Bewertung

Review: #1.02 Der Freelancer (Nr. 145)

Ich war ehrlich gesagt sehr skeptisch, inwieweit diese zweite Episode an die Spannung und den Überraschungseffekt des Piloten anknüpfen kann oder ob wie so oft die zweite Episode einer Serie nicht erst mal Schwung verliert. Doch das ist hier nicht passiert. Es geht genauso gut weiter wie im Auftakt.

"Es gibt keinen Deal!"

Reddington hat seine Bedingungen genannt, nun muss gehandelt werden, doch die oberste Staatsanwaltschaft will keine Immunität ausstellen. Die konsequente Haltung ist definitiv nachvollziehbar, doch dass man den Ausführungen von Harold Cooper zunächst gar kein Gewicht beimessen will, ist schon eigenartig. Bei jeder Entscheidung sollte man doch erst mal die Argumente genau anhören. So muss Reddington mit seiner geschickten Vorgehensweise eben den Druck erzeugen und so wird im zweiten Teil der Episode mit der Hoffnung, dass es nie zur Immunität kommen wird, nachgegeben. Er bekommt mit Dembe und Luli zwei Vertraute an seine Seite gestellt, die erst mal genau so geheimnisvoll wie der Rest der Serie daher kommen. Auch das verspricht noch viel Spannung für die Zukunft. Doch ein bisschen Rückversicherung will die Staatsanwaltschaft schon noch haben und so kommt Meera Malik von der CIA noch dazu, die offenbar keine Skrupel hat und auch ein sehr interessanter Charakter werden könnte, wenn Reddington seine Spielchen mit ihr beginnen sollte. Es gibt also doch einen Deal und Reddington gewinnt ein klitzekleines bisschen mehr Zutrauen in seinen Nutzen (außer vom immer skeptischen Ressler).

"Ich wünschte, du wärst hier, dann könntest du mir das alles erklären."

Elizabeth muss erst mal ihren persönlichen Rückschlag verdauen und flüchtet sich in die Hoffnung, dass Reddington alles um Tom nur inszeniert hat, um sie zu verunsichern. Nur hilft ihr das auch nicht weiter, denn die Ungewissheit und das Misstrauen bleibt. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang vor allem wieder das Auftreten von Reddington, der Lizzy einfach genau kennt und ganz trocken und abgeklärt ihre Optionen aufzählt und formuliert "So oder so ist das eine verfahrene Situation." Die Art und Weise von Reddington ist dabei so wunderbar emotionslos und leicht süffisant, dass es seine Wirkung (auch beim Zuschauer) nicht verfehlt. Zum Schluss treibt er Elizabeth dazu, ihren Mann weder zu verraten noch selbst zur Rede zu stellen sondern einfach so zu tun, als habe sie die Kiste nicht gefunden. Das bedeutet, dass sie weitere Hinweise für oder gegen Tom suchen will und damit die Storyline sinnvoll und spannungsvoll noch eine ganze Weile weiter laufen wird. Dabei stellt man sich auch als Zuschauer immer wieder die Frage, ob Tom der ist, der er vorgibt (was man Elizabeth wünscht), oder ob er doch ein doppeltes Spiel treibt. Zudem bleibt die noch viel spannendere Frage, was sich Reddington aus alledem für einen Vorteil verspricht. Dieses Verstreuen und Zusammensetzen von Puzzleteilen macht die Serie aber bis hierhin einfach ganz wunderbar, sodass man gar nicht auf die Idee kommt, die nächste Episode nicht auch zu schauen.

"Ich stelle die Fragen, Sie beantworten sie."

Elizabeth will die Kontrolle in der Befragung übernehmen, um das nächste Ziel, den Freelancer, einen Kopfgeldjäger, der seine Morde durch Unfälle tarnt und dabei viele Unschuldige mit in den Tod schickte. Doch Reddington ist einfach zu jeder Zeit zu viele Gedankenschritte voraus. Er ist sowohl in Bezug auf die Zielpersonen, als auch in Bezug auf seine Vorgehensweise so genial vorausschauend, dass sowohl Elisabeth als auch der misstrauische Ressler vollkommen im Dunkeln tappen und immer erst im Nachhinein einen Aha-Effekt bekommen. Elisabeth ist immerhin bereit, Reddington einfach machen zu lassen, während Ressler trotz der ersten Erfolge immer noch glaubt, dass Reddington nur wieder flüchten wolle. Der Druck für ihn ist natürlich auch ein anderer, weil er mit Reddington nicht kommunizieren kann/darf und nur die zweite Geige spielt. Da er sich aber seit Jahren mit Reddington beschäftigt, muss er damit erst mal klar kommen. Zudem hat er Druck von oben. Und man muss schon zugegeben, dass Reddington mit seinen genialen Verstrickungen und Aktionen eine Arroganz und Überlegenheit deutlich macht, die als Gegenüber aggressiv machen kann. Denn irgendwie hält er dem FBI ja in jeder Sekunde eine Unfähigkeit vor. Dieses Element ist aber glaubwürdig und macht die Serie zu diesem Zeitpunkt so unglaublich spannend.

Wolf im Schafspelz

Ich dachte, dass es in den Episoden der Serie jetzt vor allem um die einzelnen Fälle geht und alles andere nur sehr kurz kommt. Der Fall und die Weiterentwicklungen der anderen Storylines sind aber so gut miteinander verstrickt, dass einem der Fall selbst wie ein Nebenschauplatz vorkommt, obwohl er der rote Faden der Episode ist. Und auch hier wird man durch Reddington an der Nase herum geführt. Man befindet sich die gesamte Zeit auch als Zuschauer immer in dem Spannungsfeld, dass Reddington vielleicht doch nichts Gutes im Sinn hat. Erst ganz am Ende wird man über die Motive aufgeklärt. Reddington hat hier letztlich Großes geleistet, weil er ein skrupelloses Monster getötet hat, welches sich im Gewande einer Hilfsorganisation genau das zu eigen gemacht hat, was die Organisation zu beschützen hatte. Allein die Idee ist schon abscheulich. Hier kommen einem Gefühle, die man auch hatte, wenn "Dexter" seine Opfer zugrunde gerichtet hat. Es trifft die Richtigen.

Fazit

Die zweite Episode steht der ersten in nichts nach und kann alle Handlungsbögen spannend weiterführen und somit glaubhaft machen, dass das Konzept der Serie über einen längeren Zeitraum funktionieren kann.

Emil Groth – myFanbase

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