Bewertung

Review: #8.01 Wo ist Kevin?

Ich habe ja schon allerlei eigenartiges Verhalten der Winchesterbrüder gesehen, doch in dieser Episode ist mir Dean fremd wie nie. Das heißt keinesfalls, dass ich die neuen Entwicklungen nicht gutheiße. Im Gegenteil, denn ich finde dieses etwas mysteriöse Verhalten schon sehr passend. Alleine schon, weil alle Leviathane fort sind, sollte ich diese Episode auf Händen tragen.

One Year Later

Was die Autoren nur immer mit ihren Zeitsprüngen haben, weiß ich auch nicht. Das letzte Mal (Anfang Staffel sechs) war keine gute Idee für "Supernatural". Der Zeitsprung in der dritten Staffel war wiederum vollkommen in Ordnung. Jetzt ist also wieder ein Jahr um und dieses Mal hat es Sam tatsächlich vollbracht, aus der Jägerberufung auszusteigen. Ich hätte nie kommen sehen, dass Sam nicht alles dransetzt, seinen Bruder zurück aus dem Fegefeuer zu holen. Auf der anderen Seite traute ich ihm ein normales Leben schon immer eher zu als Dean. Was die Geschichte mit dem Hund allerdings sollte, versuche ich mal einzuordnen: Sam sagt ja, dass er zum ersten Mal vollkommen alleine war, und dann überfährt er einen Hund. Vielleicht steht das Tier für alles, was er verloren hat und er fühlt sich gar daran schuldig. Dass er den Hund dann aufnahm, ist zwar eigenartig, aber durchaus verständlich.

Neue Weggefährten

Sam findet also sein Glück in Frau und Hund, wobei ich mich frage, weshalb er vor Dean die Vergangenheitsform benutzt und nur davon spricht, dass es eine Freundin gab. Hat er damit abgeschlossen? Hat er das Mädchen sitzen lassen? Und vor allem, wenn er alle Telefone außer Betrieb hat, wie hat er überhaupt erfahren, dass Dean wieder da ist? Mysteriös, mysteriös – oder einfach ein kleiner Logikfehler? Nun ja, also Sam hat Hund und Frau, Dean hat einen ebenso mysteriösen Vampir zur Seite, der ihn "Bruder" nennt und von dessen Existenz er Sam nichts erzählt. Das Ganze lässt mich meine Stirn so in Falten werfen, dass ich Angst habe, sie würden permanent bleiben. Dean lässt sich mit einem Monster ein. Nehme ich das mal hin, erinnern seine Gespräche mit ihm mehr an eine geheime Liebschaft, als an einer Zweckgemeinschaft. Ich will das einmal ausschließen, aber die Nähe zwischen den beiden ist schon extrem beängstigend. Sie hat, ja ich wage es auszusprechen, Züge von der Beziehung, die Sam und Dean zu Beginn der Serie hatten. Brüderlich, freundschaftlich, ganz ohne Misstrauen.

Geschwisterdynamik

Wer kennt es nicht? Egal, was man macht, man macht es falsch. Die Brüder hatten vor Urzeiten gegenseitig beteuert, dass sie niemals den anderen suchen, wenn es keine Hoffnung gibt. Dass sie stattdessen ein normales Leben beginnen sollten. Hat Dean das schon mit Ben und Lisa ausgelebt, ist nun Sam an der Reihe. Doch obwohl er genau das tut, was er mit Dean verabredet hat, ist dieser wütend. Nachvollziehbar wütend. Denn es existieren doch gewaltige Unterschiede zwischen der Situation mit Sam und Luzifer und der, in der Dean sich am Ende der siebten Staffel wiederfindet. Dean wusste genau, wo Sam ist und strengte sich an, um ihn aus dem Käfig zu bekommen. Sam wusste nichts und war allein.

Immerhin ist Sam ehrlich und lügt Dean nicht an, als er ihm gesteht, dass er nicht einmal nach Dean gesucht habe. Dafür lügt Dean. Diese Situation hatten wir bereits mit der Hölle. Man sollte meinen, dass die Brüder daraus gelernt haben, doch anscheinend gibt es einfach keine Heilung von konstantem Lügen. Die Welt wäre so viel leichter, würde man nicht so viel voreinander verschweigen. Trotzdem besteht wohl seit dem Beginn der zweiten Staffel die Dynamik zwischen den Brüdern darin, dass immer wieder gegenseitige Lüge enttarnt werden. Sie streiten kurz, trennen sich gar das ein oder andere Mal, finden aber immer wieder zusammen. Dass darunter vor allem das Vertrauen zueinander leidet, ist keine Frage, sondern einfache Tatsache. Das begründet aber das erneute Lügen und somit ein Muster, das in der Staffel beibehalten wird. Interessant fände ich mal, wenn sie sich die Wahrheit sagen würden.

Doch auch der Zuschauer bleibt im Dunkeln über Deans Gründe zu lügen. War die erste große Verschwiegenheit seinerseits noch darauf begründet, Sam nicht damit zu konfrontieren, dass sein eigener Vater glaubte, ihn eventuell umbringen zu müssen, sind nun selbstschützende Mechanismen am Werk. Warum Dean lügt, das kann ich nur ahnen, wissen kann der Zuschauer es nicht. Meine Vermutung liegt irgendwo zwischen haarsträubenden Erklärungen für Castiels Abwesenheit und der völlig abwegigen Freundschaft zwischen Dean und dem Vampir. Ganz viel fußt auch auf dem Satz des Vampires, dass Dean das Fegefeuer als rein empfunden hat. Vielleicht dient dies als Denkanstoß, sich darüber einmal Gedanken zu machen.

Kevin Tran

Der Kevin! Mit neuer Frisur und deutlich erwachsener und gefassterer Erscheinung begegnen die Brüder dem Propheten Gottes. Und im Gepäck hat er wohl einen Teil der neuen Staffelstoryline. Crowley hat ein weiteres Wort Gottes gefunden, das Dämonen behandelt, und explizit deren Verbannung vom Angesicht der Erde. Wow, das ist erst einmal hart zu schlucken. Verdauen möchte ich es fast gar nicht, denn das würde bedeuten, dass ich Crowley nicht mehr wiedersehen würde. Diesen herben Verlust könnte ich nicht hinnehmen, denn er ist seit seinem ersten Auftreten noch immer einer der konstant interessantesten Charaktere. Es bleibt eindeutig abzuwarten, ob aus dem dynamischen Duo aus Sam und Dean mit Kevin ein tragisches, tristes oder superbes Trio wird. Alle drei Möglichkeiten hätten ihre Vor- und Nachteile, sollte Kevin länger mit von der Partie sein.

Fazit

Mit dem neuerlichen Sprung ein Jahr in die Zukunft findet "Supernatural" in bekannte Gewässer zurück und erforscht mit Dämonen bereits bekannte Seewege. Auch die Bruderdynamik wird wieder angekurbelt, indem neuerliche Lügengeschichten und mysteriöses Verhalten aufgedeckt und angedeutet wird. Der Start in die nunmehr (ich kann es kaum fassen) achte Staffel "Supernatural" ist durchaus gelungen. Mal abgesehen davon, dass viele alte Muster wiederkehren (was ich an sich aber nicht schlimm finde), werden großartige neue Geschichten möglich gemacht. Und für mich am wichtigsten: Es könnte viel mehr Screentime für Mark Sheppard geben. Insgesamt ist #8.01 We Need to Talk About Kevin ein durchaus gelungener Start in die Staffel.

Jamie Lisa Hebisch - myFanbase

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