Lupin - Review Teil 2

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Anfang des Jahres hatte wohl kaum jemand die französische Serie "Lupin" auf dem Schirm, denn diese war nicht schon mit der ersten Ankündigung groß beworben worden. Doch die Wirkung von Kinostar Omar Sy ist keinesfalls zu unterschätzen, denn er dürfte den Hauptgrund ausgemacht haben, dass "Lupin" zur bislang erfolgreichsten französischen Eigenproduktion des Streamingdienstes wurde. Was sicherlich auch entscheidend zum Erfolg beigetragen haben wird, ist die übersichtliche Episodenzahl des ersten Teils, da sich fünf Folgen mit Standardlänge nahezu perfekt wegsehen lassen. Und dann kommen wir auch noch zum dritten Faktor, dass mit dem Abspann des ersten Teils bereits der zweite angekündigt wurde. In Zeiten von ungerechtfertigten und nicht nachvollziehbaren Absetzungen von Serien ist nicht zu unterschätzen, dass der Fan gerne Gewissheit auf neues Material sowie keine allzu lange Wartezeit hat. Nun ist Teil 2 also nach fünf Monaten Pause verfügbar und wie schlägt sich dieser?

Foto: Omar Sy, Lupin - Copyright: 2021 Netflix, Inc.; Emmanuel Guimier
Omar Sy, Lupin
© 2021 Netflix, Inc.; Emmanuel Guimier

In meiner Review zum ersten Teil habe ich die Gegenwartshandlung sehr gelobt, während mich die Rückblenden sowie die Einbindung der Nebenfiguren noch nicht gänzlich überzeugt haben. Das ist es doch wahrlich nett, dass der zweite Teil in beiden Aspekten eine deutliche Verbesserung zeigt. In den Rückblenden kommen wir bei dem jugendlichen Assane (Mamadou Haidara) nämlich an den Punkt, wo richtig durchkommt, was ihn später im Erwachsenenalter zentral ausmachen wird. Wir erleben ihn, wie er für Claire (Ludmilla Makowski) ein Instrument klaut, damit sie ein Vorspiel absolvieren kann. Assane tut das mit der Absicht, dieses auch wieder zurückzugeben, so dass ihm auch keine niederen Motive zu unterstellen sind. Man merkt einfach ganz deutlich, dass er stets etwas Gutes im Sinn hat. Und auch wenn er selbst von etwas profitiert, im zweiten Schritt profitiert er niemals alleine. Deswegen ist in der Vergangenheit auch ein größerer Fokus auf seine Freundschaft mit Ben (Adrian Valli De Villebonne) gelegt, denn die beiden müssen auch in der Gegenwart mehr denn je zusammenhalten. Zwar fehlen immer noch die letzten Details, warum genau ausgerechnet diese beiden, aber man merkt zumindest in beiden Zeitscheinen sehr deutlich, dass beide sich treu ergeben sind. Zwar muss der erwachsene Ben (Antoine Gouy) mehr für Assane (Sy) tun als umgekehrt und dennoch stellt sich die Frage überhaupt nicht, ob Assane für seinen besten Freund nicht dasselbe tun würde. Manchmal merkt man den Rückblenden auch immer noch an, dass sie vor allem eine Parallele zur Gegenwart darstellen sollen, wie beispielsweise diesmal die Karte für das Tunnelsystem der Katakomben in Paris, aber ich hatte den Eindruck, dass diese Verzahnung insgesamt deutlich natürlicher gelungen ist.

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Foto: Soufiane Guerrab, Lupin - Copyright: 2021 Netflix, Inc.; Emmanuel Guimier
Soufiane Guerrab, Lupin
© 2021 Netflix, Inc.; Emmanuel Guimier

Die bessere Einbindung der Nebenfiguren habe ich schon angesprochen und beispielhaft an Ben schon aufgezeigt. Sehr ähnlich gilt das auch für Youssef Guedira (Soufiane Guerrab), bei dem ich nach Teil 1 schon die Hoffnung hatte, dass er noch eine deutlich wichtigere Rolle einnehmen und vielleicht sogar zum Verbündeten werden könnte. Beides ist im Grunde auch eingetreten, wobei man Guedira nachsagen muss, dass er sehr prinzipientreu ist, deswegen kommt er aus seiner Haut als Polizist nicht gänzlich raus. Aber er hat sehr ausgeprägte Instinkte und eine leidenschaftliche Vorliebe für den Meisterdieb Arsène Lupin, weswegen es kaum verwundert, dass er Gegenspieler und Zuarbeiter zugleich von Assane wird. Nach der Entführung von Raoul (Etan Simon) mag er ein doppeltes Spiel spielen, aber dennoch merkt man ihm auch, dass er den Jugendlichen ebenfalls unter allen Umständen gerettet sehen will. Später ist es dann einfach schön anzusehen, wie Assane Guedira zunehmend vertraut und ihm auf eine Art und Weise eine besondere Rolle einräumt, die der Polizist nur mit stolzgeschwellter Brust annehmen kann. Etwas düster sieht dagegen immer noch mein Blick auf die Frauen der Serie aus. Claire (Ludivine Sagnier), die zwischen Muttersein und gemeinsame Vergangenheit mit Assane immer hin- und herschwankt, hat leider noch keine neue Facette bekommen. Bei Juliette (Clotilde Hesme) sieht es noch düsterer aus, denn ihr Profil könnte man knapp als 'stets manipuliert durch einen Mann' festhalten. Sei es nun Assane, der sicherlich nicht nur niedere Motive hat, oder eben Vater Hubert Pellegrini (Hervé Pierre), sie rebelliert höchstens fünf Minuten und fällt dann doch wieder in alte Muster zurück. Das finde ich bei Juliette doch sehr schade, weil ich mir wunderbar hätte vorstellen können, dass sie einen entscheidenden Faktor in der Stellungnahme gegen ihren Vater hätte einnehmen können und nicht nur dieses Zwischenspiel, das man auch fast hätte übersehen können.

