Bewertung

Review: #1.04 Die magische Kugel

Foto: Tyler Hoechlin, Teen Wolf - Copyright: Dewey Nicks/MTV
Tyler Hoechlin, Teen Wolf
© Dewey Nicks/MTV

Im Grunde kann es nur besser werden. Denn noch schlechter würde bedeuten, dass die schlechten Episoden überwiegen. Mit #1.04 Magic Bullett steht es nun gleichauf, denn wie auch schon die vorherige Episode kann diese Episode wenig überzeugen. Man fragt sich im Grunde die ganze Zeit über, ob Hormone auch auf einen selbst in dem Alter diese Wirkung hatten. Mal abgesehen von ungefähr drei Szenen hatte die Episode wenig mehr zu bieten als Anlässe zum Kopfschütteln.

Die wirklich guten Szenen

Zunächst zur Anfangsszene der Episode: Ich war begeistert von Kate Argents Auftritt. Dabei fand ich die Szene nicht einmal sehr kreativ, sowas haben schon hunderte Horrorfilme zuvor aufgearbeitet. Doch dass sie dann eben auf ihren Angreifer schießt - herrlich. Eine Frau, die kein Opfer ist. Eine Argent-Frau, die sagt, wo es lang geht. Ich finde, das sagt schon eine Menge über den Argent-Haushalt aus. Nicht nur weiß sie sich selbst zu verteidigen (was wohl ganz stark mit der geheimen Berufung zu tun hat, Allison kann immerhin auch Bogenschießen), sie bestimmt später auch, dass Scott zum Abendessen bleibt. Kate macht einen herausragenden ersten Eindruck, obwohl ich sagen muss, dass ich ihren Charakter schon ab der ersten Sekunde nicht leiden mag. Sie ist mir zu Bad-Ass.

Die zweite gute Szene hat mit Allisons Verhalten zu tun. Sie fragt Lydia nach Rat im Bezug auf Scott, die ihr sagt, sie sollte ein Kondom benutzen. Allison, die bisher fast konservativ wirkte, macht einen riesigen Sprung in ihrer Persönlichkeit. Man ist immerhin in Episode 4, das erste Drittel der Serie ist fast herum, also muss es Aktion zwischen den beiden Liebenden geben. Im Storyverlauf durchaus plausibel. Außerdem zeigt die Szene nicht nur eine Allison, die sich weiterentwickelt und mehr von ihrer Unsicherheit zeigt, sondern auch eine Lydia, die eine Beraterrolle in Allisons Liebesleben einzunehmen scheint. Somit wird die Szene zu einem kleinen Highlight, das im Verlauf der Episode umso wichtiger wird, hängt das gesamte Geschehen danach doch eben davon ab, was Scott und Allison zuhause bei den Argents machen.

Nach einem wirklich mehr als peinlichem und nervenaufreibenden Abendessen mit der Familie Argent samt Tante Kate will Scott nach Hause gehen. Er wird von Allison gebührend verabschiedet und plötzlich stellt ihn Kate zur Rede: Warum warst du an meiner Tasche und was hast du geklaut? - Dem Zuschauer, der im Grunde die gesamte Zeit seine Aufmerksamkeit tatsächlich mehr auf Derek gerichtet hatte als auf Scotts lächerlich-pubertäres Familiendrama mit den Argents, rutscht das Herz in die Hose. Sollten nun Kates Schwärmereien von Scotts Augen und seinen Leistungen im Sport, mit denen man den Zuschauer gequält hat, umsonst gewesen sein? Nein, denn Allison rettet die Szene, kurz bevor Kate Scott filzen will. Sie zieht ein Kondom aus den Untiefen ihrer Klamotten und Scotts Reaktion ist unbezahlbar. Er hat absolut keine Ahnung, wohin er gucken soll. Ich glaube, er wäre am liebsten hier und jetzt gestorben. Ich lag vor Lachen auf dem Boden und konnte mich kaum am Leben erhalten. Es ist die Szene der Episode, die so viel über Allison aussagt, viel mehr als das vorherige Gelaber über ihre Hobbies von Photographie über Malen hin zum Dichten. Viel spannender als das Rummachen in ihrem Zimmer oder vor dem gut gefüllten Waffenarsenal der Argents in der Garage.

