Review: #1.03 Kapitel 3: Grausame Nacht
Will ist tot. Will. Ist. Tot. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Nach gerade einmal drei Episoden hat mit #1.03 Kapitel drei: Grausame Nacht die Storyline um Wills Verschwinden eine richtig böse Entwicklung genommen. All die Hoffnung, ihn nochmal lebend zu sehen, all die Bemühungen der drei Jungs, seiner Mutter Joyce oder auch von Hopper waren anscheinend letzten Endes umsonst. Nun muss in der Welt von "Stranger Things" das Ganze nicht das Ende von Wills Storyline sein bzw. selbst wenn es so wäre ist das nur der Beginn einer Erzählung, die sich dahinter verbarg und durch die Szene mit Barb zu Beginn von #1.03 Kapitel Drei: Grausame Nacht eine weitere Ebene einnimmt: Will war ähnlich wie Barb in einer fremden Dimension. Ist das also der "echte" Will, den die Polizei da aus dem Wasser zieht oder ist da noch was in dieser für den Zuschauer gänzlich neuen Welt, das dazu führen kann, dass man ihn doch irgendwie wieder lebend sieht? Wieso hat Eleven kurz vorher noch Wills Anwesenheit im Haus der Byers bestätigt, wenn doch eigentlich seit einiger Zeit tot sein müsste? Lebt er in der anderen Dimension weiter? Fragen über Fragen. Aber eines ist sicher: "Stranger Things" ist nun einen Weg eingeschlagen, den Viele nicht vorhergesehen haben und zudem bewiesen, dass es nicht davor scheut, auch mal einen richtig fiesen Schlag in die Magengrube am Ende auszupacken. Chapeau!
Aber der Reihe nach. Barb scheint also noch am Leben zu sein, ist nun aber offensichtlich in einer anderen Dimension, wie man an der auch optisch sehr gelungenen Gegenüberstellung des Swimming Pools in der einen und der anderen Dimension sieht. Wo und vielleicht auch wann ist diese Dimension? Woher kommt der Dreck, der arg nach Asche aussieht? Hört Nancy Barbs verzweifelte Schreie? Ein Wechselbad der Gefühle entwickelt sich da, wenn man die totgeglaubte Barb sieht, nur damit sie wenig später vom Monster in die Tiefe gezogen wird. War das das letzte Mal, dass man Barb gesehen hat? Wir werden es in den kommenden Episoden sicherlich erfahren.
Apropos Nancy: das peinliche und schlichtweg nervige Teenie-Drama geht leider weiter. Dabei ist ja grundsätzlich gar nicht mal schlimm, dass es eben Teenie-Drama ist, sondern dass es so vorhersehbar und damit langweilig ist und vor allem den Erzählfluss extrem stört. Wieso nochmal ist es für den Plot auch nur ansatzweise interessant, dass Nancy mit Steve nun Sex hatte? Eventuell entwickelt sich aus "Stranger Things" ja wirklich ein waschechtes Charakterdrama, bei dem für die Figurenzeichnung so ein einschneidendes Erlebnis natürlich schon zeigenswert ist. Aber warum um alles in der Welt hat Nancy aktuell keine andere Facette als die des verliebten und auch irgendwie recht verblendeten Teenager? Das Verschwinden ihrer besten Freundin scheint sie ziemlich durchzuschütteln, aber leider wird in ihre Gefühlswelt diesbezüglich dem Zuschauer viel zu wenig Einblick gewährt. Stattdessen besteht der Fokus auf Steve und seiner peinlichen Entourage um Tommy und Carol.
Und wenn das alles nicht schon genug wäre, muss man Jonathan, der für Nancy zu schwärmen scheint, in die ohnehin schon recht bescheuerte Gemengenlage schmeißen. Endlich können Steve, Tommy und Carol so richtig ihr Bully-Dasein ausleben und Steve zerstört schließlich Jonathans Kamera. Auch hier: derartige Szenen hat man schon tausendmal gesehen und sowohl für Jonathan als auch Nancy hätte es bestimmt bessere Wege gegeben, um sich sich langsam annähern zu lassen – unabhängig davon, ob das irgendwann eine romantische Beziehung wird oder eher platonisch-freundschaftlich. Jonathan tat einem vorher schon leid, auch wenn er immer ein wenig creepy wirkt, aber ihn dann auch noch so vorzuführen vor eindimensional nervigen Charakteren ist schon fast manipulativ in dem Bestreben der Serie, Sympathien für ihn schüren zu wollen.
