Review: #3.07 Angriff auf die Heiler
Diese Episode bringt eine herzzerreißende Todesszene, die sehr zufriedenstellende Aufklärung einer der großen Fragen, viel neue Verwirrung und eine sehr stylische Kampfsequenz. Serienmacher Jeff Davis greift gar nicht mal so selten selbst in die Tasten für seine Serie "Teen Wolf", aber nach ein paar Wochen Pause ließ er es sich nicht nehmen, diese besondere Episode selbst zu schreiben. Und auch Russell Mulcahys Handschrift als Haus- und Hofregisseur von "Teen Wolf" ist wieder deutlich zu erkennen.
Opfermorde vs. Alpha-Rudel
Wir wissen bisher, dass sich in Beacon Hills etwas aufhält, das Tiere in Todesangst versetzt und sie dazu bringt, Selbstmord zu begehen. So geschehen im Staffelauftakt mit dem Hirsch, den Vögeln und den Käfigtieren in Dr. Deatons Praxis. Wir wissen ebenso, dass sich eine übernatürliche Macht in Beacon Hills aufhält, die im Zusammenhang mit Insekten steht, den Glühwürmchen, die es in Kalifornien eigentlich nicht gibt, den Käfern, die Leichen wegtragen können, und nun Schmetterlinge, die ausgewählte Opfer heimsuchen. Diese Opfer gehören zur Reihe der rituellen Morde, bei denen bisher drei jungfräuliche Teenager und drei Soldaten heimgesucht wurden. Die drei Werwölfe in "Motel California" konnten im letzten Moment gerettet werden, und nun ging es drei Heilern an den Kragen, von denen einer gerettet werden konnte: Dr. Deaton. Die Opfermorde wurden bislang dem dunklen Druiden, dem Darach, zugeschrieben, dessen vermutliche Gestalt wir in "Motel California" gesehen haben und auch wieder in der neuen Episode im Auto der Ärztin. Diesmal kam er gemeinsam mit den Insekten und er sah weniger aus wie Silas, mehr wie Freddy Krueger.
Deucalion machte im Staffelauftakt unmissverständlich klar, dass er es auf Scott abgesehen hat. Seither aber waren er und sein Alpha-Rudel hauptsächlich damit beschäftigt, Derek zu belästigen. Der Plan lautete ursprünglich, dass Derek dazu gebracht werden soll, die Bedrohung durch Scott zu eliminieren. Der Umweg, dass Derek erst sein eigenes Rudel töten und sich Deucalions Rudel anschließen soll, wird hoffentlich bald noch Sinn ergeben. Allerdings zeugt all das Grausame, was Deucalion bisher getan und in Auftrag gegeben hat, und wie theatralisch und größenwahnsinnig er auftritt, davon, dass er selbst die dunkelste Macht am Ort ist. Seine blinden, blutunterlaufenen Augen erinnern wahrscheinlich nicht umsonst an Dämonenaugen.
In der aktuellen Episode jedenfalls lässt Deucalion sich so herablassend über den Darach und seine Morde aus, dass man fast vermuten möchte, er ist es selbst. Zumindest aber weiß er sehr genau über ihn Bescheid, sogar wo er seine Opfer versteckt. Dass Deaton allerdings an genau den Ort verschleppt wurde, in dem Deucalion Boyd und Erica bzw. Cora versteckt hielt, den Tresorraum, wirkt schon zuviel des Zufalls. Zu diesem Zeitpunkt aber lässt sich wirklich kaum sagen, ob all diese Aspekte uns mit der Nase drauf stoßen sollen, dass Deucalion der Darach ist, oder ob sie uns von dieser Theorie abbringen sollen. War Deatons Entführung tatsächlich Deucalions Werk, dann würfe das die Frage auf, warum Deucalion Scott so sehr herausfordert, bis dieser sich seiner wahren Natur bewusst und somit stärker wird.
