Bewertung

Review: #5.08 Ouroboros

Foto: Tyler Posey, Teen Wolf - Copyright: MTV/Jaimie Trueblood
Tyler Posey, Teen Wolf
© MTV/Jaimie Trueblood

Beim Anschauen dieser Episode wurde das Atmen immer schwerer. Langsam aber sicher rollt ein LKW auf den Brustkorb und es gibt kaum mehr einen Moment, der den Druck und die Schwere aufbricht. Dylan O'Brien wurde vor wenigen Wochen für sein Talent gelobt, die Zuschauer das fühlen zu lassen, was Stiles fühlt. Tyler Posey beweist in dieser Episode, dass er seinem Freund und Kollegen in dieser Hinsicht in nichts nachsteht. Im Verlauf der Episode drohte Scotts tiefe Verzweiflung auch mir den Blick so sehr zu verschleiern, dass ich Masons helfende Hand, den Einsatz der Eltern und unser Detektiv-Duo beinahe nicht wahrnehmen konnte. Aber das Ensemble ist, mit wenigen Ausnahmen, wie immer stark und in dieser Woche legt nicht nur Posey in Scotts schwächstem Moment eine seiner stärksten Leistungen hin, auch viele andere subtile Momente menschlicher Stärken und Schwächen heben "Teen Wolf" wieder aus der reinen Horrorshow heraus.

"Something's different with me and my friends, all of us. Something's changed. I think it is because of me, and I don't know how to fix it."

Scott ist als Hauptfigur das moralische Zentrum der Serie und das wurde durch das Erlangen seines True-Alpha-Status sogar noch untermauert. Streckenweise ist er deshalb oft nicht der interessanteste Charakter, weil es in seinem Handeln wenig Überraschungen gibt, aber er ist das Fundament, auf dem sich alles aufbaut. Wenn er glaubt, dass Risse in seinem Selbstvertrauen alles um ihn herum zum Bröckeln bringen, dann bin ich seiner Meinung. In Staffel 4 haben wir durch seine Wandlung zum Berserker gesehen, dass er nicht unantastbar ist, und aus der für mich völlig überraschenden Enthüllung rund um Kira haben wir nun erfahren, dass unser Rudel nicht nur durch Theo sondern auch bereits durch die Doktoren infiltriert wurde. Wenn die Doktoren an der Tochter einer 900-jährigen Füchsin allseits unbemerkt Experimente vollziehen kann, dann ist auch nicht auszuschließen, dass Scott "modifiziert" wurde. Andererseits meldet sich die düstere Erinnerung an Theo, der zu Donovan sagte, an körperliche Schmerzen kann man sich gewöhnen, seelische Schmerzen sind das, woran man zerbricht. Möchte man Scott also endgültig zerbrechen, dann ist man auf dem richtigen Wege, indem man ihm jedes einzelne Mitglied seines Rudels nimmt.

Stiles vertraut sich Scott nicht an, Kira verlässt ihn freiwillig, Liam ist enttäuscht von ihm, Malia hat Geheimnisse und selbst Lydia macht ihm Vorwürfe. Lydia und Scott haben wenig Dialog miteinander, daher wiegt die Bedeutung von Lydias Ausbruch gegenüber Scott hier umso schwerer. Sie weist ihn vor allen anderen zurecht und zeigt ihm, dass sie kein Vertrauen mehr in ihn hat. Da ich mich spontan an keinen direkten Austausch dieser beiden Figuren erinnern kann, in dem sie über die Fähigkeiten des anderen sprechen, traf dieser Moment mitten ins Herz und hinterließ eine tiefe Traurigkeit.

Die Tatsache an sich, dass Scott schon in der letzten Episode und auch diesmal wieder die Geduld verliert und einfach mal durchgreift, um Ergebnisse zu schaffen, gefällt mir jedoch ausgesprochen gut. Es verleiht dem Charakter aufregende Ecken und Kanten. In Staffel 4 sah man sein moralisches Dilemma nur in seinem Kopf im Rahmen seiner Nahtoderfahrung, hier aber kommt es an die Oberfläche. Er tut alles, um zu helfen, er versucht, sein Bestes zu geben, woher soll er wissen, was das Richtige ist? Darin erinnert er in dieser Staffel mehr denn je an Derek. Auch er hat falsche Entscheidungen getroffen, viel verloren und anschließend gelitten. Er musste wirklich alles opfern, um sich entwickeln zu können, wie es für ihn vorherbestimmt war. Alles zu opfern, kommt jedoch für Scott nicht in Frage, denn es geht hier schließlich um unser Rudel!

