Bewertung

Review: #2.15 Der Major (Nr. 75)

Immer wieder gibt es Episoden, in denen vergangene Geschichten rekapituliert und aufgearbeitet werden. Meist präsentiert man diese Episoden gegen Ende einer Serie oder einfach dann, wenn den Autoren nicht mehr sonderlich viel einfällt, womit man die Zuschauer bei Laune halten kann. Dann setzt man auf Rückblenden zu verschiedenen Stationen der Serie und spart sich so eine komplette Folge zu entwickeln.

Interessant, dass "The Blacklist" bereits in Staffel 2 solcher Kniffe bedienen muss. Die Episode ist spannend, keine Frage, aber am Ende ist sie nicht viel mehr als eine 45 Minuten lange Zusammenfassung der letzten eineinhalb Jahre. Ein ausgedehntes "was bisher geschah" also. Dennoch schafft man es, die Vorfreude auf die nächste Folge fast ins unermessliche zu steigern, denn es zeichnet sich ab, dass bis zum Ende der Staffel wohl eine Entscheidung gefällt werden wird, nämlich ob Reddington Liz das volle Ausmaß seiner Involvierung in ihr Leben gestehen wird.

"He wanted me for a reason. And I wanted to know why."

Auch wenn ein Großteil der Episode lediglich die Rekapitulation der vergangenen Ereignisse ist, so gibt es währenddessen jedoch interessante Enthüllungen, allen voran über Tom. Dass er in der letzten Folge wieder aus der Versenkung aufgetaucht ist, war also kein Zufall. Wie es scheint, wird er noch eine essentielle Rolle spielen im Fortgang der Geschichte um Elizabeth und den Toden Hafenmeister.

Eigentlich schien es, als habe Reddington mit dem Deal an Keens Gehilfen Amos den Fall des hartnäckigen Polizisten endgültig ad acta gelegt, doch so leicht lässt sich Wilcox anscheinend nicht abschütteln und zerrt die gesamte Task Force per Zwangsvorladung vor einen Richter, der natürlich neugierig ob der Arbeit des FBI ist. Meiner Meinung nach überschreitet er bei der Befragung einige Grenzen und es ist schon eigenartig, dass er Liz so viele persönliche Fragen stellt und nicht eher aufhört, bis sie ihm ihre gesamte Lebensgeschichte ausgebreitet hat. Das wirkt unprofessionell und hat doch wirklich nichts mit der Task Force zu tun. Ein wenig spekuliert hatte ich darauf, dass der Richter sich irgendwann als Mitglied der Geheimorganisation entpuppt, die auf der Suche nach dem Fulcrum ist, doch am Ende wirkt ers einfach nur so, als habe er einfach nur den Part des Neulings übernommen, der einen alten Fan der Serie fragt, was bislang denn eigentlich passiert ist.

Dass Cooper am Ende für Liz lügt, muss sie ihm hoch anrechnen. Er bestätigt ihre Geschichte und bringt sich in eine sehr schwierige Lage, denn mit der am Ende gefundenen Kugel auf dem Schiff, die beweist, dass Liz ihre Waffe dort abgefeuert hat, drohen ihm rechtliche Konsequenzen. Gut, man könnte nun sagen, dass ihn das nicht mehr allzu lange kümmern wird, da er aufgrund des Tumors sowieso nicht mehr lange zu leben haben wird. Ich denke jedoch, dass er aus Loyalität zu Liz gelogen hat. Er weiß, er kann ihr vertrauen und er schenkt ihr in dieser Situation dieses uneingeschränktes Vertrauen, auch wenn er weiß, dass sie ihm etwas verheimlicht.

"You tell her the truth by telling her everything."

Da Liz' Freiheit auf dem Spiel steht, sieht sich Reddington dazu gezwungen, sofort zu Handeln, was uns prompt zu einem neuen Blacklister führt, der dann auch noch Verbindung zu Tom Keen hat. Am Ende der Berlin-Geschichte wurde deutlich, dass Reddington und Keen eine Verbindung zu haben schienen und hier wird nun aufgedeckt, dass Reddington damals Keen angeheuert hatte, um auf Liz in seinem Namen Acht zu geben, er jedoch dann mitansehen musste, wie Keen vom Major ein neuer Auftrag (von Berlin) zugeteilt wurde, einfach weil ein anderer mehr Geld bot. Ist Tom Keen also gar nicht der von Grund auf böse und gemeine Kerl, als der er während der Staffel präsentiert wurde?

Dembe rät Reddington am Ende, Liz endlich reinen Wein einzuschenken. Über Tom. Über seine ganze Verbindung zu ihr. Wir wissen, dass dies nicht allzu bald geschehen wird, doch Dembe hat recht. Wenn Reddington Liz vor weiteren Bedrohungen schützen will, dann muss er in die Offensive gehen und ihr darstellen, warum er sie auserwählt hat. Seine Geheimniskrämerei drängt sie immer weiter von ihm weg, so dass es schwierig für ihn sein wird, sie bald noch überzeugen zu können, mit ihm zusammen zu arbeiten. Red scheint jedoch zu ahnen, dass wenn er ihr die gesamte Wahrheit sagen wird, er auch Gefahr läuft, dass Liz die ganze Sache hinwirft und den Kontakt zu ihm komplett abbricht. Ich bin wirklich gespannt, was sich hier tun wird.

Bis es zu dem alles entscheidenden Gespräch der beiden kommen wird, müssen wir uns jedoch erst einmal mit Tom Keen beschäftigen, der noch immer in Dresden ist, um einen Auftrag abzuwickeln. Es ist fast lächerlich wie und die sächsische Hauptstadt hier präsentiert wird. Nicht nur, dass man es mal wieder nicht geschafft hat, auch nur einen Schauspieler zu finden, der deutsch als Muttersprache beherrscht, man schafft es noch nicht einmal ein deutsches Nummernschild akkurat darzustellen. Auch Dresden sieht aus, wie ein kurz mit deutschen Wörtern beschmiertes amerikanisches Städtchen, in denen große Reklametafeln an den Häusern hängen und in dem Wohnungen mit einem "zu vermieten"-Schild angepriesen werden. Ist es denn zuviel verlangt, hier mal kurz zu googlen, wie Dresden momentan aussieht. Für deutsche Zuschauer ist das Bild, das hier gezeigt wird, fast schon lächerlich.

Über Toms Auftrag erfahren wir während der kurzen Einblendungen nichts, aber das ist nicht weiter tragisch. Nächste Woche gibt es eine Folge, die ganz ihm gewidmet ist, wenn man dem Titel glauben mag. Ich bin gespannt, was sich hier tun wird.

Fazit

Die Episode bietet hin und wieder interessante Dinge, doch im Grunde ist es ein Rückblick auf die vergangenen eineinhalb Jahre und eigentlich vollkommen unnötig. Bleibt zu hoffen, dass wir nicht in jeder Staffel so etwas präsentiert bekommen und die Geschichte um Tom Keen endlich abgeschlossen wird, so dass man sich weiter dem Fulcrum und der Geheimorganisation um den verstorbenen Alan Fitch widmen kann. Die würde mich nämlich weit mehr interessieren als zu erleben, das Tom Keen in Wahrheit ein Kerl ist, der sein Herz irgendwie doch am rechten Fleck hat.

Melanie Wolff - myFanbase

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