Klar ist, Gerard Argent kennt die Zusammenhänge. Chris untersucht die Opfermorde, und nachdem es im letztwöchigen Austausch zwischen Vater und Sohn um Deucalion ging, benutzt Chris diese Woche keinen Namen mehr, sondern fordert nur noch, dass sein Vater ihm alles über "ihn" erzählt, womit der hinterlistige Gerard sich selbstverständlich Zeit lässt.
Alpha-Wölfe vs. Beacon-Hills-Wölfe
Kali, Ethan und Aiden tappen immer noch im Dunkeln, was den Mord ihres Alphas an Ennis angeht. Es kommt erneut zu einem epischen Kampf in Dereks Apartment, bei dem einem im ersten Moment ein wenig übel aufstößt, dass Ethan sich wieder ganz in die Lakaienriege einreiht und mit seinem Zwilling zusammen Jennifer Blake als Geisel hält, um Derek gefügig zu machen. Aiden hat nach wie vor noch kein Profil bekommen und wirkt in seinen wenigen Einzel- bzw. Knutschszenen mit Lydia leider immer noch ziemlich minderbemittelt. Aber Ethan hatte zu Anfang der aktuellen Episode wieder die Möglichkeit zu zeigen, dass er zu was zu gebrauchen ist und dass etwas Gutes in ihm steckt, als er half, Dannys Leben zu retten. Angesichts dieses Fortschritts in der Charakterzeichnung war die Geiselhaltung Ms. Blakes eine Enttäuschung.
Der Kampf zwischen Kali und Derek war die Szene, die Russell Mulcahys Handschrift am deutlichsten zeigte. Wasser auf dem Boden, blassblaues Gegenlicht durch Dereks große Fensterwand – die Szene war optisch beinahe eine Kopie der letzten Kampfszene aus Mulcahys größtem Hit, dem Kultklassiker "Highlander" (1986). Hier allerdings durfte der Held nicht siegen. Derek ist leider einfach auf ganzer Linie kein beeindruckender Alpha. Er unterlag der barfüßigen Alphawölfin und wurde von ihr und den Zwillingen dazu gezwungen, Boyd umzubringen, indem sie diesen auf seinen Krallen aufspießten.
Mit seinen letzten Atemzügen sagt Boyd, es habe sich gelohnt, Werwolf gewesen zu sein. Und Derek, der ungewollt Boyds Kraft in sich aufsaugt, sieht in dessen Gedanken, dass auch Erica starb, als sie versuchte, gegen Kali zu kämpfen. Boyd als Figur zu verlieren, ist zu verschmerzen und war im Grunde seit langem vorhersehbar. Man hat sich nie mit seiner Charakterzeichnung beschäftigt und als Zuschauer hatte man keinen Anknüpfungspunkt für Sympathie. Die Todesszene ist aus anderen Gründen herzzerreißend, denn sie ist das Schlimmste, was Derek im Verlauf der gesamten Serie bisher angetan wurde. Seinen eigenen Beta zu töten! Zu wissen, dass es bei allen anderen des Alpha-Rudels so angefangen hat, bevor sie dann ihr gesamtes Rudel getötet haben. Es ist genau dieser Moment Dereks Erschütterung, in dem man ihm Stiles zur Seite stellt, der ihm mitfühlend die Hand auf die Schulter legt. Fans dieses Pairings dürften hier vor Rührung zum Taschentuch gegriffen haben, aber es ist ein schwacher Trost, denn Derek hatte gerade erst durch die (etwas übereilt) aufkeimende Geschichte mit Ms. Blake angefangen, wieder Hoffnung zu schöpfen, und nun war sie nicht nur seinetwegen in Gefahr, diese Tatsache ist angesichts der Art und Weise von Boyds Tod auch noch völlig nebensächlich.
