Bewertung

Review: #1.08 Vendetta

Foto: Paul Blackthorne, Arrow - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Paul Blackthorne, Arrow
© Warner Bros. Entertainment Inc.

In der achten Folge "Vendetta" geht es ganz zentral um die Figur der Helena und die von ihr vertretenen Vorstellungen von Rache und Gerechtigkeit. Gerade die Gegenüberstellung von Oliver und Helena, die beide aus verschiedenen Antriebsmotivationen für Recht und Ordnung sorgen wollen, sorgt für eine überaus interessante und für die Weiterentwicklung von Olivers alter Ego Green Arrow wichtige Folge, die weniger durch die turbulenten Actionsequenzen, als vielmehr durch eine genaue und recht vielschichtige Charakterarbeit besticht. Da ist es durchaus verzeihbar, dass sich das Hin und Her zwischen Laurel und Tommys eher auf einem überschaubaren Niveau abspielt.

"I can't be hurt again"

Die Einführung der Gangsterboss-Tochter Helena Betinelli in der letzten Folge sorgte für eine ganz neue Dynamik, von der auch in dieser Episode weiter profitiert wird. Nachdem Oliver und Helena die Nacht miteinander verbracht haben, müssen die sich die Beiden nun wieder dem Alltag stellen. Helena ist nach der Offenbarung, dass ihr Vater selbst den Befehl für die Ermordung ihres Verlobten gab, noch stärker von Rachegelüsten geprägt, als vorher. Der schmale Grat zwischen Gerechtigkeit und reiner Rache ist das bestimmende Thema dieser Folge. Oliver versucht Helena deutlich zu machen, dass ihr brutaler Rachefeldzug ihre innere Leere auch nicht füllen wird, und dass sie sich dadurch nur noch mehr ins Verderben stürzt. Gerade dieser Spieglungseffekt ist überaus interessant, sieht doch Oliver in Helena was passieren kann, wenn man sich von zu starken Gefühlen leiten lässt und das eigentliche Ziel aus den Augen verliert. Zunächst beginnen Olivers Überzeugungsversuche auch zu fruchten und die Beiden ziehen gemeinsam in den Kampf für mehr Gerechtigkeit, was in einer schönen Kooperationsszene mündet, in der tatsächlich für einen Moment die Hoffnung aufkeimt, dass Oliver in Helena einen starken Verbündeten gefunden hat, welcher ihm tatsächlich weiterhelfen kann. Doch die enorme Labilität der Helena, der es zu schwer fällt wirkliches Vertrauen aufzubauen und Nähe zuzulassen, führt direkt wieder ins Verderben. Nach einem Abendessen, in dem Helena durch einen Zufall Laurel kennenlernt und sofort merkt, welchen Stellenwert sie in Olivers Leben hat, geht sie wieder auf Abstand und entfernt sich aus Angst wieder verletzt zu werden von Oliver und seinen Vorstellungen von Gerechtigkeit.

Dieser schnelle Sinneswandel Helenas irritierte zunächst ein wenig, passt dann aber doch zu ihrer bereits aufgezeigten Persönlichkeitsstruktur. Sie steigert sich geradezu in einen Rausch der Rache herein, tötet den Anführer der Triade und gibt vor im Auftrag ihres Vaters zu handeln, was endgültig einen Krieg der verschiedenen kriminellen Vereinigungen in Gang setzt. Ein Kritikpunkt der hier angebracht werden kann, betrifft den Umstand dieses Kriegs der verfeindeten Verbrechensorganisationen. Bisher gelang es nicht wirklich diesen beiden Parteien ein wirkliches Profil zu verliehen, weshalb die verschiedenen Motivationen und Ziele der Beteiligten nie wirklich klar wurden. Dieser unterschwellig brodelnde Krieg wurde eher nebensächlich abgehandelt und entwickelte deshalb auch kaum wirkliche Spannung. Da jetzt zentrale Mitglieder der Triade getötet wurden und auch Frank Betinelli ins Gefängnis wandert, wird sich auch zeigen müssen, inwieweit dieser Bandenkrieg überhaupt noch eine Rolle spielen wird.

