Bewertung

Review: #9.01 Ein Engel für Sam

Foto: Jared Padalecki, Supernatural - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Jared Padalecki, Supernatural
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Wenn die Macher von "Supernatural" einen Kunstgriff beherrschen, dann ist es eindeutig der Cliffhanger zum Seasonfinale. Schon sage und schreibe acht Mal blieb ich mit offenem Mund vor dem Bildschirm sitzen, während der Bildschirm sich schwarz färbte und die Credits rollten. Aber keine Suppe wird so heiß gegessen, wie sie gekocht wird, und so sind die Staffelauftakte nicht immer genau so spektakulär, wie die Cliffhanger es vermuten lassen.

Wir erinnern uns: Zuletzt waren alle Engel aus dem Himmel auf die Erde verbannt worden, einem gigantischen Meteoritensturm gleich waren sie abgestürzt. Wir sind abermals in einem Krankenhaus und bangen abermals um einen der beiden Brüder. An dieser Stelle wird sicherlich niemand erwartet haben, dass Sam, nachdem er die Prüfungen zur endgültigen Schließung der Hölle zuletzt abgebrochen hatte, tatsächlich sterben würde. Oder anders formuliert: Die Winchester-Brüder sind schon so oft gestorben und wieder aufgetaucht, dass ich wahrlich nicht mehr mitfiebern kann, wenn der Herzmonitor piept und ein Arzt mitteilt, dass es dieses Mal "wirklich ernst ist". Trotzdem kann ich nicht umhin, den Elan zu bewundern, mit dem Dean seinen kleinen Bruder immer wieder vor dem Schlimmsten zu bewahren versucht. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich schwören können, er beschwört an Ort und Stelle einen Kreuzungsdämon auf den Fluren des Krankenhauses.

Sams Lethargie hingegen deprimiert mich. Ich weiß nicht, was es genau ist, aber irgendetwas an der Art und Weise, wie Jared Padalecki Sam darstellt, lässt mich alle Hoffnung aufgeben, dass sich der jüngere der beiden Winchesters jemals wieder vollständig erholt hat oder erholen kann, seit Dean das erste Mal für ihn zur Hölle fuhr und er selbst mit Ruby eine wilde Dämonenblutparty nach der anderen feierte.

Kommen wir nun zu meinem dritten Sorgenkind: Castiel. Wie oft hat mein Lieblingsengel im Trenchcoat eigentlich schon seine Kräfte teilweise oder komplett verloren, ebenso sein Gedächtnis, war plötzlich verwundbar oder konnte keine Gebete mehr erhören oder sich von Ort zu Ort "beamen" und musste stattdessen auf herkömmliche Fortbewegungsmittel zurückgreifen? Ich habe irgendwann aufgehört mitzuzählen. Nichtsdestotrotz muss man seinen hoffnungslosen Drang, allem und jedem zu helfen, würdigen. Schade, dass der Gute nicht erkennen will, dass es immer in einem Chaos endet und er dadurch die eigene Integrität beschmutzt. Hoffen wir, dass er demnächst dazu übergeht, sich bedeckt zu halten. Unwahrscheinlich, ich weiß. Aber man wird ja noch hoffen dürfen.

Mein Lieblingscameo in der Folge war wohl Crowley. "Wie bitte?" werdet Ihr Euch jetzt fragen. Bobby war in dieser Folge zu sehen! BOBBY *dammit* SINGER! Ich muss sagen, dass mir der einzelne Klopfer gegen die Kofferraumtür von Crowley lieber war, als die unheimliche Darstellung von Bobby als derjenige Teil von Sam, der ihm beweisen will, dass es das Beste ist, sich dem Tod hinzugeben. Ich bin ein großer Bobby-Fan, aber das konnte ich nicht akzeptieren.

Als ich dachte, ich würde die Folge als soliden, aber keinesfalls genialen Staffelstart abtun, kommt ein Satz. Sam zum Tod: "If I go with you, can you promise that this time it will be final? That if I'm dead, I stay dead?" Wahnsinn. An dieser Stelle erlebe ich kein Déjà-vu, werde nicht an vergangene Folgen und Dialoge erinnert. Wenn Sam dieses Mal tatsächlich nicht wieder zum Leben erweckt werden könnte, würde alles anders werden. Keine Hintertürchen, keine Ausnahmen, keine plötzlichen nächtlichen Besuche vor der Tür vom totgeglaubten Bruder, nachdem ein Jahr verstrichen ist. Sams Bitte hat mich aus den sprichwörtlichen Schuhen gehauen. Dass es letztlich nicht so weit kam, ist mir natürlich noch lieber. Aber natürlich darf bei "Supernatural" der bittere Beigeschmack nicht ausbleiben. Alles hat seinen Preis. Und so ist Sams wundersame Heilung erneut an ein Geheimnis gebunden. Dieses Mal hat Dean nicht seine Seele verkauft, dieses Mal hat er keine wackelige Wand in Sams Seele aufbauen lassen, die jederzeit zusammenbrechen könnte, dieses Mal hat er... Einen. Verdammten. Engel. In. Sams. Körper. Gelassen. An dieser Stelle schreie ich auf. Nicht schon wieder ein großes Geheimnis zwischen den Brüdern. Lacht ruhig, aber ich will eine heile Welt. Zumindest zwischen den Winchesters. Wenn draußen die Hölle losbricht, dann sollen die beiden wenigstens ein starkes Team sein. Aber nein, aber nein.

Fazit

Der Grundstein für eine grandiose Staffel ist gelegt. Aber das heißt bei "Supernatural" noch nichts. Mein Wunsch: keine aufgewärmten Geschichten, nicht dieselben Dilemmas. Ein tapferer Dean und ein geschwächter Sam in Gefahr machen noch lange keine gute Season.

Gizem Akbulut - myFanbase

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