Bewertung

Review: #8.07 Das Mississippi-Missverständnis

Foto: Mayim Bialik, The Big Bang Theory - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Mayim Bialik, The Big Bang Theory
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Eigentlich haben die Autoren für diese Episode zwei sehr spannende Themen auserkoren, über die man durchaus mal intensiver nachdenken könnte. Doch die Serie bleibt bei ihren Stärken und gibt zudem einem Gastdarsteller die Gelegenheit zu glänzen.

"You take off your ring, when you go to work?"

Penny leistet also ganze Arbeit in ihrem Job und wendet all ihr Potenzial für einen erfolgreichen Verkauf an. Dies führt dazu, dass in dieser Episode ein von ihr bezirzter, einsamer Arzt mit Blumen und Wunschträumen vor ihrer Tür steht. Natürlich reagiert Leonard darauf gereizt, weil er eben doch noch immer der verunsicherte Junge ist, der insgeheim nicht versteht, warum Penny mit ihm zusammen ist. Das ist das alte Lied, aber es ist auch verständlich, dass diese Zweifel nie ganz verschwinden und in solchen Momenten hochkommen können. Sicherlich war er erleichtert, als der Arzt nicht George Clooney war, sondern eine Art gealterte Mischung aller vier Hauptcharaktere. Da blieb gar nicht so viel Raum für das angebrachte Mitleid.

Im zweiten Teil dieser Storyline halte ich Leonards Reaktion dann aber für überzogen bzw. voreilig. Penny legt also den Verlobungsring ab, um die Verkaufschancen zu erhöhen. Ist das wirklich so schlimm? Zugegeben, Penny hätte das vorher schon mal sagen können, aber Leonard sieht das eher als Leugnung seiner Person an denn als Chance für Penny. Leider kommt es hier aber gar nicht zu eine richtigen Diskussion, weil Penny lieber Leonards Hilfe dabei haben will, Privat- und Berufsleben nicht miteinander zu vermischen. Das ist zwar ein klares Votum für Leonard, aber man hatte eh nichts anderes erwartet. Dass man aber die Gelegenheit verpasst hat, noch tiefer in Leonards Emotionen bezüglich Pennys Job und ihrem Umgang damit zu schauen, ist wirklich schade, weil ein solcher Aspekt doch relevant für dieses Paar ist. Penny ist beruflich endlich erfolgreich und genießt es und die veränderte Dynamik verunsichert Leonard trotz der Verlobung. Das hier verschenkte Potenzial noch mal aufzugreifen, stelle ich mir schwierig vor.

"She should be celebrated for her achievements not for her looks. I mean, what kind of message does that send?"

Ebenso spannend aber dann doch unvollendet ist die Diskussion der Mädels zu Beginn der Episode. Bernadette erzählt von einer Fotostrecke der 50 attraktivsten Wissenschaftlerinnen, zu denen sie gehören soll. Amy sieht das aber kritisch, weil die Frauen dadurch mal wieder auf Äußerlichkeiten reduziert werden. Es ist eine äußerst spannende Diskussion, die hier angerissen wird und ich war überzeugt davon, dass man die Jungs in das Thema mit deren verschiedenen Meinungen dazu involvieren wird, doch es bleibt bei den zwei Standardpositionen und kommt gar nicht mehr zur Diskussion, sondern zum Streit. Amy wendet sich nämlich mit ihren Bedenken zum Frauenbild an die Zeitschrift, die daraufhin etwas unglaubwürdig den Artikel nicht mehr machen wird. Bernadette ist zunächst erleichtert, weil sie den moralischen Konflikt für sich dadurch nicht führen muss, reagiert aber sauer, als die erfährt, dass Amy verantwortlich ist. Im Streit rutscht ihr dann doch ein sehr fieser, aber vielleicht auch nicht ganz unwahrer Gedanke heraus, der Amy natürlich beleidigt. Ihr Neid und Missgunst vorzuwerfen, weil sie selbst nicht sexy genug sei, gehört sich für eine Freundin nicht, aber im Affekt passiert so etwas nun mal leider. Ärgerlich ist, dass der Konflikt nicht wirklich bereinigt wird. Bernadette will sich entschuldigen, es fehlt aber an einer wahren, freundschaftlichen Geste. Viel schlimmer aber ist, dass sie und Amy dann gar nicht dazu kommen, ihren Disput zu lösen, weil sie zu den Jungs unterwegs sind. So scheint es, als wenn sich mal wieder eine Geschichte einfach von selbst löst, etwas, was mich bei der Serie immer wieder mal ärgert. Dass man in der nächsten Episode noch mal darauf zurück kommt, glaube ich eher nicht, aber eigentlich darf man das auch nicht so stehen lassen. Insgesamt bleibt dann also auch diese Storyline im guten Ansatz hängen und muss offenbar den witzigen Szenen weichen. Dabei hätte man sowohl der Diskussion als auch dem Streit selbst mehr Raum geben können und sollen.

