Bewertung

Review: #3.07 Zal Bin Hasaan (Nr. 31)

Es ist schon erschreckend, wie wenig Elizabeth Keen im Moment zu tun hat. Diese Folge macht einmal mehr klar, dass sie momentan nur noch ein Spielball verschiedener Interessengruppen geworden ist und ihr Schicksal längst nicht mehr selbst in der Hand hat. Ob sich das in nächster Zeit ändern wird, ist auch an dieser Stelle nicht absehbar, denn es geht keinen Deut weiter in der Geschichte. Stattdessen konzentriert man sich überraschenderweise auf Samar Navabi.

"What really matters is this. Here. Now. Nothing else is guaranteed. "

Es ist wirklich an der Zeit, Navabis Charakter ein wenig näher zu beleuchten. Sie wirkt innerhalb der Task Force und der Serie noch immer wie ein Fremdkörper, der sich zwar oberflächlich in das Team integriert hat, doch ihre Legitimation, überhaupt ein Mitglied des Teams zu sein ist wenn überhaupt sehr, sehr dürftig. Ursprünglich wegen Raymond Reddington zur Task Force gestoßen, ist sie mittlerweile ein fester Bestandteil des FBI geworden, arbeitet jedoch noch immer zeitgleich auch für den Mossad und verfolgt eigene Interessen. Da bereits mehrfach angeklungen ist, dass Red sie aufgrund ihrer Vergangenheit quasi in der Hand hat und ihr wichtige Informationen liefern kann, um die Mörder ihrer Familie oder ihres Bruders zu finden, lässt sie außerdem prädestiniert dafür sein, dem Team in den Rücken zu fallen, wenn es Reddington darauf anlegt.

Hier jedoch bietet sich erst einmal ein anderes Szenario. Reddington muss für ein ominöses Treffen mit jemanden unbedingt den international gesuchten Terroristen Zal Bin Hasaan ausfindig machen, was ihm dank seiner schier endlosen Ressourcen und Freunden von Freunden auch irgendwie gelingt. Natürlich spannt Red für die Suche auch wieder das gesamte FBI ein, das für ihn die Drecksarbeit erledigt und dabei auch noch auf eine Reihe gefangen genommener Männer stößt, von denen sich einer als Samars tot geglaubter Bruder entpuppt. Dass sich ausgerechnet dieser später als Zal Bin Hasaan entpuppt, ist vom emotionalen Standpunkt her natürlich sehr spannend, allerdings war die Sache eigentlich von vorn herein absehbar. Ich kann nicht einmal genau festmachen, woran es lag – vielleicht, weil bei ""The Blacklist"" selten etwas subtil abläuft – doch die einzig logische Storyentwicklung war, dass Samar mit ihrem Bruder konfrontiert werden musste, der ganz und gar nicht das Unschuldslamm war, das sie in Erinnerung hatte.

Wir werden nicht erfahren, welchen Wert Hasaan für Reddingtons Kontakt hatte und wir erfahren auch nicht, wessen Audienz er sich mit der Auslieferung des Terroristen erkauft hat. Aber das war ja auch niemals Sinn und Zweck dieser Episode. Vielmehr ging es anscheinend darum, Agent Navabi an eine emotionale Grenze zu bringen, sie mit ihrer Vergangenheit zu konfrontieren und sie am Ende in die Arme von Agent Ressler zu treiben. Richtig, nach einem kleinen Gespräch über Gefühle und Verluste landen die beiden miteinander im Bett. Das einzige, was ich mir in diesem Moment dachte war "Armer Aram". Noch immer schmachtet er Samar von der Ferne aus an. Hin und wieder hatte man das Gefühl, als stoßen seine Avancen auf Gegenseitigkeit und nun steigt sie nach einem turbulenten Tag mit ihrem anderen Kollegen ins Bett. Wenn die Task Force ein nicht gebrauchen kann, dann ist es noch mehr Wut, Ärger und verletzter Stolz.

"You were in trouble, and I walked away. The truth is I never should have left."

Reddington spielt in der Episode eine sehr untergeordnete Rolle, auch wenn er natürlich wieder seinen großen Auftritt haben darf und eine sehr poetische Geschichte vortragen darf. Auch Liz wird in der Episode auch nicht gebraucht.

