Superman & Lois - Review des Piloten
In den letzten zwei Jahren ist mein Interesse an Superheldenserien deutlich abgeflaut. Ich schaue immer mal wieder rein, aber sie gehören nicht mehr zu meinem wöchentlichen MUSS-Programm. Dennoch war ich bei "Superman & Lois" von Anfang an interessiert dabei. Das liegt zum einen daran, dass ich Tyler Hoechlin in "Teen Wolf" und Elizabeth Tulloch in "Grimm" sehr mochte und zum anderen daran, dass ich ihre ersten Darstellungen als Clark Kent und Lois Lane in "Supergirl" und dann vor allem in den Crossovern des "Arrowverse" vielversprechend fand. Reizvoll ist sicherlich auch, dass bereits der Titel verspricht, dass es kein Schaulaufen von Superman geben wird und dass die beiden als Eltern von jugendlichen Söhnen so im DC-Universum noch nicht dargestellt wurden. Ob die hoffnungsvollen ersten Eindrücke auch nach dem Pilot noch anhalten?
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Sehr schnell zeigt sich, dass "Superman & Lois" nach einem ganz eigenen individuellen Profil innerhalb der DC-Serien von The CW strebt. So fällt auf, dass Superheldenserie als Genreeinteilung vielleicht erst auf den zweiten Blick passt. Zum Auftakt sind dem Neustart direkt 90 Minuten gegönnt worden, aber wer hier befürchtet oder gehofft hat, dass sich Actionszene an Actionszene reihen würde, der wird sich erstaunt die Augen gerieben haben. Denn "Superman & Lois" nimmt sich unheimlich viel Zeit für das Familienleben, und Momente für den Superhelden Superman sind rar gesät. Besonders deutlich wird das, als sich Superman zum Ende der Episode hin in einem Kampf gegen einen mysteriösen Gegner (Wolé Parks) befindet und nach einem Rückschlag Gefahr Gefahr sein lässt, denn Lois ruft ihn wegen seiner Söhne. Damit wird schnell deutlich, dass hier mit der traditionellen Vorstellung, dass ein Superheld alles stehen und liegen lassen muss, auch die Familie, gebrochen werden soll. Auch wenn alle anderen DC-Serien um die zentrale Figur einen intakten Familien- und Freundeskreis aufgebaut haben, so habe ich diese Rücknahme von klassischen Taten eines Helden so reduziert noch nicht erlebt.
Ein ganz eigenes Profil schärft auch die Tatsache der angesprochenen ruhigen Erzählweise. Während "The Flash" vor allem immer lustig war und "Arrow" immer sehr düster, so mutet "Superman & Lois" fast schon poetisch an. Gerade im ersten Drittel nimmt die Serie jeden ruhigen Moment mit. Sei es, wenn dargestellt wird, wie sehr sich Clark zwischen seinem Leben als Superheld und Familienvater hin- und hergerissen fühlt oder sei es, als seine Mutter Martha (Michele Scarabelli) das Zeitliche segnet. All das wird nicht überhastet abgeschlossen, sondern mit einer melancholischen Musikuntermalung und mit lange anhaltenden Close-Ups, die Hoechlin ein überzeugendes Mienenspiel abverlangen. Lois kommt im Auftakt noch etwas zu kurz, aber auch sie trägt entscheidend zu dieser Erzählweise bei, weil sie eine sehr ruhige, rationale und dennoch empathische Persönlichkeit hat und dadurch für ihren Mann und ihre Söhne der Fels in der Brandung ist. Mir hat wirklich gut gefallen, wie die Beziehung des Paares durch ganz kleine Szenen dargestellt wurde, ohne dass es gleich die große Portion Romantik brauchte.
