Review: #13.04 Die Leere
Durch Jacks kleinen Ausflug mit den Winchesters hatte der ganze Fall in #13.04 The Big Empty ein bisschen was von "Jagen für Anfänger" und das meine ich komplett positiv. Denn so kommt wieder etwas altes "Supernatural"-Feeling auf: Gefälschte FBI-Ausweise mit den Namen von Rockstars, nachts Gräber ausbuddeln (samt Salt 'n' Burn), der EMF-Geisterdetektor – da kommen Erinnerungen auf. Gleichzeitig setzt man auf ehrliche Gespräche, die so einige unerwartete Gefühle offenlegen.
"He wants you to like him."
Auch wenn es eigentlich offensichtlich ist, dass Jack Deans Anerkennung sucht, fand ich es ganz amüsant, dass Sam Dean das nochmal ganz direkt sagen musste. Und so konnte man Dean dabei zu zusehen, wie er sich im Laufe der Folge überwindet und Jack erst widerstrebend, später dann ehrlich eine Chance gibt. Besonders gut hat mir gefallen, dass Dean tatsächlich noch von sich aus zu Jack gegangen ist und ihm gesagt hat, dass er seine Sache gut gemacht hat. Dieses kleine Lächeln von Jack war somit schön anzusehen.
Ganz nebenbei fand ich die Szene, in der sich Jack und Mia (in Gestalt von Kelly) treffen, wirklich sehr schön. Es ist wirklich ein Jammer, dass der echten Kelly dieser Moment nicht vergönnt war, denn sie hätte ihn genauso brauchen können wie Jack. Immerhin kann Jack so seine Mutter sehen und auch wenn er weiß, dass es in Wirklichkeit Mia ist, die mit ihm redet, scheint es ihm doch unheimlich viel zu bringen. Dabei gibt ihm Mia genau das mit auf dem Weg, was Kelly wohl auch getan hätte: Es kommt nicht darauf an, wer du bist, es kommt darauf an, was du tust.
"At least you had a relationship with her!"
Richtig interessant wurde es, als Sam und Dean mehr oder weniger dazu gezwungen wurden, ihre Gefühle offenzulegen. Denn wie sich herausstellt, besteht Sam nicht nur aus purem Optimismus darauf, dass Mary noch am Leben ist. Stattdessen möchte Sam nicht wahrhaben, dass er vielleicht nie eine Chance bekommen wird, eine Beziehung zu seiner Mutter aufzubauen. Das macht eigentlich Sinn und trotzdem hätte ich es nicht als Begründung erwartet. Ebenso wie Dean, der sichtlich schockiert war. Während der ganzen "Therapiestunde" bei Mia hat man gemerkt, wie Sam langsam aber sicher wütend wird. Wütend darüber, dass sich Dean darüber lustig macht, dass er die Hoffnung nicht aufgeben will. Wütend über die automatische Verbindung, die Dean und Mary hatten und er nie so wirklich aufbauen konnte. Das Ganze war echt herzzerreißend, wenn man bedenkt, dass die Brüder immer für die Familie kämpfen. Denn während Dean sich zumindest noch ein bisschen an die Zeit davor erinnert, an Mary und einen normalen John, kennt Sam das alles nicht. Seine Beziehung mit John war nie die beste und jetzt wurde ihm die Chance, seine Mutter auf irgendeinem Wege doch noch kennenzulernen, auch noch genommen. Kein Wunder also, dass er sie nicht so einfach aufgeben will.
Auf der anderen Seite ist da Dean. Der will sich keine falschen Hoffnungen mehr machen und schluckt deswegen seine ganzen Gefühle hinunter oder lässt sie an den anderen aus. Und dank Mia ist ihm das auch endlich bewusst geworden. Denn wie Dean sich in den letzten Folgen aufgeführt hat, war er weder Sam noch Jack gegenüber fair. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Dean Sam vorhält, ihre Mutter nicht aufgeben zu wollen, während er damals, als er im Fegefeuer war und Sam sein Leben weitergelebt hat, auch nicht zufrieden war. Zum Glück wurde in dieser Folge klargestellt, dass Dean eigentlich sehr wohl möchte, dass Sam weiter hofft und kämpft. Dabei hat es mich gefreut, dass sich Dean bei Sam entschuldigt hat. Nun soll Sam für sie beide glauben. Auch wenn ich mir ein bisschen Sorgen um Dean mache, war das nicht nur eine schöne Szene, sondern auch wieder typisch für die Brüder. Sam, der weiterhin an seinem Glauben festhält und Dean damit weiterbringt, während Dean dafür das nötige Bisschen Skepsis behält – ein super Team eben.
"Send me back!"
Während Sam, Dean und Jack munter auf Monsterjagd sind, wacht Castiel in etwas auf, was im ersten Augenblick überraschend stark nach der Welt aussieht, in die Elf in "Stranger Things" immer abtaucht. Alles schwarz, das große Nichts. Genau das scheint es auch tatsächlich zu sein, das Nichts, das vor der Erschaffung des Universums geherrscht hat, also sogar noch vor Gott. Dorthin verschlägt es also Engel und Dämonen, wenn sie endgültig sterben. Persönlich bin ich immer davon ausgegangen, dass die dann eben in irgendeiner tieferen Schicht von Himmel oder Hölle landen, aber schon während Deans Zeit im Fegefeuer wurde thematisiert, dass der Tod von übernatürlichen Wesen nicht so einfach ist. Und auch Billie hat Sam in #11.02 Die Leere der Finsternis damit gedroht, dass er und sein Bruder mit den anderen Kreaturen im Nichts landen würden, um sicherzustellen, dass sie auch wirklich tot bleiben. Damit ist das Nichts also die Endstation im "Supernatural"-Kosmos, was schon mal echt interessant zu erfahren ist.
