Ted Lasso - Reviews Staffel 3
In unseren Kritiken schildern unsere Autoren und Autorinnen ihren ersten Eindruck von einer Episode in Form einer kurzen Review. Nutze die Gelegenheit, deine Meinung zu diesen Folgen kundzutun und mit uns über die Serie zu diskutieren.
Die Serie "Ted Lasso" ansehen:
#3.01 Smells like Mean Spirit
"Ted Lasso" ist endlich mit der dritten Staffel zurück und der AFC Richmond geht in eine neue Premier League Saison, allerdings als krasser Außenseiter. Offenbar traut ihnen niemand etwas zu und insbesondere Nathan (Nick Mohammed) und West Ham United wollen sie offenbar zur Lachnummer machen. Das lässt Ted (Jason Sudeikis) offenbar erst mal kalt. Gekonnt charmant spielt er das bei seiner Pressekonferenz weg und holt die Medien auf seine Seite, indem er sich über sich selbst lustig macht. Auch hat er natürlich gleich wieder eine interessante Teambuilding-Methode mit dem Besuch der Londoner Abwasserkanäle parat. Letztlich ist inhaltlich aber erst mal nicht so viel los. Außer der Außenseiterrolle von Richmond wird angedeutet, welche Belastungen auf die Charaktere in dieser Staffel zukommen könnten. Keeley (Juno Temple) muss sich in ihrer Rolle als Chefin erst mal zurecht finden, ebenso in der Trennung zu Roy (Brett Goldstein). Diese Trennung wird allerdings direkt mal in Frage gestellt und es ist nicht der einzige Moment, in welchem die kindliche Naivität die weisen Worte spricht. Auch Ted wird durch seinen Sohn quasi dazu animiert, auf jeden Fall immer zu versuchen, das Beste herauszuholen. Dass dieser aber noch einen neuen Freund der Mutter erwähnt, wird für Ted sicherlich auch noch ein Belastungstest für seine eh angeschlagene Psyche. Diese bespricht er weiterhin mit Dr. Sharon Fieldstone (Sarah Niles) (hoffentlich regelmäßig) und er geht auch medial sehr offen damit um, was ich weiterhin für ein starkes Zeichen halte. Ansonsten bekommt man auch einen detaillierten Einblick in das neue Leben von Nathan bei West Ham. Tatsächlich ist bei mir nach dem Staffelfinale der letzten Staffel noch immer ein sehr starker Wunsch vorhanden, dass Nathan komplett scheitert. Dieser Auftakt deutet an, dass er im Innern mit sich hadert und nicht glücklich ist, er das nach außen aber zunächst noch sehr gut überspielen kann und sich knallhart und gehässig gibt. Meinen Wunsch nach Scheitern hat das erst mal noch verstärkt, mal schauen, wie sich das im Laufe der Staffel entwickelt. Ansonsten ist es einfach schön, wieder diese schrägen Dialoge mitverfolgen zu dürfen, die immer wieder mit Anspielungen versehen sind, die mal einprägsam, mal skurril oder gar absurd wirken, aber immer humorvoll und leicht sind. Dadurch macht die Serie sofort wieder Spaß und ich kann mich auf die kommenden elf Episoden wunderbar freuen. Kurzum, der Staffelauftakt zur dritten Staffel von "Ted Lasso" ist kein großer Wurf, aber ein guter Anfang, der den Zuschauer abholt, den Ton der Serie in Erinnerung ruft und viele Anstöße für die kommenden Episoden liefert.
PS: Lego-Minifiguren zu "Ted Lasso" würde ich sofort sammeln.
#3.02 Ich will nicht zu Chelsea
Flott geht es ins erste Saisonspiel (gegen Chelsea), aber es passiert noch so viel drumherum, dass man fast gar nicht weiß, wo man anfangen soll. Zunächst geht es ganz ohne Fußball los, weil wir bei Keeley in der Firma sind und man den Unterschied zwischen ihrer Einstellung zum Job und denen der anderen sieht, insbesondere zu Barbara, die sehr durchdacht denkt und alles andere als Bauchentscheidungen mag. Das wird auf die Spitze getrieben, als Keeley ihre Freundin einstellt und Barbara herrlich die Tatsachen auseinander nimmt. Tolle Szene, die aber direkt danach noch getoppt wird, als Keeley mit ihrer Ansage und Empathie die Wogen glättet und eventuell dafür sorgt, dass in ihrer Firma fortan an einem Strang gezogen wird. Das ist jetzt keine Storyline, weshalb ich mich auf "Ted Lasso" freue, aber die Charaktere hauchen hier Leben und Humor ein. Äußerst lustig war auch, wie quasi alle Welt herausfindet/weiß, dass Roy und Keeley nicht mehr zusammen sind und alle davon ausgehen, dass sie sich von ihm getrennt hat. Das zog sich wie ein Running Gag durch die Episode. Diese ganze Emotionalität ist Roy natürlich zuwider und er hatte viele Gelegenheiten sein grimmigstes Murren aufzusetzen. Und nicht nur wegen Keeley sondern auch, weil Trent (James Lance) das Team begleiten wird um ein Buch über Richmond zu schreiben. Dass man schon in dieser Episode aufgelöst hat, warum Roy hier so heftig reagiert hat, war fast schade, hat diesen Part aber gut abgerundet. Zumal es für Roy insgesamt mehrere emotionale Momente gab und diese Episode viel mit ihm zu tun hatte. Ich hätte mir noch gewünscht, dass er sich mehr eingesteht, dass die negative Kritik, die er als 17-jähriger von Trent bekommen hat, vielleicht auch dazu führte, dass er so ein Star wurde. Aber das passt wohl nicht zu ihm.