"You wanna see James Cameron's kindney stone?"

Im Zentrum der Episode steht dann letztlich Dr. Lovis bzw. Gaststar Bob Thornton. Schon die erste Szene mit Sheldon zusammen ist herrlich, weil Thornton mit seinen trockenen Kommentaren herrlich seine Gleichgültigkeit und Überforderung mit Sheldon zum Ausdruck bringt und gut deutlich macht, dass er eigentlich ganz andere Dinge im Kopf hat, nämlich Penny. Doch es wird noch besser. Lovis stellt sich quasi als Held unserer Nerds heraus, weil er zahlreiche Idole operiert hat und Dinge besitzt, von denen Sheldon und Co. nur zu träumen wagen. Es ist herrlich, wie die Vier wie kleine Jungs den Erzählungen von Lovis lauschen, für den das alles so spektakulär ist wie ein alter Turnschuh. Das kleine Museum im Keller wird dann von Sheldon passend als Himmel bezeichnet und auch Howards Kommentar "I think I just cheated on my wife." war super witzig. Es gibt auf jeden Fall schlimmere Keller, in den man eingeschlossen sein kann. Sie hätten da locker noch drei Tage verbringen können.

Thornton versucht also noch mal sein Glück bei den Frauen und hat hier seine nächste tolle Szene, weil er vor lauter Mississippi gar nicht mehr weiß, wie ihm geschieht. Da verfällt er einer Frau nach der anderen, nur weil diese sich ihm gegenüber wie Menschen verhalten. Es fällt einem ja immer etwas schwer, zu glauben, dass es tatsächlich Menschen gibt, die derart extrem auf nonverbale Kommunikation reagieren und gleich die Hochzeitsglocken hören, wenn jemand hallo sagt, aber wenn man den Umgang mit Menschen nicht lernt oder verlernt, dann ist es wohl doch nicht so abwegig. Thornton stellt den vollkommen hilflosen Menschen jedenfalls gelungen dar und setzt damit einen schönen Kontrast zu den Jungs, die vor sieben Jahren im Prinzip kaum einen Deut besser gewesen waren und bis heute ja auch noch diese Anwandlungen haben. Es ist aber immer gut, noch jemanden unter sich zu haben, damit man die eigene Wahrheit relativieren oder wie Howard ignorieren kann.

Fazit

Diese Episode hätte die Gelegenheit gehabt, die zwei zentralen Themen der Episode wirklich mal tiefgreifend zu betrachten, doch dieses Potenzial wird auf Kosten einer gewohnt witzigen Umsetzung eher verschenkt. Davon abgesehen hat aber auch diese Episode wieder zahlreiche Glanzpunkte, vor allem durch einen hervorragenden Gaststar Bob Thornton, sodass ich sieben Punkte für angemessen halte.

Emil Groth - myFanbase

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