Bewertung

Review: #9.02 Ehevollzug!

Foto: Mayim Bialik, The Big Bang Theory - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Mayim Bialik, The Big Bang Theory
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Nach dem Staffelauftakt musste auch die zweite Folge der neunten Staffel natürlich intensiv bei den Beziehungen von Leonard und Penny sowie Sheldon und Amy bleiben. Und immerhin reicht es am Ende dafür, dass drei von vier der betroffenen Personen glücklich sind, es aber nur zwei sein dürften. Auch bei mir ist die Zufriedenheitsquote zwischen 50% und 75%.

"Bring Penny to meet Mandy."

Kommunikation ist das A und O in einer Beziehung, so scheint es zumindest bei Leonard und Penny zu sein. Eine unruhige Nacht stellt die Beziehung wieder komplett in Frage, was ich für etwas sehr überzogen halte, weil wir hier über ein Paar reden, dass sich seit über acht Jahren immer weiter aufeinander zubewegt hat und alle Unterschiede nach und nach abgebaut hat. Beide haben sich verändert und haben in der gesamten achten Staffel eigentlich perfekt zusammen gepasst. Die Zweifel nun sind wohl menschlich, aber irgenwie zu absolut. Gott sei Dank hat man das aber nur inhaltlich so in den Raum gestellt und nicht intensiv weiter ausgebaut. Vielmehr folgt man einer interessanten Idee. Man muss das Übel an der Wurzel anpacken und deshalb die Frau, Mandy, mit der Leonard seinen Kuss hatte, ins Spiel bringen. Ich fand Sheldons Idee wirklich gut. Konfrontation kann alle Hirngespinste und Ängste relativieren. Leider kommt es aber nicht zum Aufeinandertreffen zwischen Penny und Mandy. Darauf hatte ich mich in der Mitte der Episode sehr gefreut, wobei sich dass dann doch auch relativierte, als Mandy mit Leonard ins Gespräch kam. Wahrscheinlich wollte man sie möglichst fremd erscheinen lassen, damit man gar nicht erst auf die Idee kommt, sie sympathisch zu finden. Sie lässt Leonard auflaufen, macht sich ungewollt lustig über Leonard (anders als Howard und Raj, die sich nicht wirklich als gute Freunde erweisen) und ist sowieso vollkommen beziehungsunfähig. Schnell ist klar, dass Mandy wirklich keine Bedeutung spielt (was eigentlich von Anfang an klar war, jetzt aber auch im gesamten Kontext logisch ist, weil ja alles sehr überraschend kam). Mandy hilft Leonard allerdings zu erkennen, dass es offenbar nur seine Angst war, dass er und Penny doch nicht zusammen passen könnten, die ihn das unbedeutende Geheimnis ausplaudern ließ, um die Beziehung zu boykottieren. Diese Panik konnte ich noch nie nachvollziehen, aber man muss das wohl so akzeptieren, vor allem wenn man noch nicht vor dem Traualtar gestanden hat. Letztlich passt es irgendwie auch zu dem Paar, dass beide doch noch Respekt vor dem letzten großen Schritt hatten. Unterm Strich bn ich einfach froh, dass sich das Problem jetzt doch unkompliziert in Luft aufgelöst hat, denn es war (auch mit der Mandy, wie man sie hier gezeigt hat) viel zu klein, als dass es sich hätte noch ausbauen lassen. Die Autoren haben also alles aus dem Cliffhanger des Staffelfinales rausgeholt, was möglich war, sodass man diese Geschichte jetzt als dramaturgische Pflichtaufgabe ad acta legen kann. Mal schauen, was jetzt kommt.

"We are not friends with benefits."