True Alpha
Man konnte sich denken, dass in dieser Episode einer der wichtigeren Charaktere sterben würde. Boyd stand schon länger auf der Abschussliste, aber um ihn drehte es sich eigentlich nicht. Deucalion machte klar: entweder Dr. Deaton oder Derek. Dr. Deaton ist einer der interessantesten, weil mysteriösesten Charaktere, aber er ist sicherlich keine absolut sichere Bank. Es wäre dumm gewesen, ihn hier rauszuschreiben, da er der einzige auf der guten Seite ist, der mehr über die übernatürlichen Vorgänge weiß, aber dennoch funktionierte die Spannung sehr gut, da man wie immer wusste, dass Derek definitiv nicht sterben würde. Wie Scott sich für Deaton ins Zeug gelegt hat, war toll zu sehen, besonders vor dem Hintergrund, dass Deaton eine Vaterfigur für Scott ist. Dass er dann auch derjenige ist, der Scotts rote Alpha-Augen erklären kann, passt perfekt. Man kann also allein durch Willenskraft und Charakterstärke zum Alpha werden, und das ist bei Scott der Fall. Das begeistert mich sehr viel mehr als irgendeine übernatürliche Erklärung.
Randnotizen
- Die mit Abstand wunderbarste Szene der Episode war der Hochschreckmoment von Scott und Isaac, die Mama McCall beschützen wollten. So dramatisch, actiongeladen und herzzerreißend "Teen Wolf"-Episoden auch sein können, für einen solchen herzlichen Lacher ist einfach immer gesorgt.
- Der Preis für den liebenswertesten Teenie-Romantik-Moment geht selbstverständlich an Scott und Allison und ihre Schrankszene! Es ist herrlich, wie oft das Verstecken im Schrank als naheliegendster Ausweg für jedwede Situation herangezogen wird, und Scotts Gesichtsausdruck in dem Moment, als Allison ihn auf seine Regungen in Schrittgegend aufmerksam macht, ist unbezahlbar!
- Mama McCall hatte selten so herzerwärmende Momente wie den im Krankenhaus, nachdem sie Danny das Leben gerettet hatte!
- Stilinskis in Bestform: Sheriff Stilinskis Kombinationsgabe beim Ermitteln von Deatons Aufenthaltsort war herausragend. Und Stiles' emotionaler Moment mit Scott, als es darum ging, seinen Dad einzuweihen, ging wiedermal richtig ans Herz. Schön aber, dass man dies in die nächste Episode verschoben hat, denn eine solche Szene, wenn es denn wirklich dazu kommt, verdient viel Raum.
- Cora benimmt sich den anderen Teens gegenüber feindselig und herablassend. Während das beim überirdisch schönen und mysteriösen Derek anfangs cool wirkte, erhöht es bei Cora weiterhin nur den Nervfaktor! Dass sie dann am Ende so sehr um ihren ehemals Mitgefangenen Boyd trauern durfte, rettete auch nichts mehr.
- In Dannys Mageninhalt befanden sich zu Ethans Überraschung Misteln. Er schien sich Sorgen deswegen zu machen, und es lag ihm etwas daran, Scott zu erklären, dass sie Danny nichts antun werden. Genau sagte er, die Alphas wussten, dass entweder Danny oder Lydia wichtig für Scott seien, und nun hätten sie herausgefunden, es sei Lydia. Wissen sie das durch den Darach und die Vorgänge in "Motel California"?
Fazit
Erneut eine mitreißende Episode, die für jeden Zuschauer etwas bereithält. Toll choreographierte Kampfszenen, große Emotionen, trotzdem aber auch Humor und Funkensprühen. Und besonders für die erwachsenen Zuschauer der typische Look von Russell Mulcahys Arbeit, der so schön an all seine achtziger Jahre Musikvideos wie Bonnie Tylers "Total Eclipse of the Heart" und Duran Durans "Wild Boys" erinnert.
Nicole Oebel - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: CurrentsErstausstrahlung (US): 15.07.2013
Erstausstrahlung (DE): 18.07.2015
Regie: Russell Mulcahy
Drehbuch: Jeff Davis
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