Bewertung

Review: #7.03 Das nette Mädchen von nebenan

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Colin Ford
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Noch vor zwei Folgen war es besonders schwierig, "Supernatural" irgendwie einzustufen beziehungsweise zu beurteilen, welche Optionen noch vorhanden sind, um die Serie einigermaßen erfolgreich durch ein weiteres Jahr zu steuern. Mit Castiels Tod hat man aus kreativer Sicht die richtige Entscheidung getroffen, auch wenn man Misha Collins auf Dauer vermissen wird, der mit seiner Darstellung von Castiel die Zuschauerherzen augenblicklich erobert hatte. Ohne Castiel liegt der Himmel nicht mehr im Fokus und die Beschränkung auf Dean, Sam und Bobby tut der Serie unheimlich gut. Schon letzte Woche hat man die Atmosphäre aus den ersten drei Staffeln aufleben lassen. Dean, der endlich wieder als großer Bruder agieren darf, und Sam, der zerbrechlicher erscheint, erinnern einen einfach an die guten alten Zeiten. Diese Dynamik ist sogar mehr wert als die halbe Miete, hat sie zumindest dieses Mal einem dabei geholfen, darüber hinwegzusehen, dass die Leviathane nichts Herausragendes sind.

Bobby ist ebenso ein wesentlicher Grund dafür, da er seine Ersatz-Vaterrolle ganz ausgefüllt hat. Er ist liebevoll um die Brüder besorgt, bringt Sam jedoch mehr Vertrauen entgegen, als es bei Dean der Fall ist. Bobby lässt Sam seinen Freiraum und geht nicht davon aus, dass es ihm von einem Tag auf den anderen besser gehen wird. Sams Bewältigung mit diesem Trauma benötigt einen Heilungsprozess. Das ist eine vernünftige Haltung, die Stabilität spendet. Für die Brüder ist Bobby ein Fels in der Brandung, der sie natürlich auch aus dem Krankenhaus geholt hat, wer sollte das denn sonst tun? Dass Bobbys Haus abgebrannt ist, bringt außerdem sowohl einen frischen als auch gewohnten Wind in die Serie zurück, da damit die Atmosphäre aus früheren Staffeln noch stärker in Szene gesetzt wird. Die schäbigen Motels und das fettige Essen müssen ihr Comeback feiern!

Neben der Storyline um die Leviathane, die sich auf kleiner Flamme durch die gesamte Folge zog, hatte man wieder einen Fall der Woche, der Sam dazu verleitet, Ereignisse aus seiner Vergangenheit Revue passieren zu lassen.Colin Ford zu sehen, ist wie immer ein Vergnügen, bleibt er ein talentierter Jungschauspieler, der Jared darüber hinaus ähnlich sieht und dadurch sehr authentisch die Rolle des jungen Sam verkörpern kann. Sams früherer Konflikt mit dem Dasein als Jäger und dem Verhältnis zu John, fand so Beachtung. Auf diese Weise kam man Sam näher, der in der letzten Staffel wegen des Verlustes seiner Seele dem Zuschauer zeitweise fremd geworden war. Die Handlung rund um Amy bringt erneut die frustrierende und einsame Kindheit von Sam ins Gedächtnis. Des Weiteren wurde gezeigt, dass das Leben nicht immer schwarz oder weiß ist, ganz zum Bedauern von Dean. Sam ist immer derjenige von den beiden gewesen, der quasi zwischen "gut" und "böse" steht und die Dinge von einer anderen Perspektive betrachtet. Dass er Amy laufen lässt, ist deswegen eine natürliche Handlung von ihm. Meines Erachtens bleibt er sich so selbst treu, denn er weiß, dass er ebenso wenig immer rational handelt. Es wäre unfair, wäre er ein selbstgerechter Richter.

Dean ist bei diesem Punkt nicht so konsequent oder besser gesagt nur einseitig, da er ohne Ausnahme alles Böse zur Strecke bringt. Die Sache ist allerdings die, dass die Gründe, mit denen er rechtfertigt zu töten, auch für ihn selbst gelten müssten. Man erinnert sich daran zurück, dass er in der Hölle kein Engel war. Er hat gefoltert und letztlich daran sogar Gefallen gefunden. Das ist düster und natürlich gesteht er sich das ein, sein Verhalten als Jäger überdenkt er trotzdem nicht. Er wurde nun mal in das Leben des Jägers hineingeboren, jedoch spielt er mit dem Feuer, weil er gelegentlich Grenzen überschreitet. Dass er Sam hintergangen hat, ist bitter, aber kein überraschendes Verhalten. Die Brüder haben einander schon mehrmals hintergangen, weil sie ihre Motive für ihr Handeln über die des anderen stellen. In Bezug auf ihre Weltsicht brauchen die beiden einander. Sie stehen sich jeweils mit einer anderen gegenüber und vielleicht können sie irgendwann so aufeinander einwirken, dass sie einen gesunden Mittelweg finden.

Fazit

Angeblich wollte man in der letzten Staffel wieder zu den Anfängen der Serie zurückkehren, doch das scheint bisher eher in der siebten Staffel aufzugehen. Man besinnt sich auf die Stärken zurück. Ja, die Staffel könnte gut werden, die Zeit wird es zeigen. Ansonsten hat Jensen erneut Platz hinter der Kamera genommen und wie schon letztes Mal eine stimmige Folge in Szene gesetzt.

Lukas Ostrowski - myFanbase

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