Review: #3.18 Ein Jeder hat es, aber niemand kann es verlieren
Der Stoff, aus dem Alpträume gemacht sind! Diese Episode war mit Abstand eine der beängstigendsten und besten "Teen Wolf"-Episoden überhaupt, ein echter Psychothriller, und sie hielt eine phänomenale Leistung des jungen Schauspielers Dylan O'Brien bereit, der nicht nur all seine Kollegen in den Schatten stellt, sondern auch mal wieder über sich selbst hinauswächst. Die sonst so gern genommenen humorvollen Momente, in denen man laut lachen und somit nicht zuletzt Spannung abbauen kann, fehlten in dieser Episode gänzlich, und so behielt die Episode den Zuschauer im Würgegriff wie ein Alptraum, aus dem man nicht aufwacht.
Spiegelbild der Seele
"Teen Wolfs" Horror ist immer am besten, wenn sich blanker, nackter Existenzangst bedient wird, die jeder Mensch, Zielpublikum oder nicht, nachfühlen kann. Hat man am Ende der letzten Episode einen ersten Vorgeschmack von VoidStiles bekommen, so entfaltet die Geschichte sich hier schlagartig zu einer Art von Psychoterror, dem Stiles ganz alleine ausgesetzt ist und den nur wir als Zuschauer miterleben – genauso hilflos wie er. Der liebe, gute, treue, loyale Stiles wird gequält vom personifizierten Alptraum! Mit einfachen Mitteln wird hier ein wahrhaftes Horrorszenario erschaffen: Kälte, Dunkelheit, Einsamkeit, Hilflosigkeit durch Gefangenschaft und Verletzung und dazu ein gruseliger Troll, der gesichtslos das Böse verkörpert und in Rätseln spricht. Hier sind keine Specialeffects nötig, der verbundene Kopf, der nur den Mund mit den widerlichen Nogitsune-Reißzähnen freilässt, die wir bei dem Yakuza-Boss gesehen hatten, zusammen mit der eindringlichen, leicht gestörten Sprechweise sind im höchsten Maße verstörend.
Scott mobilisiert alle, um seinen besten Kumpel zu finden, dennoch ist es nur für kurze Zeit tröstlich zu sehen, wie genial die Figuren zusammenarbeiten, um schnellstens zum Ergebnis zu kommen. All die übernatürlichen Fähigkeiten bringen die Freunde nicht weit. Es bleibt einem das Herz stehen, als Lydia den Suchtrupp in den richtigen Keller führt, dort aber außer der gespiegelten 5 an der Wand, dem Symbol für das Selbst, das leider niemand entdeckt, nichts vorzufinden ist. Das Gefühl der plötzlichen Leere, die man als Zuschauer im Inneren spürt, zeigt eindrucksvoll, wie sehr man mit dem Suchtrupp mitgefiebert hat, hat man schließlich im Gegensatz zu Stiles' Freunden auch noch Bild und Ton dessen, was Stiles gerade durchmacht. Es ist ein interessanter Schachzug, dass der überaus unbeliebte Agent McCall hier derjenige sein darf, der den entscheidenden Einfall hat. Stiles steckt erneut in einem Alptraum, womit perfekt an den Winterstaffelauftakt angeknüpft wird. Schon da war der schreiend erwachende Stiles in den Armen seines Vaters herzzerreißend. Dass er sowas hier erneut erleben muss und sich in den Armen von Melissa McCall wiederfindet, die er in der letzten Folge "Mom" genannt hat, berührt nicht weniger.
Aber der Alptraum nimmt kein Ende durch das Erwachen. Es gibt in der normalen, relativ monsterfreien Welt kaum etwas Beängstigenderes, als sich mit Verdacht auf frontotemporale Demenz (auch Morbus Pick genannt) einem MRT unterziehen zu müssen, und dann noch als Teenager, der seine Mutter durch ebendiese Krankheit verloren hat. Mir blieb bei dieser Entwicklung wirklich der Atem weg. Das MRT zeigt in Stiles' Gehirn letztlich Atrophie, was einen überdurchschnittlich hohen Verlust von Hirnsubstanz bedeutet und den Verdacht auf Demenz zu bestätigen scheint. Es bleibt wirklich zu hoffen, dass es der böse Geist des Nogitsune derjenige ist, der Stiles' Gehirn nur erkrankt aussehen lässt, da er sich während des MRTs eingeschaltet hat. Dies wäre zumindest ein toller Schachzug, da niemand vermuten kann, dass die Anwesenheit eines mythologischen Wesens sich von der nüchternen Wissenschaft widerspiegeln lassen würde.
