WandaVision - Review Staffel 1

In einer Zeit, in der kaum noch große Filme ihren Weg in die Kinos finden dürfen, ist es eine Wohltat, dass zumindest die Streamingdienste den Bedarf an neuen fiktionalen Produktionen decken können. Gerade für MCU-Fans dürfte der Blick da Richtung Disney+ gehen, wo mit "WandaVision" nun die erste serielle Produktion des Universums an den Start gegangen ist, die inhaltlich direkt auf einen Marvel-Film, nämlich "Doctor Strange in the Multiverse of Madness", hinführt. Das soll in der Zukunft übliche Praxis werden, denn erst im vergangenen Dezember wurden auf dem Investor Day von Disney+ zahlreiche weitere Serienideen angekündigt und bekanntlich starten in diesem Jahr auch noch sicher die beiden weiteren Eigenproduktionen "The Falcon and the Winter Soldier" sowie "Loki". Wie ist nun "WandaVision" gelungen und wie viel Lust macht es auf die hiermit offizielle eingeleitete nächste Phase des MCU?
Meine Eindrücke zu den ersten beiden Episoden, die am Stück veröffentlicht worden sind, habe ich bereits festgehalten. Ich habe viele kritische Stimmen gehört, die von der ausgiebigen Sitcom-Hommage nicht begeistert waren. Ich stimme dem Argument zu, dass man die dritte Episode noch zum Auftakt hätte hinzuziehen können, weil diese ausschließlich in die Welt von Wandas (Elizabeth Olsen) Westview einführen und sich danach erst erste inhaltliche Brüche zeigen, weil wir auch Zeugen der Ereignisse in der echten Welt werden. Das hat sich vom Gefühl her etwas gezogen, außer man konnte sich als Zuschauer auf die dargestellte Sitcom, die eine Reise durch die Jahrzehnte machte, einlassen. Meiner Meinung nach dürfte das auch nicht schwer gewesen sein, denn mit Olsen und Paul Bettany als Vision waren Darsteller an Bord, die sich auch in Zukunft für dieses Genre bereithalten könnten, weil sie es schauspielerisch wirklich gerockt haben. Zwar waren viele typische Elemente einer Sitcom zu erkennen, was aber auch beabsichtigt war, siehe Stichwort Hommage. Aber dennoch gab es auch überraschende Elemente, wie die Zwillinge Billy und Tommy (vorrangig gespielt von Julian Hilliard und Jett Klyne), mit denen nur die wenigsten gerechnet haben dürften und die offensichtlich auch in Zukunft noch eine Rolle spielen werden. Somit haben die Sitcom-Anteile nicht nur die Lachmuskeln angeregt, sondern auch die restliche Staffel inhaltlich aufgebaut, wenn nicht gar das gesamte MCU und Phase 4, die nun offiziell eingeläutet ist.
Ich war zugegeben wirklich sehr gespannt auf die erste Serie. Und dazu auf die Tatsache, dass sie sich mit Wanda und Vision auf zwei Charaktere konzentriert, die in den Filmen doch die Underdogs darstellten. Die Problematik davon hat man in der Serie nicht gänzlich verbergen können. Schließlich baut sich "WandaVision" auf der Idee auf, was ihre epische Liebe zu ihm anrichtet. Und dann fragt man sich als Zuschauer: 'Welche epische Liebesgeschichte eigentlich?' Solchen Gedanken rühren daher, dass Wanda und Vision in den Filmen off-screen zusammengebracht worden sind, man also nicht Teil davon war. Diese fehlende emotionale Bindung ist sicherlich ein negativer Faktor, der aber von Episode zu Episode mehr aufgelöst wird. Spätestens wenn es einige Rückblenden in #1.08 gibt, dürfte mehr und mehr die enge Beziehung der beiden Superhelden erklärbar werden. Natürlich kann man mit wenigen Episoden und vor dem Hintergrund, dass "WandaVision" keine klassische Dramaserie ist, nicht all das nachholen, was in den Filmen versäumt wurde, aber zum Schluss dürften alle mehr Fans von den beiden sein. Aber eben nicht nur von den beiden zusammen, sondern auch einzeln. Wanda mag etwas mehr im Fokus stehen, was schon schlichtweg darin begründet ist, dass Vision als künstlich geschaffener Android keine Geschichte hat, die es zu ergründen gilt, aber dennoch bekommen beide sehr viel Erzählzeit eingeräumt, so dass man sich ihnen nun deutlich näher fühlt.
