Review: #2.20 Quon Zhang (Nr. 87)
Langsam kommt etwas Licht ins Dunkel. Auch wenn wir noch meilenweit entfernt davon sind, zu erfahren, warum genau Raymond Reddington in Elizabeth Keens Leben getreten ist, so ergattern wir in dieser Episode endlich ein paar Anhaltspunkte aus dem Leben der FBI-Agentin, das wohl nichts mit dem zu tun hat, was sie bislang dachte.
"I’m not going to tell you what happened, Lizzie."
Nach dieser Episode stehen zwei Theorien im Raum: erstens, Elizabeth Keen ist Reds Tochter. Immer wieder wird angedeutet, dass diese Konstellation wohl am wahrscheinlichsten ist, obwohl es Red selbst an mehr als einer Stelle verneint hat. Doch die Art und Weise, wie er sich um Liz sorgt und wie er sich um sie kümmert, legt nahe, dass sie jemand aus seiner unmittelbaren Nähe sein muss. Die zweite Theorie, die erstmals in dieser Folge aufgekommen ist: Liz ist die Tochter der Frau, die Reddington einst über alles geliebt hat, jedoch durch tragische Umstände, an denen er selbst nicht unschuldig ist, verloren hat.
Bislang wissen wir nicht viel über Liz' Eltern. Sie wussten von dem Fulcrum und haben deswegen ihr Leben lassen müssen. Doch wie sie in Besitz gekommen sind, bleibt weiterhin unklar. Immerhin gesteht Red diese Woche, dass Liz' Mutter für den KGB gearbeitet hat und eine russische Agentin war. Das lässt natürlich mal wieder Raum, um wilde Spekulationen anzustellen. Alles was wir jedoch am Ende der Episode wissen, ist, dass Masha Rastova, so der Name von Liz Mutter und Red eine gewisse Verbindung hatten, über die Red jedoch aus einen bestimmten Grund nicht sprechen will. Sei es, um in erster Linie Liz zu schützen, oder am Ende auch ein Stück weit um sich selbst vor allzu schmerzhaften Erinnerungen zu bewahren.
Es wird Zeit, dass wir etwas mehr darüber erfahren, warum Reddington ein solches Interesse an Liz hat, doch da "The Blacklist" mittlerweile für eine dritte Staffel verlängert wurde, werden die Zuschauer wohl noch etwas warten müssen, bis sich ihnen das ganze Bild offenbaren wird.
"You're asking me to fabricate and then leak a classified document." "Yes. It's public relations, Harold."
Das Fulcrum, das die gesamte Staffel bislang beherrscht hatte, scheint mittlerweile jegliche Bedeutung verloren zu haben, denn der Direktor des Kabal (so der Name der im Hintergrund agierenden Organisation) scheint endlich Dinge ins Rollen zu bringen, die eine neue Weltordnung prophezeien. Das klingt kryptisch und ist im Moment auch noch vollkommen undurchsichtig. Es bringt aber etwas Schwung in die zuletzt schwächelnde Staffel, denn hier tappt der Zuschauer genau wie Raymond Reddington immer noch vollkommen im Dunkeln.
Um an ein paar Informationen zu gelangen, wird mal eben ein Mitglied der Organisation entführt und mit recht unorthodoxen Mitteln zum Reden gebracht. Ich war schon etwas verwundert, dass Samar Navabi ohne zu zögern Reds Ruf gefolgt ist, um einen Mann zu foltern, zu dem sie keinerlei Verbindung hat. Wem ist sie eigentlich loyal? Der Task Force, für die sie arbeitet oder einen Mann, den sie jahrelang gejagt, der jedoch am Ende ihr geholfen hat, ihren Bruder zu rächen? Wir wissen nicht viel über die Mossad-Agentin und so ist es ein geschickter Schachzug, sie als potentiellen Maulwurf hier zu präsentieren, der das Team von Cooper unterwandern soll, um dem Direktor Informationen zu beschaffen. Dass sie eben nicht die Schwachstelle im Team ist, wird eigentlich sofort klar, als sie Dembe anschießt und mit dem verhörten Opfer flieht und ihm andauernd irgendwelche Fragen stellt. Von daher ist der kleine Schockmoment, dass Dembe tatsächlich von einer Kugel getroffen wurde, im nächsten Moment schon wieder dahin. Amüsant sind die Szenen trotzdem.
