Review: #1.15 Der Richter (Nr. 57)
Es gibt doch immer wieder Fälle, bei denen es den Anschein hat, dass auch Raymond Reddington überrascht ist. Zwar hat er den "Richter" auf seiner schwarzen Liste geführt, über die tatsächliche Existenz dieses "Rächers" der unschuldig Verurteilten ist jedoch auch er lange im Unklaren. Die Frage, die ich mir dabei immer wieder stelle, ist, wie die schwarze Liste überhaupt zustande gekommen ist, ob es eine feste Rangfolge dort gibt und wie Reddington diese dann festgelegt hat.
"I thought you were gone. What happened?" "My secret weapon."
Abgesehen davon, dass es höchst eigenartig ist, dass die Verbrecher auf der Liste immer wieder in kleinen Häppchen geschnappt werden und es schon ein enormer Zufall ist, dass sie alle immer im richtigen Moment erscheinen, nämlich dann, wenn es Reddington in den Kram passt, sind die Fälle mittlerweile eigentlich ganz interessant. In dieser Episode widmen wir uns einer Frau, die sich an einer korrupten Justiz rächen will, die Unschuldige hinter Gitter bringt, sei es durch Falschaussage, Beweismanipulation oder Bestechlichkeit. Wir erfahren leider nur wenig über die Motivation der Frau. Nur ganz kurz wird angedeutet, dass ihr Vater wohl dreißig Jahre lang hinter Gitter gesessen hat, ob zurecht oder nicht, das vermag der Zuschauer nicht erkennen.
Dennoch ist die moralische Ambivalenz hier durchaus interessant. Zunächst ist natürlich klar, dass das, was Ruth Kipling hier tut, unrecht ist, selbst wenn sie ein anderes Unrecht mit ihren Taten aufzuwiegeln versucht. Sie hält es ganz nach der Devise "Auge um Auge, Zanh um Zahn" und tut den korrupten Cops oder betrügenden Anwälten das an, was ihre Klienten erdulden müssen - sie sperrt sie weg. Natürlich könnte man argumentieren, dass es diese Menschen, die gelogen, manipuliert und betrogen haben, nicht anders verdient haben, doch dann wären wir wieder bei Selbstjustiz und die hat in einem aufgeklärten Rechtsstaat nichts zu suchen, selbst wenn es die Menschen verdient gehabt hätten, für ihr Unrecht zur Rechenschaft gezogen zu werden.
Harold Cooper und Tom Cumming geraten auch ins Visier von Ruth Kipling, weil sie Teil eines recht zwielichtigen Verhör eines übergelaufenen US-Soldaten, der mit den Taliban ein Dorf voller Unschuldiger ausgelöscht haben soll. Es ist interessant, wie man recht schnell auf eine falsche Fährte geschickt wird und man lange Zeit tatsächlich glaubt, dass Cooper und Cunnings Unrecht getan haben und hier ein Unschuldiger zum Tode verurteilt worden ist. Am Ende ist es jedoch gar nicht so einfach wie es auf den ersten Blick scheint. Natürlich haben die beiden Unrecht getan und den Mann zu einem Geständnis geprügelt, doch unschuldig hinter Gittern war der ehemalige Soldat dann doch nicht, was allerdings erst dank der tatkräftigen Unterstützung von Reddington ans Tageslicht gekommen ist.
Ich würde nun nicht soweit gehen, zu behaupten, dass Cooper Reddington nun etwas schuldig ist, weil er ihm bei Kipling das Leben gerettet hat, aber Cooper hat eindeutig demonstriert bekommen, dass Reddington nach einem gewissen Code arbeitet und durchaus Interesse daran hat, dem FBI ernsthaft dabei zu helfen, gewissen Menschen aufzuspüren und hinter Gitter zu bringen, wenngleich er natürlich immer eine eigene Agenda verfolgen wird.
Ich frage mich, ob Cooper irgendwelche Konsequenzen für seine Folter tragen muss, was ich allerdings bezweifle. Es war ein netter Schachzug, doch es wird sicherlich keine Nachwirkungen aus dem Fall geben.
"I told you that I was in love with her, because that is exactly what I'm supposed to be. That is my job"
Apropos eigene Agenda. Reddington macht sich daran, herauszufinden, wer genau diese Jolene Parker ist, die plötzlich auf der Bildfläche erschienen ist. Ihre Motivation wird auch in diese Episode nicht wirklich klar. Sicher ist nur, dass sie einen Auftrag bezüglich Tom verfolgt, dem sie in dieser Episode immer näher kommt und den sie dann mit ihrem Wissen über seine wahre Identität konfrontiert.
Sie lockt ihn mit ihren Avancen schließlich auf ihr Hotelzimmer, wo er ihr Angebot zu einer Affäre jedoch ausschlägt. Gerade als er in Bezug zu gehen ist, offenbart sie ihm, dass sie weiß, dass Elizabeth Keen nicht wirklich seine Frau ist, sondern sein Ziel und sein "ich liebe meine Frau" nur geheuchelt sein kann.
Dies bestätigt ein für alle Mal, dass Reddington anscheinend Recht hatte und Elizabeth tatsächlich gut daran täte, Tom nicht über den Weg zu trauen. Es ist die erwartete spannende Wendung in dem ganzen Hin und Her zwischen Tom und Elizabeth, denn nun möchte man unbedingt wissen, was Toms Auftrag ist. Es kann ja ihm und den Hintermännern nicht darum gehen, an Reddington heran zu kommen, denn Tom und Elizabeth waren lange verheiratet bevor Reddington auf der Bildfläche erschien. Was also hat er vor? Warum eine junge Profilerin als Ziel deklarieren? Und wie passt nun Jolene Parker dorthin, die ganz klar Verbindung zu Reddington hat.
Fazit
Es kommt allmählich Bewegung in die Serie, nicht nur was die Fälle betrifft, sondern auch die zwischenmenschlichen Konflikte. Endlich ist die Ambivalenz von Tom Keen entschieden und wir wissen nun, dass er nicht der ist, der er vorgibt zu sein. Seine Motivation bleibt jedoch weiterhin unklar, ebenso wie Jolene Parkers, die Tom Keen jedoch enttarnt hat. Es geht spannend zu bei "The Blacklist"
Melanie Wolff - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: The Judge (No. 57)Erstausstrahlung (US): 03.03.2014
Erstausstrahlung (DE): 15.04.2014
Regie: Peter Werner
Drehbuch: Jonathan Shapiro & Lukas Reiter
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