Es ist jedoch keine reine Trübsal, mit der man Scott in dieser Episode entlässt. Denn zum einen ist da die Leine, die er in der Hand hält, als er der besten Mom der Welt sein Herz ausschüttet. Die Leine, die vermutlich eine Verbindung zu seinem Flashback bildet, als sein Hund ihn in der Kindheit gegen einen Wolf verteidigte. Und da sind seine Blicke, als Theo sich seine Umarmungen abholt. Theo, der Held, der bald jedes Leben mindestens einmal gerettet hat. Ob Scotts Blicke an dieser Stelle von Misstrauen oder Enttäuschung über sich selbst sprechen, ist schwer zu deuten, aber sie zeugen ganz klar davon, dass er so nicht weitermachen wird.

Die unendliche Geschichte

Zu den Dread Doctors haben wir in dieser Episode eine solche Fülle an neuen Puzzleteilchen bekommen, dass sich eine neue Spekulation anbietet. Durch Dr. Valack wissen wir, es handelt sich um Wissenschaftler, die sich die Übernatürlichkeit so sehr zu Nutzen machen konnten, dass es ihnen gelang ihr Leben zu verlängern. Durch Dr. Deatons Ausflug nach Russland (?) erfahren wir, dass sie dennoch ganz schön zerstreute Professoren sein müssen, denn ihr dortiges Labor - eine Hommage an den Staffel-1-Vorspann von "American Horror Story" - zeugt von einer schier unendlichen Menge an Misserfolgen, die die paar gescheiterten Experimente, die wir persönlich kennenlernen durften, beinahe unbedeutend erscheinen lässt.

Wonach suchen sie also? Das Symbol der Ouroboros könnte darüber Aufschluss geben: die Schlange, die in ihren eigenen Schwanz beißt. AURYN. Das Zeichen der Unendlichkeit in der "Unendlichen Geschichte"! Mein allerliebstes Lieblingsbuch aller Zeiten! Zitiert in "Teen Wolf" – ich liebe diese Serie so sehr! Suchen die Doktoren also unendliches Leben? Von Deatons Kumpel erfahren wir, dass man sich erzählt, die Doktoren seien gesichtslos. Also austauschbar. Letzte Woche sahen wir den Hinterkopf von einem von ihnen. Dieser Hinterkopf glich der Gestalt, die sich zum Auftanken in der Zapfsäule befindet, bis aufs nicht vorhandene Haar! Möglich also, dass es mehr als drei Doktoren gibt und wer gerade aufgetankt ist, schlüpft in die Steampunk-Montur. Der Doktor, der das Auftanken vornahm, schritt mit seiner Spritze jedenfalls direkt vom Operationstisch, sprich Folterbank, auf der Hayden festgeschnallt war, zu Tate. Brauchen sie dafür die Chimären? Liefern sie ihnen das, was sie zur Verlängerung ihres Daseins brauchen?

Ein erfolgreiches Experiment könnte wiederum ein Nachfolger für ihre Truppe sein. Hayden vermutete wahrscheinlich nicht zu Unrecht, dass ein Erfolg der Doktoren "something worse" wäre. Nicht zu vergessen, das Bild, das im Vorspann Jeff Davis' Namen begleitet, war immer von besonderer Bedeutung, und auf dem zur aktuellen Staffel sehen wir auf der Folterbank jemandem im Steampunk-Outfit!