Leider illustrieren gerade diese Szenen jedoch auch ein ganz grundlegendes Problem von "The Blacklist": die Serie steht und fällt mit James Spader. Seine Performance ist stets auf den Punkt, nuanciert und pointiert, doch neben ihm existiert einfach kein Charakter, der auch nur annähernd so interessant ist, wie er. Liz avanciert immer mehr zu einer jammernden, unsicheren Frau, die sich immer mehr ihrem breaking point nähert. Am Ende fällt sie im strömenden Regen ihrem Ex-Mann Tom um den Hals, nachdem Reddington mal wieder verweigert hat, ihr irgendwelche weiterführenden Informationen zu geben. Ressler rennt weiterhin nur von A nach B, hat aber weder eine eigenständige Geschichte, noch irgendetwas mit dem großen Ganzen zu tun. Ebenso wie Aram, der nur hin und wieder mal mit einem kecken Spruch punkten kann.
Etwas mehr Profil in dieser Staffel erhält allerdings Harold Cooper, der durch seine Erkrankung in eine äußerst missliche Lage gekommen ist, die eine Entscheidung von ihm verlangen wird. Ich habe spätestens nach dieser Episode das dumpfe Gefühl, dass er am Ende seiner Erkrankung erliegen wird, weil er sich dafür entscheidet, aus der Studie auszutreten, die ihn zu einem Handlanger von Tom Connolly macht und ihn dazu zwingt, seine Prinzipien und alles, wofür er steht, zu verraten. Die Szenen zwischen ihm und Connolly sind wirklich sehenswert und man kann die Zwickmühle, in der Cooper steckt, nachvollziehen. Dass am Ende seine Frau für ihn entscheidet und er zusehen muss, wie Connolly im Verteidigungsministerium vereidigt wird, sind natürlich sehr bitter. Ich bin mir sicher, dass hier spätestens im Finale noch etwas passieren wird, was jetzt im Moment noch undenkbar ist: Cooper wird den Tod wählen, um nicht länger Spielball des Kabal zu sein. Ich würde mich freuen, wenn ich mich irre, aber momentan deutet viel darauf hin.
Randnotizen
- Seit langem ist der Fall der Woche mal wieder spannend, interessant und undurchschaubar. Die Sache mit den geschmuggelten Leichen, um einem alten chinesischen (Aber-)Glauben Rechnung zu tragen, ist eine nette Abkehr von der sonstigen Erzählweise, in der Terroristen sonst immer Sprengstoff, Biowaffen oder Drogen schmuggeln. Dass der Fall am Ende noch eine gewisse Brisanz erhält, weil ein mysteriöser, für den Kabal essenzieller Mann auftaucht, ist umso grandioser.
- Dass Liz sich Tom Keen wieder annähert, kann ich an dem Punkt verschmerzen. Es wird klar, dass beide noch Gefühle in sich tragen, die mittlerweile sogar als grundehrlich zu betrachten sind. Ihre Beziehung mag entstanden sein, weil Raymond Reddington sich damals eingemischt hatte, doch nach dem großen Gau, dem Betrug und der Läuterung scheint es so zu sein, als könnten die beiden tatsächlich irgendwann einen Neuanfang wagen.
- Die Szenen mit der Spritze und am Ende mit der Zunge sind wirklich nicht nötig gewesen, doch sie illustrieren einmal mehr, dass Raymond Reddington kein angenehmer Zeitgenosse ist. Man vergisst als Zuschauer ein wenig, dass man ihr einem Mann die Stange hält, der für den Tod etlicher Menschen verantwortlich ist, der ruchlos und skrupellos ist. Das alles ist der Verdienst von James Spader, der in jeder Szene brilliert und Raymond Reddington auf eine gewisse Weise sogar sympathisch erscheinen lässt.
Fazit
Ein großartiger Fall, spannende Szenen rund um Reddington und den Kabal und emotionale Momente mit ein paar Antworten, auf die wir Zuschauer schon so lange warten. Das ist "The Blacklist", wie wir es kennen- und lieben gelernt haben. Für die letzten beiden Episoden dieser Staffel sind die Erwartungen dementsprechend hoch, denn wie sagte Tom Connolly am Ende der Episode so schön: "all will soon be revealed." Ich bin gespannt.
Melanie Wolff - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Quon Zhang (No. 87)Erstausstrahlung (US): 30.04.2015
Erstausstrahlung (DE): 09.06.2015
Regie: Karen Gaviola
Drehbuch: J.R. Orci , Lukas Reiter
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