NBC – Nothing But Crap?

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Große Ziele hatte der Sender im Jahr 2006, als Unterhaltungs-Chef Kevin Reilly verkündete, man wolle von nun an auf Qualität setzen und dadurch zu alter Stärke zurückkehren. Leider war man sich beim Sender wohl nicht darüber im Klaren, dass das amerikanische TV-Publikum nicht sofort "Hurra" schreien und der Sender in seiner Programmpolitik durch bombastische Quoten belohnt werden würde, sondern das Konzept eher eine Langzeitplanung erforderte.

Nur ein Jahr später durfte Reilly kurz nach den Upfronts 2007 seine Koffer packen und wurde vom neuen Chef Ben Silverman abgelöst. Mit dem neuen Unterhaltungspräsidenten kam auch eine neue Sendepolitik und die Kritiker sprangen nicht unbedingt vor Begeisterung aus ihren Sitzen, als man erfuhr, dass ein "Knight Rider"-Revival geplant war. Auch sonst konnten die Neustarts von NBC weniger überzeugen.

Leider sah es ähnlich schlecht bei den Veteranen des Senders aus, so dass man bereits im Dezember 2008 eine Nachricht verkündete, die Serienfans und TV-Kolumnisten reihenweise die Sorgenfalten auf die Stirn trieb. Ab der kommenden Saison will man fünf der wöchentlichen Prime-Time-Slots verwenden, um dem jahrelangen Late-Night-Talker Jay Leno, der seine "Tonight Show" nach 17 Jahren im Sommer 2009 an seinen Kollegen Conan O'Brien abgeben sollte, ein neues Zuhause auf dem Sender zu geben. Das bedeutet ganze fünf Drama- oder Comedyserien weniger, die NBC beherbergen würde. Gibt sich der Sender also schon so bald geschlagen und setzt fortan wie sein noch erfolgloserer Konkurrent The CW auf Reality- und weitere kostengünstige Formate? Die Upfronts werden es zeigen...

Save the Cheerleader, Save the Peacock!

Zugegebenermaßen ist der Titel dieser Kolumne sehr provokant gewählt und ist natürlich nicht grundlos mit einem Fragezeichen versehen. Denn der ewige Vierte beheimatet auch einige von Kritikern heißgeliebte Sendungen wie "30 Rock" und "Friday Night Lights", die, wenn man die nackten Zahlen betrachtet, eigentlich gar keine zweite Staffel hätten haben dürfen. Doch im Fall von "30 Rock" hat sich das Warten ausgezahlt. Die Serie hat seit ihrem Beginn im Schnitt rund zwei Millionen Zuschauer dazu gewonnen und ist damit im Donnerstags-Comedy-Line-Up die zweiterfolgreichste Show nach "The Office". Für beide Serien scheint eine Verlängerung nur Formsache. Ebenso gab es für die Fans des bereits erwähnten Footballdramas freudige Neuigkeiten. Man einigte sich mit dem Kabelsender DirecTV, "Friday Night Lights" gleich zwei weitere Staffeln à 13 Episoden zu geben, die wieder wie im Vorjahr im Herbst auf dem Kabelsender und dann ab Januar auf NBC zu sehen sein werden.

Weniger rosig sieht es dabei leider für die Dramedy "Chuck" aus, die im Internet bereits einiges an Buzz erlebt, wo Fans für eine Verlängerung kämpfen. Als Fan kann man wohl nur hoffen, dass die neuen Projekte von NBC im einstündigen Comedybereich allesamt versagen, denn die Sterne stehen schlecht für Chuck Bartowski und sein Agententeam. Noch schlechter sieht es für die Ermittler von "Life" aus, das sogar niedrigere Quoten als "Chuck" einfährt.