Ein weiterer zentraler Punkt der Episode war das Hin und Her um den Weltstar Zava, der durchaus Ähnlichkeiten zu Zlatan Ibrahimovic aufweist, welcher gewiss als Vorlage genutzt wurde. Die Kabinenszene zu Beginn war herrlich, als alle Informationen durcheinander gingen. Die Freude im Team war dabei recht interessant. Klar freut man sich auf so einen Weltstar, aber für das Mannschaftsgefüge an sich ist das eher nicht so ideal. Und auch für Ted wird das sicher eine große Herausforderung. Aber im Endeffekt wurde von Anfang an deutlich gemacht, dass dies kein strategischer Transferwunsch ist sondern einzig eine Auseinandersetzung zwischen Rebecca und ihrem Ex Rupert (Anthony Stewart Head) ist. Wie sie diesen Kampf gewonnen hat, war beeindruckend und auch überraschend entschlossen, auch wenn ich es etwas ermüdend finde, dass die Ehestreitigkeiten immer noch so resolut auf dem Rücken der Teams ausgetragen werden. Die Auswirkungen werden aber in jeder Hinsicht spannend zu beobachten sein. Bleibt abschließend dann tatsächlich noch richtiger Fußball (also zumindest inhaltlich, denn man hat in so ziemlich jeder Spieleinstellung gesehen, dass das mit echten Fußball in der Premier League nicht viel zu tun hat, die Bewegungen und Positionierungen wirkten schon stümperhaft). Ein Auswärtspunkt bei Chelsea ist doch aller Ehren wert. Ich würde mich eigentlich freuen, wenn die Staffel nicht vom Abstiegskampf dominiert wird. Dass ein Außenseiter solide im Mittelfeld platziert ist, ist auch nicht unbedingt außergewöhnlich. Kurzum, ein vollgepackte zweite Episode, die in den Dialogen wieder sehr witzig war, Roy Kent als Charakter im Fokus hatte und einige interessante Entwicklungen für die nächsten Episoden versprechen.
#3.03 4-5-1
Diese Episode ist eine einzige Erfolgsstory des Superstars Zava. Er wird von allen angeschmachtet, macht die Regeln, ignoriert bestehende Rituale, legt seine Position fest und vereinnahmt wirklich alle. Eigentlich ist das zutiefst egoistisch und ein Stück weit widerlich, aber der Erfolg gibt ihm recht. Er schießt die Tore, die Mannschaft klettert in der Tabelle von Spiel zu Spiel nach oben. Fünf Siege in Folge hat es gegeben, mit Ausnahme von Manchester United allerdings durchaus schlagbare Teams auf dem Papier. Der einzige, der nicht glücklich ist, ist der sichtlich mitgenommene Jamie Tartt (Phil Dunster), der selbst gerne im Mittelpunkt steht und dem nun sogar ein Traumtor geklaut wird, weil Zava den Ball vor der Linie noch unnötigerweise berührt. Maximilian Osinski spielt die Rolle des Zava super. Diese Mischung aus absoluter Arroganz und einnehmendem Teamplayer, der mit Atemübungen und Berührungen schon fast wie ein Sektenführer wirkt, ist einfach herrlich anzusehen. Xava ist einfach zu gut, um ihm irgendetwas übel zu nehmen. Ted muss einfach nur laufen lassen und Jamie fehlen die Argumente. Das läuft natürlich gerade perfekt und es wird sicherlich schon bald den Knick geben (Verletzung?, Sperre?,…) und dann wird sich Jamies Gefühl wohl bewahrheiten. Alles auf eine Karte zu setzen, ist immer riskant. Eigentlich ist es schade, dass man nicht noch gezeigt hat, wie Zava mit misslungenen Abspielen umgeht, auf Gegentore reagiert usw., aber da ist noch Zeit in kommenden Episoden. Und Colins (Billy Harris) Sicht auf den Verlust des Stammplatzes hätte man auch intensiver betrachten können. Auf der anderen Seite hat dieser natürlich eine gute Ablenkung. Dass sich "Ted Lasso" auch dem im Fußball stark ignorierten bzw. kaum existierendem Thema Homosexualität widmet, finde ich sehr schön und ich traue es Bill Lawrence und seinem Team zu, dieses Thema auch sehr gut zu betrachten. Ich hoffe sehr, dass Trent dabei keine unrühmliche Rolle spielen wird. Ansonsten sind die Dialoge im Trainerzimmer wieder herrlich gewesen und die emotionalen Aspekte sind für die kommenden Episoden auch nicht zu unterschätzen. Bei Roy und Keeley merkt man, dass es eine Sehnsucht gibt, die Trennung rückgängig zu machen, aber offenbar sind vorerst beide zu stolz dazu. Ähnlich ist es bei Rebecca und Sam Obisanya (Toheeb Jimoh), wobei das erst mal nur von Rebeccas Seite aus wieder ein Thema zu sein scheint. Und Ted hadert damit, dass seine Ex-Frau offenbar neu anbandelt. Das ist nachvollziehbar, aber man fragt sich auch, was er erwartet hatte. Spannend ist hier, dass man offenbar die Thematik mit seiner Panikattacke aus Staffel 2 wieder aufgreift. Da ist also noch viel drin in der dritten Staffel. Alles macht Lust auf mehr.