Ein letzter sehr positiver Punkt ist die Zielgruppenverbreiterung, denn "Superman & Lois" ist auf Anhieb absolut familientauglich gelungen. Auf der einen Seite haben wir eben Clark und Lois, die sich mit Geldsorgen, Rückschlägen im Job, Erbangelegenheiten und wichtigen Lebensentscheidungen stellen müssen und auf der anderen Seite haben wir die Söhne Jonathan (Jordan Elsass, "Kleine Feuer überall") und Jordan (Alex Garfin), die mit ihren typischen Sorgen von Jugendlichen eben das jüngere Publikum ansprechen. Die beiden haben gleich auch eine sehr spezielle Dynamik, denn als Zwillinge könnten sie unterschiedlicher nicht sein. Jonathan als der athletische und beliebte Bruder und Jordan als der nerdige Bruder, bei dem eine soziale Angststörung diagnostiziert wurde. Auch wenn die Fetzen immer wieder fliegen, so passt zwischen die beiden, wenn es darauf ankommt, kein Blatt Papier. Das große Mysterium innerhalb des Pilots war es, welcher der Brüder denn nun die Kräfte des Vaters geerbt hat und auch wenn es etwas zu offensichtlich war, finde ich die Auflösung dennoch sehr vielversprechend. Zumal damit nicht ausgeschlossen ist, dass auch der andere noch welche entwickelt oder schon längst in sich trägt. Insgesamt sind die Familienszenen zum Auftakt das Highlight. Wie eben die Brüder untereinander, aber vor allem auch das brüchige Verhältnis zwischen Jordan und Clarke, da er sich von ihm immer alleine gelassen fühlt und dann erfährt, dass ausgerechnet sein Vater Superman sein soll. Hier ist auf Dauer sicherlich noch genug Potenzial versteckt.
Zwar mögen die Superheldenmomente runtergefahren sein, aber mögliche Gegner lauern schon überall. Hier gefällt mir weiterhin, dass "Superman & Lois" scheinbar nicht nur auf Widersacher mit übernatürlichen Fähigkeiten setzen wird. Stattdessen ahnt man schon Konfliktpotenzial im Berufs- und Privatleben. Da ist zum einen der ominöse Morgan Edge zu nennen, der bislang nur namentlich erwähnt wird, aber sowohl in Metropolis als auch in Smallville in krumme Dinger verstrickt zu sein scheint, was Lois' Spürnase entfacht. Dann haben wir noch ihren Vater Samuel (Dylan Walsh, "Unforgettable"), der zwar mit Superman professionell arbeiten kann, weil er eine Führungsposition innerhalb der Army innehat und deswegen bei Unterstützung niemals nein sagt, der aber menschlich nicht Clarkes größter Fan ist. Abschließend haben wir noch die Cushings, wo der Name Lana Lang bekannt vorkommt, die hier von Emmanuelle Chriqui gespielt wird. Sie ist mit Kyle (Erik Valdez) verheiratet, der feindseliger fast nicht erscheinen könnte. Nicht nur, dass Clark ihm als Lanas Jugendliebe ein Dorn im Auge ist, auch Lois' Scharfsinn entgeht ihm nicht. Hier sind einige kriminelle Geschäfte zu befürchten, denen sich vor allem Lois wohl stellen wird, da es Heldenmissionen ohne tatsächliche Superkräfte möglich macht. All das macht mich wirklich gespannt, welchen Weg "Superman & Lois" fortan einschlagen wird. Der erste Eindruck macht jedenfalls sehr viel Lust auf mehr.
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Fazit
"Superman & Lois" schafft es mit nur einer Episode, sich ein ganz eigenes Profil innerhalb des "Arrowverse" zu schaffen. Offensichtlich will man hier nicht vorrangig eine Superheldenserie sein, sondern eine familiäre Dramaserie, die sich für die menschlichen Zwischenmomente viel Zeit nimmt. Dabei ist eine überraschend ruhige 90-minütige Episode entstanden, die emotional mitreißt und mit vielen Konventionen bricht. Wie sich dieser erste Eindruck weiterhin ausgestalten wird, wird eine spannende Angelegenheit werden.
Die Serie "Superman & Lois" ansehen:
Lena Donth - myFanbase
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