Bewertung

Review: #11.09 Das Ende der Finsternis

Foto: Jensen Ackles, Supernatural - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Jensen Ackles, Supernatural
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Im Großteil der bisherigen Staffel wurden die Storyline von Amara und die Visionen von Luzifers Käfig eher schleppend und langsam in der Serie vorangebracht. Doch damit scheint jetzt Schluss zu sein. Im Herbstfinale schafft es "Supernaturall" endlich, die Haupthandlung ins Rollen zu bringen und dabei die Spannung und Überraschung der Zuschauer zu sichern. Hier und da gab es einige Ungereimtheiten, aber durch die vielen Wow-Momente und die herausragende Cinematographie ist diese Folge so sehr aus denen der letzten Zeit (abgesehen von #11.04 Baby) herausgestochen, dass ich guten Gewissens die volle Punktzahl geben kann.

"I was the beginning and I will be the end."

Lange war man sich nicht sicher, was genau Amara denn nun auf der Erde möchte. Auch wenn sie - wie ja oft genug erwähnt - das Große Böse überhaupt ist, so hat man bis jetzt eher wenig davon gesehen. Einige Morde hier, ein paar ausgesaugte Seelen da, das haut nun keinen "Supernatural"-Fan mehr vom Hocker. Doch in dieser Episode konnte man endlich die wahre Macht von Amara zu Gesicht bekommen. Genau das hat es gebraucht, um sie zumindest von der Power her auf die Ebene der großen Bösewichte wie Luzifer, Azazel und Co. zu bringen. Einen Haken hat das Ganze aber, und den bringt Luzifer später eigentlich ganz treffend auf den Punkt. Amara hat zwar die Stärke, nicht aber die Erfahrung oder das Strategiewissen, die es braucht, um wirklich bei den Großen mitspielen zu können. Sie schafft es zwar auf eindrucksvolle und dramatische Weise, ihre Macht zur Schau zu stellen, alles was davor und danach passiert zeigt aber klar auf, dass sie eigentlich gerade erst auf der Welt erschienen ist, uralte Seele hin oder her. Ihr Gespräch mit dem Priester wirkt fast schon kindlich, ebenso wie ihre Versuche, Gott vor den Gläubigen schlechtzureden. Ihr großes Ziel ist es, Gott zu treffen, nur ist ihr Weg, seine Kreation so lange zu zerstören, bis er auf sie aufmerksam wird, alles andere als durchdacht.

Der Einfluss von Amaras Macht auf die Erde und die Menschen ist auch gleich der erste Punkt, wo die Special Effects toll zur Wirkung kamen. Sowohl in der Anfangsszene im Park, als auch später in der Kirche wird ungewöhnlich viel von der Umgebung - und dabei besonders die religiösen Statuen - gezeigt. Zuerst stehen sie noch weiß und prächtig da, nachdem Amara jedoch gewütet hat, fließt Blut aus dem Engelsbrunnen und die Statuen liegen zerstört am Boden. Da hat man mit Symbolismus wirklich nicht gespart. Auch die musikalische Untermalung mit den dramatischen Orgelklängen war mehr als passend.

"I can't be resisted."

Man konnte schon ahnen, dass ein Treffen von Dean und Amara unumgänglich war, jetzt, wo sie endlich ihre erwachsene Form angenommen hat. Dabei wird er von ihr regelhaft angelockt (auch hier wurden die Schwingungen mit Klängen unterlegt, um das Ganze greifbarer zu machen) und sie stehen sich endlich - wie schon im Staffelauftakt - Angesicht zu Angesicht gegenüber. Wie weit es um seine Verbindung mit Amara wirklich steht, erkennt man, als Dean Sams Anruf nicht entgegen nimmt, obwohl der doch nur bedeuten kann, dass sie den Weg in Luzifer Käfig gefunden haben. Gerade deswegen wurde uns zu Beginn der Folge wohl so ein beschützerischer Dean gezeigt, der unter keinen Umständen will, dass Sam ohne ihn loszieht. Das hat jetzt nur noch Amaras Einfluss unterstrichen. Überhaupt haben die beiden eine etwas merkwürdige Beziehung zueinander. Ob der romantische Subplot wirklich nötig war, darüber will ich mal hinwegsehen. Auf jeden Fall scheint ihr etwas an Dean zu liegen, schließlich entscheidet sie sich dagegen, im die Seele auszusaugen und rettet ihn vor dem himmlischen Zorn. Jedoch scheint das Ganze, Abhängigkeit hin oder her, nicht wirklich von Dean erwidert zu werden, der es sogar schafft, einen Mordversuch zu starten (was wieder eine tolle Szene war).

"It wasn't God inside your head, Sam. It was me."