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#3.04 Das große Spiel
Nach der Siegesserie steht nun das Spiel gegen das ebenfalls weit oben in der Tabelle stehende West Ham an und für Rebecca gibt es nichts Wichtigeres als einen Sieg gegen Ruperts Team. Ich kann ihre Motivation natürlich vollständig verstehen, aber dass man den Eindruck bekommt, sie würde lieber absteigen, als dieses Spiel zu verlieren, ist schon skurril. In der Halbzeit dann Ted gegenüber so eine Show abzuziehen, statt einfach in die Kabine zu gehen und die Spieler zu motivieren, stellt sich dann auch als Fehler heraus. Insofern bin ich noch gespannt, wie sie den Trumpf ausspielt, dass sie nun weiß, dass Rupert noch immer ein untreuer Kerl ist. Das große Spiel geht jedenfalls verloren, weil man in der ersten Halbzeit überlegen die Chancen nicht nutzte und in der Nachspielzeit zwei Gegentreffer kassiert. Die zweite Halbzeit soll dann mit Hilfe des Videos, welches Nathan zeigt, wie er vor Monaten das Believe-Schild zerstörte, gewonnen werden, was zu drei roten Karten führt. Das war mir wirklich zu dick aufgetragen. Erstens finde ich es traurig, dass Ted so überhaupt nichts in der Halbzeit sagt, noch schlimmer finde ich aber, dass alle vollkommen handlungsunfähig die zweite Halbzeit passieren lassen. Da stehen drei Coaches, die nur durch Handgesten versuchen, Ruhe reinzubringen. Wo ist Zava, der eigentlich gar nicht weiß, worum es geht? Dafür, dass die gesamte Episode auf dieses Spiel fixiert war, wurde die zweite Halbzeit zu plump behandelt. Und das Ergebis ist bei drei roten Karten eigentlich auch nicht mehr glaubhaft. Nun gut, immerhin sollte Ted recht behalten, dass das Video nichts bringt, aber wie er eben ist, reibt er es seinen beiden Co-Trainern nicht unter die Nase. Dass Ted so dermaßen mit sich selbst beschäftigt ist, wird in der Episode ein ums andere Mal sehr deutlich. Das tut einem fast leid, weil seine Leidenschaft vollkommen fehlt. Eigentlich ist es ein Wunder, dass man so gut in die Saison gestartet ist. Hier hätte ein Gespräch mit Sharon Fieldstone gutgetan. Sein Anruf am Ende bei seiner Ex-Frau (Andrea Anders) war zwar auch sehr ehrlich und schön-traurig, aber ihre Reaktion, nämlich überhaupt nichts zu sagen, fand ich auch etwas befremdlich. Da fehlte irgendwie was Positives, was die Serie sonst immer transportiert. Aber das ist sicherlich auch Absicht und damit gut in Szene gesetzt. Ansonsten stand natürlich Nate im Zentrum der Episode, der mit den Machtstrukturen bei West Ham nicht zurecht kommt und fehl am Platze wirkt. Seltsamerweise ist er trotzdem so erfolgreich, was ich sehr fragwürdig finde. Nathan ist nur als Schluck Wasser zu sehen und soll dann vor der Mannschaft und sicherlich großen, verdienten Spielern den nötigen Respekt bekommen? Und seine Taktiktricks sind auch nicht gerade außergewöhnlich. Ich habe jedenfalls null Mitleid mit ihm, habe mich eher über seine Unfähigkeit beim Plakat und die Bedienung im Restaurant amüsiert. Und ich bin froh, dass es nicht geklappt hat, mit Ted in Ruhe zu sprechen. Ich gönne Nathan sein Unwohlsein und hoffe irgendwie, dass er noch richtig scheitert. Kommen wir aber noch zu meinen Highlights der Episode. Bei Jamie und Roy scheint sich eine Art Freundschaft zu entwickeln. Jamies Einstellung jedenfalls sorgt für weitere Sympathiepunkte. Die Szenen in der Trainerkabine (Taktikbesprechung und Feedback für Ted) waren grandios, Keeleys Storyline interessiert mich zwar so gut wie gar nicht und eigentlich ist es peinlich, mit wie viel Inkompetenz sie das Unternehmen führt, aber der Gastauftritt von Jodi Balfour als Jack hat mich gefreut, da ich sie in "For All Mankind" sehr gerne gesehen habe. Insgesamt eine Episode, die ein paar Unstimmigkeiten aufwirft und etwas überzogen war und trotzdem Spaß gemacht hat.
#3.05 Zeichen
Wie zu erwarten war, war die Niederlage gegen West Ham der Start einer Misserfolgsserie, bei der zwar Zava fleißig Tore schießt, die Spiele aber trotzdem verloren gehen. Das ist zwar bitter, aber eigentlich hätte man im Verein ja genau das erwarten können und man ist insgesamt ja immer noch deutlich besser positioniert, als alle Experten das vorher vorausgesagt hatten. Trotzdem gibt es Unruhe im Verein und Higgins geht sogar so weit, dass man auch irgendwann Ted Lasso in Frage stellen müsste, auch wenn das niemand will. Ich fand das alles etwas verfrüht und habe mich eher gefragt, warum es insgesamt so wenig Reaktion gibt. Zava scheint dann doch kein Führungsspieler zu sein, Ted nimmt man gar nicht als Coach war und das fehlende Selbstbewusstsein im Team lässt sich auch nicht so richtig erklären. Dass Zava schließlich die Fußballschuhe an den Nagel hängt, ist überraschend und auf den ersten Blick schade. Auf dem zweiten Blick blieb der Charakter dann aber doch blasser, als ich es mir erhofft hatte, und das Ergebnis war dafür sehr überzeugend. Denn Ted hat endlich mal wieder eine seiner positiven Ansprachen gehalten und gezeigt, warum er ein guter Trainer ist, auch wenn ihm nach wie vor das Fachwissen für Fußball fehlt. Ansonsten war auch wieder viel abseits des Platzes los. Shanti hat sich als äußerst unsympathisch herausgestellt, wobei das auch noch zu nett formuliert ist. Dadurch hat die Storyline aber ein bisschen Dynamik bekommen und war nicht ganz so uninteressant wie sonst. Und Keeley und Jack haben mir auch gefallen, da war eine tolle Chemie zu spüren. Mit Rebeccas Fruchtbarkeitsstoryline konnte ich jetzt noch nichts anfangen. Das kam mir irgendwie zu plötzlich und ich sehe Rebecca auch überhaupt nicht als Mutter. Über Nathan konnte man sich am Anfang wieder ganz gut amüsieren und dann hatte ich sogar einen Moment Mitleid, als Anastasia ihn so offensichtlich hat sitzen lassen. Dass er dann aber mit der ihn sonst so abweisenden Bedienung ins Gespräch kommt, gefällt mir natürlich nicht. Da muss erst mal eine richtig gute Entschuldigung bei Ted kommen, bis ich da überhaupt mal wieder ein paar positive Gefühle entwickeln kann. Positiv läuft es bei Teds Krankheit, zumindest hat er den Anflug seiner Panik selbst in den Griff bekommen. Schön war hierbei vor allem, dass ein Mobbingvorfall bei seinem Sohn, bei dem dieser sogar Aggressor war, dafür sorgte. Denn im Gespräch hat Henry seinen Vater auf seine Art Mantra aufmerksam gemacht. Es ist eben immer gut, auch mal auf seinen eigenen Rat zu hören. Geklärt ist die Storyline damit aber sicherlich noch nicht. Summa summarum war die Episode von der Dynamik in Ordnung, witzige Momente gab es auch (zum Beispiel das affenartige Hilfegesuch an Trent), aber es gab schon deutlich bessere Episoden.
