Bewertung

Review: #1.10 Anslo Garrick (Nr. 16) – Teil 2

Der Knall und der schwarze Bildschirm waren nach der letzten Episode nicht mehr aus dem Kopf zu bekommen. Der Cliffhanger ist den Autoren definitiv gelungen. Nun galt es, die überaus spannende Episode mit dem zweiten Teil abzuschließen. Aber die Spannung weiterhin so hoch zu halten, war offenbar nicht möglich.

"It's Romeo"

In den letzten fünf Minuten der letzten Episode hat man Reddington eigentlich zum ersten Mal wirklich in der Defensive gesehen. Man hatte lange den Eindruck, dass er auch Anslo im Griff hat, auch wenn es faktisch nicht danach aussah. Doch dann hat dieser kaltblütig erst mal Luli aus dem Weg geräumt und Dembe war als nächstes an der Reihe. Dass es ihm doch nicht an den Kragen ging, war allerdings nicht so überraschend, denn zu lange hat man schon am Ende der letzten Episode gezögert. Warum Anslo plötzlich Ladehemmungen hatte, ist nicht ganz zu begreifen. Natürlich wäre es sinnlos gewesen, den ganzen Cast aus der Serie zu schießen, doch hier hätte man eine andere Lösung finden müssen, als Anslo einfach so anzupassen, wie man es gerade braucht. Irgendwie kommt ihm dann die Idee, die Gefangene Elizabeth Keen als nächstes Lockmittel zu benutzen, wobei er bei Reddington natürlich rein zufällig einen Nerv getroffen hat. Ressler muss also noch mal kurz leiden, um den Code zu verraten, weil Cooper Elizabeth geopfert hätte, was ich auch nicht ganz nachvollziehen konnte. Letztlich spielen diese Kleinigkeiten aber keine Rolle. Anslo kann mit Reddington und Keen als Druckmittel fliehen und der Rest überlebt, weil die Rettung bereits unterwegs war. Die Auflösung war jetzt auch nicht spektakulär, sorgte aber dafür, dass sich die Grundkonstellation der gesamten Folge komplett ändert. Das Spannungsmoment ist dadurch erst mal raus gewesen.

"He's ready for you, Sir."

Was nun folgte, war leider eine recht dämliche Flucht/Verfolgung. Keen kann sich ziemlich einfach retten und wird auch nicht wirklich zur Strecke gebracht, obwohl sie nun nicht gerade einen großen Aktionsradius hatte. Dafür trifft sie zufällig auf einen guten Mercedes, dessen Besitzer offenbar seid Wochen darauf hoffte, mal einen Freifahrtschein zu bekommen, um die Möglichkeiten des Autos auszureizen. Dass ein normaler Verkehrsteilnehmer die Verfolgungsjagd übernimmt und dabei so riskant fährt, gehört jetzt auch nicht zu den gro0ßen Leistungen des Autorenteams. Dafür darf Elizabeth weiter mit gefesselten Händen Red auf den Fersen bleiben, doch dessen Signalchip wurde doch noch entnommen und so hat das FBI Reddington verloren. Elizabeth hätte aber wissen müssen, dass das passiert, wollten sie den Chip doch schon vor ihren Augen entfernen. Seltsam.

Interessant war dafür, Reddington jetzt vollends hilflos zu sehen, wie er da so am Haken hängt und jegliche Kontrolle verloren hat. Die Szenen hätte man noch mehr ausreizen können, aber Anslo war noch gar nicht der eigentliche Bösewicht. Es kommt noch jemand dazu, der Antworten von Reddington erhofft, mit diesen aber auch nichts anzufangen weiß. Die Szene dient eventuell in erster Linie späteren Episoden. Als Zuschauer hat man sich auch eher gefragt, warum Reddington so einfach an eine Schere kommen konnte. Das war ja wirklich ein Anfängerfehler und so dämlich, dass man schon wieder überzeugt davon ist, dass es Absicht war. Im typischen Machtduell macht Reddington dann Anslo ein Ende und flieht selbst.

"You? You're Mr. Kaplan?"

