Review: #2.21 Karakurt (Nr. 55)
Die letzten beiden Episoden zeigten, dass "The Blacklist" noch nicht abgeschrieben werden sollte. Natürlich war vor allem die Staffelmitte schon arg grenzwertig, doch zuletzt gab es interessante Entwicklungen und einige emotionale Momente, die zu überzeugen wussten. In dieser Episode geht es zwar weiter Schlag auf Schlag, doch man kommt nicht umher, vor allem das Ende zu kritisieren. Denn das kommt so aus dem Nichts, dass man sich ernsthaft fragt, ob die Autoren sich die Geschichten gerade mal wieder so zusammenzimmern, wie sie sie brauchen, ohne Rücksicht auf koherente Charakterentwicklung.
"She was asking about Katarina Rostova." "Did you know Katarina Rostova?" "No, not personally. All I know are the same old ghost stories we all share."
Der Fall um den russischen Spion Karakurt, der angeblich einen Anschlag auf amerikanischen Boden plant, um so die Amerikaner und Russen gegeneinander aufzubringen und einen zweiten kalten Krieg zu initiieren, ist durchweg spannend inszeniert, wirkt an manchen Stellen jedoch ein klein wenig überstürzt. Hier hätte die Figur und auch der Fall durchaus etwas mehr Raum einnehmen dürfen und seine Geschichte sich über die letzten paar Episoden entfalten dürfen. So wirkt der ganze Fall etwas arg gehetzt.
Auch das Ende kommt wie schon angesprochen aus heiterem Himmel und wenn man sich nicht noch daran erinnern würde, dass Elizabeth Keen vor einiger Zeit einmal dem Direktor so richtig ins Handwerk gepfuscht hat, so käme es vollkommen unerwartet, dass Karakurt nur in den USA ist, um ihr einen Anschlag anzuhängen, der sie nicht nur in ihrer Task Force diskreditieren könnte, sondern auch im Angesicht Amerikas an sich. Die Idee, sie als russische Spionin zu brandmarken, ist dabei durchaus interessant, doch die ganze Sache in die letzten zwei bis drei Minuten der Episode zu packen, geht definitiv zu schnell.
Man spielt hier mit dem Wissen, das der Zuschauer erst seit letzter Woche durch Raymond Reddington hatte, nämlich dass Liz angeblich die Tochter einer russischen Spionin namens Katarina Rastova ist. Wie der Kabal an diese Informationen gekommen ist, bleibt vollkommen unklar. Sie scheinen sie und ihre Geschichten anscheinend zu kennen und zählen eins und eins zusammen, nachdem Reddington sich so um Liz kümmert bzw. weil sie wissen, dass Reddington eben genau Liz als seinen Kontakt beim FBI angefordert hat. Vielleicht agieren die Charaktere aber auch einfach mal so, wie sie agieren, weil es die Geschichte von ihnen verlangt. Das passiert bei "The Blacklist" schon öfter einmal.
Ein wenig ärgerlich ist schon, dass man hier nicht mehr Hintergründe erfährt. Woher weiß man plötzlich von Katarina Rostova und wie kommt man darauf, dass Liz ihre Tochter sein könnte? Geht die ganze Sache vom Direktor aus oder von Tom Connolly? Erster ist nämlich schon seit einiger Zeit nicht mehr auf der Bildfläche erschienen. Doch ganz ehrlich - angeblich sollte etwas passieren, was die Weltordnung verändert und das soll nun alles auf einer alten Geschichte fußen, die man sich unter alten KGB-Mitgliedern erzählt und die in deren Kreisen einfach nur ein Mythos ist? Gewagt, gewagt.
"Tom Connolly's been leaking information to the Cabal about everything that goes on in this place ever since he walked through that door and offered to save your life. You want to wipe that debt clean? Keep your eyes open and your mouth shut."
Am Ende ist Liz also irgendwie mit einem maßgeschneiderten Virus infiziert worden, mit dem sie versehentlich einen Senator niederstreckt, was Tom Connolly auf den Plan ruft. Connolly entwickelt sich somit zu einer echten Bedrohung der Task Force wird. Er begnügt sich dabei nicht länger damit, neue Gefallen von Harold Cooper einzufordern, sondern fährt wesentlich härtere Geschütze auf, indem er Liz aus dem Weg zu räumen versucht.