#3.06 Sonnenblumen
Die Episode beginnt mit einer 0:5-Klatsche in einem Freundschaftsspiel gegen Ajax Amsterdam, widmet sich dann aber in erster Linie den Freizeitaktivitäten, die skurril, emotional und herzlich waren. Zunächst ist da das Team, welches den ganzen Abend darüber diskutiert, was sie gemeinsam machen wollen. Vielleicht ist das sinnbildlich für die Form der Mannschaft in der Liga. Der Wille ist da, an Ideen mangelt es auch nicht, aber es gibt keine komplette Einigkeit, weshalb man nicht gemeinsam zum Ziel kommt sondern auf der Stelle verharrt. Die Energie muss in die richtige Richtung gelenkt werden. Vielleicht kann das sogar Ted bewirken, denn dieser ist so nachdenklich, dass er schließlich eine richtige Eingebung hat und nun offenbar begriffen hat, wie Fußball über Dreiecke funktioniert. Wird er etwa noch ein richtiger Fußballtrainer? Ich bin gespannt, welche Auswirkungen der Ausflug haben wird. Unterdessen macht Jamie mit dem Sondertraining durch Roy weiter, nur das er dies mal der viel aktivere Part ist, weil er aus dem Lauftraining eine charmante Sightseeing-Tour durch Amsterdam macht und Roy begeistert von den einzelnen Orten erzählt. Dieser kann damit eigentlich nichts anfangen, wird dann aber doch irgendwie weich. Jetzt fehlt eigentlich nur noch, dass das Sondertraining auch seinen Effekt auf die Mannschaft hat. Einen großen Anteil in dieser Episode hatte auch Rebecca, die durch ein Missgeschick einen überaus freundlichen Mann kennen gelernt hat, der ihr eventuell geholfen hat, eine neue Einstellung zu ihrer Scheidung zu bekommen und weniger verbissen allem nachzutrauern, sondern eher die Chancen zu erkennen. Die Story hatte was sehr romantisches auf einer platonischen Ebene und da mir Rebeccas Verbissenheit zuletzt nicht so zugesagt hatte, fand ich diesen Fokus sehr angenehm. Noch schöner fand ich Trent und Colin, die über ihre Homosexualität und alle Begleitumstände gesprochen haben. Das war sehr herzlich, von Grund auf ehrlich und betrachtete auch so ziemlich alle Aspekte, die das Thema in der Realität mit sich bringt. Ich hoffe sehr, dass man sich dieser Storyline noch viel weitere Zeit widmen wird, mit all seinen Facetten, um hier weiterhin gesellschaftlich auch Fortschritte machen zu können. Niedlich und daher auch absolut erwähnenswert waren Higgins und Will (Charlie Hiscock). Higgins hat sich den Jungen väterlich zur Seite genommen und ihm tolle Orte in Amsterdam gezeigt. Auch diese Geschichte hatte was sehr herzlich Ehrliches und einen Jazzclub würde man wohl gar nicht in Verbindung mit der Serie bringen. Aber das passte alles zu dieser außergewöhnlichen Episode, die zunächst wie ein Lückenfüller wirkt, aber für die kommenden Episoden durch seine Inhalte wohl ein ganz entscheidender Impuls und daher notwendig und nicht lückenfüllend sein wird.
