Atlanta Medical (The Resident) - Review Staffel 4

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Foto: Atlanta Medical (The Resident) - Copyright: 2017 Fox Broadcasting Co.; Justin Stephens/FOX
Atlanta Medical (The Resident)
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Ich habe ehrlich gesagt ein wenig besorgt auf die inzwischen vierte Staffel von "Atlanta Medical" (Originaltitel: "The Resident") geschaut, denn zum einen war der Ausstieg von Shaunette Renée Wilson als Mina Okafor angekündigt und zum anderen hat die Corona-Pandemie viele Serien deutlich, manchmal auch weniger deutlich beeinflusst. Mit deutlich ist gerade bei den Krankenhausserien gemeint, dass sie den Alltag unter Pandemiebedingungen möglichst realitätsnah abbilden. Da hat "Atlanta Medical" genau eine Episode drauf gesetzt, was ich als sehr angenehm empfunden habe. Die entsprechende Episode wurde im Zeitraffer erzählt und hat es dadurch erlaubt, viele Momente heftig und mitreißend darzustellen, ohne dabei aber alles künstlich in die Länge zu ziehen. Anschließend war die Pandemie natürlich nicht einfach ausgelöscht, aber sie war nur noch ein Nebenthema aufgrund von finanziellen Nöten, bedrohten Existenzen etc. Mit undeutlich ist wiederum gemeint, dass Bemühungen, nicht den gesamten Cast am Set zu haben, weniger intime Szenen zu zeigen und ähnliches in vielen Serien zu erkennen war. Auch "Atlanta Medical" hat meiner Meinung nach darunter gehört, weswegen Staffel 4 schon einen deutlich anderen Charakter als die Staffeln zuvor hatte. Erfahrt nachfolgend, was ich damit genau meine.

Foto: Manish Dayal, Atlanta Medical (The Resident) - Copyright: 2018 Fox Broadcasting Co.; Miranda Penn Turin/FOX
Manish Dayal, Atlanta Medical (The Resident)
© 2018 Fox Broadcasting Co.; Miranda Penn Turin/FOX

Neben der Pandemie war sicherlich auch Emily VanCamps Schwangerschaft im echten Leben ein wichtiger Faktor, der die Drehbücher nachdrücklich verändert hat. Nic war in dieser Staffel jedenfalls oft eher Nebendarstellerin, die durch einen Anschlag auf sie sowie Schwangerschaftswehwehchen immer wieder aus dem zentralen Geschehen genommen wurde. Da sie normalerweise immer das Herzstück der Serie ist, die als Krankenschwester auch oft zwischen den Welten der Notfallmediziner und der Chirurgen wandelt, war der Wegfall ihrer klassischen Funktion doch sehr ersichtlich. Auch ansonsten konnte ich das Gefühl nicht abschütteln, dass sich die Produktion von "Atlanta Medical" das Ziel gesetzt hat, weniger gesundheitspolitische Themen anzupacken, da aufgrund der Pandemie gerade in dem Sektor alle für ihr Durchhaltevermögen und ihren Mut gefeiert wurden. Absolut zurecht natürlich auch, aber auch in der Pandemie werden Korruption und Profitgier im Gesundheitswesen nicht geschlafen haben. Ich kann zwar die Gründe durchaus nachvollziehen, aber es hat der Serie eben ein anderes Gesicht gegeben. Das hat man besonders deutlich an der Storyline gesehen, als das Chastain zu einem öffentlichen Krankenhaus wird. Das birgt so unendlich viele neue Themen, die dadurch ins Visier genommen werden können, aber eigentlich wurde nichts davon angesprochen. Es ging zu Beginn nur kurz darum, dass Irving Feldman (Tasso Feldman) Devon Pravesh (Manish Dayal) Beine macht, da sie nun weniger Zeit für ihre Patient*innen haben. Dazu ist es schwer, neues Personal zu finden, weil die Gehälter nicht mehr üppig ausgezahlt werden können und auch ansonsten muss überall ein bisschen gespart werden. Damit hat sich das Thema dann auch schon wieder. Das ist doch sehr wenig für eine Serie wie "Atlanta Medical", weswegen ich hoffe, dass das in Staffel 5 nachgeholt wird.

