Bewertung

Review: #7.06 Klonkrieger

#7.06 Slash Fiction liefert den perfekten Beweis dafür, dass die Zeiten, in denen man automatisch viel von "Supernatural" erwarten konnte, wohl doch vorbei sind. Die siebte Staffel hat sich bislang gut geschlagen, aber anscheinend ist es für die Serie nicht mehr so selbstverständlich wie früher, konstant Leistung abzuliefern. Und auch, wenn mir bestimmt viele Leute widersprechen werden, für mich persönlich fehlte es dieses Mal an allen Ecken und Enden, um die Folge auch nur ansatzweise gut zu machen.

Der merkwürdige Mann mit den merkwürdigen Forderungen

Frank Devereaux. Den Namen musste ich eigens in der Episodenbeschreibung nachlesen, weil mir selten zuvor ein Charakter so umfassend egal war, wie Bobbys Bekannter. Die Wirkung, die der Überwachungsexperte erzielen sollte, ist mir vollkommen klar. Ein wenig schrullig, ein wenig paranoid, dabei aber ein absoluter Experte auf seinem Gebiet. Ein verschrobenes Mittelding zwischen Ronald Resnick aus #2.12 Der Mandroid und Mozzie aus "White Collar". Stattdessen ist der alte Mann während seines kurzen Auftritts nervig und irgendwie überflüssig, denn er kann den Winchesters nicht wirklich Tipps geben, auf die man nicht selbst hätte kommen können.

Sam und Dean schlagen sich auf ihre Art und Weise durchs Leben seit sie sich erinnern können. Sie sind keine kleinen Kinder und auch keine Dummköpfe, denen man sagen muss, wie sie untertauchen können. Der Einschub war also im Grunde vollkommen unnötig und hat nur dazu geführt, dass die Serie in Zukunft dazu gezwungen sein könnte, auf einige charmante Details zu verzichten. Die Alias-Anspielungen auf Rock-Stars sind Teil der Serie und so nett die daraus resultierende Szene auch gewesen sein mag, der Impala ist nicht wegzudenken. Sam und Dean solche Dinge wegzunehmen, zeigt nicht, wie intelligent und messerscharf das Drehbuch ist, sie machen es einfach langweilig. Details sind wichtig und helfen Zuschauern, Verbindungen auch über einen größeren Zeitraum herzustellen. Meiner Meinung nach war schon das Niederbrennen von Bobbys Haus kein guter Schachzug. Die Schritte, die – und ich musste schon wieder nachschauen, wie er heißt – Frank Devereaux eingeleitet hat, gehen sogar noch ein Stück weiter. Ich möchte das Wort "lieblos" fast nicht in den Mund nehmen, doch genau so fühlt sich die Geschichte im Moment für mich an. Es ist ein unnötiges Abschlagen von Brücken, das mehr an einen Autoren-Guide für Anfänger als an einen gut durchgedachten Plot erinnert.

Das merkwürdige Monster mit der merkwürdigen Schwachstelle

Die Leviathane haben mir am Anfang ganz gut gefallen, inzwischen werden sie zu farblos. Sie können alles, sie wissen alles, sie haben dabei einen merkwürdigen Ehrenkodex und sie können fast nicht getötet werden. Warum man sich ausgerechnet dazu entschlossen hat, Borax zur Schwachstelle der Supermonster zu machen, ist mir nicht ganz klar, weil es auf mich ein wenig überzogen wirkt, allerdings kann ich damit leben, weil man den Biestern so endlich gefährlich werden kann.

Die ganze Idee mit den Identitätswechseln war ja ganz nett gemeint und hat bei Sam und Dean durchaus funktioniert. Vor allem die Szene im Diner, in der die beiden Doppelgänger sich über die Brüder beschweren, hat viel von dem in die Folge gebracht, was ich mir in größerem Rahmen für die Folge gewünscht hätte. Dass aber der gefangene Leviathan im Keller Bobby mit seinen Problemen konfrontiert, war irgendwie zu viel des Guten und hat an dieser Stelle nicht wirklich Platz gehabt. Bobby ist der, der er ist. Ihn derartig plump zu entmystifizieren war relativ grobschlächtig und so ziemlich das Schlimmste an der ganzen Folge.

Positiv war natürlich die Geschichte mit Jody Mills. Dass Bobby endlich wieder eine Herzdame an seine Seite bekommt, ist toll und die Chemie zwischen ihm und der Polizistin hat von Anfang an gestimmt. Auch wenn Beziehungen bei "Supernatural" meist nicht unter einem glücklichen Stern stehen, die Hoffnung stirbt zuletzt. Vielleicht können die Autoren hier ausnahmsweise der Versuchung widerstehen, mehr Tragik in die Serie zu schreiben, als notwendig wäre. Bobby wäre es auf jeden Fall vergönnt.