#3.07 Sehr verbunden
Die Eingebung von Ted aus der letzten Episode führt wie erwartet zu einer Änderung der Teamtaktik, die durch eine wirklich coole Präsentation von Coach Beard zum Thema totaler Fußball eingeleitet wird. Die Kurzfristigkeit der Umsetzung sorgt zwar noch nicht zum erfolgreichen Ergebnis, aber der Teamgeist ist definitiv geweckt und wurde besonders am Ende hervorragend in Szene gesetzt. Einzig das Training mit den roten Schnüren ging mir deutlich zu weit. Das war überhaupt nicht lustig, höchstens noch albern, aber man hätte hier das gleiche Ergebnis und die gleichen Situationen auch erzielen können, wenn man die Bänder um die Füße gebunden hätte. Ich bin aber gespannt, wie sich das Team nun entwickeln wird um ob der Erfolg, den Trent sogar als langfristig genialen Plan von Ted interpretiert, wirklich eintritt und was das mit Nathan macht, der dann vielleicht nicht mehr das Wunderkind ist. Nathan ist in dieser Episode aber rein privat unterwegs und versucht sich an einem Date mit der Platzeinweiserin/Bedienung im Restaurant. Eigentlich war das eine ganz niedliche Geschichte, aber ich bin immer noch nicht in der Lage, Nathan neutral zu begleiten. Ich gönne ihm einfach diesen Erfolg nicht, zumal er immer noch nicht in der Lage war, sich bei Ted zu entschuldigen. Muss er dafür bis zum nächsten Aufeinandertreffen warten? Egal, noch romantischer und niedlicher waren Keeley und Jack. Das Business von Keeley interessiert mich wirklich gar nicht, ihre Liebesgeschichten sind aber immer wieder bereichernd und sehr gut erzählt. Insbesondere gefällt mir die Kommunikation zwischen ihr und Jack sehr gut. Dadurch werden die Probleme nicht zu groß, sondern bisher nur die Gesten. Ich hoffe sehr, dass Jack nicht das Pendant zu Rupert darstellen wird, dafür ist sie für meine Begriffe auch viel zu cool und erwachsen. Aber auf Dauer wird es wohl eher nicht gut laufen. Bleibt noch die Geschichte von Sam, die ziemlich viele Aspekte auf einmal aufgreift. Er äußert sich politisch und Menschen, die wohl eher durch Fremdenhass getrieben sind, zerstören sein Restaurant. Da könnte man so viel reininterpretieren, aber eigentlich macht es Sams Vater am besten, ("don’t fight back, fight forward"). Als baut man gemeinsam wieder alles auf. Ich bin gespannt, ob dies nur ein inhaltlicher Ausflug für eine Episode war oder ob man sich der politischen Thematik weiter widmen wird. Diese Episode hat jedenfalls in sehr vielen Aspekten wieder sehr gut funktioniert und das Talent der Autoren und Regisseure gezeigt, in jedem Bereich tolle Geschichten zu erzählen, die sich auch stringent durch die Staffel ziehen.
#3.08 Vergiss Paris
Diese Episode widmet sich wieder nur ganz kurz dem Fußball, Richmond hat einen Lauf und gewinnt wieder Spiele, um dann Ted und Keeley und ein bisschen Nathan in den Fokus zu rücken. Ted bekommt Besuch von seinem Sohn, weil seine Ex-Frau und ihr neuer Freund einen Kurztrip nach Paris planen. Während er seinem Sohn schöne Tage zu bereiten versucht, ist er mit den Gedanken aber nur dabei, dass seine Ex-Frau sich eventuell verloben wird und entsprechend abgelenkt. Seine Gedanken und Ängste sind durchaus nachvollziehbar, die ganzen Ratschläge, die er bekommt, aber noch viel mehr. Zum Glück nimmt er sich am Ende Rebeccas Rat zu Herzen und konzentriert sich auf Henry. Hervorzuheben ist in der Storyline allerdings Coach, der Henry richtig gut zuredet und dabei einen seiner seltenen nicht albernen Momente hat. Was mir fehlte, war erneut die Einbindung von Dr. Fieldstone, die wenigstens erwähnt werden sollte. Vielleicht ergibt sich da demnächst noch eine Möglichkeit, auch wenn Ted erst mal froh ist, dass es doch keine Verlobung gab und man seiner Ex-Frau auch angesehen hat, dass sie für Ted immer noch sehr viel übrig hat. Deutlich besser läuft es derweil im Liebesleben von Nathan, der seine Angebetete Jade (Edyta Budnik) nun sogar offiziell Freundin nennen darf. Eigentlich ist das Paar ganz niedlich zusammen, aber Nathan schafft es trotzdem immer wieder falsch abzubiegen, wie beispielsweise seine Nachricht an Rupert. Zudem verstehe ich nach wie vor nicht, wie er mit seiner Unsicherheit so ein erfolgreicher Trainer sein kann. Ich würde gerne mal eine Kabinenansprache sehen. Ansonsten geht der schleichende Prozess der Reue bei Nathan natürlich weiter. Sein Versuch, die Diamond Dogs bei West Ham United einzuberufen, ging voll nach hinten los und hätte besser nicht dem Original entgegengestellt werden können. Aber auch hier überwiegt meine Schadenfreude. Die größte Storyline widmete sich Keeley bzw. dem Thema "Veröffentlichung von privaten Fotos und Videos". Die Diskussion in der Kabine dazu war herrlich und sehr differenziert. Alle nachvollziehbaren Argumente sind dabei zur Geltung gekommen. Dass sich das Team dann entscheidet, alles zu löschen, war irgendwie schön, letztlich aber eben auch übergriffig. Insbesondere als Isaak Colins Handy einfach wegnimmt und nun weiß, dass er schwul ist. Der erste Eindruck bei mir ist aber, dass das kein Problem für Colin werden sollte, sondern vielleicht ein weiterer Schritt in Richtung Outing sein könnte. Keeley ist derweil als Betroffene der Veröffentlichung natürlich in der blödesten Situation, wird aber von Jack eigentlich sehr schön unterstützt, bis heraus kommt, dass Jack eigentlich denkt, dass sie sich für ihr Video schämen sollte, was Keeley allerdings nicht tut. Zurecht, wie ich finde, und eigentlich sollte sie damit viel offensiver umgehen, auch wenn das natürlich bei der Klatschpresse und der Öffentlichkeit schwer möglich ist. Mir hat aber der Gedanke gefallen, dass man als Frau von der Gesellschaft nicht selten auf Sex reduziert wird, wenn man sich dann aber wirklich so zeigt, auch nur Empörung auslöst. Über das Thema lässt sich jedenfalls noch viel nachdenken. Ich finde indes sehr schade, dass dies wohl das abrupte Ende der Beziehung von Keeley und Jack bedeutet, aber die Differenzen an dieser Stelle sind wohl unüberwindbar. Dafür war Jamie dann herzallerliebst, als er sich bei Keeley entschuldigte, weil sein schlechtes Mailpasswort wohl verantwortlich sein könnte, und nebenbei seine gesamte Trauerbewältigung nach dem Beziehungsende offenlegte. Sehr goldig und ein weiteres Highlight dieser Episode. Man kann nur immer wieder konstatieren, dass sowohl das Writing als auch das Acting (und logischerweise auch das Directing) von der ersten bis zur letzten Minute ideal zusammenpassten.
