Bewertung

Review: #8.01 Wo ist Kevin?

Foto: Jared Padalecki & Jensen Ackles, Supernatural - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Jared Padalecki & Jensen Ackles, Supernatural
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Ein weiteres Jahr ist vergangen und wieder befinde ich mich in der selben Situation. Wider allen Erwartens kehrt "Supernatural" auf die Fernsehbildschirme zurück und schon wieder nimmt ein anderer das Zepter als Showrunner in die Hand. Jeremy Carver liebt anscheinend Herausforderungen, denn um das sinkende Schiff zu retten, bedarf es sehr viel Mühe.

"What the hell happened to you guys?" - "I went to purgatory and Sam hit a dog."

Seien wir einmal ehrlich. Es gibt einfach keine Möglichkeiten mehr, um das Rad neu zu erfinden und der Serie grundlegend neuen Schwung zu geben. Bei einer achten Staffel ist das sowieso nicht verwunderlich und besonders bei dieser Serie sind die Ideen nun mal weitestgehend ausgeschöpft. Trotzdem hat es Carver mit wenigen Handkniffen geschafft, die Serie beziehungsweise diese Folge in einem etwas anderem Licht erstrahlen zu lassen.

Eigentlich hätte man sofort darauf kommen müssen, dass man vom Fegefeuer wenig zu sehen bekommt und man sich einfachheitshalber des beliebten Zeitsprungs bedient. Schon komisch, dass es ausgerechnet immer ein Jahr ist, doch das fällt nicht weiter ins Gewicht. Sams und Deans Aufeinandertreffen hätte besser nicht sein können. In diesen Momenten, wo die beiden sich wieder begegnen, wird einem nochmal besonders klar, wie viel sie einander bedeuten, aber auch wie problematisch ihre zwischenmenschliche Beziehung ist. Die Freude darüber sich wiederzusehen, wird bald getrübt und zu allererst konnte ich mir ein Seufzen nicht verkneifen. Schon wieder hängt der Haussegen schief und die Ursachen dafür sind allzu gut bekannt. Trotzdem schafft es die Herangehensweise von Carver, die gemeinsamen Szenen von Sam und Dean zu den besten der Folge zu machen.

Sam ist dieses Mal derjenige, der das Leben als Jäger aufgegeben hat und Dean fühlt sich wieder mal verantwortlich für die Welt. Die Rollen mögen vertauscht sein, das Problem bleibt dennoch dasselbe. Zu Beginn der Serie wollte Sam unbedingt raus. Nach der dritten Staffel war es dann Dean. Am Anfang der sechsten Staffel hatte Dean sein normales Leben, Sam drehte ohne Seele völlig durch und in der siebten Staffel haben sich beide mit dem Dasein als Jäger abgefunden. Deans Verschwinden und die weiteren Verluste haben Sams Ansichten offensichtlich geändert und ich kann seine Haltung sehr gut nachvollziehen. Er war tatsächlich zum ersten Mal völlig auf sich selbst gestellt. Keine Ruby, kein Bobby und auch Castiel war spurlos verschwunden (und wohl mittlerweile tot). So eine Auszeit hat Sam wahrlich verdient und ich als jahrelanger Zuschauer gebe ihm meinen Segen.

Dagegen fand ich Deans Reaktion ziemlich harsch, schließlich hat er mit Lisa und Ben versucht, ein gewöhnliches Leben aufzubauen und sich somit mal selbst dieses Recht herausgenommen. Ja, es hat nicht funktioniert, doch das kann man nicht als unabänderliche Regel für beide Brüder nehmen. Dean muss man jedoch zu Gute halten, dass Sam nicht mal nach ihm gesucht hat. Das ist nicht zufriedenstellend erklärbar. Beide haben sich zwar das Versprechen gegeben, weiterzumachen, wenn einer der beiden tot ist, doch zu dem Zeitpunkt des Versprechens bestand die Möglichkeit, dass Sam in der Hölle landet. Der Ort war also bekannt. Jetzt war es aber anders. Sam wusste nichts über Deans Aufenthaltsort und konnte somit gar nicht wissen, ob es unmöglich ist, seinen Bruder zurückzuholen. Er hätte es zumindest versuchen sollen.

