Bewertung

Review: #3.08 Auge um Auge

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Ian Bohen

Eine Flashback-Episode, die uns mit vielen Informationen versorgt hat, aber unsere Hauptcharaktere bzw. -darsteller zu Randfiguren gemacht und deshalb nicht in jeder Hinsicht gezündet hat. Zudem war die Erzählstruktur erneut sehr verschachtelt und einige Details nicht ganz nachvollziehbar.

Die Episode zeigt uns zwei Rahmenhandlungen, in denen unsere Protagonisten jeweils eine Geschichtsstunde von den beiden "vertrauenswürdigsten" Figuren der Serie erhalten: Peter Hale und Gerard Argent. Das ist als Ausgangslage ja eigentlich sehr vielversprechend, kann man sich schließlich an zwei Fingern abzählen, dass die beiden sich ohne Rücksicht auf Verluste in ihren Geschichten selbst ins rechte Licht rücken werden. Genau dies ist natürlich auch geschehen und somit haben wir Zuschauer nun den entscheidenden Vorteil, mehr zu wissen als die Protagonisten. Dies ist der typische Spielzug eines Thrillers, denn auf diesem Wege kann man sehr gut Spannung erzeugen, und ich bin gespannt, wie man dies ausschöpfen wird.

Weniger überzeugend war allerdings die Kombination des jeweiligen Zuhörerpaares der Rahmenhandlungen. Chris hätte ich viel lieber an Allisons Seite beim Verhör Gerards gesehen. Und Scott war vor kurzem aus Trauer um Derek beinahe selbst gestorben, und nun ist Stiles der einzige, der sich um Dereks Verbleib sorgt? Ganz zu schweigen von Isaac! Offiziell gehört er noch zu Dereks Rudel und dürfte von Boyds Tod doch auch nicht ganz unberührt geblieben sein. Zumal er nach Deucalions Plan nun auch auf der Abschussliste steht, so dürfte er an Dereks Verbleib ganz besonders interessiert sein. Es wäre eine sehr schöne Möglichkeit gewesen, Stiles und Isaac gemeinsame Szenen zu geben und vielleicht auch den ein oder anderen lustigen Seitenhieb auf die jeweilige Freundschaft zu Scott einzuflechten. Und überhaupt, eine "Teen Wolf"-Episode ohne Isaac sollte in Zukunft bitte vermieden werden!

Cora stand nun also Stiles zur Seite, sie aber funktioniert als Charakter solange nicht, bis man ihre geschwisterliche Beziehung zu Derek irgendwie unterfüttert und ihnen endlich mal Dialogszenen gibt. Solange zwischen Cora und den anderen Figuren ein latentes Desinteresse herrscht, wieso sollte man als Zuschauer Interesse für sie aufbringen?

Peter Hale vs. History

Der Rückblick auf Dereks Vorgeschichte hatte als Pluspunkt Peter Hale als Erzähler. Ihn zu sehen ist immer gut. Ein weiterer Pluspunkt ist das Casting des jungen Derek Hale. Ian Nelson sieht Tyler Hoechlin ähnlicher als er sich selbst bzw. als der junge Tyler Hoechlin dem heutigen. Dennoch bedeutete der Austausch des Darstellers, dass wir den herzzerreißenden Grund für Dereks emotionale Wandlung zu einem verschlossenen Charakter von einem für uns völlig neuen Gesicht präsentiert bekamen, was das Mitfühlen sicher nicht für jeden Zuschauer vereinfacht hat. Tyler Hoechlin ist jünger als so manch anderer Darsteller, der in einer US-Serie einen Teenager spielt (Paul Wesley, Katie Leclerc), man hätte ihm also auch einfach seinen Bartschatten abrasieren und die Flashbacks selbst spielen lassen können.

Das Altern der Figuren ließ einen in dieser Episode sowieso etwas irritiert zurück. Wir haben an verschiedenen Stellen auf sehr kryptische Weise erfahren, dass Werwölfe langsamer altern als Menschen, aber es waren in den Rückblicken genau Derek und Peter, die durch sehr viel jüngere Darsteller ersetzt wurden, während Chris und Gerard Argent, Dr. Deaton und Sheriff Stilinski von denselben Darstellern verkörpert wurden und damals überhaupt nicht jünger aussahen als heute.

Inhaltlich gaben uns die Rückblicke in Dereks Vergangenheit vor allem eine Antwort auf die Frage nach der Augenfarbe der Werwölfe. Nimmt ein Werwolf einem unschuldigen Menschen das Leben, sind seine Wolfsaugen nicht länger warm und goldfarben, sondern bekommen ein eiskaltes Blau. Das erklärt uns auch Jacksons blaue Augen im Finale der zweiten Staffel. Als Kanima hatte er genügend unschuldige Menschen getötet.

Derek selbst musste also seiner ersten großen Liebe das Genick brechen, um ihr einen sanfteren Tod zu schenken. Dieser Moment wäre eigentlich herzzerreißend gewesen, aber die Geschichte funktionierte für mich – auch unabhängig vom Darstellertausch - nicht so richtig. Wir wissen, dass Derek in der Teeniezeit in Kate Argent verliebt war, die kurz darauf fast seine gesamte Familie im Haus einschloss und es anschließend niederbrannte. Reichte das nicht, um Dereks verschlossenen Charakter zu erklären? Das Töten einer unschuldigen Person hätte man bei einem derart traumatisierten Werwolf auch anders erklären können. Zudem irritierte das "Ave Maria", das die unschuldige Paige dauernd auf ihrem Cello spielte, doch ein wenig, da es so plakativ die Unschuld des Mädchens untermauern sollte, dass es fast schon wieder lustig war.

Außerdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass Peter gar nicht wirklich Dereks Geschichte in den Rückblicken erzählte, sondern vielmehr seine eigene. Er hat die Wahrheit definitiv dahingehend kaschiert, dass er sich als Unschuldslamm dargestellt hat, der Derek davon abriet, Paige von Ennis in einen Werwolf verwandeln zu lassen, obwohl der Zuschauer sehen konnte, dass er die Sache sogar ohne Dereks Einverständnis in die Wege geleitet hat. Es ist nur absolut nicht klar, warum Peter die Verwandlung der Freundin seines Neffen so sehr forciert hat. Zudem wirkte Peter bei seiner Erzählung überaus niedergeschlagen und zeigte am Ende selbst seine kalten, blauen Augen. Es ist zwar keine Frage, dass er unschuldige Menschen getötet hat, aber das seltsame Gefühl, das über die für den Zuschauer offensichtliche Lüge hinaus in Peters Erzählung mitschwang, hielt mich ein wenig davon ab, richtig mit dem jungen Derek mitfühlen zu können.

Gerard vs. Deucalion

In Gerards Geschichtsstunde erfahren wir einige interessante Dinge! Zunächst mal stützt sich "Teen Wolf" auf den griechischen Mythos des Lykaon, der den obersten olympischen Gott Zeus herausforderte, indem er ihm ein Kind opferte und als Mahl vorsetzte, woraufhin Zeus aus Zorn ihn und seine Söhne in Wölfe verwandelte. Im Zusammenhang mit der Abwendung von den Göttern des Olymps zugunsten des Titanen Prometheus nennt Gerard auch dessen Sohn Deucalion, allerdings geht er nicht näher auf seine Bedeutung bzw. Rolle ein. Stattdessen erklärt Gerard, dass Lykaon und seine Wölfe sich an Druiden wandten und diese sie lehrten, zwischen der menschlichen und der wölfischen Form wechseln zu können. Seither gab es immer einen Druiden als Ratgeber an der Seite eines jeden Werwolfrudels. Dr. Deaton war der Druide des Hale-Rudels, seine Schwester Ms. Morell ist die Druidin des Alpha-Rudels, was ihre manchmal missmutige, aber doch treue Hilfe dem Alpha-Rudel gegenüber erklärt. Dr. Deaton wiederum stand vor allem der Mutter aller Alphas, Talia Hale, zur Seite, die wir ebenso in den Rückblicken kennenlernen. Seit sie nicht mehr ist, scheint er allerdings sein eigener Herr zu sein, denn zumindest Derek schien nicht zu wissen, dass Deaton seiner Familie verpflichtet ist ("You know nothing, Derek Hale!").

Gerard verpasst an dieser Stelle allerdings auch nicht die Gelegenheit, Scott Misstrauen gegenüber Deaton einzuimpfen, denn er könne sehr wohl der Darach sein und sich selber nur zur Verschleierung als Opfer dargestellt haben, um Scott von sich abzulenken. Nach seiner Rettung jedenfalls sei dennoch ein dritter Heiler geopfert worden. Diese Möglichkeit ist vielleicht nicht komplett von der Hand zu weisen, aber warum die Überraschung an dieser Stelle vorwegnehmen, wenn es denn wirklich so sein sollte?

Ganz offensichtlich gelogen hat Gerard wiederum bezüglich Deucalions. Der großspurige Alpha war also vor gar nicht allzu langer Zeit noch ein richtig guter Kerl mit einer Vision von Frieden zwischen Mensch und Werwolf. Und wem fiel er zum Opfer? Gerard Argent natürlich! Dem Psychopathen, der bei einer Friedensverhandlung lieber all seine eigenen Leute ermordete, um es so aussehen zu lassen, als seien es die Werwölfe gewesen, anstatt Deucalion, seinen selbsternannten Feind, selbst zu töten. Ihm stach er lieber Pfeile in die Augen, um sich erst so richtig einen Feind zu schaffen. Gerard Argent war niemals interessiert an Frieden, das Töten der Werwölfe scheint in seiner Natur zu liegen – zumindest wenn er selbst der Skorpion in seinem Gleichnis ist.

Scott erzählt er die Geschichte natürlich genau andersherum, aber Scott lässt sich nichts vormachen. Er vermag mittlerweile auch, die Herzschläge der Leute um sich herum zu spüren, und so drohend wie er sich Gerard am Ende gegenüber verhält, gefällt mir der erwachsen werdende Teen Wolf richtig gut! Derek wiederum sieht für sich die einzige Lösung nun in Rache, und da wir nun erfahren haben, dass das Böse nicht in Deucalions Natur lag, fragt sich nun, ob Scott irgendwann das Gute in Deucalion herauskitzeln und zwischen ihm und Derek stehen wird.

Fazit

Die Episode ist als informative Flashback-Episode durchaus als absolut gelungen zu bezeichnen. Sie unterhielt aber nicht ganz so gut, da unsere Hauptfiguren zu sehr am Rande standen und es ein wenig an Spiel, Spaß und Spannung fehlte.

Nicole Oebel - myFanbase

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