#3.09 Eine Umkleide voller Narren
Diese Episode hatte so viele starke Momente, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Nehmen wir vielleicht erst mal die kleineren inhaltlichen Dinge. Nathan stellt Rupert seine Freundin Jade vor und Rupert macht gleich wieder deutlich, dass er Frauen nur als potenzielles nächstes Abenteuer sieht. Als er Nathan dann zum Essen einlädt, ist das kein vertrauliches Gespräch zwischen Boss und Trainer, sondern nur der erneute Versuch, Nathan eine Frau zu "schenken", was in Nathans Singledasein schon widerlich war, mit dem Wissen um eine Freundin aber noch mal eine unwürdigere Ebene bekommt. Das kapiert nun endlich auch Nathan, der sich sofort wieder verabschiedet und sich damit schon ziemlich deutlich von Rupert abwendet. Die lange Umarmung mit Jade zeigt für mich, wie unwohl er sich eigentlich bei West Ham United fühlt und ich hoffe, dass er nun den Mut hat, Persönlichkeit zu zeigen und für Werte einzustehen, von denen man bei West Ham bisher nicht viel mitbekommen hat, außer im Kontrast zu Richmond, die jetzt acht Siege in Folge eingefahren haben und mit den ersten Erfolgen mit Zava zusammen fast schon den Klassenerhalt sicher haben müssten. Doch es ging gar nicht so sehr um Fußball in dieser Episode, obwohl sich alles im Rahmen eines Spiels bewegt hat. Der Fokus lag auf Colins Homosexualität, den Umgang von Isaac mit diesem Wissen und der Art und Weise, wie sich Fans im Stadion verhalten. Und hier hat man mal wieder sehen können, welch feines Gespür Bill Lawrence für wichtige Geschichten hat und wie umfassend stimmig solche Dinge erzählt werden. Das fängt mit den komplexen Emotionen der Figuren an und hört bei der musikalischen Untermalung auf. Zunächst war ich enttäuscht, dass Isaac Colin regelrecht ignoriert und offenbar nicht mit dessen Homosexualität umzugehen weiß, doch sein Ausraster zur Pause, weil ein Fan das Team als Schwuchteln beschimpfte, zeigte, dass da viel mehr dahinter steckt. Isaac war enttäuscht, dass sein guter Freund Colin ihm Jahre lang nichts erzählt hat. Das klärende Gespräch am Ende der Episode zwischen beiden war wirklich toll, war aber nicht das Highlight der Episode. Auch Teds misslungener Vergleich mit seinem Kumpel war insofern herrlich, weil so viel Menschlichkeit dahinter steckte. Noch besser war das Gespräch von Isaac und Roy in der Kabine, weil auch das eine Metaebene bediente, die so voller Verständnis war. Highlight unter all den Highlights war aber die Pressekonferenz mit Roy, der nebenbei eine persönliche Entwicklung gemacht hat und das Thema der Episode eigentlich richtig gut auf den Punkt gebracht hatte. Es sind alles Menschen mit Emotionen, die auch durch private Probleme, Rückschläge oder was auch immer zustande kommen und das sollte man nie vergessen. Mich haben all diese Momente wirklich begeistert, weil anhand von Beispielen so viel Allgemeines zum Ausdruck gebracht wurde und man damit auch Komplexes auf eine Einfachheit runtergebrochen hat. Tolle Umsetzung, auch eine tolle Reaktion des Teams. Das Thema scheint damit abgeschlossen, wobei ich es fast schade finde, dass man den Diskurs mit der Öffentlichkeit dadurch eventuell weglässt. Vielleicht nutzt man das aber auch einfach noch zu einem anderen Zeitpunkt. Zu erzählen gäbe es noch genug. Zu lernen ebenso. Bleibt noch eine Kleinigkeit. Higgins hat in dieser Episode die meisten humorvollen Ablenkungen geliefert. Und dass auch dafür ein wenig Platz war, macht diese Episode so hervorragend. Ich kann mir gerade nicht vorstellen, dass man diese Episode noch toppen kann.