Normalerweise hätten sich die Brüder einfach ein Wortgefecht geliefert und dann wäre man schleunigst zu dem Fall der Woche beziehungsweise Kevin übergegangen. Stattdessen drehte sich die erste Hälfte der Folge nur um Sam und Dean und das ist für "Supernatural"-Verhältnisse ein seltener Anblick. Durch die Rückblenden bekam man sofort wichtige Einblicke geliefert und muss nicht mehrere Episoden überstehen, um nur einen Bruchteil der interessanten Informationen zu erhalten. Sams Geschichte mit dem Hund ist einfach nur emotional, verbindet er mit diesen Vierbeinern doch auch einen Kindheitswunsch, der ihm nie erfüllt wurde. In #5.16 Sonnenfinsternis hat man erfahren, wie sehr der jüngere Winchester einen Hund wollte. Also steht der Hund quasi für ein Leben, was Sam niemals hatte.

Deans Rückblenden zeigten das Fegefuer. Vor allem die Zusammenarbeit mit dem Vampir Benny weckt dabei meine Neugier. Die beiden sind so eine Art Freunde geworden, wieso sollten sie sich sonst umarmen? Das spricht eigentich völlig gegen Deans frühere Ansichten. Wer erinnert sich nicht, wie er Amy hinter Sams Rücken in der letzten Staffel getötet hat, weil sie nun mal kein Mensch war? Da ist es nicht verwunderlich, wieso diese Freundschaft für mich so vielversprechend erscheint. Dean hat außerdem zu seiner dunklen Seite zurück gefunden, wie schon damals in der Hölle. Er hat Spaß dabei zu töten, und das Fegefeuer bot die perfekte Grundlage dafür. Wie nicht anders zu erwarten, verbirgt er das vor Sam, was erneut ihre Beziehung auf die Probe stellen könnte, doch nach dieser Folge habe ich die kleine, klitzekleine Hoffnung, dass Carver auch hierfür ein gutes Händchen haben wird. Zumindest hat sich Dean im Motel schon ein wenig geöffnet. Sein "Das wirst du mir sowieso nicht glauben"-Spruch hätte er sich jedoch sparen können. Beide Brüder erleben Jahr für Jahr die Hölle auf Erden, ganz zu schweigen davon, dass beide buchstäblich diese durchstehen mussten. Gibt es da noch irgendwas, was sie nicht glauben würden?

Wie der englische Titel vermuten lässt, spielt Kevin als Prophet Gottes weiterhin eine wichtige Rolle. Seinen Mut muss man ihm auf jeden Fall zu Gute halten, denn er hat Crowley echt an der Nase herumgeführt. Apropos Crowley, den könnte ich mir jetzt gut auf einer Farm vorstellen, so wie er die Ziegen anlockte. Durch das Wort Gottes hat Kevin erfahren, wie sich die Tore zur Hölle für immer schließen lassen. Diese Idee reißt einen nicht vom Hocker, hätte aber weitaus schlimmer ausfallen können. Es ist besser, wenn es wieder um Dämonen geht, anstatt sich mit heißhungrigen Monstern herumzuschlagen.

Fazit

Es war kein schlechter Start. Das kann ich selbst kaum glauben. Aber natürlich beweist eine einzige Folge noch gar nichts und alle guten Ansätze könnten schon bald in Sand gesetzt werden. Es braucht schon einiges mehr, um mich milde zu stimmen. Das bedeutet, dass das Niveau des Auftaktes durch den Großteil der Staffel aufrecht gehalten werden muss. Viel Glück dabei, liebe Autoren. Aber Jeremy Carver hat der Serie unweigerlich seinen eigenen Stempel aufgesetzt und mir damit keine andere Wahl gelassen, als ihm eine Chance zu geben.

Lukas Ostrowski - myFanbase

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