Stiles, der Vollpfosten

Vollpfosten, das ist das einzige Wort, das mir zu Stiles einfällt. Er ist das kluge Köpfchen im Duo Scott-Stiles, trotzdem legt er sich mit einem verletzten Werwolf an, der von Kate mit einer Eisenhutkugel angeschossen wurde und es aufgrund der Vergiftung nicht schafft, seine Verwandlung zu kontrollieren? Da fällt mir ein, Derek verliert die Kontrolle über sich selbst und verwandelt sich fast auf dem Schulparkplatz, aber in den nächsten Stunden kein Anzeichen mehr davon? Ist schon etwas unlogisch, aber etwas worüber ich einfach mal hinwegsehe. Denn was sich die Autoren bei Stiles‘ Verhalten gedacht haben, kann ich mir absolut nicht erklären. Er fährt ziellos mit Derek durch die Gegend und greift den eh leicht reizbaren Werwolf auch noch an. Eine kluge Idee, die hier verfolgt wird. Soll das zeigen, dass sich die beiden irgendwie annähern? Gar Freunde werden? Alles lächerlich dumm, dass man als Zuschauer nur den Kopf schütteln kann. Sie fahren also so durch die Gegend, Benzin kostet ja anscheinend nichts, und Stiles textet Scott zu, der allerdings lieber zu Abend isst und sich mit den Argents misst. Ihm scheint der Ernst der Lage einfach nicht bewusst. Ob dies nun an seinen Hormonen, seiner Naivität (die er bisher allerdings noch nicht gezeigt hat) oder an der fremden Situation im Argent-Haushalt liegt, bleibt im Bereich der Spekulation. Dann macht er einen eher halbherzigen Versuch nach der Kugel zu suchen und hat dabei natürlich direkt Erfolg. Die gesamte Storyline ist mehr als schwach.

Irgendwann schafft Scott es endlich, die Kugel zu Derek zu bringen, mit der sich dieser selbst heilt. Auch so eine wunderliche Sache: Eine Eisenhutkugel vergiftet dich, aber etwas mehr von dem gleichen Gift, welches von Derek verbrannt und dann aufgetragen wird, rettet dich? Wirkt zunächst unlogisch. Aber es ist tatsächlich eine leicht abgewandelte Form des real existierenden Gegengifts für Eisenhutvergiftung. Diese wird in der Tat mit Hilfe von Kohle behandelt, die durch die Verbrennung bestimmter pflanzlicher Stoffe entsteht. Für den Laien also völlig aus der Luft gegriffen, aber für den Kenner ein sehr schönes Detail.

Die Wende, die keine wirkliche ist

Die große Überraschung kommt zum Schluss. Doch zunächst noch eine kleine Sache zum Nachdenken: Stiles und Derek fahren in Stiles' Wagen durch die Gegend, nachdem Derek aber gerettet ist und Scott und Stiles sofort zum Pflegeheim schleift, steht Dereks Auto plötzlich vor dem Pflegeheim? Was haben sie gemacht? Noch einen kurzen Abstecher bei der Schule, um sein Auto abzuholen? Lassen sie dabei Stiles Wagen zurück? Ist der Tank vielleicht leer? Vielleicht gehe ich hier etwas zu sehr zwischen die Zeilen, aber so etwas stört mich nunmal. Egal, komme ich endlich zu der Wende. Neben Derek und seiner Schwester hat noch ein Familienmitglied überlebt. Sein Onkel Peter, ein Werwolf, liegt mit Verbrennungen und völlig desillusioniert in einem Pflegeheim. Mal abgesehen davon, dass es bisher immer hieß, Dereks gesamte Familie sei bei dem Feuer umgekommen, frage ich mich, wie es sich verträgt, wenn jemand keinerlei Kontrolle über seinen Körper hat und im Krankenhaus liegt, aber trotzdem ein Werwolf ist. Verwandelt er sich in Vollmondnächten nicht? Ich bekomme in dieser Episode fast Falten auf der Stirn, so oft runzle ich sie ob der vielen kleinen, verwirrenden Dinge.

Fazit

Hat mich #1.03 Pack Mentality schon nicht überzeugen können, da einfach zu viele miese Szenen und völlig verdrehte Geschichten erzählt wurden, ist #1.04 Magic Bullet schon eine starke Herausforderung für den normalen Zuschauer, der sich nicht so mit Eisenhut auskennt. Andere Szenen sind einfach nur voll von großen und kleinen Unzulänglichkeiten. Stiles und Derek, die durch die Gegend heizen oder erst noch Dereks Auto abholen, bevor sie ins Pflegeheim fahren, obwohl es Derek damit sehr dringlich ist. Wie schafft es eine Serie, so gute Einschaltquoten zu erzielen, wenn der Zuschauer zum zweiten Mal in Folge für dumm erklärt wird? Es kann in der Tat nur besser werden. Die Episode war einfach schlecht, sie wird nur durch den neuen Charakter Kate, die Kondom-Szene und das wirklich erstaunliche Detail mit der Eisenhutvergiftung gerettet. Wobei man kaum von Rettung sprechen kann, aber zumindest ist sie nicht allzu unterirdisch.

Jamie Lisa Hebisch - myFanbase

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