Somit zeichnet sich Staffel 4 für mich vor allem durch persönliches Drama aus. Da sage ich auch grundsätzlich nicht nein, weil "Atlanta Medical" über vier Staffeln hinweg den Cast eng zusammengehalten hat, was für viel Bindung gesorgt hat, weswegen das persönliche Mitleiden natürlich problemlos möglich ist. Dennoch haben sich auch hier Stolpersteine ergeben. Das kann man sicherlich gut an Devon festmachen, der, nachdem er seinen Vater in der Pandemie verloren hat, sich mit heftigen Schuldgefühlen plagt. So erleben wir, wie er selbst seinen besten Freund Conrad (Matt Czuchry) von sich stößt, wie er trinkt, wie er Schlaftabletten nimmt, wie er in einer Schlägerei gerät und sich schlichtweg gehen lässt, wie ein von Schuldgefühlen Gejagter eben. Doch von einer Episode auf die nächste ist das Thema plötzlich ausgesessen und Devon ist wieder völlig auf der Höhe. Insgesamt finde ich auch, dass Devon in dieser Staffel nur wenig gewachsen ist. Er hat mit Rose Williams (Cara Ricketts) eine langanhaltende Patientengeschichte bekommen, die auch an einen wahren Fall angelegt ist, um so auf die zu hohen Kosten bei der Sichelzellenkrankheit aufmerksam zu machen (ah, da war der "Atlanta Medical"-Stil dann doch nochmal!). Aber dann kommt da eine unnötige Eifersuchtsgeschichte gegenüber Barrett Cain (Morris Chestnut) um die Ecke, die ich überhaupt nicht nachvollziehen konnte. Nun wird er enger mit der neuen Chirurgieassistentin Leela Devi (Anuja Joshi) und auch wenn ich ihm eine stabile Liebesgeschichte auch mal von Herzen gönnen würde, so war das hier ein wenig übereilt und noch wenig mit echter Chemie ausgestattet. Leela selbst wiederum hat ganz alleine sehr viel Potenzial. Zwar ist ihre Legasthenie auch etwas unter den Tisch gefallen, aber sie trägt eine Schüchternheit in sich, die ihr sicherlich von zuhause antrainiert wurde, um dann im nächsten Moment alles abzuschütteln und die selbstbewussteste Assistenzärztin überhaupt zu sein. Der Widerspruch ist spannend, weswegen ich sie als sinnvolle Ergänzung für "Atlanta Medical" empfinde.

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Foto: Bruce Greenwood, Atlanta Medical (The Resident) - Copyright: 2018 Fox Broadcasting Co.; Miranda Penn Turin/FOX
Bruce Greenwood, Atlanta Medical (The Resident)
© 2018 Fox Broadcasting Co.; Miranda Penn Turin/FOX

Ein Neuzugang ist auch Billie Sutton (Jessica Lucas), die bereits Verbindungen zu allen hat, weil sie bereits einmal am Chastain gearbeitet hat, bis ihr in ihrer Selbstüberschätzung als Assistenzärztin der Neurochirurgie ein tödlicher Fehler im OP unterlaufen ist. Sie ist danach mehr oder weniger vom Hof gejagt worden und nur Nic hat noch zu ihr gehalten. Da dieser ein Unheil nach dem anderen passiert, kehrt Billie nun zurück und obwohl sie eigentlich überall schon integriert ist, habe ich das Gefühl, dass wir von ihr noch nicht so viel gesehen haben wie von Leela. Zudem wurde die Vergewaltigung auch definitiv zu früh ausgepackt. So eine traumatische Geschichte sitzt besser, wenn man die Figur wesentlich besser kennt. Zwar nicht dauerhaft im Hauptcast, aber in einer überzeugenden Nebenrolle war der aus "How to Get Away with Murder" bekannte Conrad Ricamora als Jake Wong zu sehen, der wiederum ein ehemaliger Stiefsohn von Randolph Bell (Bruce Greenwood) ist. Er war so eine typische Figur, die man einfach sofort ins Herz schloss, weil man merkte, er ist einfach durch und durch gut. Auch wenn es insgesamt weniger um Jake selbst ging, obwohl sie eine Adoptionsversuche wirklich sehr einnehmend waren, war er vielmehr dafür da, weiter am positiven Bild von Randolph zu schrauben. Es ist wirklich unglaublich, wenn man bedenkt, wie er noch zu Beginn der Staffel agiert hat. Der Mann jetzt aber, der ist einer, den man einfach nur nett finden kann. Er hat bei nichts mehr Hintergedanken, er agiert immer nur zum Wohle der Patient*innen, aber das ist nicht unbedingt langweilig mitanzusehen, weil man sich immer noch die Augen reibt, dass er es wirklich ist.

Einen entscheidenden Anteil an Randolphs Wandel hat natürlich vor allem Kit Voss (Jane Leeves), vor der ohnehin niemand sicher ist, aber im positiven Sinne, weil sie niemandem Fehler durchgehen lässt und gleichzeitig doch die nachsichtigste Person ist. Ob aus ihr und Randolph jemals noch etwas mehr wird, fraglich, aber es funktioniert so auch einwandfrei, denn sie beeinflusst seinen Leben eh ständig, wenn auch oft unauffällig. Kit hat sich wirklich viel verdient, aber ich hätte nicht gedacht, dass sie zur neuen Geschäftsführerin des Chastains wird, wo dieses nun in öffentlicher Hand liegt. Dadurch erleben wir sie zwar weniger als unerschrockene Heldin im OP, aber sie ist dennoch überall dabei. Besonders ins Auge gefasst hat sie diesmal Cain, der zu Beginn der Staffel das Ekelpaket von eh und je ist. Damit legt er sich auch unerschrocken mit Mina an, die ebenfalls diesem Kampf nicht ausweicht und plötzlich liegt er selbst als Patient in der Notaufnahme. Es war schon heftig, wenn auch stellenweise befriedigend, wie er zum Opfer des Systems wurde, das er selbst mitaufgebaut hat. Dennoch hat sich langsam aber sicher Mitleid geregt, denn eine solche medizinische Versorgung wünscht man niemandem. Natürlich ist ein Cain am Boden die perfekte Geschichte um von einer Läuterung zu erzählen, aber mir hat es gefallen, dass diese sehr langsam erzählt wurde. Cain ist Cain und er ist nicht mal so eben auf links zu drehen. Aber wie weit er gekommen ist, sieht man an seiner Tat in der finalen Episode der Staffel, weil er seinen Stolz völlig außen vor lässt und einem Kollegen aushilft. Da ist es schon fast schade, dass wir ihn in Staffel 5 wohl kaum noch zu Gesicht bekommen werden.

