The Lovers - Review Staffel 1
Bei dem Poster für die neue Sky-Eigenproduktion "The Lovers" wurde bei mir sofort die Erwartung ausgelöst, eine eher kitschige, der Farbgestaltung entsprechende rosarote Liebesgeschichte zu bekommen. Nur weil es überwiegend in Irland mit vielen irischen Schauspieler*innen spielt, heißt das ja nicht, dass es nicht um Romantik gehen kann. ABER: Irland hat eben auch einen gewissen Ruf und deswegen ist "The Lovers" eben nicht so kitschig, wie man hätte vermuten können. Ist die Serie in ihrem Endergebnis also zu empfehlen?
An Protagonistin Janet (Roisin Gallagher) kann man das Irische der Serie sehr gut festmachen. Sie ist wie aus "Derry Girls" entsprungen, wohl eine der erfolgreichsten irischen Serien der letzten Jahre. Denn Janet ist scharfzüngig, laut, sehr sarkastisch, rebellisch und eher abwehrend als offen für Menschenkontakt. Beleidigungen sind hier eher die Sprache der Zuneigung. Von ihr ableitend kann man den Grundton von "The Lovers" gut erkennen. Dennoch ist es eben nicht nur eine auf Humor ausgelegte Serie, sondern es wird an einigen Stellen auch sehr tiefgründig und auch hier ist die Serie sehr irisch, denn die Geschichte des Landes hat Janet und Seamus (Johnny Flynn) gleichermaßen geprägt und ich fand es wirklich schön, wie das aufgebaut und wie es auf eine sehr natürliche Art und Weise eingeflochten wurde. Aber natürlich muss man den Humor mögen und das Interesse für das Land haben, aber mit den Voraussetzungen ist es eine wirklich gut gelungene Serie geworden. Die aber für mich doch einen größeren Schwachpunkt hatte. Ich bin bei Betrügereien immer sehr empfindlich und deswegen fand ich es schade, wie Janet und Seamus beide damit umgingen, dass es an seiner Seite eine Frau namens Frankie (Alice Eve) gibt. Auch wenn diese Figur nicht übertrieben ausgestaltet wurde, dass man Sympathien mit ihr entwickelt und ich am Ende auch nicht das Gefühl hatte, dass es wirklich eine große Liebe für beide Seite war, so ist es mir aufgestoßen. Selbst wenn es humorvolle Momente ausgelöst hat, aber es war dennoch grenzwertig für mich.
Kommen wir zu den beiden Hauptfiguren mal etwas genauer, die als Gegensatz inszeniert werden. Seamus fühlt sich in seinem Leben schon lange haltlos, denn er ist irgendwo zwischen den Welten aufgewachsen und hat seinen Vater nie gekannt. Die Suche nach der eigenen Identität hat er irgendwann mit der Sehnsucht nach Bekanntheit ersetzt. Während ihn in London einige inzwischen als Moderator kennen, so sind die Grenzen davon wohl enger als ihm bewusst ist. Deswegen hat er eine leicht arrogante Attitüde in der ersten Episode anhaften. Als seine Sendung nach Belfast verlegt wird, sieht er das eher als Rückschritt und zeigt dem Volk gegenüber eine gewisse Ignoranz, weil er verkennt, was die Leute wirklich bewegt. Janet dagegen führt ein sehr genervtes und isoliertes Leben, weswegen sie im Supermarkt keine beliebte Kollegin ist. So aggressiv sie manchmal nach außen wirkt, so innerlich leer ist sie gleichzeitig auch, weswegen sie auf Seamus genau in dem Moment trifft, als sie bereit ist, ihr Leben zu beenden. Diese beiden Menschen treffen also eher als zwei Enden einer Skala aufeinander, aber dennoch ist sofort etwas zwischen ihnen. Ich fand zwar nicht, dass die Chemie zwischen Flynn und Gallagher überragend ist, aber ich habe mich an ihrem Miteinander auch nicht gestört. Dennoch hatte ich nach der ersten Begegnung den Eindruck, dass es bei Seamus vor allem um die Verantwortung ging, Janet nicht möglicherweise bewusst wieder den Gedanken der Selbsttötung zu überlassen. Durch den Verlauf der Serie wird aber deutlich, dass wirklich dort schon längst etwas Unwiderrufliches in Gang gesetzt worden ist. Das hätte die Serie vielleicht auch so gestalten können, dass man als Zuschauer*in wirklich das Gefühl gehabt hätte, dabei gewesen zu sein. Von Seiten Janets aus konnte ich das besser nachvollziehen. Sie ist zwar eher nicht gefühlsduselig überspringend, aber sie wird dennoch als gläubiger Mensch sofort den Gedanken gehabt haben, dass Seamus ihr offenbar genau richtig geschickt wurde und somit war die Faszination für den Gegenüber da.