Sehr interessant ist in diesem Hinblick auch, dass Cooper sich verzweifelt an Reddington wendet und ihm von seinem Problem mit Connolly erzählt. Reddingtons Rat, sich Connolly erst einmal unterzuordnen und so zu tun, als spiele er sein Spielchen mit, geht jedoch vollkommen nach hinten los und bringt die Task Force in arge Bedrängnis. Denn was bleibt Liz jetzt übrig? Sie kann die Flucht ergreifen und wird untertauchen müssen, denn immerhin hat sie das Virus in sich und kann nicht nachvollziehen, wie sie an dieses gekommen ist. Sie wird nun Reddingtons Hilfe in Anspruch nehmen müssen, auch wenn ihr das nicht gefallen wird. Vielleicht springt er aber jetzt endlich über seinen Schatten und erzählt ihr endlich, was es mit ihrer Mutter auf sich hat.
Apropos Liz' Mutter. Katarina Rostova entpuppt sich wie schon angeklungen als Legende, die man sich in erzählt. Welche Geschichten dies sind, erfährt man als Zuschauer hier zwar nicht, aber sie scheinen in KGB-Kreisen schon enorm verbreitet zu sein und auch den Eingeweihten einen gewissen Respekt einzuflößen. Zu dumm, dass man die Figur der Katarina Rostova nicht etwas länger aufbaut, sondern all die Informationen zu ihr in eine Episode presst, ohne dabei wirklich etwas preiszugeben.
Wenn sie ein Mythos ist, warum kennt Red sie dann eigentlich und warum kommt er erst nach und nach darauf, dass der Kabal herausgefunden haben könnte, dass Liz die Tochter dieses Mythos ist? Ist es überhaupt wichtig, zu wissen, wer Katarina Rostova ist oder dient Liz hier einfach nur als Mittel zum Zweck und der Kabal hatte Glück, dass sie ihnen über den Weg gelaufen ist und sie zu ihrem Werkzeug machen konnte?
"All right, dream scenario. We finish our coffee, we hope on my boat, we leave, okay, we never look back. Preferably, we take our clothes off at some point."
Vollkommen unnötig wirkt in dieser Episode leider die Geschichte um Tom, der auf einen Neuanfang mit Liz hofft und sie quasi anfleht, es noch einmal mit ihm zu versuchen. Trotz der Tatsache, dass er sie hintergangen und sogar versucht hat, sie umzubringen. Erwartet er allen Ernstes, dass sie alles vergisst, was zwischen ihnen vorgefallen ist und sich wieder in seine Arme stürzt? Ich bin wirklich erleichtert, dass man Liz hier so viel Selbstständigkeit zugesteht und sie dem charmanten Lächeln von Tom erst einmal widerstehen lässt. Ich gehe zwar davon aus, dass er zu einem wichtigen Teil bei ihrer Flucht oder ihrer Rehabilitation beim FBI spielen wird, aber hier wirkt die ganze Geschichte doch schon arg aufgesetzt und nur wie ein Grund, Tom oder Jacob, wie er sich jetzt selbst nennt, eine Daseinsberechtigung zu geben.
Die anderen Charaktere bleiben mal wieder vollkommen blass. Navabi, Aram und Ressler dürfen zwar wieder tüfteln, ermitteln, rennen und diskutieren, aber am Ende bleibt ihnen mal wieder nur die Rolle der eigentlich vollkommen unnötigen Nebencharaktere, die für die Geschichte absolut nicht von Belang sind.
Fazit
Man hätte sich etwas mehr Zeit nehmen können, um die Geschichte um Karakurt, Katarina und Liz ins Rollen zu bringen. Stattdessen wählt man eine unglaubliche Geschwindigkeit, um einen Cliffhanger zu kreieren, der quasi aus dem Nichts kommt und vollkommen unerwartet Elizabeth Keen ins Zentrum des Geschehens des Kabal schickt. Hier hätte ich gerne einfach mehr Zeit gehabt, mehr Hintergründe, mehr Mysterium… gut, es ist wie es ist. Ich bin gespannt auf das Finale und hoffe auf Antworten und interessante Impulse für die dritte Staffel.
Melanie Wolff - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Karakurt (No. 55)Erstausstrahlung (US): 07.05.2015
Erstausstrahlung (DE): 16.06.2015
Regie: Steven A. Adelson
Drehbuch: Daniel Knauf
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