Luzifer ist zurück! Und alles was es gebraucht hat, waren einige Visionen und ein teuflischer Pakt zwischen den Winchesters, Crowley und Rowena. Die beiden bilden wirklich ein lustiges Gespann, wobei ich mich echt frage, wieso sie Rowena immer wieder vertrauen. Auch diesmal scheint sie ja ein eigenes Ziel verfolgt zu haben, seit sie erfahren hat, dass es um Luzifer geht. Vielleicht erhofft sie sich jenseits ihrer amüsanten Schwärmereien ja, dass er ihr zu der Macht verhelfen könnte, die ihr durch Fergus - ich meine Crowley - immer verweht sein wird.

Die Hölle präsentiert sich aufwendig gestaltet und genauso wie man sie sich vorstellt. Gerade die Szenerie, die rund um den zweiten Käfig aufgebaut wurde, war ziemlich spektakulär mit dem Feuerbann und der schaurigen Belichtung. Ebenso wie der Auftritt von Luzifer. Inwieweit es logisch ist, dass Nick wieder als Hülle auftauchen kann, ist eine andere Sache, aber irgendwie muss er ja Gestalt annehmen. Wie auch immer, Mark Pellegrino ist wieder da und spielt den Teufel gewohnt exzentrisch.

Gerade zu Beginn des Gesprächs mit Sam, sieht man klar ihre Rollenverteilung. Luzifer, der obwohl er hinter Gittern ist, trotzdem gewohnt selbstbewusst die Führung übernimmt und die Unterhaltung nach seinem Willen steuert. Sam auf der anderen Seite kann man ansehen, wie schwer es ihm wirklich fällt, dem Teufel erneut gegenüber zu stehen. Nachdem er weiß welche Qualen er über sich ergehen lassen musste, als er einst im Käfig eingesperrt war, muss er sich seinen Dämonen stellen, um die Welt zu retten. Und natürlich tut er es. Das ist wieder die Art von Selbstlosigkeit, die Sam Winchester in all den Jahren begleitet hat und ohne die man ihn sich gar nicht vorstellen kann. Und wie so oft ist sie sein Verhängnis.

Dass Luzifer ihnen nicht nur aus reiner Herzensgüte helfen wird war klar, dass er aus dem Käfig raus will auch. Selbstverständlich will er dafür Sam als Hülle. Das erinnert einen an die Apokalypse, in der sie vor der gleichen Entscheidung standen. Doch Sam stellt sich dem Teufel und seinen Manipulationen entgegen und wird dabei zunehmend selbstbewusster.

An dieser Stelle kommt der Plottwist, mit dem ich wirklich nicht gerechnet hätte: Der Schutzkreis erlischt, Luzifer macht eine einladende Handgeste und Sam steckt wieder mit ihm im Käfig fest. Oh nein! Gerade als man meint, dass es für Sam wohl kaum schlimmer kommen kann, zieht Luzifer sein letztes Ass aus dem Ärmel und offenbart ihm das, was man sich jetzt schon fast denken konnte: Sams Visionen waren nicht von Gott, sondern von Luzifer. Damit wurde noch elegant eine weitere Parallele zu Kain und Abel eingebaut, da Luzifer auch Abel benutzt hat. Jared Padalecki beendet seine hervorragende Darstellung eines erschrockenen und doch so tapferen Sam mit einer dramatischen Träne, die sonst doch eher das Spezialgebiet von Jensen Ackles ist. Es bleibt die Frage, ob wirklich alle Visionen vom Teufel kamen, oder ob er nur die Gelegenheit genutzt hat, um Sam zu verunsichern.

Meinen Problempunkt an der ganzen Episode habe ich mir bis zum Schluss aufgehoben: Wo war Castiel? Ich gehe mal davon aus, dass es sich um eine so inhaltsstarke Folge gehandelt hat, dass sie nicht noch einen Hauptcharakter einbauen wollten, um keine Zeiteinbußen zu haben. Grundsätzlich habe ich damit auch kein Problem, so sehr ich Cas auch mag. Aber gerade, wenn eine Episode so sehr auf Himmel und Hölle Bezug nimmt und Cas noch dazu bereits im Käfig war, um Sam herauszuziehen, wieso um Gottes Willen fragen die Brüder ihn dann nicht um Rat?

Fazit

Nach einer derart ereignisreichen und spannenden Folge, die mit ihrem Cliffhanger ja schon fast finalwürdig ist, wird man in die Winterpause geschickt. Jetzt bleibt abzuwarten, ob die Serie das Potential, das sie sich mit dieser Episode geschaffen hat, auch zu nutzen weiß, oder ob sie wieder ins Mittelmaß abdriftet.

Denise D. - myFanbase

Die Serie "Supernatural" ansehen:


Vorherige Review:
#11.07 Ursache und Wirkung
Alle ReviewsNächste Review:
#11.11 Im Nebel

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Supernatural" über die Folge #11.09 Das Ende der Finsternis diskutieren.