Nicht ganz unbeteiligt an der Flucht ist Lizzy, die mit dem Notfallteam von Reddington auf eigene Faust versucht ihn zu retten. Dabei wird viel geschossen, Spannung kommt dabei aber nicht auf. Bemerkenswert ist einzig, dass auch hierbei in erster Linie die Sicherheit von Elizabeth im Vordergrund steht. Coopers Reaktion spricht ebenfalls Bände, denn er bekommt Druck von oben und kann misslungene Alleingänge nicht gutheißen. In Anbetracht der Tatsache, dass er Elizabeth gerade noch opfern wollte, sollte er froh sein, dass überhaupt noch jemand versucht, den misslungenen Tag im Ansatz zu retten.

"This isn't just about Reddington anymore."

Cooper muss sich aber natürlich rechtfertigen und auch dazu lernen wir eine höhere Ebene kennen. Diane Fowler will als starke Persönlichkeit keine Zweifel an ihren Ansagen aufkommen lassen, doch Cooper schmeißt er schnell neue Argumente an den Kopf, warum man mit dem Projekt Blacklist fortfahren sollte. De Infiltration des FBIs stellt natürlich weitere Fragen und erfordert Untersuchungen und Hilfen. Hier ist quasi viel Lärm um Nichts gemacht worden, weil alles beim Alten bleibt. Da die Episode eh schon recht vollgestopft ist mit Inhalten, gerade zum Schluss hin, war es irgendwie überflüssig, diese kleine Panik der Auflösung einzubinden. Als wenn man einen Plan benötigt hätte, die Serie mit dieser Episode einzustellen.

"We need to leave this place."

Auch die Geschichte von Tom und Elizabeth hatte etwas Finales in der Konstruktion. Toms Kurztelefonat mit Anslo war wieder ein Augenöffner für Tom. Er will lieber ein neues Leben mit Elizabeth anfangen. Damit steigt er auf der Unschuldslamm-Skala wieder ein Stück weiter nach oben. Und Elizabeth lässt sich schnell davon überzeugen. Ja sie packt gar schon die ersten Kisten. Was war das denn für ein Zeitsprung? So spontan-absolutistisch hatte ich Lizzy bisher noch nicht kennen gelernt. Eher überdenkt sie alles mehrfach. Auch dieser Teil wirkt irgendwie fehl am Platze, auch wenn es eventuell wichtig war, das noch mal anzusprechen. Man merkt hier nur wieder ganz besonders, dass man den Stil des ersten Teils völlig ad acta gelegt hatte und wieder in den gewohnten Trott zurückgekehrt ist. Dass wäre hier noch nicht nötig gewesen, weil die #1.09 erfrischend abwechselnd und überaus gelungen war und man die Doppelfolge gar nicht mehr als Doppelfolge begreifen kann.

"Are you my father?"

Als hätten wir nicht schon genug in der Episode angesprochen, gibt es am Ende noch ein Telefonat zwischen Elizabeth und Reddington, in welchem erst mal deutlich wird, dass Reddington erst mal untertaucht. Ich hoffe nicht, dass dies bedeutet, dass man jetzt mehrere Episoden auf James Spader verzichten muss, weil sein Charakter doch maßgeblich an der hohen Qualität der Serie beteiligt ist. Elizabeth stellt dann außerdem noch die Frage,die jeder Zuschauer auch gerne stellen würde. Ist Reddington ihr leiblicher Vater? Reddington verneint, brauchte dafür aber ziemlich lange, wenn man bedenkt, dass er die Frage hätte erwarten können. Das Nein war also wohl überlegt und für mein Empfinden damit eine Lüge. Aber diese Frage wird uns gewiss noch bis zum Finale der Staffel begleiten, mindestens.

Fazit

Nachdem Teil 1 der Doppelfolge enorm spannend war und man es gar nicht erwarten konnte, den zweiten Teil zu schauen, wurde man doch etwas enttäuscht. Die zwangsläufige Änderung der Bedingungen und Konstellationen hat sehr viel Fahrt heraus genommen und der ein oder andere Part wirkte doch sehr konstruiert. Das Ende konnte als Anstoß für die kommenden Episoden noch retten, wirkte aber eigentlich auch fehl m Platze, weil es die Episode überfrachtete. Schade.

Emil Groth - myFanbase

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