Stattdessen verfolgt man weiter die Geschichte um Harold Cooper und Tom Keen, der tatsächlich Karakurt nach Washington verfrachtet hat und nun in der Garage seines Auftraggebers ihn dazu zu bekommen versucht, Liz' Namen reinzuwaschen. Ich frage mich immer wieder, was passiert, sollte tatsächlich die Existenz des Kabal aufgedeckt werden. Klar befreit diese Tatsache Keen davon, eine Terroristin zu sein. Dennoch hat sie mit voller Absicht Tom Connolly getötet – wie sollte es ihr also helfen, dass man sie freispricht, eine Terroristin zu sein. Sucht sie sich einen guten Anwalt, der auf Unzurechnungsfähigkeit und posttraumatisches Stresssyndrom plädieren wir.d Für mich ist nicht ganz klar, wie es Liz helfen sollte, den Kabal zur Strecke zu bringen. Aber wir haben ja noch ein paar Episoden in dieser Staffel, die mich überzeugen können, dass es einen Plan hinter all dem gibt.

Das Treffen zwischen Keen und Tom dreht sich letztendlich wieder einmal nur darum, dass alte Gefühle neu aufgewärmt werden und bringt keinerlei neue Erkenntnis. Auch das Treffen zwischen Cooper und Ressler bleibt ohne nennenswertes Ergebnis, weil Tom sich einmischt und Ressler damit so auf die Palme bringt, dass er nicht einmal mehr hören will, was Cooper eigentlich vor hat oder gar schon erreicht hat. Vertrackte Situation, aber eigentlich auch nicht anders zu erwarten. Keen und Ressler können nicht miteinander und werden sicher auch niemals Freunde werden, selbst wenn sie es zusammen schaffen sollten, Liz zu retten.

Randnotizen

  • Der Direktor wird ermahnt, das FBI Team nicht mehr zu hintergehen, sonst fliegt er aus der Zentrale. Keine Stunde später schickt er Solomon los, um Tom und Liz auszuschalten, nachdem ein Mitarbeiter ein Telefongespräch mitangehört hat, ohne Ressler etwas davon zu sagen. Die Quittung (dank eines sehr umsichtigen Agenten Mojtabai) – der Direktor fliegt. Es war ein kurzes und spannungsarmes Gastspiel für den Kopf der CIA.
  • Solomon wird von Ressler verhört und hat auf jede Frage eine perfekte Antwort und lässt sich dann gezwungenermaßen vom Direktor foltern, der ja noch immer die Fassade eines besorgten Gesetzeshüters aufrecht erhalten muss. Als die beiden Männer schließlich Arm in Arm auf der Couch sitzen und ihre Wunden lecken, da fragt man sich schon, welche Beziehung die beiden zueinander haben. War es nicht mal vor kurzem, dass Solomon dem Direktor gedroht hatte? Ich dachte ja ehrlich, dass Solomon ein hohes Tier im Kabal wäre, stattdessen ist er nur ein Auftragskiller. Ein charismatischer Auftragskiller, aber eben nur ein ganz kleines Licht in der Organisation der Bösewichte.
  • Aram arbeitet sich für die Task Force wund, hat eine gute Idee nach der anderen und bring das Team immer wieder entscheidend weiter. Dennoch dankt ihm niemand so recht für seinen Einsatz und er steht stets im Schatten von Ressler und Navabi. Und dann muss er auch noch verkraften, dass Ressler und seine Angebetete miteinander im Bett landen… Wenn das den armen Mann nicht bricht.

Fazit

Die Episode ist sicherlich spannend und emotional und angesichts der Tatsache, dass wir uns mit großen Schritten auf das Winterfinale der Staffel zubewegen als Übergangsfolge auch in Ordnung. Dennoch muss ich gestehen, ich sehe lieber ein Katz und Maus-Spiel zwischen Reddington und dem FBI mit Pseudo-Blacklistern in der Schussliste, in denen James Spader glänzen kann als ein Psychogramm einer eigentlich vollkommen unwichtigen Nebenfigur wie Samar Navabi. Von daher kann es einfach nicht mehr eine durchschnittliche Punktzahl geben, einfach weil neben mehrerer kleiner Unstimmigkeiten der Gesamtplot einfach ignoriert und ad acta gelegt wurde.

Melanie Wolff - myFanbase

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