Bewertung

Review: #3.14 Lady Ambrosia (Nr. 77)

Seit dem vorläufigen Ende der Kabal-Storyline wartet man vergebens auf einen neuen Gegner für Raymond Reddington. Dabei wird in dieser Episode klar, dass man sich wohl nur zunächst auf etwas anderes konzentrieren wird – Elizabeth Keen, ihr Baby und ihre (totgeglaubte) Familie.

"You think your life is too dangerous for a child, but what is your life without one?"

Noch immer ist das Baby von Elizabeth Keen der Mittelpunkt der aktuellen Episoden. Liz hadert mit ihrer Entscheidung, ihr Kind zur Adoption freizugeben, wenn sie nicht Teil des Lebens ihres Ungeborenen sein kann, so dass man sich wirklich fragen kann, ob es nicht besser wäre, alle Zelte in Washington abzubrechen und irgendwohin aufzubrechen, wo sie mit ihrer kleinen Familie ein ruhiges Dasein fristen kann. Inwiefern ihr das möglich ist, da die beiden wichtigsten Männer in ihrem Leben ihr ebendieses unnötig schwer machen, sei dahin gestellt. Mir ist nicht ganz klar, was Liz eigentlich für ein Problem hat – möchte sie das Kind behalten und selbst erziehen, dann soll sie das bitte, es sei ihr gegönnt. Möchte sie es aus der Schusslinie bringen und dafür sorgen, dass es sicher aufwachsen kann, ohne Angst zu haben, als Druckmittel missbraucht zu werden, dann soll sie es zur Adoption freigeben. Aber sie möchte unbedingt in das Leben ihres Kindes einbezogen werden – zwar nicht unmittelbar für die Erziehung verantwortlich sein, aber doch immerhin wissen, wo es lebt, wie es lebt und wie es ihm geht. Aber macht es das Kind dann nicht auch wieder zur Zielscheibe für mögliche Gegner, die es auf sie oder Reddington abgesehen haben? Mir erschließt sich nicht, was sie mit der Adoption bezwecken will.

Liz ist also noch immer hin und her gerissen und in dieser Episode wird der innere Zwiespalt noch viel mehr verstärkt. Zum ersten dreht sich der Fall um vermisste Kinder mit ganz speziellen Bedürfnissen oder Handicaps, die plötzlich wieder auftauchen und natürlich muss Liz für einen von diesen den Babysitter spielen und erkennt dabei ihre mütterlichen Fähigkeiten. Zum anderen ärgert Reddington sie mal wieder mit kleinsten Informationen über ihre Mutter und erzählt ihr brühwarm, dass sie wahrscheinlich dafür verantwortlich ist, dass ihre beiden Eltern ihr Leben gelassen haben. Und dann, als sie bereits mit ihrer Entscheidung hadert und ernsthaft in Erwägung zieht, das Kind zu behalten, da findet sich plötzlich ein Pärchen, das nichts sehnlicher möchte als ein kleines Kind, so dass sie auch akzeptieren, dass Liz ein Teil von dessen Leben sein möchte. Gefühlschaos pur bei der lieben Liz also.

Was mich ein wenig stört, ist die Tatsache, dass Reddington gegenüber Liz’ Kind so gleichgültig erscheint, was die These, er könnte eventuell doch ihr Vater sein, ein wenig ins Abseits rückt. Er sorgt sich in erster Linie um ihre Sicherheit, will für das Kind einen Treuhandfond einrichten und stellt einen seinen besten Angestellten, Baz, in den dauerhaften Dienst von Liz, der in dieser Episode von einem nervigen Nachbarn doch glatt zum Lebensretter avanciert. Man kommt also nicht umher, erneut zu fragen, wer Reddington eigentlich ist für Elizabeth Keen. Er bekräftigte ja bereits mehrfach, dass er nicht ihr Vater ist und doch blitzt immer wieder ein Moment durch, indem man dies bezweifeln kann. Beispielsweise, als er ihr klar macht, dass ein Leben ohne Kind auch nicht das Wahre ist, wie er am eigenen Leib spüren musste. Ich hoffe, nein ich rechne sogar damit, dass spätestens im Finale von Staffel 3 nun einige Antworten folgen müssen, wenigstens darüber, wer Katarina Rostova ist und ob sie noch am Leben ist.

