Upfronts 2011 – Serienhits verzweifelt gesucht
Sieht man sich die diesjährigen Entscheidungen der fünf wichtigen Networks ABC, CBS, FOX, NBC und The CW an, kann man eines konstatieren, das alle Sender gemeinsam haben: Die Ausbeute aus der vergangenen Season ist mager. Fast alle Neustarts des Programmjahres 2010/2011 sind wieder in den Serienarchiven verschwunden und haben kaum Eindruck bei den Zuschauern hinterlassen. Es gab bei den öffentlichen Sendern einfach keinen großen neuen Hit – dieses Recht behielten sich die Kabelsender à la HBO und AMC vor, die etwa mit "Boardwalk Empire" und "The Walking Dead" kritischen und kommerziellen Erfolg feierten.
Außer Spesen nichts gewesen
Und so befinden sich die fünf Sender weiterhin auf der Suche nach einem neuen Serienhit. Denn die Erfolgskinder stammen alle schon wieder aus der vorletzten Season, wie etwa "Glee", "Modern Family" oder "Vampire Diaries". In dieser Season hingegen fällt das Verhältnis von abgesetzten zu verlängerten Serien bei allen Sendern ernüchternd aus. Bei NBC überlebte genau eine neue Serie ("Harry's Law"), insgesamt neun Formate wurden abgesetzt, nur sieben Serien verlängert. Ähnlich sieht es bei FOX aus: Nur "Raising Hope" und die Animationsserie "Bob's Burgers" bekommen eine zweite Staffel, dagegen wurden acht Serien gecancelt (davon sechs Neustarts!) und insgesamt zehn Serien werden in der nächsten Season zurückkehren.
Bei ABC schaffte es nur "Happy Endings" mit Mühe und Not in die kommende Season und auch hier steht das Verhältnis von abgesetzten zu verlängerten Serien bei der unzufriedenstellenden Quote von 9:8. Auch der Sendergigant CBS gab nur "Hawaii Five-0" und "Blue Bloods" grünes Licht, während The CW einzig "Nikita" verlängert hat. Doch keiner dieser Shows hat eine wirkliche Fanbase hinter sich, geschweige denn den Medienhype ausgelöst, den sich die Sender versprochen haben.
So baut man in der nächsten Season vor allem auf die alten Hasen sowie diejenigen Serien, die langsam zu solchen werden. Dramaserien wie "Grey's Anatomy", "Desperate Housewives" und "Dr. House" gehen jetzt schon in ihre achte Staffel, "One Tree Hill" sogar schon in die neunte (und letzte) Staffel. Noch älter werden die Crimeserien à la "CSI: Den Tätern auf der Spur" (Staffel 12), "CSI: Miami" (Staffel 10) oder "Navy CIS" (Staffel 9). Und auch die einst als neue Stars am Comedyhimmel gepriesenen Sitcoms wie "The Office" (Staffel 8), "How I Met Your Mother" (Staffel 7), "30 Rock" (Staffel 6) und natürlich das skandalträchtige "Two and a Half Men" (Staffel 9) steuern langsam aber sicher auf den Ruhestand zu.
Damit ist klar: Es muss was Neues her. So investieren vor allem NBC und ABC dieses Jahr in viele neue Projekte und haben 12 bzw. 13 neue Formate in Auftrag gegeben. FOX und CBS hingegen bleiben moderat mit acht bzw. sechs Neustarts. Der kleinste Sender The CW hat sich dieses Jahr drei neue Dramaserien geleistet, was angesichts der geringen Finanzkraft des Networks durchaus beachtlich ist.
Der Trend: Mystery, Fantasy und die 60er Jahre
Sieht man sich die neuen Senderprojekte an, so lassen sich ein paar Trends feststellen, die die neue Season dominieren. Zunächst einmal ist der Anteil an Mysteryserien relativ hoch – eventuell hoffen die Sender, dass das Publikum wieder bereit für ein neues "Lost" ist, was jedem der Sender am Herzen liegt, schließlich sind es die treuen Fans, die konstante Zuschauerquoten bringen. NBC schickt hier "Awake" (VIDEO) an den Start, FOX will mit einer neuen Serie von J.J. Abrams namens "Alcatraz" (VIDEO) punkten. "Alcatraz" könnte aufgrund der Tatsache, dass es von "Lost"-Macher Abrams stammt und zudem noch Jorge Garcia in einer der Hauptrollen zeigt, durchaus interessant für "Lost"-Fans sein.