Der stärkste Moment der Folge betraf dann die finale Gegenüberstellungsszene zwischen Helena und ihrem Vater. Es wird klar, dass Helena in ihrem Wunsch nach Rache alle moralischen Richtlinien egal geworden sind und sie bereit ist ihren eigenen Vater zu töten. Dieser Mord wird dann aber von Oliver vereitelt und Oliver sorgt dann zusätzlich noch dafür, dass Frank auf dem gesetzlichen Weg seine gereichte Strafe bekommt. Helenas Wut auf Oliver mildert sich durch diese Entwicklungen aber keineswegs, war ihr primäres Ziel doch die Rache und nicht die Gerechtigkeit. Hier unterscheiden sich Oliver und Helena in ihren Handlungsmotivationen dann ganz zentral. Auch Oliver hat gemordet und wird wahrscheinlich in bestimmten Situationen wieder morden, er versucht dies aber zu vermeiden und handelt in erster Linie im Namen der Gerechtigkeit und nicht aus persönlichen, von Gefühlen getriebenen, Rachegelüsten. Die Frage der Gerechtigkeit und welche Grenzen dafür überschritten werden müssen und was sich ein einsamer Rächer überhaupt raus nehmen darf, waren die zentralen Themen der ersten sieben Folgen und werden auch hier weiter behandelt und durch die Figur der Helena auf eine neue Stufe gehoben. Schlussendlich verschwindet Helena aus Stars City und aus Olivers Leben, was schade ist, war sie doch neben Oliver selbst der bisher interessanteste Charakter der noch jungen ersten Staffel. Doch glücklicherweise wird schon überdeutlich eine Rückkehr Helenas angedeutet. Darauf kann man sich schon jetzt freuen.

Positiv hervorzuheben sind in dieser Folge auch wieder die diversen Interaktionen zwischen Diggle und Oliver. Die Beiden ergänzen sich schlichtweg wunderbar und Diggle ist als moralischer Kompass, der Olivers Entscheidungen permanent hinterfragt, ein zentraler Bestandteil der Serie, den man nicht missen will. Das letzte Gespräch zwischen den Beiden im Big Belly Burger war dann auch wieder ein schöner Moment, in dem Oliver klar wird, dass alles was mit ihm und Helena passiert ist, nichts mit Liebe zu tun hatte und er nach vorne blicken muss.

"I never cared about the money"

Neben den ganzen dramatischen Entwicklungen rund um die Figur der Helena ging das Laurel und Tommy-Drama ein wenig unter, was aber auch teilweise daran lag, dass die Beiden zusammen zwar stellenweise ganz nett anzusehen sind, mehr aber auch nicht. Die Ereignisse die Beiden betreffend waren schlichtweg zu oberflächlich und trivial. Es entwickelt sich ein Streit, der dann irgendwann wieder gelöst wird und als Zuschauer ist das einem alles irgendwie ziemlich egal, da sowohl Tommy als auch Laurel insgesamt noch zu uninteressante und zu langweilige Charaktere sind, mit denen nicht wirklich mitgefiebert werden kann. Hier ist vielmehr der Umgang Olivers mit dieser Beziehung interessant, zeigt er doch viel Charakterstärke und verhält sich insgesamt wie ein richtig guter Freund. Das man bisher einer leidigen Dreiecksgeschichte konsequent aus dem Weg gegangen ist, kann nur als Pluspunkt gewertet werden.

Nebenher entwickelt sich auch die Hintergrundstory langsam weiter, findet Walter bei Moira doch ein Notizbuch, welches die berühmt berüchtigte Liste enthält. So richtig klar ist noch nicht, wo das alles hinführen wird, spannend ist es natürlich trotzdem, auch deshalb weil Walter immer mehr Geheimnisse seiner Frau beginnt aufzudecken.

Fazit

Die achte Folge "Vendetta" ist eine stark charaktergetriebene, insgesamt überaus interessante und aufregende Stunde Fernsehen, die primär von dem toll gezeichneten Charakter der Helena und den moralischen Dilemmata, die sich ein über dem Gesetzt stehender Superheld stellen muss, profitiert. Die Nebenplots waren da nur ganz nette Ergänzungen, die aber nie wirklich an die Qualität des Hauptplots heranreichen konnten.

Moritz Stock - myFanbase

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