"From where I sit, there’s only one ugly person in the room and it’s certainly not you, Theo."

Das FBI wird von Reddington auf die Spur von Lady Ambrosia geführt, einer Frau, die sich um Kinder "kümmert", die von ihren Eltern nicht gewollt waren. Dabei handelt es sich anscheinend immer um Kinder, die lediglich ein Elternteil loswerden wollte, wie im Falle des jungen Ethan, dessen Mutter ihn aufgrund seiner Erkrankung gerne abgegeben hätte, was ihr Mann jedoch niemals gestattet hätte. Also wendet sie sich an eine dubiose Vermittlungsagentur, die das Kind verschwinden lässt. Das klingt jetzt alles etwas weit hergeholt, doch wer weiß schon, welch Dunkle Seelen auf der Erde wandlen und was hinter verschlossenen Türen so alles passiert – man erinnert sich dabei unvermeidlich an Natascha Kampusch und ihr Schicksal.

Natürlich geht es hier in erster Linie auch um das Schicksal der ominösen Lady Ambrosia, die es nicht verkraftet hat, dass ihr "guter Sohn" einen Bootsunfall überlebt hat, während ihr "kaputter" Sohn am Leben bleiben durfte. Also richtet sie ihn darauf ab, dass er andere, unerwünschte Kinder tötet, sobald sie das 12. Lebensjahr erreicht haben. Sehr, sehr gruselige Vorstellung, aber für "The Blacklist" absolut typisch.

Am Ende bringt Reddingt das FBI eigentlich nur auf den Fall, weil er selbst auf der Suche nach einem Kind ist, das angeblich verstorben ist, das er jedoch eben bei dieser Lady Ambrosia vermutet. Und tatsächlich, er findet die kleine gehörlose Anya bei Lady Ambrosia, kann sie befreien, seine Reden schwingen und dann einer Frau übergeben, die ihm eine Akte aus ihrer Zeit beim KGB überlässt, in der es – wer hätte es vermutet – um Katarina Rostova geht. Vorhersehbar, aber auch das ist nichts neues.

Randnotizen

  • Toms Geschichte wirkt einmal mehr wie ein Störfaktor in der ganzen Geschichte. Sein Coup mit Gina Zanetakos endet in einem Fiasko für ihn, da sie ihn, nachdem er ihr Angebot abgelehnt hat, sie auf ihren weiteren Raubzügen zu begleiten, einfach kaltblütig erschießen lassen will. Glücklicherweise ist Tom ein zäher Hund und überlebt auch ein frontales Abfeuern mehrer Salven auf ihn und seine Begleiter. Mit Mühe und Not kann er sich in eine Wohnung retten, sich dort notdürftig verarzten, nur um dann bewusstlos zusammen zu brechen. Wohin seine Geschichte gehen soll, erschließt sich im Moment auch noch nicht.
  • Irgendwie scheint im Team momentan der Wurm drin zu sein. Die Dynamik zwischen ihnen ist anders als noch in den ersten Episoden, obwohl sie alle gemeinsam daran gearbeitet haben, Liz zu befreien. Nun aber haben sie kaum Interaktion miteinander und Kontakte beschränken sich auf belanglose Gespräche oder kleinere Konflikte.
  • Ich liebe Glen Carter und er sollt wesentlich öfter in die Episoden integriert werden. Er ist der einzige, der Reddington so richtig triezen kann, ohne dass ihm Konsequenzen drohen, weil er für Red ein so wichtiger Partner ist. Fantastisch.
  • In welchem Monat ist Keen eigentlich? Mal wirkt es, als hätte sie erst gestern erfahren, dass sie schwanger ist, dann sieht sie so aus, als sie sie bereits im sechsten Monat. Klar, es liegt daran, dass Megan Boone tatsächlich schwanger ist, aber da man keine Zeitlinie hat, fällt soetwas immer wieder mal negativ auf.

Fazit

Es tut mir fast schon weh, ständig so wenig Punkte zu vergeben, denn es gibt eigentlich dank James Spader immer wieder tolle Momente, aber die Geschichten sind momentan sehr sehr unausgegoren und es fehlt ein großes Ziel, auf das man hinarbeitet.

Melanie Wolff - myFanbase

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