Der Sommer, als ich schön wurde - Review Staffel 1
Die Lara-Jean-Reihe von Jenny Han, die von Streamingdienst Netflix unter "To All the Boys I've Loved Before" als Trilogie verfilmt wurde, hat mir damals unheimlich gut gefallen, auch wenn ich zu dem Zeitpunkt schon nicht mehr zur intendierten Zielgruppe gehörte. Damals habe ich natürlich sofort geguckt, was die Autorin noch so alles veröffentlicht hat und bin dabei auch auf die "The Summer I Turned Pretty"-Reihe gestoßen, die ebenfalls in Form einer Trilogie auf den Buchmarkt gekommen ist und nun unter "Der Sommer, als ich schön wurde" (Buch bei Amazon bestellen) neu aufgelegt wurde. Damals habe ich dort nicht zugegriffen, weil mir der Klappentext mit einer Jugendlichen, die sich zwei Brüdern entscheiden muss, etwas zu seicht klang, aber ich habe natürlich sofort aufmerksam verfolgt, als Prime Video eine Serienadaption angekündigt hat. Da Han auch selbst zu den Showrunnern gehört, war ich sofort noch mehr interessiert und konnte mir diese erste Staffel definitiv nicht entgehen lassen!
Han habe ich vor allem als Autorin kennengelernt, die für die Zielgruppe entsprechend schreibt und die vor ihrem eigenen kulturellen Hintergrund auf asiatische Wurzeln setzt und diese auch inhaltlich einfühlsam und interessant an die Leserschaft transportiert bekommt. Vor allem letzterer Aspekt ist in "The Summer I Turned Pretty" leider etwas zu kurz gekommen, was mich doch enttäuscht hat. Zwar ist es natürlich auch positiv, dass die Herkunft sowie auch das Thema sexuelle Orientierung völlig natürlich und selbstverständlich gegeben zu sein scheint und gerade durch Steven (Sean Kaufman) im Country Club nur einmal kritisch beleuchtet wird, aber die Repräsentation von asiatischer Kultur im US-amerikanischen Fernsehen ist deutlich hinterherhinkend. Deswegen erscheint es mir immer etwas verschwenderisch, wenn so eine thematische Steilvorlage nicht genutzt wird, vor allem weil die Geschichte so auch austauschbarer wird.
Kommen wir nun zum eigentlichen Inhalt der Serie. Hierbei kann ich mich drehen und wenden, wie ich will, aber manchmal habe ich doch energisch den Kopf geschüttelt, weil es in allen Aspekten viel zu viel war und dann wiederum konnte ich aber auch nicht wegsehen, aber nicht weil es wie ein Unfall war, sondern weil es doch auch diesen Charme und die Wohligkeit hatte, die ich von Han schon kennengelernt habe. Es war manchmal wirklich nicht einfach für mich mit dieser Serie, gerade wenn sie fürchterlich vorhersehbar wurde, aber ich weigere mich auch, sie als Enttäuschung zu verbuchen. Denn es ist im Grunde schon die perfekte Unterhaltung für den Sommer. Es hat genau die richtige Mischung aus Lockerheit, Spaß und dann wiederum Melancholie und Trauer und es wird eine Stimmung verbreitet, die eben nur der Sommer heraufbeschwören kann. Wenn alles so unendlich erscheint bei den langen Tagen, wenn damit vermeintlich zahlreiche Möglichkeiten verknüpft sind und dann eben die Erkenntnis, dass doch jeder Tag mal ein Ende hat.
Viel von meiner Kritik kann man mit Belly (Lola Tung) verbinden, die eigentlich durchaus grundsympathisch ist, aber ab dem Punkt, als sie klagt, dass sie eine Nebenfigur in ihrem eigenen Leben ist, geht das Problem eigentlich schon los, denn eigentlich dreht sich alles in diesem Sommer nur um Belly und ich fand es schade, wie wenig sie ein Gefühl dafür hatte, wie sie andere mit ihren Entscheidungen beeinflusst hat und dass es ihr auch egal war, weil ihr einziges Ziel eben war: Conrad (Christopher Briney). Natürlich muss man ihr auch zugute halten, dass sie die typische Naivität einer 16-Jährigen hatte, was auch okay ist, aber gerade weil sie eben als Gegenstück von ihrer besten Freundin Taylor (Rain Spencer) eingeführt wurde, hätte ich mir gewünscht, dass man bei ihr mehr auf Empathie gesetzt hätte. Umgekehrt ist sie natürlich auch ein Spielball von Conrad, der damit die eigentliche Kette von Reaktionen in Gang setzt. So heiß und kalt, wie er sich gegenüber Belly verhält und wie er wegen seiner Unentschlossenheit auch Nicole (Summer Madison) hinhält, das ist wahrlich genauso wenig löblich. Dennoch finde ich bei ihm deutlich mehr Argumente, um ihn zu entlasten, denn zum einen wäre eine Beziehung zu Belly nicht so natürlich, wie man aufgrund ihrer gemeinsamen Geschichte meinen könnte und das zeigt spät auch Stevens Reaktion, der seine 'Brüder' nicht an seiner Schwester herumfummeln sehen will und zum anderen trägt er seelisch viel mit sich herum, was schließlich den Höhepunkt in einer Panikattacke findet. Er weiß vermutlich, dass er eine tickende Zeitbombe ist, aber braucht Abstand und Anvertrauensmöglichkeiten gleichermaßen, weswegen er eben mal zugänglich, mal abweisend wirkt. Dennoch ist sein Verhalten dennoch nicht cool, denn gerade Nicole bekommt gleich von zwei Seiten Lügen erzählt.