Nachdem einmal klar ist, dass die beiden sich wiedersehen wollen, ergeben sich einige wirklich sehr absurde Situationen. Hier wird der Humor sicherlich am besten ausgespielt. Sei es Seamus, der seine Bekanntheit in Belfast testet und krachend scheitert oder sei es Janet, die ihm vor Schreck eine reinhaut, nur um dann seine Cousine spielen zu müssen, als Frankie unerwartet auftaucht. Es wird immer mal wieder aufgebrochen, wenn Seamus dann der Gedanke nicht loslässt, warum sie ihr Leben hätte beenden wollen. Aber es sind nur kurze Momente, denn Janet macht dann immer dicht. Die beiden streiten sich aber auch mehrfach leidenschaftlich. Da sie eben so gegensätzlich sind, ist das nur logisch und ich fand es auch gelungen, dass man merkte, dass sie sich gestritten haben, weil sie sich eben auch wichtig sind. Man hat auch deutlich gemerkt, wie sehr die beiden sich durcheinander verändern. Am deutlichsten war das eigentlich bei Seamus zu bemerken. Ich fand ihn in der ersten Episode wirklich gewöhnungsbedürftig, aber später hat man doch sehr gemerkt, dass er sich selbst nicht mehr der wichtigste war. So kritisch ich das auch mit dem Betrügen fand, aber wie er es mit Frankie aufgelöst hat, war definitiv ein Beispiel, wie er gereift ist bzw. dass er eben gelernt hat, dass jeder seine eigene Perspektive aufs Leben hat. Bei Janet war es aber auch zu sehen, vor allem weil sie wieder richtig Lust am Leben entwickelt hat. Die Reise nach London hat ihr zwar auch Grenzen aufgezeigt, aber dass sie überhaupt erstmal bereit war, die Reise anzutreten, war schon viel wert.
Ein wirklich herrlicher Aspekt war auch, dass Seamus und Janet jeweils eine Gruppe um sich herum hatten. Er hatte Ndidi (Evelyn Miller) als Produzentin und Tim (Simon Paisley Day) als Leiter. Janet wiederum hatte sie Supermarktangestellten Jason (Martin Quinn), Philip (Conleth Hill) und Gemma (Jenn Murray). Die vier zusammen fand ich besonders lustig zusammen. Denn in der ersten Episode ging es ja wirklich nicht gut los, aber wie sie am Ende doch mit ihr und ihrem 'Celebrity' mitgefiebert haben, das war ein großes Highlight der Serie. Bei Seamus wiederum ist ein wenig #MeToo aufgegriffen worden, denn nachdem Ndidi und Tim wussten, warum mit Frankie aus ist und dass es eine Affäre gab, da wurde erstmal alles abgeklappert, um nur ja sicher zu gehen, dass kein Skandal droht. Diese Gruppen jeweils haben dann speziell auch in der finalen Episode eine Rolle gespielt und wie es sein muss, diese war auch die beste. Hier wird es am Ende dann genauso kitschig-romantisch, wie es das Poster eigentlich versprochen hat, aber hier wird es auch lustig und traurig. Eine wahre Achterbahnfahrt an Gefühlen also! Janets Verurteilung als Terroristin ist zwar schon in der vorletzten Episode verraten worden, aber hier sind dann die Gründe noch einmal ausgearbeitet worden und gleichzeitig wurde erklärt, warum es Seamus auch so gepickt hat, dass ausgerechnet das ihr großes Geheimnis ist. Hier wird dann die irische Geschichte in knappen Zügen eingebunden und es hat mir wie gesagt gut gefallen. Aber am Ende braucht es eben die zuckerrosa Stimmung und damit geht man beseelt aus der Serie.
Fazit
"The Lovers" ist nicht ganz die RomCom-Serie, die ich rein auf der Basis der Gestaltung des Posters erwartet hätte, aber anders ist nicht immer schlecht. Es gibt genug süße Momente, aber es gibt auch viel Lustiges und Nachdenkliches und das alles in einem irischen Kontext, dessen Humor man zugegeben mögen muss. Ich habe am Ende des Tages aber eine wirklich wunderbar zu bingende Serie bekommen, die am Ende die Dosis Happy End bietet, die genau jetzt zur Jahreszeit passt.
Die Serie "The Lovers" ansehen:
Lena Donth - myFanbase
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