Glücklicherweise jedoch hat "Stranger Things" so viel mehr zu bieten und trifft abgesehen von Nancy und Jonathan bisher nahezu ausnahmslos gute dramaturgische Entscheidungen. Joyces Suche nach Will, die nun anscheinend ja zu einem ungewollten frühzeitigen Ende kommt mit dem Auftauchen von Wills Leiche, entwickelt einige zusätzliche Aspekte. Dass Joyce anscheinend mit Will – der dann vermutlich auch in der anderen Dimension ist – kommunizieren kann, war durch die zweite Episode bereits bekannt. Nun wird das Ganze eine Ebene weiter geführt und Joyce findet zunehmend raffiniertere Wege, um möglichst klare Rückmeldungen von Will auf ihre Fragen zu erhalten. Das ging los mit Lichterketten, die das gesamte Erdgeschoss in eine absurde Mischung aus Weihnachtsbeleuchtung und Jahrmarkt verwandelten und ging weiter mit an die Wand gemalten Lettern, um Will auch tatsächliche Wörter "sagen" zu lassen. Auf jeden Fall schön, dass sich hier eine gewisse Entwicklung zeigt und man Joyce nicht nur dabei sieht, wie sie einen für Außenstehende eher verrückten Eindruck macht. Insbesondere furchteinflößend ist hierbei natürlich, wie das Monster omnipräsent im Haus der Byers ist und dass es selbst vor der kleinen Holly wohl keinen Halt gemacht hätte, wenn ihm dann nicht jemand dazwischen gekommen wäre. Aber warum ist das Monster denn überhaupt noch bei den Byers? Wieso scheint Will auch im Haus zu sein – nur eben in einer anderen Dimension? Gut, die zweite Frage könnte man recht schnell damit beantworten, dass er bei seiner Familie sein möchte, aber wenn das Monster auch im Haus ist, warum geht Will nicht woanders hin? Will er Joyce und Jonathan beschützen? Es wird auf jeden Fall interessant, ob und wenn ja, wie es mit Will sich nun entwickelt.
Zu guter Letzt wäre da noch Eleven und das Hawkins National Laboratory. Hopper merkt mittlerweile, dass die Mannen von Dr. Brenner allesamt ganz offensichtlich etwas zu verheimlichen haben und beweist durchaus detektivische Fähigkeiten, als ihm auffällt, dass auf den Videoaufzeichnungen um die Einrichtung herum während Wills Verschwinden kein Regen zu sehen ist, es in Wahrheit aber sehr regnerisch war zur fraglichen Zeit. Eleven wiederum ist diesmal vor allem in Flashbacks zu sehen, um zu ihre Fähigkeiten zu zeigen. Sieht man sie zunächst noch, wie sie eine Cola-Dose nur mit der Macht ihrer Gedanken zerknüllt, soll sie im nächsten Flashback nun diese Fähigkeit auf eine lebende Katze anwenden. Sie verweigert sich diesem brutalen Schauspiel und wird anschließend allein in eine dunkle Zelle gebracht. Nach verzweifelten Schreien, die Dr. Brenner gelten, den sie offenbar als vaterähnliche Figur sieht, zeigt Eleven aus ihrer mit Wut angereicherten Angst heraus, dass sie mit ihrer Gabe auch Menschen töten kann. Eleven ist eine Waffe, eventuell ist auch genau das der Zweck ihrer Existenz. Umso schöner, wenn sie dann im Zusammenspiel mit Dustin, Lucas und insbesondere Mike ihre menschlichen Züge zeigt und zusehends auftaut.
Fazit
Die dritte Episode, in der Nancys Teenie-Drama die Qualität schmälert. Würde da nicht der Rest immer noch auf derart hohem Niveau sein, wäre da aus #1.03 Kapitel drei: Grausame Nacht nicht mehr als eine bestenfalls mittelmäßige Episode geworden. Aber dank des ersten Blicks in die andere Dimension, der spannenden Fortentwicklung der Storyline um Eleven und der schockierenden Entdeckung von Wills Leiche zeigt "Stranger Things" abermals, dass sich mit ein wenig Feinabstimmung hier gerade eine große Serie entwickelt.
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Chapter Three: Holly, JollyErstausstrahlung (US): 15.07.2016
Erstausstrahlung (DE): 15.07.2016
Regie: Shawn Levy
Drehbuch: Jessica Mecklenburg
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