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Omar Sy, Lupin
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Während ich im ersten Teil wie angekündigt ein großer Fan der Gegenwartshandlung war, bin ich diesmal etwas zwiespältiger eingestellt. Aber so ist es wohl immer: Beim einen wird’s besser, beim anderen eher schlechter. Wobei 'schlecht' auch das völlig falsche Wort wäre, denn die neuen fünf Folgen waren erneut wie nix weggeschaut, aber diesmal wirkte einiges zu schnell abgehandelt, als wären einige nötige Zwischenschritte ausgelassen worden. Der erste Teil hat davon gelebt, dass Assane Pelligrini aber auch der Polizei immer einen Schritt voraus war und selbst in brenzligen Situationen noch genug neue Pläne in der Hinterhand hatte. Der zweite Teil hat mit einer etwas anderen Stilistik begonnen, weil Assane durch die Entführung von Raoul nur noch reagieren konnte. Der kluge Lupin war hier mal völlig ohne perfekten Plan unterwegs, sondern einfach nur instinktiv. Da im ersten Teil seine Vaterschaft eher distanziert daherkam, merkt man hier doch deutlich den engen Bund zwischen Vater und Sohn. Das war also definitiv stark. Aber danach geht Assane wieder zum Tagesgeschäft über und es wurde nicht wirklich deutlich, ob nur einfach weitergemacht worden ist oder ob die Pläne speziell wegen der Entführung von Raoul so umgesetzt worden sind. Zudem saßen die einzelnen Schritte auch nahezu perfekt, obwohl sich das Netz um Assane immer enger gezogen hat. Dadurch sind einige Entwicklungen vorhersehbarer geworden, aber andere kamen dennoch völlig überraschend. Insgesamt standen mir diesmal aber viel mehr Fragezeichen im Gesicht, weil ich nicht wusste, ob eher schlampiger gearbeitet wurde oder ob Logiklöcher in Kauf genommen worden sind.

Neu im Cast war auf jeden Fall Stefan Crepon als Philippe Courbet, obwohl dieser Name nur erfunden ist, aber er spielt den ganzen Teil über eine entscheidende Rolle, aber nach und nach wird seine ganze Geschichte entfaltet und es hatte definitiv etwas Überraschendes, wie alles mit ihm zusammenhing. Überraschend abgeschlossen endet auch der zweite Teil, obwohl wieder netterweise bereits ein dritter Teil angekündigt ist. Nach einem furiosen Finale, das definitiv mit Abstand die beste Episode des zweiten Teils war, gibt es diesmal keinen fiesen Cliffhanger zum Abschluss. Assanes Schicksal mag noch nicht geklärt sein, aber es steht ohnehin in den Sternen, ob es für ihn wirklich ein bedingungsloses Happy End geben kann. Es ist sicherlich auch noch nicht klar, ob sich die Schlinge rund um Pelligrini tatsächlich endgültig zusammengezogen hat, aber dennoch drängt sich diesmal die Handlung für den dritten Teil nicht automatisch auf. Da ich meine erste Review zu der Serie mit der Hoffnung beendet habe, dass die Macher schon wissen werden, wann mit dem Stoff gut sein wird, halte ich mich daran weiter fest und gehe davon aus, dass auch die dritte Staffel wieder ein gelungenes Binge-Erlebnis werden kann. Auch wenn der rote Teppich dafür noch nicht ausgerollt ist.

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Fazit

"Lupin" beschert erneut ein schnelles und intensives Seherlebnis, doch diesmal mit umgekehrten Voraussetzungen. Die Schwächen im ersten Teil sind ausgebügelt worden, weil die Rückblenden sowie die Einarbeitung einiger Nebenfiguren deutlich besser gelungen sind, dafür wirkte die Haupthandlung nicht mehr ganz so durchdacht, obwohl es mit der Spendengala ein festes Ziel gab. Doch es bleibt dabei, angesichts des bedingungslosen Sehvergnügens spielt die angebrachte Kritik nur eine untergeordnete Rolle. Da hat man trotz verhältnismäßig abgeschlossener Handlung weiterhin Lust auf Teil 3!

Lena Donth - myFanbase

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