Die merkwürdigen Brüder mit den merkwürdigen Problemen

Sera Gamble scheint aus der Kritik an der letzte Staffel kaum etwas gelernt zu haben. Natürlich, Sam und Dean haben immer wieder einmal Probleme miteinander und das muss auch so sein, aber die Winchesters wie in einem Hamsterrad immer wieder künstlich auseinanderzureißen und neu zusammenzuschweißen, kann ja wohl nicht wirklich Sinn der Sache sein. Der Großteil des Fandoms war glücklich und erleichtert, dass die beiden Brüder endlich wieder ein wenig zueinandergefunden hatten, nachdem die letzte Staffel über große Teile hinweg ohne die Chemie zwischen den beiden auskommen musste, und schon ist das gute Verhältnis wieder dahin. Dieses ewige Widerkäuen der immer gleichen Probleme ist beinahe schon eine Beleidigung für die emotionale Intelligenz der Charaktere, die jahrelang mit viel Mühe entwickelt wurde. Drama ist gut, aber die Zerstörungswut der Autoren bei ihrer eigenen Charakterarbeit hat langsam einen Punkt erreicht, wo die Tragik, die in der Geschichte liegt, nicht mehr fesselt. Es wird einem sogar schwer gemacht, das Handeln der Protagonisten überhaupt noch nachzuvollziehen.

Hinzu kommt, dass Jensen Ackles und Jared Padalecki aus unerfindlichen Gründen schauspielerisch dieses Mal nicht wirklich abliefern konnten, was man von ihnen gewohnt ist. Deans Gesangseinlage war mit Sicherheit ein absoluter Höhepunkt, aber leider blieb die Szene im Ersatzwagen der Brüder die einzige Glanzleistung, die die beiden Schauspieler abliefern konnten. Vor allem die Konfrontation mit den Doppelgängern am Schluss blieb hinter allen Erwartungen zurück und wirkte irgendwie unnatürlich und erzwungen. Nicht das, was ich sehen möchte und auch nicht das, was ich mir von einem Cast erwarte, der sich schon jahrelang mit den jeweiligen Rollen auseinandersetzen konnte.

Das merkwürdige Fandom und seine merkwürdigen Erwartungen

Das Tolle und auch irgendwie Einzigartige an "Supernatural" ist seine Fanbase. Vom Gelegenheitszuschauer bis zum Hardcore-Fan ist alles vorhanden und auch, wenn einem die Kreativität des Fandoms manchmal Angst machen kann, ist es Großteils relativ spannend und amüsant, sich mit anderen Fans der Serie auszutauschen, und die Serie selbst hat in den letzten Jahren mehr als nur ein Mal seine Zuschauer auf die Schippe genommen.

Wenn "Supernatural" also eine Folge mit dem Titel "Slash Fiction" ankündigt, wird mit großen Erwartungen gespielt, die man ein wenig ausführlicher in der Folge #4.18 Das Monster am Ende des Buches erklärt bekommt. Ich selbst stehe ja dem Schrägstrich mit eher gemischten Gefühlen gegenüber, allerdings habe ich das große Vergnügen, mit jemandem befreundet zu sein, der der Vorstellung von "Sam Slash Dean together" nicht ganz abgeneigt ist. Als also die Promo zu #7.06 Slash Fiction herauskam und Dean scheinbar zu Sam sagt, dass er nicht sein Bruder ist, musste ich das Versprechen abgeben, in meiner Review Punkte abzuziehen, wenn dieses Statement nicht zu dem führen würde, was der Titel der Folge verspricht.

Es geht hier nicht darum, dass ich gerne gesehen hätte, dass zumindest die Doppelgänger von Sam und Dean miteinander schlafen, ganz im Gegenteil, ich bin sogar recht froh, dass mir das erspart geblieben ist. Aber es ist ein Problem, dass hier die Erwartungen einer großen Gruppe des Fandoms geschürt und ganz bitterlich enttäuscht wurden. Niemand hat wirklich explizite Szenen erwartet, aber bei diesem Titel wären haufenweise zweideutige Anspielungen eigentlich Pflicht gewesen. Ich weiß nicht, ob ich die Autoren faul oder einfallslos schimpfen soll. So oder so gibt es aber Punkteabzug. Einerseits, weil ich gerne meine Versprechen halte und Sam und Dean nicht einmal für eine Sekunde mehr waren als nur Brüder, und weil es aus meiner Sicht unerhört ist, Fans mit derartig falschen Erwartungen zu ködern, insbesondere, wenn man es mit einem Fandom wie diesem zu tun hat.

Fazit

Irgendwann musste ja wieder eine dieser Folgen kommen, die man am liebsten mit Wiederholungen besserer Zeiten kompensieren möchte. Das Drehbuch war voller überflüssiger Szenen, die schauspielerische Leistung beinahe ausnahmslos unter aller Kritik und nicht einmal Lichtblicke wie Deans Gesangseinlage oder ein Wiedersehen mit Crowley konnten darüber hinwegtäuschen, dass Regie und Produktion der Episode mehr an "X-Factor – Das Unfassbare" erinnerten als an "Supernatural". Zudem bleibt mir das merkwürdige Gefühl im Bauch erhalten, dass die Fans um eine grandiose Idee betrogen wurden. Die Folge hätte vor Kreativität sprühen müssen und war auf ganzer Linie eine Fehlzündung. Und wie immer bei "Supernatural" heißt es durchatmen, weiterschauen und hoffen, dass es – wieder einmal – nur ein Ausrutscher war.

Eva Kügerl – myFanbase

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