Randnotizen

  • Das moralische Dilemma tragen diesmal die Eltern aus. Papa Stilinski und Mama McCall sind sich dabei jedoch so uneins, dass es wehtut, obwohl man beide verstehen kann. Sheriff Stilinski hat völlig Recht damit, dass die Familien der Opfer Antworten verdient haben. Er ist der Sheriff, er muss etwas unternehmen, er kann nicht nur die Kids machen lassen. Melissa denkt jedoch nur an Kids. Kann man ihnen die Schuld dafür geben, dass sie in diesen Horror hineingezogen wurden? Melissa Ponzio und Linden Ashby holen dabei alles aus ihren Szenen heraus. Großartige Momente!
  • Hallo Desert Wolf! Das ging schneller als erwartet! Ihr Auftritt sorgte bei mir für Gänsehaut. Wer kann schon von sich behaupten, innerhalb nur einer einzigen Szene Victoria Argent den Rang der schlimmsten Rabenmutter aller Zeiten abgelaufen zu haben? Sie will nicht den Freund ihrer Tochter töten, sondern gleich ihre Tochter selbst!
  • Theo ist ein Held und ich liebe Theo! Aber hat ihm schonmal jemand gesagt, wenn er lauter Leben retten und dadurch selbst zum True Alpha werden will, dann muss er es auch so meinen und nicht mit creepy Blicken um sich werfen, wenn der tatsächliche True Alpha gemaßregelt wird oder dessen junger Beta herausfindet, dass er seiner Flamme durch Knutschen die Schmerzen nehmen kann?
  • Der verlorene Sohn kuschelnd mit der Freundin auf dem Sofa, Lydia deckt sie zu, alle umarmen Theo, ans Herz gehende Musik – der Moment war so perfekt, wie er grotesk war. Richtig falsch jedoch fühlte es sich für mich an, als Malia Theo auch noch umarmte! Scott zögert trotz seiner Erleichterung, Mason ist natürlich arglos und einfach froh, aber Malia hat weder eine so starke Bindung zu Liam und Hayden, noch ist sie der Kuscheltyp, und vor allem handelt sie eigentlich nach Instinkt und war Theo gegenüber skeptisch! Ich hätte mir hier eine andere Reaktion von ihr erhofft.
  • Stiles hat nicht so sehr viel zu tun, aber dafür sind alle seine Szenen besonders und vor allem typisch "Teen Wolf". Seine Hartnäckigkeit darin, seinen Dad nicht allein der Gefahr durch den Leichendieb auszusetzen, bringt uns die einzige vergleichsweise lustige Szene. Das Wegwerfen seiner Codekarte knüpft wie immer schön an seine Angst an, seinen Vater zu enttäuschen. Und die Tatsache, dass er Scott nach der Aktion mit Corey direkt beispringt und dabei auch einfach nur räumlich auf seiner Seite steht, ist ein so schöner kleiner Moment, dass einem schmerzlich bewusst wird, wie selten sowas geworden ist.
  • Parrish ist nun also von Stiles entlarvt und gemeinsam mit Lydia ist er ihm auf der Spur. So wie Parrish jedoch dem Sheriff gegenüber aufgetreten ist, wirkte es, als sollte der Sheriff Stiles für den Leichendieb halten.
  • Kira ist nun also abgereist. So leid es mir für Scott tut, ich werde sie nicht vermissen. Ihre Szene mit den Doktoren war jedoch phantastisch widerlich. Ein Drillbohrer im Auge, der ihr einen Blitz in den Kopf leitet, um ihrem Fuchs einen Kurzschluss zu verpassen. Und dürfen wir uns vorstellen, dass Theo mit seinem engelsgleichen Grinsen aus dem Piloten dabei zusah?
  • Liam wurde auch ein solcher Drillbohrer ins Auge gejagt. Mal schauen, was daraus wird. Leider konnte Dylan Sprayberry mich mit seiner Darstellung in den Gefangenschaftsszenen nicht erreichen. Wie Liam sich um Hayden kümmerte, war zwar niedlich, aber gerade die Angst auf seinem Gesicht, als Theo Superheld spielte, wirkte völlig übertrieben. Auch Theo ist ein Beta, wieso half Liam nicht, indem er dasselbe wie Theo tat? Das Beste an den Szenen in Gefangenschaft war sicherlich auch nicht die Chimäre der Woche, sondern die Tatsache, dass an das eingemauerte Verließ aus dem Staffelauftakt angeknüpft wurde.
  • Scott und das Labyrinth. Ein bisschen System hätte bei der Suche nicht geschadet. Hat er "Maze Runner" nicht gesehen?
  • M. Stilinski

Fazit

Eine Übergangsepisode, die auf das Sommerfinale vorbereitet, dabei aber außerordentlich dicht ist. Man wird daran erinnert, dass in Beacon Hills seit Staffelbeginn nur wenige Tage vergangen sind, was einerseits erklärt, warum so manch altbewährter Charakter noch nicht aufgetaucht ist, andererseits aber auch den Zerfall innerhalb des Rudels umso drastischer macht.

Nicole Oebel - myFanbase

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