#3.10 Spielpause
Richmond schwimmt weiter auf der Erfolgswelle und entsendet für die anstehende Länderspielpause einige Spieler in ihre Nationalmannschaften. Mal von der merkwürdigen Verkündung in der Kabine nach dem Spiel abgesehen hatte das natürlich ein paar kleine, nette Momente zur Folge, im Falle von Dani Rojas (Cristo Fernández) fand ich es aber doch etwas stark übertrieben. Aber das waren nur Nebenschauplätze. Schöner war der Fokus auf Sam, der trotz starker Spiele nicht für Nigeria nominiert wurde, was an Edwin Akufo (Sam Richardson) liegt, der immer noch beleidigt ist, dass Sam nicht in seinen Verein wechselte und deswegen Nigeria mit Geld besticht, damit Sam nicht für Nigeria spielt. Akufo wird bei jeder Gelegenheit in dieser Episode als ein richtig unsympathischer Mensch dargestellt. Dass Sam hier so ruhig bleibt, verdient hohe Anerkennung. Er durchschaut es sofort und ist vielleicht sogar beruhigt, dass seine Nichtnominierung keine sportlichen Gründe hatte. Trotzdem fehlte mir ein Medienecho. Akufo versucht außerdem eine Super League vorzubereiten und die wichtigsten Clubs aus England auf seine Seite zu ziehen. Ein sehr reales Szenario, was bisher gescheitert ist, aber immer wieder aufkommt. Wie Rebecca hier aber die Lanze für den Fußball bricht, war beeindruckend und wird wohl noch so einige Male zitiert werden, wenn das Thema außerhalb der Fiktion eine Rolle spielt. Das war jedenfalls sehr emotional und glaubwürdig. Gleiches gilt für Roy, der in dem T-Shirt wirklich großartig aussah, wie ein wandelnder Gegensatz, und schließlich einen tollen Brief an Keeley schreibt, der beide wieder zusammen bringt. Überhaupt hat Keeley nach einigen Nackenschlägen und der Schließung ihrer Firma dann doch noch Grund zur Freude. Rebecca rettet die Firma, Roy ist wieder da (Jake aber offenbar noch nicht komplett aus der Welt) und ihre kleine Geschichte mit Barbara und der Schneekugel war auch sehr niedlich. So reihen sich also ganz viele kleine Geschichten aneinander, die witzig und kurzweilig und sehr emotional waren und dann doch irgendwie miteinander verzahnt sind. Highlight war natürlich, dass Rebecca sich von Rupert nicht überrumpeln ließ, als dieser erkannte, warum er Rebecca einst geheiratet hatte. Etwas alleinstehend war wieder Nathans Geschichte, der seinen Job bei West Ham aufgegeben hat und dem schon hinterher trauert, und da seine tolle Freundin Jade nicht in der Stadt ist, bei seinen Eltern seine Ruhe sucht. Dabei wird schon heraus gearbeitet, dass er sich von seinem Vater immer unter Druck gesetzt gefühlt hatte. Ich bin immer noch skeptisch, was Nathan als Charakter angeht, weil da am Ende der zweiten Staffel zu viel kaputt gegangen ist, aber die Richtung, in die er sich entwickelt, gefällt mir. Dass er einen kleinen Brief an Will (Charlie Hiscock) schreibt, ist ein weiterer Schritt für Sympathiepunkte. Ich bin gespannt, was man sich für die letzten zwei Episoden der Staffel ausgedacht hat.
#3.11 Mom City
Schlag auf Schlag geht es weiter in dieser vorletzten Episode von Staffel 3. Mit dem Auswärtsspiel bei Manchester City kann im Meisterschaftsrennen noch mal spannend werden, weil Richmond nur vier Punkte hinter dem Tabellenführer liegt. Aus Fußballfanperspektive muss ich sagen, dass mir der sportliche Erfolg zu schnell geht bzw. die davorliegenden Meilensteine nicht richtig gewürdigt wurden. Immerhin war das oberste Ziel überhaupt die Liga zu halten. Jetzt ist man offenbar schon ziemlich sicher für das internationale Geschäft qualifiziert, vielleicht sogar schon sicher in der Champions League. Das hätte mehr Erwähnung finden müssen. Und wo ist eigentlich Aston Villa abgeblieben? Mich hätte es wirklich gefreut, wenn man etwas mehr Fokus auf die sportliche Konstellation gelegt hätte. Sehr erfreulich im Gegensatz dazu war der Auftritt von Pep Guardiola als echter Trainer von Manchester City, die mit seinem Team wie so oft das Spiel dominierte, die aber am überragenden Richmond-Keeper (Moe Jeudy-Lamour) nicht vorbei kamen. Peps Worte am Ende zu Ted waren toll, die an Jamie hat man leider nicht erfahren, eventuell war es ein Vertragsangebot. Auf jeden Fall ist es sehr cool, dass er mitgemacht hat. Jamie hatte in dieser Episode sehr mit sich zu tun, weil die Rückkehr nach Manchester inklusive seiner Probleme mit seinem Vater eine enorme psychische Belastung waren. Die Geschichte an sich ist nachvollziehbar, ein bisschen übertrieben war es trotzdem. Auf dem Niveau hat man eigentlich mehr Unterstützung im Staff, als dass Roy und Keeley ihn verfolgen und hoffen, mit ein paar guten Worten aufzumuntern. Dass die Mutter und der erst sehr spät einschreitende Ted hier die entscheidende Impulse gaben, fand ich toll, trotzdem war auch das etwas befremdlich. Das Verhältnis zur Mutter war etwas (zu) eng, dafür dass es bisher keine Rolle spielte. Und die Lösung im Spiel war auch etwas simpel. Trotzdem hatte die Story ein paar tolle Momente (Jamie bei der Pressekonferenz, Roy und Keeley in Jamies Kinderzimmer), sodass es zur Unterhaltung gut beigetragen hat. Ebenfalls etwas überhastet war der Besuch von Teds Mutter, wobei hier der Überrumpelungseffekt sinnvoll war und in der Eröffnungsszene auch gut umgesetzt wurde. Die Mutter war auch sehr erfrischend und hat alle in ihren Bann gezogen, sodass man auch erahnen konnte, wo dieses grundsätzlich gute Gemüt von Ted herkommt. Dass es am Ende dann noch eine solche Entwicklung nimmt, ist konzeptionell vorhersehbar gewesen, in seiner Emotionalität aber überraschend und beeindruckend intensiv gewesen und hat für mich ziemlich klar die Steilvorlage für das Finale nächste Woche geliefert. In diesem wird Nathan wieder Teil von Richmond sein. Nach seiner Kündigung hat er mit Jade im Restaurant gearbeitet und sich da viel zu wohl gefühlt bzw. sich das eingeredet. Jade aber hat erkannt, was Nate eigentlich braucht. Unglaubwürdig fand ich, dass sich die Spieler von Richmond einstimmig dafür ausgesprochen haben, dass Nate zurück kommen soll. Hervorragend dagegen war die Rede von Coach Beard. Das war sehr glaubhaft und sehr emotional, auch in Bezug auf Beards Vergangenheit. Eines der Highlights dieser Episode und ebenso wohl Teil der Vorbereitung für das Finale. Nach dieser charakterlich starken, inhaltlich dafür weniger überzeugenden Episode sieht für mich alles danach aus, dass Ted den Verein nach der Saison verlassen wird, um wieder bei seinem Sohn zu sein. Wahrscheinlich gelingt der größtmögliche Erfolg und Nathan wird Teds Nachfolger. Das sieht alles nach einem perfekten Ende der Serie nach drei Staffeln aus. Aber will man das als Zuschauer? Im Fußball ist schon vieles passiert, was man nicht mehr hat kommen sehen, vielleicht ist es bei "Ted Lasso" auch so.