Kommen wir zurück zu Belly, die nach Conrads erster Abfuhr an Cam (David Iacono) gerät, der wirklich perfekt zu ihr passte, das hat man deutlich gemerkt, aber eine wirkliche Chance hatte er nie, auch weil Belly eben so interessenlos mit ihm umging. Er trinkt keinen Alkohol, Gründe? Uninteressant. Cam interessiert sich für Meeresbiologie. Langweilig! Er konnte einem wirklich nur leid tun, zumal er sich er sich in der Figurenkonstellation mit gleich drei beschützerischen Jungs schwer zu behaupten hatte, aber für Belly hätte er das getan und sie hat es nicht gewürdigt. Aber Cam ist nicht ihr einziges 'Opfer', denn auch Jeremiah (Gavin Casalegno) hatte es wahrlich nicht einfach mit ihr. Zunächst war ich überrascht, wie spät eigentlich dieses Liebesdreieck mit zwei Brüdern auch wirklich bewusst angegangen wurde, denn Jeremiah wirkte in den ersten Folgen Belly zwar zugetan, aber dennoch hätte ich das auf einer rein freundschaftlichen Ebene eingeordnet. Deswegen wirkte es trotz der vorherigen inhaltlichen Ankündigung etwas aus der Luft gegriffen, als Jeremiah zwischen eifersüchtigen kindischen Aktionen und ehrlicher Fürsorge schwankte. Aber sei es drum. Auch wenn ich normalerweise kein Fan von Liebesdreiecken bin, so war es hier durchaus okay, auch weil Conrad und Jeremiah so unterschiedlich gezeichnet sind und trotz der zwischenzeitigen Konkurrenzsituation sind sie eben Brüder und das kam immer durch, dass sie ein tiefes Vertrauen haben, das man nicht einfach ausknipsen kann. Dennoch war es natürlich kein gerechtes Liebesdreieck, Belly und Conrad haben die Magie und in dem Kontext ist Jeremiah unweigerlich der Verlierer und dennoch ist er eben auch ein Gewinner, denn er ist im Kern genau das, was die Serie eigentlich vermitteln soll, weswegen ich an ihm auch die größte Freude habe. Auch wenn ich natürlich nicht weiß, wohin die zweite Staffel nun will (zudem als Nicht-Buchkennerin), aber ich würde Jeremiah in jedem Fall auch sein eigenes Happy End gönnen.
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Bei den übrigen Handlungen hat mir auch gefallen, dass mit Steven und Shayla (Minnie Mills) eine sehr konstante Liebesgeschichte erzählt wurde. Sie könnten zwar aus finanzieller Sicht keinen größeren Unterschied aufweisen, aber man merkt doch deutlich, dass sich da zwei gefunden haben, die eigentlich all das ausgeblendet haben, als sie sich ineinander verliebt haben. Zwar stehen sie zwischen dem Liebesdreieck deutlich zurück und dennoch habe ich ihre gemeinsamen Szenen sehr genossen. Eine tolle Liebesgeschichte sind natürlich auch Laurel (Jackie Chung) und Susannah (Rachel Blanchard), die schon ewig beste Freundinnen sind und eben genau diese Sommertradition ins Leben gerufen haben. Es gibt auch Andeutungen, dass es für Laurel möglicherweise viel mehr war, sicher bin ich mir aber nicht, aber man merkt die Vertrautheit der beiden als Freundinnen. Diese stehen wirklich alles gemeinsam durch, auch wenn Geheimnisse nicht völlig ausgeschlossen sind, aber es wird deutlich, dass diese nur existieren, weil sie sich so gut kennen. Ein wiederkehrendes Muster ist natürlich auch Susannahs Krankheit und man hat wirklich deutlich gemerkt, dass diese Frau gezeichnet ist und dennoch war ihr einziges Interesse, dass alle einen guten Sommer haben. Deswegen waren die größeren Gemeinschaftsszenen auch mit die besten Szenen, denn man hat diese Vertrautheit der selbstgewählten Familie immer deutlich gemerkt. Deswegen hat es mir auch so gefallen, wenn Susannah um Belly bemüht war, oder wenn sich Laurel Conrad als Vertrauensperson angeboten hat. Es waren nicht zwei Familien, es war definitiv eine und diese schönen Gedanken haben das ein oder andere zu kitschige Teeniedrama gut erträglich gemacht.
Fazit
"The Summer I Turned Pretty" ist eine sehr passende Serie für den Sommer. Sie ist einerseits etwas oberflächlich und doch tiefgründig, wenn es darauf ankommt. Sie ist leicht, aber doch auch gefühlsbetont. Sie ärgert, aber sie erfreut auch. Es ist einfach eine Serie, die man sich gut gönnen kann und wo man gedanklich zu einem Sehnsuchtsort reisen kann. Da schaut man über die Kritikpunkte gerne mit einem Zwinkern hinweg. Vielleicht ist die bereits bestätigte zweite Staffel für den kommenden Sommer da genau richtig.
Die Serie "Der Sommer, als ich schön wurde" ansehen:
Lena Donth - myFanbase
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