Bewertung

Review: #1.05 Der Kurier (Nr. 85)

In der nunmehr fünften Episode hat sich die Grundsituation etabliert. Reddington braucht etwas und er engagiert die Agenten des FBI, die für ihn die Drecksarbeit erledigen sollen. Im Gegenzug offeriert er ihnen immer wieder eine Person auf seiner ominösen schwarzen Liste. Es läuft also alles auf eine typische Fall-der-Woche-Serie hinaus. Mich stört das nicht weiter, solange die Fälle spannend erzählt werden und es noch genug übergeordnete Handlung gibt, die es auszuknobeln gibt.

"Have you ever wondered how criminals who know they can't trust one another are still able to conduct business with each other?"

Die Geschichte um den Kurier ist dieses Mal nicht sonderlich spektakulär, wobei ich gestehen muss, dass eine Episode, in der Robert Knepper mitspielt, per se gar nicht schlecht sein kann. Knepper hat eine einzigartige Präsenz und auch dieses Mal verleiht er einen ansonsten eher blass bleibenden Bösewicht wenigstens etwas Format.

Die Idee eines Handlangers, der seine Dienste als neutraler Vermittler bietet und die Drecksarbeit erledigt, die eben so anfällt, wenn man illegale Geschäfte abwickelt, ist nicht unbedingt neu. Was hingegen fasziniert, ist die Tatsache, dass es sich bei diesem Vermittler um einen eiskalten Psychopathen handelt, der keine andere Chance in seinem Leben gesehen hat. Es ist interessant, ein bisschen über den familiären Hintergrund des Kurier zu erfahren. Natürlich packt man wieder die "schlimmer Kindheit" als Grund für seine psychopathischen Taten aus, doch dieses Mal geht die Geschichte durchaus unter die Haut. Aufgrund eines seltenen genetischen Defekt verspürt er keinen Schmerz, was seinen gewalttätiger Vater nur noch mehr aufgebracht hat, so dass er sich als neue Bestrafung ausgedacht hat, seinen Sohn in illegalen Hundekämpfen zu missbrauchen. Allein der Gedanke daran ist grausam und man kann sich durchaus vorstellen, dass ein Mensch hierdurch einen echten psychischen Schaden davon trägt.

Während das FBI auf der Suche nach einem verschwundenen NSA-Agenten ist, nutzt man die Gelegenheit, einen kleinen Einblick in Agent Resslers Gefühlswelt zu gewähren. Bislang blieb der immer recht kühl agierende Mensch ja recht blass. Dieses Mal, als er undercover eine potentielle Mittäterin überzeugen muss, er sei der Kurier, der keine Schmerzen verspürt, lässt er durchblicken, dass er in seinem Leben bereits einiges an Schmerz erfahren hat. Auf Keens spätere Frage, ob er tatsächlich jemanden nahestehendes verloren hat und der Job beim FBI sein einziger Lebensinhalt ist, schweigt er sich aus. Doch der aufmerksame Fernsehzuschauer weiß, dass hinter solchen Aussagen meist mehr steckt als nur Hingabe an seine Aufgabe. Bin gespannt, ob das nochmal thematisiert ist.

Am Ende des Tages ist der Kurier tot, das unschuldige Opfer gerettet und Red hat mal wieder bekommen, was er wollte, auch wenn mir nicht ganz klar wurde, was er eigentlich wollte.

"Thank you. [...] For being honest with me. In my life, I don't encounter that frequently."

Das, was weiterhin am besten bei "The Blacklist" funktioniert, ist die Geschichte rund um die Keens und Reddingtons Wissen, dass Tom nicht der ist, der er zu sein scheint. Natürlich nagen an Elizabeth Zweifel, nachdem sie eine Waffe, versteckt in ihrem Haus gefunden hat und dazu noch Pässe und einige Bündel Geld. Dass Tom jedoch tatsächlich Schuld an einem Mord sein soll, will Elizabeth noch immer nicht so recht wahrhaben, was natürlich auch daran liegt, dass Red immer wieder mysteriöse Andeutungen macht, jedoch nie konkret benennen kann, was Toms Motive sein könnten oder für wen er arbeitet.

Glücklicherweise gibt es am Ende einen dankbaren, geretteten NSA-Agenten, der Zugang zu klassifizierten Dokumenten verschaffen kann, die einmal mehr ganz ganz stark daraufhin deuten, dass Tom tatsächlich Dreck am Stecken hat. Ein Foto im Fall eines getöteten Russen zeigt einen Mann mit Baseballkappe, der verblüffende Ähnlichkeit mit Tom Keen hat. Vielleicht sehen wir Zuschauer jedoch auch nur genau das, was wir sehen sollen und es ist in Wirklichkeit alles ganz anders.

Ich liebe dieses Hin und Her und die Tatsache, dass Tom das Loch im Boden entdeckt hat und auch die Kassette gefunden hat, lässt auf einen interessanten Showdown zwischen den beiden Eheleuten hoffen. Ist Tom tatsächlich ein hinterhältiger Betrüger und Mörder, oder ist auch er nur ein Spielball von Raymond Reddington. Ich bin wirklich gespannt auf die nächste Episode.

Fazit

Der mittelmäßige Fall ist angesichts der interessanten Entwicklungen in der Familie Keen durchaus zu verschmerzen, wobei man natürlich seitens der Autoren gut daran täte, auch hier weniger auf Effekthascherei zu setzen und stattdessen eine gute Geschichte zu erzählen.

Melanie Wolff - myFanbase

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