#3.12 Bis dann, macht's gut!
Mit dem letzten Spiel der Saison geht es ins Staffelfinale (wahrscheinlich Serienfinale) und es stehen einige emotionale Momente an. Zunächst aber wird man von Rebecca, Ted, Coach Beard, namentlich Willis, und dessen Freundin überrascht. Die Szene ist sehr witzig, wenn man den ersten Schock überwunden hat, und macht deutlich, dass trotz aller Abschiedsszenerien der gerne übertreibende Humor in dieser Episode nicht fehlen wird. Insgesamt kann man von einer ausgewogenen Balance sprechen, auch wenn es vereinzelt schon dick aufgetragen ist. So machen Roy und Jamie sehr viel Freude mit ihrem „Kampf“ um Keeley, das heulende Team bei Spielbeginn ist wiederum etwas doll drüber. Trotzdem lockert das zwischen all den Abschiedsmomenten enorm auf. Denn diese sind zahlreich. Die Szenen zwischen Ted und Rebecca sind allesamt großartig und ich finde es auch toll, dass Rebecca alles versucht, um Ted in Richmond zu halten. Leider vergebens. Teds Abschied vom Team ist auch wirklich schön, ebenso das kleine Video. Ted und Nathan bekommen auch die lang erwartete Szene, die so simple und kurz ist, dass es perfekt ist. Man hat so lange darauf gewartet, dass es nicht mehr Worte gebraucht hat. Auch die Bedeutung des „Believe“-Schildes wurde sehr gut herausgearbeitet und emotional inszeniert. Insofern war es nur folgerichtig, dass Richmond das Spiel noch dreht (und nebenbei Rupert noch sein Fett weg bekommt). Auch Coach Beard bekommt seinen Moment. Nathans alter Spielzug bekommt eine oscarreife Würdigung. Fußball wird als Menschen verbindendes Element zur Geltung gebracht und irgendwie bekommen alle ihr kleines Happy End. Sam wird Nationalspieler, Roy tritt den Diamond Dogs bei. Ted versteht endlich die Abseitsregel… Es sind so viele tolle Kleinigkeiten, die ein emotional perfektes Staffelfinale zaubern. Trotzdem hat die Folge einen faden Beigeschmack, denn sportlich gesehen sind schon wieder ein paar offensichtliche Ungereimtheiten dabei. Dass Ted gehen wird, ist vor dem wichtigsten Spiel eine wirklich heftige Info für den Verein, die man meinetwegen so kommunizieren kann, aber wo ist das Medienecho? Eine Minute Nachspielzeit ist absolut unrealistisch, normal sind mindestens drei, bei zwei Videobeweisen hätten es fünf sein müssen, die Reparatur des Tornetzes noch nicht berücksichtigt. Dass man im Stadion den Sieg so dermaßen feiert, mit Platzsturm und alles, ist in Anbetracht der Tatsache, dass man nicht Meister geworden ist (was ich gut finde, weil es zu kitschig gewesen wäre und City sich sowas nicht nehmen lässt, nicht mal gegen Liverpool), auch nicht ganz nachvollziehbar. Man hat nichts weiter erreicht. Insofern wäre ein normaler Abschluss mit den Fans in der Kurve etc. logischer gewesen. Das mag den normalen Serienfan alles nicht weiter interessieren, aber als Fußballfan ist das alles irritierend und damit schade, weil es Lösungen gegeben hätte, das spannend und sportlogisch umzusetzen. Insgesamt ist es trotzdem ein sehr gelungenes Finale, welches niemanden vergisst, den Kern der Serie unterstreicht und mit viel Gefühl noch mal gekonnt in Szene setzt. Während Beard doch in London bleibt, ist Ted wieder Zuhause bei seinem Sohn, arbeitet dort als Trainer einer Fußballmannschaft und findet wohl auch zurück zu Michelle, deren Bruch mit ihrem Freund während der Live-Übertragung deutlich herausgearbeitet wurde. Roy (nicht Nathan) wird der neue Teammanager von Richmond und sieht sich nun großen Herausforderungen gegenüber. Genügend Stoff für eine vierte Staffel, aber so richtig kann man sich das ohne Ted nicht vorstellen. Wobei hier mit Trents Buch ganz nebenbei wieder ein toller Aspekt herausgearbeitet wurde. Es geht nicht um Ted sondern um Richmond, im Buch wie letztlich auch in der Serie. Und selbst für seine mögliche Rückkehr hat Rebecca den Weg schon skizziert. Es bleibt also die Hoffnung auf Staffel 4, wobei dieses Finale eigentlich zu rund ist. Interessanterweise erinnert es stark an das Staffel-8-Finale von "Scrubs - Die Anfänger", das ein perfektes Serienfinale war und dann doch noch eine Staffel 9 folgte. Das hat nicht nur Freude hervorgerufen. So groß also der Wunsch nach Staffel 4 ist, so sehr kann ich mit diesem Staffelfinale auch als Serienfinale leben. Vielleicht einigen wir uns auf ein Spin-Off mit dem von Keeley ins Leben gerufenen Frauen-Team von Richmond. Das wäre auch sehr interessant, passt in die Zeit und könnte jeden Charakter ins Szene setzen.
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