Ganz anders sieht es bei Sheldon und Amy aus. Sheldon hat immer noch nicht verstanden, dass er Amy Zeit und Abstand geben müsste und offenbar gibt es auch niemanden, der Sheldon hier Unterstützung geben möchte. Stattdessen macht er alles falsch, was man falsch machen könnte. Er nervt, er pöbelt, er missinterpretiert und er hält sich für etwas Tolles. Mit seiner wirklich miesen "Fun with Flags"-Ausgabe hat er wirklich keine Sympathiepunkte gewinnen können. Man kann ja vieles mit Sheldons Eigenarten erklären, aber hier geht er wirklich zu weit. Das kann man damit entschuldigen, dass Sheldon von der Situation einfach überfordert ist, weil er Amy so sehr liebt und eine Trennung für ihn sowohl aus emotionaler als auch rationaler Sicht völlig falsch ist. Man kann aber auch sagen, dass er sich in den letzten Jahren eigentlich so weit entwickelt hatte, dass er versucht, Empathie zu zeigen, seine Gefühle zu artikulieren und seine Schritte zu hinterfragen. Er kann doch nicht wirklich glauben, dass seine Aktionen zielführend sind. Naiv redet er sich alles schön, glaubt sich auf dem richtigen Weg und bekommt keinerlei Zeichen von seinen Freunden. Natürlich ist das alles sehr lustig, sei es der BH-Eifersuchtsversuch, das Enthalten seiner Macken oder eben "Fun with Flags". Das ist mir aber alles zu funktional. Situationskomik ist ja, wenn der Witz zur Situation passt. Hier habe ich eher das Gefühl, dass man die Sprüche schon im Kopf hatte und sich die Situation dazu kreierte. Das ist mir dann doch zu übertrieben, was die Geschichte, die nach wie vor viel Potenzial hat, kaputt macht. Vielleicht kann man hier in den nächsten Episoden, wo es diesbezüglich nur noch ein Paar zu betrachten gilt, etwas mehr Ausgewogenheit hinein bringen. Dass Amy einfach nur sauer ist und dann quasi aufgibt, wäre nicht unbedingt das innovativste Konzept, darauf läuft es aber für mich hinaus. Eigentlich ist Amy nämlich mit jeder Minute der Staffel noch weiter von Sheldon weggekommen. Wird ihre Wut dann doch in Liebe umschlagen, wenn Sheldon eine wirklich romantische Geste zeigt? Ich habe nämlich eigentlich nicht das Gefühl, dass man sich dem Paar die gesamte Staffel zuwenden möchte, aber da lasse ich mich gerne eines Besseren belehren.

"You think it's hard having one wife, try having two.

Howard, Bernadette und Raj spielen logischerweise nur eine kleine Rolle in der Episode, obwohl gerade Bernadettes Konflikt mehr ermöglicht hätte. Sie wusste von Leonards Kuss und hat es Penny immer verschwiegen. Das hat dann aber nur zu einem gemeinen Kommentar von Howard und zwei sehr plumpen Witzen beim Gespräch mit Penny gereicht. Es wirkt so, als wenn das auch keine Rolle mehr spielen wird. Dabei wäre hier auch noch mal eine Möglichkeit gewesen, Penny von der Belanglosigkeit des Events zu überzeugen. So erstickt die Idee also erst mal im Keime.

Howard und Raj dürfen sich auch noch zwei drei Gags hingeben, die ihre Vertrauensbeziehung untereinander behandelt. Auch das zielte aber auf keine echte Absicht hinaus und war dann nur durch das leichte Fremdschämen halbwegs lustig. Das ist alles ok, aber weit weg von überragend. Manchmal habe ich den Eindruck, dass ich mich am Humor der Serie langsam ein bisschen satt gesehen habe (auch wenn ich mich immer auf neue Folgen freue und gerne auch über viele Kommentare lache) und da inhaltlich alles sehr überschaubar bleibt, kommt eben kein Top-Niveau mehr dabei heraus.

Fazit

Die zweite Episode ist ebenfalls grundsolide, wirkt an mehreren Stellen aber zu konstruiert und übertrieben, nur um den gewohnten Humor durchzudrücken. Es ist also noch Sand im Getriebe, was vielleicht auch daran liegt, dass neun Jahre auch einfach eine lange Zeit sind und die Serie ihren Zenit wohl einfach überschritten hat. Vielleicht ist es doch sinnvoll, das Thema Kind einfach mal aufzugreifen, um neue inhaltliche Reize zu setzen.

Emil Groth – myFanbase

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