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Auf rein inhaltlicher Ebene kann ich bei "WandaVision" auch nicht meckern. Nach anfänglichem Spaß geht es schnell ans Eingemachte. Es werden zunehmend Hinweise gestreut, die man innerhalb der Fangemeinde munter diskutieren kann, was auch tatsächlich an vielen Stellen erfreulicherweise erfolgt ist, und nachdem man als Zuschauer zig Puzzleteile in der Hand hat, werden diese nach und nach zusammengesetzt. Dass dabei niemals Langeweile aufkommt, liegt daran, dass die Handlung sehr gut durchdacht ist, aber auch daran, dass sie den typischen Charakter des MCU transportiert bekommt. Wie viel in den neun Episoden an Altes geknüpft ist, kann man fast nicht aufzählen. Zudem sind mit der Einbindung von kultigen Charakteren wie Jimmy Woo (Randall Park) oder Darcy (Kat Dennings), mit der absolut genialen Verwendung von Evan Peters als falsche Version von Pietro Maximoff oder mit dem Aufbau der Figur Monica Rambeau (Teyonah Parris) zahlreiche Schachzüge exzellent aufgegangen. Gerade Monica, die man bislang nur als Kind aus "Captain Marvel" kannte, dürfte hiernach Potenzial genug haben, ihren eigenen Superheldenfilm zu bekommen. Aber auch Jimmy und Darcy haben es definitiv verdient, ihre Superheldenmomente zu bekommen, ohne aber über entsprechende Fähigkeiten zu verfügen. Alltagshelden eben.
Kritischer wiederum sehe ich die Antagonisten dieser Staffel. Da haben wir zum einen Direktor Hayward (Josh Stamberg) von S.W.O.R.D. Und zum anderen natürlich Agnes aka Agatha (Kathryn Hahn). Das MCU kann Figuren solcher Art normalerweise besser. Erinnert sei hier nur an Thanos, dessen Beweggründe dargestellt wurden. Haywards und Agathas Motive sind aber bis zum Schluss unscharf geblieben. Gerade auch die Bedeutung von S.W.O.R.D. und was Hayward mit einem neuen Vision anfangen will, sind Fragen, die dringend einer eindeutigen Antwort bedürft hätten. Aber so einfältig, wie er inszeniert wurde, so sang- und klanglos ist er am Ende auch von der Bildfläche verschwunden. Agatha war in ihrer Bösartigkeit sicherlich besser gestaltet. Es war auch eine gelungene Überraschung, wo sie überall ihre Finger im Spiel hatte und Hahn ist ja auch wirklich eine großartige Schauspielerin, die sich jetzt für einen neuen Hitjingle feiern lassen darf. Aber was genau sie will und warum sie es will, ist leider offengeblieben. Macht ist mir als Begründung zu wenig. Daher war auch der Showdown in der letzten Episode nicht 100% überzeugend. Die Episoden davor sind deutlich ruhiger ausgekommen und haben dennoch mit Highlights aufgewartet. Dadurch wirkt das Finale etwas viel in der geballten Action. Dennoch gab es auch sehr anrührende Momente. Dazu zeigt sich immer wieder, dass die Serie an vielen Stellen liebevoll durchdacht wurde. Seien es die zahlreichen Easter Eggs, seien es die Titelmelodien immer wieder angereichert durch ein neues Intro. Hier wurde deutlich, dass die Serienidee nicht über Nacht auf die Beine gestellt wurde. Somit wird trotz kleinerer Kritikpunkte deutlich, dass "WandaVision" ein Gesamtkunstwerk ist.
Abschließend bleibt die Frage, ob es bei dieser einen Staffel "WandaVision" bleiben wird? Sie ist als Miniserie angekündigt worden, aber natürlich gibt es bereits jetzt Spekulationen, ob es nicht doch noch eine weitere Staffel geben könnte. Die Inhalte von "WandaVision" haben konkret zum nächsten Marvel-Film "Doctor Strange in the Multiverse of Madness" hingeleitet, dementsprechend können wir noch gar nicht wissen, welche Erkenntnisse aus der Serie in den Film einfließen werden. Fakt ist, es sind nun noch ein paar Fragen offen und es gibt spannende Ansätze mit einem neuen Vision, mit einer neuen (gefährlichen?) Wanda und einer nun mit Kräften ausgestatteten Monica. Aber egal, wie das MCU das lösen wird, ich hoffe, dass es sich ähnlich logisch ergibt, wie bei allen anderen Phasen zuvor auch. Die Corona-Pandemie hat einiges in den Planungen durcheinandergewirbelt, aber es wäre fatal, nun auf Gedeih und Verderben Produktionen auf den Markt zu schwemmen, denn das war schon für andere Franchises ein fataler Fehler.
Die Serie "WandaVision" ansehen:
Fazit
"WandaVision" ist ein gelungener Eindruck davon, was Serien für einen Mehrwert innerhalb des MCU darstellen können. Die Charakterentfaltung ist definitiv ein großes Plus, aber auch das Potenzial durch höhere Experimentierfreude ist riesig. Natürlich ist in der ersten Staffel nicht alles rund, was aber auch an Fehlern in der Vergangenheit liegt. Doch jetzt heißt es Blick in die Zukunft und nach "WandaVision" ist die Vorfreude auf "Falcon and the Winter Soldier" auch noch einmal gestiegen! Win-Win, würde ich sagen.
Lena Donth - myFanbase
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