Der Mysteryserie "Heroes", für die "Chuck" das Lead-In stellt, geht es ähnlich schlecht, was für den Sender besonders hart ist, da es sich dabei um eines der Zugpferde vor noch ein, zwei Jahren handelte. Insgesamt läuft es für die "Heroes" jedoch besser als die genannten Konkurrenten und eine vierte Staffel wurde bereits bestellt. Sie soll jedoch statt 25 nur noch zwischen 18 und 20 Episoden enthalten. Besser läuft es für den Sender im Bereich Crime-Procedural. Sowohl die Mutterserie "Law & Order", als auch ihr Spin-Off "Law & Order: New York" sowie "Medium" gelten als relativ sichere Kandidaten für eine Verlängerung. Für "Law & Order" wäre dies sogar eine geschichtsträchtige 20. Staffel. Lediglich eine weitere Serie schaffte es auf so viele Jahre.

Insbesondere die neuen Serien bereiteten dem Sender in diesem Jahr Kopfschmerzen. Bereits in der Mottenkiste verschwunden sind "My Own Worst Enemy", "Lipstick Jungle" und "Crusoe", ebenso werden es voraussichtlich die Comedy "Kath & Kim" und das Remake "Knight Rider" in kein weiteres Jahr schaffen. Eng wird es auch für "My Name Is Earl", Teil des Comedyabends und in der mittlerweile vierten Staffel schafft es die Serie nur mehr auf magere 5 Millionen Zuschauer, was bei einer Show dieses Alters kaum mehr akzeptabel ist. Ebenso verhalten läuft der Neustart "Parks & Recreation", der nur einen gering höheren Quotenanteil als Earl besitzt. Auch für das Drama "Kings" sieht es bisweilen nicht gut aus. Nachtrauern wird NBC sicherlich seinem Ärztedrama "Emergency Room - Die Notaufnahme", das trotz für den Sender weiterhin guter Quoten nach der mittlerweile 15. Staffel beendet wird. Immerhin einen guten Neustart hat der Sender jedoch zu verzeichnen. Das kürzlich angelaufene "Southland" mit Benjamin McKenzie in einer der Hauptrollen sieht mit knapp unter 10 Millionen Zuschauern neben seinen Konkurrenten wahrlich gut aus. Zwar lässt sich nach nur zwei Episoden noch wenig sagen, doch sollte es für die Cop-Serie so weitergehen, schreit dies geradezu nach einer zweiten Staffel.

Kampf um die Plätze

Schlechte Nachrichten für die Fans zahlreicher NBC-Serien, die als Wackelkandidaten gelten, denn einige der potentiellen Neustarts konnten auf Grund ihrer Testvorführungen einiges an positivem Buzz für sich verzeichnen. Was die Kategorie Drama angeht, konnte NBC v.a. mit der Serie "Trauma" Interesse wecken, die sich um ein Team von Rettungssanitätern drehen wird und für deren Pilot Peter Berg Regie führen wird, der bereits sowohl für den Piloten der Serie "Friday Night Lights" als auch den gleichnamigen Film verantwortlich war. Des Weiteren konnten die Adaption des 80er-Ron-Howard-Films mit Steve Martin und Dianne Wiest "Parenthood" (in Deutschland: "Eine Wahnsinnsfamilie") überzeugen, da die Serie sowohl ein gelungenes Skript als auch einen ausgezeichneten Cast aufweisen soll. Der Cast besteht unter anderem aus Peter Krause, Craig T. Nelson, Monica Potter und Erika Christensen. Des Weiteren stehen ein neues Anwaltsdrama im altbekannten Stil von David E. Kelley namens "Legally Mad" und "Lost & Found", eine Serie rund um eine weibliche Polizistin, ganz oben auf NBCs Liste.

Auch bei den Comedys gibt es für NBC einige viel versprechende Projekte. Sowohl "Community" und "Off Duty" als auch "100 Questions for Charlotte Payne" bringen einen interessanten Cast und ein gelungenes Konzept mit sich und haben somit gute Chancen, ins Line-Up aufgenommen zu werden.

Stichtag: 5. Mai

Eng wird es um die Plätze bei NBCs "Reise nach Jerusalem"-Spiel, das ist bereits klar. Für einige Fan-Favoriten wird es wohl vor allem darauf ankommen, wie die neuen Shows in der Gunst von Ben Silverman und Co. abschneiden werden. Auf lange Sicht gesehen muss sich NBC jedoch ranhalten, nicht ganz den Anschluss an die Top 3 der amerikanischen Networks zu verlieren...

Nadine Watz - myFanbase

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