Dylan O'Brien bekommt hier erneut ein Showcase, wie man es sich nur wünschen kann. Angst, Verzweiflung, Panik, all diese Emotionen hinterlassen einen tiefen Eindruck. Es gibt nicht viele Schauspieler, die gut und glaubhaft vor der Kamera weinen können, Claire Danes kann das, Brad Pitt kann es auch sehr gut, und es klingt seltsam Dylan O'Brien im selben Atemzug zu nennen, aber sein Weinen in dieser Episode lässt einen noch lange nach dem Abspann nicht los. Ebenso zieht einem die Umarmung zwischen Scott und Stiles den Boden unter den Füßen weg! Erinnert man sich daran, dass Dylan letztes Jahr bei der ComicCon bezüglich #3.06 Motel California erzählte, in hochemotionalen Szenen zwischen ihm und Tyler Posey ließen sie ihre eigene Freundschaft für sich sprechen, so weiß man, dass auch dies wieder ein echter Dylan-Tyler-Moment ist! So berührend und überaus bewegend diese Momente jedoch sind, den herausragendsten Moment Dylans Darstellung sehen wir schließlich in den letzten Sekunden der Episode. Der Alptraum quält Stiles mit dem Rätsel "Everyone has it but no one can lose it" und als Stiles am Ende auf die Lösung kommt, enthüllt der Alptraum sein Gesicht: Der klassische Schatten, der jedem Menschen anhaftet - das Spiegelbild der Seele, der Doppelgänger aus dem Reich der Schatten, das bedrohlich wirkende Unbewusste. Dylan O'Brien stellt VoidStiles in diesen letzten Momenten der Episode so brillant dar, indem er ihn nicht einfach nur komplett anders, böse und düster wirken lässt, sondern die uns bekannten, typischen Stiles-Eigenschaften nur um eine Nuance süffisanter zeigt, was ihn wunderbar grotesk wirken lässt.
Randnotizen
- Lydia sah, was in Stiles' Traum vor sich ging, sie wusste nur nicht, dass es ein Traum ist. Eine ungeheuer spannende Entdeckung, sie kann also weit mehr, als vorauszuahnen, wenn sich ein Todesfall androht. Ihre Charakterzeichnung ist ohnehin in ihrer Entwicklung seit Staffel 1 sehr gelungen, auch wenn sie in dieser Staffel bisher eher auf dem Rücksitz saß, so wird es interessant zu erleben, wie sie ihre Fähigkeiten selbst besser kennenlernt.
- Allison gehörte diesmal nur zum sehr kurz gezeigten Nebenplot. Dieser wird jedoch sicherlich noch weiter ausgebaut. Auf ihrem Handy befinden sich japanische Nachrichten, die im Zusammenhang mit Oak Creek, einem imaginären Internierungslager für japanische Gefangene stehen. Das klingt wirklich mehr als abstrus, aber wir können wohl davon ausgehen, dass das Ganze noch Sinn ergeben wird.
- Kira vermutet, sie und ihr Fuchsfeuer seien schuld, dass der Nogitsune in Stiles aktiviert wurde. Erklärt das, warum Scott sie in der Schule ignoriert hat? Mir war das schleierhaft.
- Derek erfuhr von seiner Mutter, dass die Hales als Beschützer in Beacon Hills waren, und obwohl das hoffentlich nicht alles war, was seine Mutter ihm am Nemeton mitgeteilt hat, so ist es eine schöne Motivation für Derek, weiterhin in Beacon Hills zu bleiben – nämlich als Mentor für Scott. Die Szene der beiden war nicht nur ein kurzer Moment des Herzerwärmens in dieser sonst so schaurigen Episode, es war auch ein Moment, der zeigte, wie weit diese Charaktere mittlerweile gekommen sind. Derek ist nicht mehr ständig genervt von den Teenagern, sondern kann zugeben, dass er Respekt vor Scott hat und ihm gerne mit seinem Wissen zur Seite steht. Im Gegenzug sind die Zeiten, in denen Scott Derek nicht so ganz über den Weg traute, auch vorbei. Eine sehr schöne Entwicklung, die ein wenig dafür entschädigt, dass Derek bisher so stiefmütterlich behandelt wurde.
- Last but not least: Es gefällt mir wieder ausgesprochen gut, wie nahe die Eltern an der Action in "Teen Wolf" dran sind. In Kiras Mutter hat der Nogitsune eine Gegnerin, die ihm womöglich nicht gewachsen ist, die jedoch weiß, was zu tun ist. Und selbst wenn sie keinen Wert auf das Leben des besessenen Teenagers legt, so hoffe ich mit einem Blick auf den Titel der 22. Episode doch auf eine Art Austreibung.
Fazit
Zur Staffelhalbzeit präsentiert "Teen Wolf" eine Episode, die meines Erachtens im Hinblick auf schauspielerische Leistung, Drehbuch, Machart und Storyentwicklung jede andere Teen-Mystery in den Schatten stellt. Wo soll das bis zum Staffelfinale noch hinführen, wenn man jetzt schon vor lauter Spannung und Mitfiebern Herzrasen bekommt?
Nicole Oebel - myFanbase
Die Serie "Teen Wolf" ansehen:
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: RiddledErstausstrahlung (US): 10.02.2014
Erstausstrahlung (DE): kein Termin
Regie: Tim Andrew
Drehbuch: Christian Taylor
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