Auch das ambitionierte FOX-Projekt "Terra Nova", das nach diversen Startterminverschiebungen jetzt doch erst in der kommenden Season anläuft, vereint Drama und Mystery. Eine Serie, die im Zeitalter der Dinosaurier spielt und zudem noch das Aussterben der menschlichen Rasse thematisiert, läuft allerdings schnell Gefahr, sich zu viel auf einmal vorzunehmen. Dennoch darf man gespannt sein, was "Terra Nova" bieten wird. Ebenfalls auf FOX beheimatet ist "Touch" mit Schauspielstar Kiefer Sutherland als Vater, dessen autistischer Sohn die Zukunft vorhersehen kann. Als Mix aus Mystery und Procedural könnte auch diese Serie, die allerdings erst zur Midseason startet, vielversprechend sein.
Für alle Fans von "Vampire Diaries" ist hingegen "The Secret Circle" (VIDEO) ein Muss. The CW zielt mit diesem Format direkt auf dieselbe Zielgruppe ab und vereint Mysteryelemente mit Teendrama.
Für Fantasyfans könnten hingegen anderen Projekte interessant sein: Da wäre zum einen "Once Upon A Time" (VIDEO) aus dem Hause ABC, das Realität und Märchenwelt komplex miteinander zu verbinden verspricht und übrigens wiederum von zwei "Lost"-Alumni stammt, nämlich Edward Kitsis and Adam Horowitz. Eine Art Fantasycrimedrama soll hingegen "Grimm" (VIDEO) sein, das von einem Team erzählt, das übernatürliche Kriminalfälle löst und dabei auf Trolle, Drachen und ähnliche Kreaturen stößt.
Bei den beiden 60er-Jahre-Projekten von NBC und ABC hat man hingegen das Gefühl, dass die Sender die momentane Sendepause von "Mad Men", dessen fünfte Staffel erst Anfang 2012 kommt, nutzen wollen, um ihre eigenen Serien mit dieser Thematik zu etablieren. "The Playboy Club" (VIDEO) dreht sich um den ersten Bunny-Club in Chicago und zeigt unter anderem Eddie Cibrian und Amber Heard in den Hauptrollen. Die Serie gilt als einer der Hoffnungsträger bei NBC, doch ob es denselben Flair wie "Mad Men" versprühen können wird, bleibt abzuwarten.
Ebenfalls in den 60er Jahren angesiedelt ist "Pan Am" (VIDEO), das sich um die Stewardessen der berühmten amerikanischen Fluglinie dreht und unter anderem Christina Ricci und Kelli Garner zeigt. Auch hier wird erst die Zeit zeigen, ob das Konzept aufgeht.
Interessanterweise scheint das Interesse an "klassischen" Dramaserie dieses Jahr nicht so groß zu sein. Während Anwalts-, Ärzte-, Cop-, Teen- und Spiondramaserien letztes Jahr hoch im Kurs waren, sieht es dieses Jahr spärlich aus. ABC schickt hier "Revenge" (VIDEO) mit Emily VanCamp ins Rennen, ein Drama über die Intrigen der Reichen und Schönen; The CW hingegen versucht "Hart of Dixie" (VIDEO) zu etablieren, das Rachel Bilson als Ärztin in einer Kleinstadt zeigt. Ein bisschen in Richtung Thriller hingegen geht The CWs "Ringer" (VIDEO) mit Sarah Michelle Prinze, die hier in einer Doppelrolle zu sehen ist.
Neben den "klassischen" Copdramen "Prime Suspect" (VIDEO), "Unforgettable" und dem "Bones"-Spinoff "The Finder" (VIDEO) ist vor allem "Person of Interest" an dieser Front hochinteressant. Wiederum hat J.J. Abrams hier seine Finger im Spiel, gemeinsam mit Jonah Nolan. Die Serie zeigt Jim Caviezel als einen verlorenen Mann, dem ein Millionär (Michael Emerson) einen neuen Sinn im Leben gibt, indem er ihn beauftragt, Morde zu verhindern.
Weiterlesen: Die neuen Comedyprojekte
Links
Meistgelesen
Aktuelle Kommentare
23.11.2024 17:22 von Chili_vanilli
Cruel Intentions: Cruel Intentions
Ich bin auf deine Meinung gespannt. Ob ich weiterschauen... mehr
26.11.2024 15:38 von Daniela
Episode: #10.08 Love Will Tear Us Apart (Chicago Med)
Zach habe ich da auch nicht gesehen, aber durch diese... mehr