Foto: Matt Czuchry, Atlanta Medical (The Resident) - Copyright: 2017 Fox Broadcasting Co.; David Johnson/FOX
Matt Czuchry, Atlanta Medical (The Resident)
© 2017 Fox Broadcasting Co.; David Johnson/FOX

Nun haben wir für die abschließende Bewertung die beiden zentralen Paare dieser Serie. Mina und AJ (Malcolm-Jamal Warner) finden also endlich ihr Glück, auch wenn ich davon ausgehe, dass ihr zu Beginn der Staffel schon feststehende Ausstieg einen großen Anteil daran hatte. Der Reiz der beiden lag nämlich definitiv darin, dass sie sich nicht so schnell bekommen haben. Wilsons Entscheidung, die Serie verlassen zu wollen, ist aber zu akzeptieren, auch wenn es eine wirklich unspektakuläre Ausstiegsgeschichte ist. Aber der Abschied fiel nicht leicht, zumal so viele Szenen eingebaut wurden, die perfekt auf Minas Charakter passten, die ihre Gefühle eher mit sich ausmacht. Die ihrem Abschied am liebsten entfliehen würde und sich dann doch der traurigen Stimmung stellt, die ihr aber zeigt, dass sie erstmals eine Familie hatte, die sie so genommen hat, wie sie ist. Da Warner der Serie zum Glück erhalten bleibt, musste für ihn natürlich ein Grund gefunden werden, warum er in Atlanta bleiben muss und da wurde mit seiner Adoptivmutter Carol (Summer Selby, im Übrigen die Schauspielerin gewechselt) doch ordentlich vorgesorgt. Persönliches Drama ohne Ende eben, wie ich schon sagte.

Aber das meiste Drama haben definitiv Nic und Conrad auf ihrer Seite, wo ich das meiste schon am Anfang der Review angesprochen habe. Die beiden konnten kaum mal Luft holen, ohne dass nicht schon wieder etwas Neues passiert war. Das meiste passierte eben bei Nic mit der Schwangerschaft, wobei die Geburt dann völlig unspektakulär war und danach mussten wir uns auch noch mit einer Gummipuppe als Ersatz begnügen. Aber trotz allem waren die beiden als Paar wirklich sehr stabil und man hat ihnen jeden noch so kleinen Moment gegönnt. Nun ist für Staffel 5 bereits der Ausstieg von VanCamp angekündigt, vermutlich um sich die benötigte Zeit als frischgebackene Mutter zu nehmen, aber das hilft nicht wirklich mit einem positiven Gefühl aus der verkürzten vierten Staffel zu gehen. Ich habe mich zwar sehr gut unterhalten gefühlt, aber die Serie hatte einen anderen Charakter, weil es viel mehr um die Figuren an sich ging. Und nun muss Staffel 5 mit dem Ausstieg von drei Hauptfiguren weitergehen, was einem verhältnismäßig großen Umbruch gleichkommt. "Atlanta Medical" hat noch nie mit enormem Quotenglück glänzen können, weswegen es mich nicht wundern würde, wenn der Abschied doch bald bevorsteht. Aber sollte das der Fall sein, wünsche ich mir wirklich, dass das frühzeitig kommuniziert wird oder wurde, damit die Serie sich in typischer Manier verabschieden kann, denn das hat sie sich wirklich verdient.

Die Serie "Atlanta Medical" ansehen:

Fazit

Ich habe mal die Theorie in den Raum geworfen, dass sich "Atlanta Medical" wegen der anhaltenden Pandemie nicht getraut hat, in üblicher Manier das Gesundheitswesen ins Visier zu nehmen. Das hat dieser vierten Staffel ein ganz anderes Gesicht gegeben, deutlich braver, dabei auf persönlicher Eben sehr dramatisch und einnehmend. Zudem gibt es neue Figuren, die aber noch ihre Zeit brauchen werden, während andere liebgewonnene Figuren Lebwohl sagen. Es ist also nicht alles so geschmeidig in dieser Staffel zugegangen, aber sehenswert ist sie natürlich trotzdem!

Lena Donth - myFanbase

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