser Season nicht aus, dass altbackene Serien wie "Hank" auf den Markt geworfen wurden, bei der zum wiederholten Male der Zuschauer deutlich machen musste, dass so was heute keiner mehr sehen will. Vielleicht kriegt Kelsey Grammer irgendwann dann auch noch den Wink mit dem Zaunpfahl mit und macht es seiner "Back to You"-Kollegin Patricia Heaton nach, die in dieser Season relativ schnell den Sprung zum weitaus frischeren "The Middle" geschafft hat.

Auch sonst gab es viel Nachgemachtes, das keiner sehen wollte. Darunter das Remake "Melrose Place", das zu trashig war, um es ernst nehmen zu können, aber zu wenig trashig, um es mit dem Original aufnehmen zu können. Auch bei "100 Questions" haben die Network-Verantwortlichen schnell erkannt, dass nicht viel mehr als eine schlechte "Friends"-Kopie dahintersteckte, die es mit "How I Met Your Mother" aufnehmen wollte - leider mit den eher schwächeren letzten beiden Staffeln. Insgesamt kam die Serie dann nur auf sechs Episoden, durchaus zu Recht. Zu erwähnen bleiben noch eine fade "Grey's Anatomy"-Kopie namens "Mercy" und der Versuch, mit "Eastwick" an alte "Charmed"-Zeiten anzuknüpfen und auf den Mystery-Zug aufzuspringen, der derweil jedoch Vampire zu bevorzugen scheint.

Auf der langen Liste der enttäuschendsten Neustarts des letzten Jahres darf auch nicht "The Beautiful Life" fehlen, bei dem The CW die kluge Idee hatte, wenn man doch eh nur Models in den Cast seiner Serien aufnimmt, doch einfach gleich eine Serie über die Modeindustrie daraus zu machen. Dieses Experiment schlug sogar schon nach zwei Episoden fehl und war damit der kürzeste Neustart der letzten Season. Übrig bleibt noch das enttäuschende und wenig innovative Crime-Procedural "The Forgotten" und eine Serie, die besonders an ihren hohen Erwartungen scheiterte: "FlashForward" wurde schon als das neue "Lost" gehandelt, doch viel mehr als eine gelungene Prämisse blieb nicht übrig. Charaktere und Storylines enttäuschten und am Ende reichte es nicht mal für eine zweite Staffel. Aber vielleicht wird's ja dann nächstes Jahr was mit dem neuen "Lost". Eine andere Idee wäre es aber natürlich auch, einfach mal was Frisches, Neues und Innovatives auf die Bildschirme zu bringen statt Erfolgen nachzutrauern, die gerade deshalb welche waren. Wie man weiter oben sehen kann, wird das ja auch durchaus immer wieder von Erfolg gekrönt. Aber auch eine gute Season muss eben ihre Fehlschläge haben. Es muss ja noch Luft nach oben bleiben fürs nächste Jahr...

Cindy Scholz & Nadine Watz - myFanbase

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