Bewertung

Review: #7.04 Zeugin der Anklage

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Jensen Ackles, AECON 2
© myFanbase/Nicole Oebel

Wenn tatsächlich noch irgendjemand Zweifel daran hatte, dass "Supernatural" irgendwann wieder zu seiner alten Form zurückfinden würde, dann sollte er jetzt eines Besseren belehrt worden sein.

Specialized In Crazy

Wenn Dean relativ am Anfang sagt, dass es sich merkwürdig anfühlt, wieder an einem "normalen" Fall zu arbeiten, dann gilt das wohl nicht nur für ihn. Denn der Fall der Woche sieht nach einer recht klassischen "Supernatural"-Folge aus und das ist man beinahe gar nicht mehr gewohnt. Monster taucht auf, Monster wird identifiziert, Monster wird in allerletzter Minute unschädlich gemacht. Wenn ich nicht zugeschaut und mitgefiebert hätte, meine erste Assoziation wäre vielleicht Langeweile gewesen. Und doch ist im Grunde genau das Gegenteil der Fall.

Die Serie hat sich wieder stark auf das gestützt, was ihr ursprüngliches Erfolgsgeheimnis war. Bekannte Mythologie wird geschickt auf die Art und Weise zu einer Geschichte umgeformt, dass in erster Linie etwas über Menschen und nicht über Monster erzählt wird. Himmel und Hölle scheinen im Moment nicht so wichtig wie eine Hand voll Menschenleben irgendwo im Nirgendwo. Und das ist auch gut so. Groß angelegte Epik findet auch so noch Platz innerhalb der Serie, aber die Atmosphäre ist wieder die eines übernatürlichen Roadtrips. Gespräche im Auto, Getränke an der Bar und ein verrückter Zwischenfall nach dem anderen. Das ganze gewürzt mit ein bisschen Salz und Feuer.

Schuld

Kern der Folge war natürlich Deans kleiner Gerichtstermin mit dem ägyptischen Gott Osiris. Dass dieser durchaus auch als Sympathieträger gesehen werden kann, beruht in erster Linie wahrscheinlich auf der Tatsache, dass Osiris als Gott des Todes und der Auferstehung nicht wirklich böse ist, sondern lediglich über Seelen richtet. Er fällt ein Urteil und exekutiert es, aber er tut dies nicht mit der Boshaftigkeit, die wir von anderen Bösewichten der Serie gewohnt sind. Das mag vielleicht trivial erscheinen, ist aber für die Handlung meiner Meinung nach äußerst relevant.

Denn es geht hier darum, Schuld zu suchen und zu finden. Dean kämpft nicht gegen Osiris, sondern wortwörtlich gegen die Geister seiner eigenen Vergangenheit. Sam an dieser Stelle als Zeugen auftreten zu lassen, war grandios, sowohl, weil er mit ganzem Herzen seinen Bruder vertritt, als auch, weil Dean lange nicht mehr so verletzlich gewirkt hat, wie in dieser Szene.

Noch mehr berührt hat mich nur noch Jo. Vermutlich hätte man das Szenario auch stärker aufladen können. Auftritte von Jessica, Pamela, Mary, John, Ben oder auch Lisa hätten sicherlich mehr Konfliktpotenzial gebracht, aber dennoch war Jo hier die bei Weitem beste Wahl, weil sie den höchstmöglichen Preis dafür gezahlt hat, lediglich mit Dean befreundet gewesen zu sein. Dean muss zwangsläufig das Gefühl bekommen, dass seine bloße Existenz Menschen in Gefahr bringt und das, obwohl er nichts anderes so schlimm findet, wie alleine dazustehen. In diesem Kontext würde es mich nicht wundern, wenn auch Castiel noch einmal eine Rolle spielen würde, denn wenn Dean schon von Amys Tod so mitgenommen wird, will ich nicht wissen, wie er sich fühlt, wenn er an Cas denkt.

Und Sühne

Wer mich wirklich überrascht hat, war Sam. Kurz nach dem absoluten Realitätsverlust spaziert er durch die Gegend, als wäre nie etwas gewesen und vermutlich ist er wohl selbst am meisten davon überzeugt, dass es ihm gut geht. Wenn das der Wahrheit entspricht, will ich mich auch nicht beklagen, denn das würde endlich die Perspektiven wieder ein bisschen verschieben, aber leider hat mich die Serie in der Vergangenheit immer wieder gelehrt, dass man Sams makelloser Fassade so gut wie nie trauen kann. Ich bleibe also in diesem Punkt vorsichtig mit meinem Urteil und genieße Sam in seiner Unbeschwertheit solange diese eben anhält.

Fazit

Der Folge hat mit Sicherheit das gewisse Etwas gefehlt, um sie herausragend zu machen, aber dafür fühlt man sich bei "Supernatural" endlich wieder zuhause. Der Grundstein für ein zweites Goldenes Zeitalter ist also gelegt. Jetzt darf man nur nicht den Absprung verpassen, um wieder ein wenig anzuziehen. Vom Wohlfühl- in den Grusel-Modus quasi. Das nächste Mal also nicht Osiris, sondern Seth, dann habe ich wirklich keinen Grund mehr, zu meckern.

Eva Kügerl - myFanbase

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