Naja, nur nicht für Cas, der es doch tatsächlich geschafft hat, den mysteriösen Herrn über das Nichts so zu nerven, dass der ihn wieder auf die Erde schickt. Das nenn ich mal eine ordentliche Leistung. Überhaupt waren die Szenen, in denen Cas mit dem kosmischen Wesen spricht, ziemlich genial. Ich glaube inzwischen hat Misha Collins die meisten Charaktere in der Serie dargestellt. Und wieder schafft er es, dass man immer genau weiß, ob nun Cas zu sehen ist, oder das Wesen (und das lag nicht nur daran, dass man mal Mishas normale Stimme zu hören bekommt). Castiel hat es also irgendwie geschafft, dass er nicht wie ein normaler Engel im Nichts strandet, sondern aufwacht, was wohl an Jacks Energie gelegen hat. Da stellt sich jetzt natürlich die Frage, was für eine Macht Jack tatsächlich hat, schließlich hat das Wesen ja behauptet, dass selbst Gott keine Kontrolle über das Nichts hätte. Ist Jack somit mächtiger als Gott? Überhaupt ist dieses kosmische Wesen sehr faszinierend und ich bin mal gespannt, ob es nur einen kurzen Gastauftritt hatte, oder ob man neben der Parallelwelt nun auch das große Nichts näher erkunden wird.
Gleichzeitig kann man das Nichts und besonders das Wesen auch als eine Metapher sehen. Wenn Castiel seit wir ihn kennen von etwas verfolgt wurde, dann war es der Wunsch danach, etwas Bedeutendes zu tun und etwas zu bewirken. Letztlich hat das darin geendet, dass er sich doch fast immer mit den falschen Leuten eingelassen hat, aber der Wille war da. Deswegen hat er natürlich auch gemerkt, dass nichts so funktioniert, wie er es sich gedacht hatte und gerade in den letzten Staffeln war Cas von ziemlich vielen Selbstzweifeln geplagt. In diesem Sinne kann man den Streit mit dem Wesen auch als eine Art Kampf mit sich selbst sehen. Während das Wesen ihm all die schrecklichen Erlebnisse zeigt, die Castiel auf der Erde hatte, besteht Cas weiter darauf, zurück zu wollen, Sam und Dean helfen zu wollen. Er sieht sich nicht mehr als Enttäuschung an, sondern als gerettet und kämpft gegen das Wesen an, das ihn im Nichts zurückhalten will. Und siehe da, es zeigt Wirkung: Am Ende der Folge wacht Cas auf der Erde auf und während er hoffnungsvoll das Gesicht in die Sonne hält, kann man die Parallelen zwischen seiner Wiederauferstehung und der von Dean in #4.01 Lazarus erhebt sich nicht abstreiten.
Randnotizen:
- Dean meint am Schluss, dass er gerade an gar nichts mehr glaubt. Auch das erinnert mich an Castiels ersten Auftritt, als Dean noch nicht wahrhaben wollte, dass da ein Engel vor ihm steht und Cas nur meint, dass er mehr Glauben haben sollte.
- Es freut mich immer wieder, wenn man bei "Supernatural" mal einem netten Monster begegnet. Gerade nach den britischen Men of Letters zeigt das mal wieder, dass die Jagd eben nicht schwarz/weiß ist. Noch dazu war Mias Geschichte wirklich schön und positiv.
- Seit dem ersten Gestaltwandler in #1.06 Haut hat sich effektetechnisch einiges getan und ich muss gestehen, dass mir der düstere Kanal da lieber war, als der Hannibal-würdige Moment in dieser Folge.
- Apropos Effekte: Das mystische Wesen aus dem Nichts wurde wirklich toll animiert, so wie es sich da langsam aus dem schwarzen Nichts herauslöst und in Cas verwandelt.
- Bei Jacks Gespräch mit "Kelly" meinte er, dass er nach den Toden, die er verursacht hat, meistens gar nichts spürt. Ich frage mich, ob das nur eine logische Reaktion von ihm ist (immerhin ist er trotz allem ja noch schrecklich jung und man kann kaum erwarten, dass er alle Emotionen schon komplett unter Kontrolle hat), oder ob das ein Hinweis darauf sein sollte, dass Jack vielleicht doch auch eine dunkle Seite hat?
Fazit
Auch wenn der Fall an sich keine große Sache war, hat es mir sehr gut gefallen, was Mia aus ihren besonderen Fähigkeiten gemacht hat. Außerdem ist Dean endlich bewusst geworden, dass sein Verhalten so nicht richtig war und es scheint ganz so, als würde er sich wirklich bessern wollen. Wie als ein Zeichen ist Castiel nach einem genialen Schlagabtausch im Nichts nun wieder auf der Erde und ich bin gespannt, wann er sich wieder zu den anderen gesellt.
Denise D. - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: The Big EmptyErstausstrahlung (US): 02.11.2017
Erstausstrahlung (DE): 28.10.2019
Erstausstrahlung (Pay-TV): 30.09.2018
Regie: John Badham
Drehbuch: Meredith Glynn
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