Uncoupled - Review des Piloten
Ich habe mich sehr auf diese neue Serie mit Neil Patrick Harris gefreut und schon die ersten 30 Minuten haben diese Vorfreude bestätigt. Neil Patrick Harris hat einfach eine Präsenz vor der Kamera, mit der er sofort das Heft in die Hand nimmt und man gar keine Eingewöhnung benötigt. Man ist also sofort in der Serie drin und sieht Michael und Colin (Tuc Watkins) als Paar, das sich an einem alltäglichen Morgen auf einen Tag vorbereitet und routiniert abspricht. Die Besonderheit ist nur, dass Colin seinen 50. Geburtstag hat, was für ihn (und viele andere Menschen sicherlich auch) ein einschneidendes Ereignis ist. Die witzigen Kommentare, die Michael dazu macht, lassen nur ein trübes Lächeln übrig (im Übrigen auch bei mir, weil durch den Trailer schon klar ist, worauf es hinauslaufen wird).
© 2022 Netflix, Inc.; Sarah Shatz/Netflix
Trotzdem kann diese Szene gleich zwei ganz wesentliche Eigenschaften des Paares deutlich machen. Michael ist derjenige, der redet und redet und redet, immer wieder einen Joke auf Lager hat und deswegen wohl in seinem Beruf als Immobilienmakler auch so erfolgreich ist. Er kann eben vereinnahmen. Colin hingegen kommt kaum zu Wort und hat wohl auch kaum das Bedürfnis zu reden, weil er weiß, dass er gegen Michael immer den Kürzeren ziehen wird. Das wurde an anderen Stellen auch immer wieder deutlich, zum Beispiel bei Paartherapeuten als auch in den Kurznachrichten, die einzige Möglichkeit für Colin, in Ruhe zu Wort zu kommen. So verabscheuenswürdig sein Verhalten also auch ist, man kann Colin auch verstehen. Anders würde es nicht funktionieren. Michael dagegen trotzt nur so vor Selbstvertrauen und Glamour, was man an der geplanten Party genauso sehen kann, wie an seinem Geschenk und seinem Enthusiasmus vor der Paartherapie. Bei seiner Rede habe ich ihm absolut abgenommen, dass er Colin über alles liebt. In seinem ganzen Wesen hat man schon den Eindruck, dass er Colin auch einfach für seine perfekte Welt benötigt, um sich immer ein Stück besser als alle anderen zu fühlen. Diese Welt ist nun aber zerbrochen und man darf neugierig sein, wie er in den sieben verbleibenden Episoden mit diesem unbekannten Defizit umgeht. Seine Freunde haben schon angedeutet, dass sie ihn unterstützen und auf seiner Seite sind. Doch ob sie deshalb die Selbstzweifel beheben können, bleibt abzuwarten. Und zu erwarten ist auch, dass Michael weiter Ursachen sucht, Colin vielleicht sogar hinterher spioniert, immer wieder Hoffnung aufkeimen lässt und irgendwie mit der Enttäuschung umgehen muss. Von den insgesamt eher noch blass gebliebenen weiteren Darsteller*innen (weil sie für diese Episode wirklich nur als Beiwerk fungierten), ist Tyler (Nic Rouleau) als Konkurrent auf dem Immobilienmarkt noch am spannendsten, weil da eine Herausforderung auf Michael wartet. Der restliche Cast muss sich erst noch finden, weil, und das ist dann eben der Nachteil, wenn jemand so viel Präsenz mitbringt und das Drehbuch auch noch darauf ausgerichtet ist, für die Nebencharaktere noch viel zu wenig Freiraum existierte.
Fazit
Insgesamt war der Pilot von "Uncoupled" trotzdem ein gelungener Einstieg in eine neue Serie, die das Zugpferd Neil Patrick Harris zu nutzen weiß, nun aber noch zeigen muss, dass es noch mehr zu bieten hat. Dafür sind noch sieben Episoden Zeit und das ist eine Staffellänge, bei der man eigentlich nicht überlegen muss und der ganzen Staffel eine Chance geben kann.
Die Serie "Uncoupled" ansehen:
Emil Groth - myFanbase
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